der darauf bestand, den Präsidenten persönlich zu sprechen und sich für eine angethane Beleidig­ung zu rächen. Anfänglich glaubte man, daß ein Attentat beabsichtigt sei, später wurde der Irrsinn des Mannes zweifellos erwiesen.

Lemberg, 8. Jan. In den Petroleum­gruben in Borgs law brach in dieser Nacht wieder Feuer aus, welches große Ausdehnung annahm. Es sollen nach den bisherigen Nachrichten mehr als 20 Schächte mit Bohrtürmen, Werkzeugen und Rohöl abgebrannt sein. Auch viele Häuser auf der Potoker Straße sind dem Feuer zum Opfer gefallen.

Lemberg, 10. Jan. Das Feuer in den Borgslawer Petroleumgruben ist gelöscht. Es brennen nur noch ein Eruptionsschacht und kleinere Erdreservoirs in einigen Schächten.

Wien, 10. Jan. Heute früh erschoß sich in einem hies. Hotel ein Mann,, der sich Jelle- niko nannte, der aber mit den Beamten der Potsdamer Depositenkasse der Nationalbank für Deutschland Albert Heyde identisch sein soll, der am 26. Dez. nach Unterschlagung von 96000 Mark geflüchtet ist.

Wien, 8. Jan. Die Kriegsverwaltung be­schäftigte sich mit Studien über die Einführung der zweijährigen Dienstpflicht, ohne daß jedoch bisher eine prinzipielle Entscheidung getroffen ist.

(Zar und Kaiser in Rom.) Nach offiziellen Nachrichten soll der russische Zar Ende April und Kaiser Wilhelm Mitte Mai in R o m eintreffen.

Paris, 9. Jan. Frau Humbert, die heute das erste Mal vor dem Untersuchungsrichter er­schien, antwortete in einem dreistündigen Ver­hör sehr prompt auf alle ihre Vergangenheit be­treffenden Fragen, lehnte jedoch entschieden jede Auskunft über die angeblichen Crawfords ab. Sie erklärte, ihre übrigen Verwandten wüßten nichts darüber, und sie allein übernehme alle Verantwortung, sie werde die Wahrheit aber erst in der öffentlichen Gerichtssitzung enthüllen.

Paris, 7. Jan. AusSaignon wird gemeldet: Um die unter den Truppen überhand nehmende Trunksucht zu bekämpfen, hat General Coronat befohlen, daß in Zukunft jene Soldaten, welche dreimal wegen Trunkenheit bestraft werden soll­ten, eine besondere Uniform tragen, durch welche sie als Trunkenbolde gekennzeichnet werden.

Paris 10. Jan. Die Versuchung mit dem

Jer Aemerndeclr'Zr.

Nomon von M Els born

40) Nachdruck verboten.

Nehmen Sie Ihre Mütze ab, Kerzel so, jetzt treten Sie zu mir, und richten Sie ihren Auftrag anständig aus was wollen Sie? sagte Doktor Jellinek.

Es kam jetzt artig heraus Frau von Heidenbruck verlangt ihre Rechnung.

Eugen zog seine Börse.

Hier ist die Bezahlung für ihren Weg es ist keine Antwort, und wenn sie etwa wieder eine Bestellung zu überbringen haben, so merken Sie sich, daß es mit Manier zu geschehen hat, Adieu."

Frau Jellinek atmete erleichtert auf. Sie sah ihrem Sohne nach, wie er ins Haus schritt.

Nur ein einziges Mal in ihrem Leben hatte sie einen Mann gesehen, der Kopf lind Brust s so stattlich trug wie er das war der Kaiser' o, dazumal, vor ewig langen Jahren, als sie noch im Forsthaus wohnten.

Die Geschichte mit der Rechnung ging Frau Jellinek gar nicht aus dem Kopf. Sie hatte ein ahnendes Gemüt da mußte irgend etwas vorgefallen sein ja, vielleicht, daß sie im Schloß meinten, Eugen trüge ihnen die Stich­wunde nach; wohl, wohl, die Menschen spielen immer die Beleidigten, wo sie etwas gut zu machen hätten; -aber das Dirndel!" Schlicht­weg nannte die alte Frau Gisela in ihrer Ge­dankensprache so. Und wie sie geweint hatte völlig aus ihrem jungen Herzen heraus ja, das liebe, liebe Dirndel!

Eugen saß vor seinem Schreibtisch, das Ge­sicht in die Hand gestützt.

Er starrte ans seinen eigenen Schriftzüge kräftig und klar standen sie auf dem Papier.

Er prüfte, was er geschrieben, dann faltete dr den Bogen zusammen und steckte ihn in ein Couvert.

achtstündigen Arbeitstag in den Marinewerkstätten von Toulon haben nach der Frks. Ztg. so günstige Resultate ergeben, daß der Marineminister Pelletan die allgemeine Durchführung des Achtstundeneages in allen Etablissements dekretierte.

Skandal auf der Rennbahn in Mar­seille brachten die vorgestrigen Pferderennen mit sich. Es kam zu tumultuösen Austritten in­folge eines Unfalles bei einem der Rennen. Die Menge zerschlug die Tribüne und brach die Um­zäunung ab. Die Polizei mußte verstärkt wer­den und mit blanker Waffe gegen die Menge vorgehen, welche schließlich auseinandergetrieben wurde.

Madrid, 8. Jan. Bei dem Leichenbegäng­nis Sagaflas gingen an der Spitze des Gefolges die Präsidenten der Kammer und des Senats, der Erzbischof von Toledo, die Mitglieder der Familie Sagastas und Vertreter des Königs und der Königin-Mutter. General Bourbon Castelvi stellte sich gestern abend dem Gericht.

Madrid. (Attentat auf den König von Spanien.) Als der König mit Gefolge von der Kirche zurückkehrte, schoß ein Individuum aus die beiden königlichen Wagen. Verletzt wurde niemand. Der Thäter wurde festgenvmmen und entpuppte sich als ein Italiener.

New-Aorst, 8. Jan. Die Beulenpest in Mexiko brach derart aus, daß die 6 vor­handenen Aerzte in Anzona telegraphisch die Einrichtung einer Quarantäne an der Grenze der Vereinigten Staaten verlangten.

Die Affäre der sächs. Kronprinzessin.

Berlin, 8. Jan. Nach Genfer Privat­depeschen ergaben sich in den gestrigen Verhand­lungen zwischen dem Rechtsanwalt des Kron­prinzen und der Kronprinzessin von Sachsen wesentliche Schwierigkeiten in der Frage der künftigen Stellung der Kronprinzessin als Mutter. Die Kronprinzessin verlangt weitgehende Zuge­ständnisse hinsichtlich ihrer mütterlichen Rechte, insbesondere die Erlanbnis, wann und wo immer es ihr beliebt, ihre Kinder sehen zu können. Die Kronprinzessin gab die bestimmte schriftliche Erklärung ab, sie wünsche die völlige Auslösung ihrer Ehe und werde sich dann unverzüglich mit Giron verheiraten.

Berlin, 9. Jan. Nach einer Meldung des

Herrn Julius von Heidenbruck", schrieb er auf die Adresse.

Stille, ganz stille war es im Zimmer. Eugen fühlte sein Herz klopfen es sprach wie ein Prophet von schweren kommenden Dingen, von Stürmen und Not, von großer Drangsal und Trübnis, die sich über sein und ihr Leben er­gießen würden, und dabei wuchs ihm die Kraft bis ins Unendliche kämpfen um sie bis zum letzten Atemzuge!

Die Abendsonne fiel durch die Fenster. Jedes Stäubchen trug die roten Strahlen auf und wirbelte damit im tollen Tanze durch die be­wegte Luft. Es war Zeit Zeit, daß der Brief ins Schloß wanderte morgen wollten sie reisen.

Aus der Straße fand Eugen einen Boten. Er schaute ihm nach, wie er ins Schloß ging durch das eiserne Thor mit der goldblitzenden Grafenkrone.

Er atmete tief und erregt ein Blutstrvm war ihm ins Gesicht gestiegen.

Durch das volle Sommergrün schimmerte Giselas Fenster.

* *

Sie saßen beim Nachtmahl Herr und Frau von Heidenbruck mit Gisela, als der Bote Eugens Brief überbrachte.

Die Rechnung," sagte Frau Mathilde kurz und steckte das Billet zu sich, ohne Notiz davon zu nehmen, daß es den Namen ihres Gatten als Aufschrift trug. Sie ließ sich im Essen nicht stören. Frau Mathildens Appetit war unter allen Lebensverhältnissen gesund und groß, er hatte sich auch heute nicht vermindert, trotz der vielen Thrünen, die sie geweint. Sie ihr ^ garniertes Schnitzel und erst, als sie sich am kalten Aufschnitt gesättigt, holte sie Eugens Brief hervor.

Sie wollte die Rechnung prüfen.

Gisela sah von ihrem Platz aus« daß es

keine Rechnung war-ihr wurde znm Sterben

zu Mute das Gesicht der Mutter der

B. T. aus Leipzig verbot die Polizei de.i Ver- ! kauf von Postkarten mit dem Tvppelbrnstbiid der Kronprinzessin und Girons.

Wien, 8. Januar. Wie dasN. W. Tgbl." aus Salzburg meldet, fand gestern da'eiäst ein Familienrnr statt, an dem außer W- des Hauses Toskana Erzherzog Ludwig Lunar als Vertreter des Kaisers teünahi«. Der Familien­rat soll beschlossen haben, dem früheren Erzherzog Leopold Ferdinand das ganze ihm zustehende Erbteil sofort anszuzahlen und sodann alle 'Be­ziehungen abzubrechen.

Der Konflikt mit Venezuela.

Berlin, 9. Jan. Mit dem heutigen Tage nimmt die Blockade der Küste Venezuelas strengere Formen an. Tie Vergünstigungen für Herküufte aus Wcstindien und Öst-Amerfta fallen fort.

Caracas, 8. Jan. Die Antwort der ve­nezolanischen Regierung aus die letzte Note der fremden Mächte wurde heute vormittag dcm amerikanischen Gesandten Bowen übergeben. Gestern wurden die Forderungen der Machte nach zwei erregten Sitzungen des Kabinets an­genommen. In Ausführung eines vom Staats­sekretär Hap erteilten Befehls begiebt sich Bowen am Samstag aus dem KriegsschiffCincinnati" nach Washington.

Caracas, 9, Jan. Tie Zustände in Ve­nezuela gestalten sich bedenklich, ungeachtet Castros Siegesbulletins. Es ist bekannt, daß die In­surgenten immer mehr der Hauptstadt sich nähern, und daß manche Bewohner derselben, dis früher Anhänger Castros waren, für die Insurgenten Partei nehmen, da sie hoffen, daß dieselben schneller ein Arrangement mit den Mächten treffen würden. Matos hat öffentlich erklär«, er werde binnen einem Tag die Mächte zur Aufgabe der Blockade veranlassen können. Die Bank von Venezuela hat ihre Thüren geschlosst".. Möglicherweise wird sich nun auch Frankreich den Mächlen in Bezug aus die Blockade an­schließen.

Caracas, 10. Jan. Die venezolanischen Aufständischen wurden in der Nähe von Quique geschlagen. Ein Trupp Aufständischer, der aus Caracas maschierte, wurde zerstreut. In der Nähe von Coro kam es ebenfalls zu einem Ge- sechie, bei dem die Aufständischen geschlagen wur­den. 80 Mann wurden gefangen.

böse starre Ausdruck und dann der Blick, den sie ihr zuwarf. Wenn Gisela etwa im Hemd auf die Straße gegangen wäre, die Mutter hätte sie nicht vernichtender ansehen können.

Und nun reichte Frau Mathilde ihrem Gatten das Schreiben:Lies!"

Sie trommelte mit den starken Fingern aus ihrem Teller herum, bis Herr von Heideubruck annähernd begriffen hatte, daß der Brief kein wahnwitziger Spaß, sondern die Erklärung eines Mannes war, der in allem Ernst um Giselas Hand anhielt.Berückter, hirnverbrannter Kerl! Was in aller Teufel Namen bildet sich das Subjekt ein, mir solchen Brief zu schreiben!" Er dachte gar nicht daran, daß irgend andere Cvnsequenzen daraus entspringen könnten, als daß er sich beleidigt und furchtbar geärgert fühlte.

Gisela mar bei jver BezeichnungSubjekt" zusammengefahren sie wollte dazwischen rufen, aber ihre Stimme versagte sie wäre vor Erregung erstickt.

Herr von Heidenbruck warf seiner Frau den Brief verächtlich hin:Solche Gemeinheit!" da hatte Gisela sich wieder.

Sie stand auf, alles au ihr bebte, nur die Stimme klang voll und groß, wie im gewaltig­sten Affekte.

Treibt mich nicht zur Verzweiflung durch die Art, wie Ihr von dem Briefe sprecht ich weiß, was er enthält es ist" da brach sie ab ihr Herz schlug so hoch sie be­sann sich nicht mehr auf die Worte, die ihr aus der Zunge lagen.

Du weißt davon?" schrie Frau Mathilde ihre lichten, ins Gelbliche schinMwndeu Augen hatten einen SchlangenblickDu weißt 'da­von? Du? Du?"

Sie packte Giselas Handgelenk.

Mit eisernem Griff zog sie sie näher dcr Brief dec liebe Brief lag offen vor Gisela.

Herr von Heideubruck saß mit verstörtem Ausdruck da er hörte nur. er kam no-.p gar- nicht zu sich. ^Schluß sotgt.^