Die Revolution in Marokko.
Tanger, 8. Jan. Der Tribus der Khani- 's unterwarf sich und lieferte 250 Gewehre ns. Der Sultan verlangt Rückgabe der ge- .aechen Kriegsbeute. Die Khanikas lehnen dies i> und dürften sich nun wieder den Rebellen ufch'ießen. — Das Gerücht über Ermordung mUscher Poftkuriere ist, lt. Ff. Zg. unbegründet.
Tanger, 9. Jan. Ein Berichterstatter ist om Fez hier eingetroffen und erklärte, das ganze r.nd befinde sich in vollkommen ruhigem Zu- ande, alle gegenteiligen Nachrichten feien überleben, das Ansehen des Sultans sei unbestritten. 1er Berichterstatter hat sich auf seiner Reise, ne er mit einer Begleitmannschaft zurücklegte, -ei alleu Srämmen angehalten und nichts wahr- niommen, was die Gerüchte rechtfertigen konnte, on denen er bei seiner Ankunft in Tanger .enntnis erhielt.
Madrid, 9. Jan. Nach eine/ .Meldung ns Melitta erlitt Vu-Hamara in der Nähe von ez eine Niederlage und zog sich aus Tazza zu- ,ick. Bu-Hamara soll sehr mutlos sein. Biele lner Anhänger fielen von ihm ab. Der Ka- ylenstamm Beni-Nassen unterwarf sich. Nach inem Telegramui des „Heraldv" aus Tanger äst am Hofe daselbst der Einslust der Eng- .änder zurück, der der Franzosen iväch-t dagegen.
Tanger, 9. Jan. Soeben trifft die Nach- cht hier ein, daß der Bruder Sultans, Muley .-cohamed der von einer Volksmasse zum Sultan roklamiert wurde, sei ins Gefängnis geworfen wrden. Die Situation des Sultans wird, i. Ff. Ztg. durch diesen Zwischenfall erschwert.
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-- (Warnung). J:n Inseratenteil der Tllges- . lütter findet sich folgende Verlockung nach Wend- mdschem Muster: Wer Ivoo Nil. Bargewinu .'Zielen will, trete als Mitglied ein in die Ver- 'nigung zur Erwerbung von Wertpapieren, -ecings Beiträge. Prospekt über riese streng reelle,' überall erlaubte Einrichtung wird gratis ad franko zugesandt von C. W. F. Pet'ersen,
— (Lateinische Buchstaben.) Von einer' . .utlichen Stelle im Auslände wird der „Köln.! ckg." geschrieben: Es kommen ans allen deut- !
schen Ländern für die zahlreichen Deutschen hier sehr viele Briefe an, deren Adressen in deutschen Lettern geschrieben sind. Die hiesige Post kann mit diesen Briefen nichts machen, somit schickt sie sie zu uns aufs Konsulat und wir besorgen sie. Was hier geschieht, das wird auch für anderwärts gelten, aber auch für Orte, an denen kein deutsches Konsulat und auch sonst niemand da ist, die Adressen zu kontrollieren. Wie viele Briefe dürften aber da verloren gehen, wie viele Familienbande gelockert werden! Ein Sohn im Auslande schreibt seiner alten Mutter einmal, zweimal, er erhält keine Antwort. Da denkt er: Dis alte Frau wird todt sein und schreibt nicht mehr. Und unterdessen sitzt das Mütter- lein in angstvoller Erwartung zu Hause uno weint sich die Augen aus, weil es nichts mehr von dem Sohne hört. Der Junge wird todt fein. Ach nein, aber der Brief des alten Mütter- leins mit den ungelenken deutschen Zügen, der ist niemals angekommen. Das liebe Publikum möge sich also für Adressen nach romanischen Ländern nur lateinischer Buchstaben bedienen, es ist mit den deutschen Zügen gerade so, als wolle Jemand nach Deutschland mit griechischen Lettern Briefe adressieren.
— (Geheimmittelschwindel.) Die amtliche „Karlsr. Ztg." schreibt: Unter dieser Rubrik ist aus letzter Zeit auch das Unternehmen eines angeblichen Dr. John Haig in Cincinnati zu verzeichnen, das nach öffentlichen Anpreisungen mit der Heilung von Kropfleiden sich befaßt und von dem Patentmedizinbureau Dr. John P. Haig Company daselbst derart in Szene gesetzt wird, daß auf Anfrage eines Patienten demselben ein Probemuster der Medizin übersandt, und ihm dann anheim gegeben wird, für die weitere Behandlung und Zusendung des Mittels den Betrag von 42 Mark sofort einzubezahlen, lim das Unternehmen als eines der größten ^cywindelunternehmen aus diesem Gebiete zu leunzeichnen, genügt es wohl, daraus hinzuweffen, daß nach der amtlichen Erkundigung des Kaiserlichen Konsuls in Cincinnati weder hier ein Dr. Haig, noch in Convinzton, Kg. V. S. v. A., 'ine ans den Reklamen abgebildete Frau Ellen ! A. Glaynor existiert, welche durch das Mittet ! mm einem 28jährigen Kropfleiden befreit worden
sein will, und das in Rio de Janeiro (Brasilien) allein 60 000 Kropffeiden geheilt haben soll. Vor dem Schwindel sollte allenthalben gewarnt werden.
— Der Mitinhaber des Bankhauses Gebr. Dschamgarow in Moskau, der vielfache Millionär Isaak Jsaakowitsch Dschamgarow, wurde durch Dolchstiche ermordet, als er im Begriff war, die armenisch-gregorianische Kreuzerhöhungskirche zu betreten. Der Mörder, ein noch junger Armenier, hatte sich durch eine sichtliche Unruhe bemerkbar gemacht, mit der er nahezu einer 1 Stunde auf dem Kirchhofe auf- und ab- patrouillerte, Cigarette aus Cigarette anzündsnd und wieder wegwerfend. Als dann I. Dschamgarow in Begleitung seines Bruders Nikolai bei der Kirche vorfuhr und die wenigen Stufen zum Vorplätze emporstieg, war der junge Armenier plötzlich an seiner Seite, packte ihn am Pelzkragen und stieß ihm einen kaukasischen Dolch tief in den Hals hinein, worauf er dem Zn- sammenbrechenden noch 4 oder 5 Stiche in Brust, Unterleib usw. beibrachte. Das spielte sich io schnell ab, daß die zahlreichen Umstehenden den Mörder von seinem Opfer erst lvsreißen konnten, als Dschamgarow, bereits am Verscheiden war. Inzwischen hatte die bereits erschienene Polizei Mühe, den Mörder lebend der empörten Volksmenge zu entreißen. Der Mörder giebt an, Michael Jakubow zu heißen. Er will sich daran gerächt haben, daß der Ermordete seine — Ja- kubows — Bitte um Unterstützung mit einer scharfen Zurückweisung beantwortet habe.
— Folgende originelle Grabschrift befindet sich aus einer Grabplatte aus dem 16. Jahrhundert in der Kirche im masurischen Nastenburg: Euphrosina, Pormanina,
Meine trautste Ehegattin,
Lieget hier begraben!
Welche war, wie Gott bewußt,
Meine beste Angcnlust,
Die ich pflag, zu haben.
Ja, sie war mein Kaufmannsschiff Welches früh und spät auslief Und mir Nahrung brachte.
Meine beste Arzenei War sie in Melancholei,
Dis mich munter machte.
„Adceu, Anrvn!" ries Irma ihm noch freundlich zu.
„Bedenke wohl, es war kein Scherz von mir, Irma — ich würde ihn töten!" stieß der junge Bursche leidenschaftlich zwischen den Zähnen hervor. Das waren seine letzten Worte.
3.
Sechs Stunden lang hatte Irma zu fahren, bevor sie sich Schloß Falkenau näherte. Wie dann nach langer, ermüdender Fahrt ihr Auge zum ersten Mal aus ihrem zukünftigem Heim ruhte, fielen die letzten warmen Strahlen der untergehenden Sonne ans die lange steinerne Facade des Schlosses und spiegelten sich gleich funkelnden Diamanten in den hohen Fenstern wieder.
Halb ängstlich, halb schüchtern schaute Irma um sich, als der Wagen in dem Parke durch die stattliche Buchenallee dem Schlosse zusuhr.
Sie fühlte sich müde und abgespannt; der Abschied von Maidorf hatte sie sehr angegriffen; und wenn auch die Spannung und Erwartung, was die Zukunft ihr wohl bringen werde ihre Thränen bald getrocknet hatten, so hatte sich ihrer nach der langen, anstrengenden Fahrt doch eine tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigt.
Es war ja alles geschehen, ihr die lange Fahrt möglichst erträglich zu machen. Da war ein Körbchen mit allerhand Erfrischungen, einige Bücher, ein leichter Mantel, falls es ihr kalt werden sollte, — ja, sogar ein Strauß köstlich duftender Rosen lag im Wagen.
Wer mochte wohl der gütige Spender dieser zarten Aufmerksamkeiten sein? — Ihr Vater, der Baron, hatte dies wohl alles cmgeordnet. Doch stiegen Irma Über die Richtigkeit dieses Gedankens auch Zweifel aus, da der Hofmeister ihr gesagt hatte, daß der Herr Baron jetzt krank sei und von heftigen Gichtschmerzen geplagt werde. — Nein, sicher hatte sie diese Zeichen zärtlicher Fürsorge daher der Frau Baronin voll Steinfels zu danken,
(Fortsetzung folgt.)
Uevoüwu: v ai.n tü>Ubsi
^ L .
- §
Roman von I.
Orbin.
Pia.
Nachdem!
verboten
„Irina — versprich es mir!" drängte Auen wieder, „versprich mir, daß Du mich hei- tten nullst, wenn Du einundzwanzig Jahre alt nvordsn bist."
Einundzwanzig Jahre! — noch vier lange Fahre! das schien ihr fast ein Meiffchenalter— md er wollte sich gedulden, wenn er ihr Verbrechen hatte!
amcyeu sori, als ;eu> eeiuenichosllicher Blick den angstvollen Augen des Mädchens begegnete.
„Es wird mich gar Niemand heiraten wollen", s meinte sie lächelnd über diese wunderliche Idee, indem sie ihre Rechte seiner Hand entzog und krampfhaft lächelnd davonlief.
Das waren die letzten Worte, die sie mit Anton Mertens wechselt;.
Zeitig am nächsten Morgen stand der Wagen des Barons vor dem Pachterhans, um sie nach Schloß Falkenau zu bringen. Der Baron war nicht mitgekommen, nur seinen alten Hofmeister hatte er geschickt, der Irma respektvoll als gnä-
„Armes Kind! Arme Irma! Sie war noch diges Fräulein begrüßte und nahm dann auf ,, jung, so unerfahren, der Kopf that ihr so dem Bocke neben dem Kutscher Platz, eh und oie Augen brannten ihr von den vielen Zärtlichster Abschied — viele heiße Thränen ihränen, die sie' vergossen hatte. Es erschien — ein letzter Segensspruch — dann siel die
^r so einfach, den: armen Anton seinen Willen Wagenthüre zu, die Pferde zogen an, und fort
r thun. — rollte der Wagen. Bald war das wehende
'Als er ihren zitternden Lippen mit halbem ^"^ (haschentuch das Letzte, was die trauein-
Nderstreben das Versprechen entrungen hatte/ d.LnP^clstersleute von ihrem geliebten Pstege- >llte er sie küssen, doch fast zornig stieß sie ihn Z^d !"hen.
. -it aller Kraft ihrer kleinen Hände von sich. > Als aber der Wagen das Dorf eine kurze „So gieb mir wenigstens diese Blume"/Strecke hinter sich znrückgelassen hatte, und die er. " j Pferde an einer kleinen Anhöhe angelangt, ihren
Die gab ihm Irma, er zog sein Notizbuch schnellen Lauf mäßigten, trat hastig ein Mann us der Tasche und legte die 'kleine wilde Rose hinter dem Heckenzaun hervor und lief neben wischen zwei leere Blätter. - dem Wagen her.
„Diese Rose sei das Liebespfand zwischen^ . „Irma, Du wirst nicht vergessen, was Du . .ir und Dir", sprach er, „wenn ich Dir diese Mir versprochen hast?" sagte er im gedämpften getrocknete Blume schicke, Irma, dann weißt Dm Tone.
- aß ich komme. Dein Versprechen einzulösen." j „Wie kannst Du mich jetzt damit quälen, wo „'Roch eins", fuhr der junge Bursche nach ich ohnehin so unglücklich bin?" antworte sie unter kurzem Schweigen fort, „ich werde Dich in der/Thränen.
nächsten Jahren vielleicht nur selten sehen, abev „Weil der Gedanke an meine Liebe Dich ich. werde stets genau wissen, was Du thust und glücklicher machen soll. — Vergiß nicht, was Du vcsibst; wenn ich La höre, daß ein anderer Mann mir geschworen hast!" setzte er in feierlichem l - wagen sollte, mir Deine Liebe zu entziehen,! Tone hinzu.
> '' zu stehlen — Irma, so wahr! „Geschworen habe ich Dir überhaupt nichts",
cm Gott über uns lebt — diesen Menschen würde murmelte Irma, aber durch das Wagenqerassel itoten, wer es auch sei!". hörte Anton ihre Antwort nicht.
„Du brauchst nicht so erschreckt dreinzüschauen. Die Anhöhe war erreicht, der Wagen fuhr we >;rma," fuhr er mit halb erzwungenem wieder schneller.
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