4 pCt. Hypotheken-Pfandbriesen der preußischen Pfandbriefbank 18. Emission, Litera it in Umlauf gebracht. Die Elberfelder Kriminalpolizei ermittelte die Anfertiger der falschen Scheine in dem Kaufmann Hermann Homburg aus Barmen und dem Litographen Rothe in Elberfeld. Homburg trug bei seiner Verhaftung noch 21 Coupons bei sich. Wie sich herausstellte, hatte Rothe-Barmen eine vollständige Druckerei für die Anfertigung falscher Zinsscheine eingerichtet. Mit den Anfertigern der gleichfals in Umlauf gebrachten falschen Zins-Coupons der preußischen konsolidierten 31- proz. Staatsanleihe scheinen die Verhafteten nicht in Verbindung zu stehen.
Das Wolfsche Bureau meldet aus Shanghai: Unter lebhafter Teilnahme der deutschen und der übrigen auswärtigen Niederlassungen, sowie der Konsulate und sämtlicher Behörden erfolgte nach einer Ansprache des Generalkonsuls Knappe die Einschiffung der letzten deutschen Truppen.
Paris, 4. Jan. Eva Humbert hat in den letzten Tagen zahlreiche Heirats-Anträge erhalten. Die Briese wurden ihr durch Vermittelung des Untersuchungsrichters zugestellt.
Madrid, 3. Jan. Der Heraldo veröffentlicht ein Schreiben des Akademikers Cotarelo, in welcher dieser sich als den Urheber des Schreibens an den französischen Botschafter bekennt, in dem die Wohnung der Familie Humbert mitgeteilt wurde. Cotarelo erklärt in dem Schreiben, er werde die Belohnung von 25000 Frs. zwischen den spanischen Polizisten, dem Portier des Hauses der Humberts und dem Ausschuß des Vereins wohlthätiger Frauen verteilen. — Der Akademiker Cotarelo hat den Akademiker Carillo zum Duell herausgefordert, weil dieser seine Entlassung. bei der Akademie eingereicht hat mit der Begründung, nicht in einer Akademie bleiben zu können, die einen Denunzianten zum Mitglied habe.
Madrid, 5. Jan. Der frühere Ministerpräsident Sagasta ist heute abend gestorben. Er war an Bronchitis erkrankt. Fast ein halbes Jahrhundert lang stand Sagasta im politischen Leben, und noch vor wenigen Wochen hatte er das Stantsruder in den Händen gehabt.
— Der Tod Sagastas trat halb 7 Uhr abends ein. Die Nachricht wurde in der Stadt mit allgemeiner Teilnahme ausgenommen. Der Knig
äußerte den Wunsch, Sagasta zu besuchen. Man bedeutete ihm jedoch, daß dies gegen die Etikette verstoße. Der König äußerte hierüber sein tiefstes Bedauern.
Die Affäre der süchs. Kronprinzessin.
Die Kronprinzessin spricht sich über ihre Absichten zur Flucht dahin aus:
Fliehen wollte ich schon oft. Und schon oft hatte ich die quälende Empfindung, daß mir in jedem Erdenwinkel wohler wäre als an diesem Hofe. Allein, wer weiß, ob ich wirklich jemals vavongegangen wäre, ohne die Liebe zu Giron. Mein Bruder Leopold weiß, wie oft ich mich mit dem Gedanken trug, er weiß, wieviel ich in Dresden gelitten habe. Denn gerade er ist oft genug bei mir gewesen, um mich zu beschwichtigen. Man wirst ihm jetzt vor, er habe mich zu dieser Flucht verleitet, aber das ist nicht wahr. Er hat nur gewußt, daß es vergeblich gewesen wäre, mich daran zu verhindern, und so hat er mich begleitet, und mir über die ersten Stunden geholfen. Ich werde ihm ewig dafür dankbar sein.
Das Neue Wiener Tageblatt erfährt von besonderer Seite. Am Dresdener Hofe bilde! das Schicksal des zu erwartenden Kindes der Kronprinzessin von Sachsen den Gegenstand sorgfältigster Erwägungen. Es besteht die Absicht, das Kind sofort nach seiner Geburt an den sächsischen Hof zu bringen und es gleich den übrigen Kindern des Kronprinzen erziehen zu lassen. Man befürchtet den Widerstand der Kronprinzessin, die vielleicht zu einer List Zuflucht nehmen, ja sogar vor Unterschiebung eines Kindes nicht zurückschrecken würde, um ihr Kind zu behalten. Die sächsische Geheimpolizei erhielt die strengste Weisung, in Genf in dieser Beziehung die größte Wachsamkeit zu üben.
Dresden, 5. Jan. Wie gemeldet wird, geht dem Kronprinzen die Entfernung seiner Gemahlin sehr nahe. Seinen älteren Kindern habe er gesagt: Muttchen ist sehr krank und wird wohl nicht mehr kommen. Seine kleine Tochter vertröstet er niit den Worten: Muttchen wird bald wieder kommen.
Genf, 5. Jan. Heute vormittag wurde der Kronprinzessin von Sachsen die auf Aushebung der ehelichen Gemeinschaft gerichtete Klage des Kronprinzen von Sachsen durch den deutschen Konsul Botin zugestellt. Der Zuitellnna
wohnten der Anwalt des Kronprinzen Ju.uzrat Körner-Dresden und der Anwalt rer Kren Prinzessin Lachenal bei. Die Klageschrift en.. hält Ladung vor das besondere Gericht in- Dresden zum 28 . Januar. Tie Beklagte wi,d Ehescheidung beantragen.
Der Konflikt mit Venezuela.
New-Kvt k, 3. Jan. Einer DrnesJc- auD Puerto Cabello vom 2. ds. zufolge nanunn Au blockierenden Kriegsschiffe alle oene'AüAHn Kreuzer aus den: inneren Hasen fort. Wäbrrwd diescr Maßregel waren Truppen au der Küste gelandet. Es siel kein Schuß, die Besetzung war ,mr vorübergehend. Einer Nachricht aus Port of Spain zufolge, wird das beWagnahmie venezolanische Kriegsschiff „Zumbador" sämtliche 40 Prisen nach Port of Spain schleppen. Ans den Prisen wurden zusammen 30 000 Tew.r beschlagnahmt.
La Guayra, 4. Jan. Der „Ziimba-.. - fft mit den Prisen, die er nach Port os Spam bringen sollte, hierher zurückgekehrj, da er sich licht gegen den Wind zu schleppen vermocht. Das englische Kriegsschiff „Tribuna" war dein ,,Zumbador" zu Hilfe gekommen. Ter italienische Kreuzer „Giovanni Bausam" ist heute nachmittag nach Curaeao angegangen. Aus Pu :o Cabello wird gemeldet, daß dir BesthstbaAr der verbündeten Truppen erklärt haben, daß die gelandeten Mannschaften wieder eingeschiffr werden, sobald der Hasen von kleinen Schissen geräumt sei. Diese Maßregel wurde ergriffen, um die Blockade wirksamer zu machen. Ferner wirb berichtet, daß die Aufständischen nahe bei Puerto Cabello fielen, die Stadt sich also zwischen zwei Feinden befindet.
La Guayra, 4. Jan. Die deutschen Truppen nähme.i Heine früh, ohne ans Widerstand zu stoßen, non deni Zollamt in Puerto Cabello Besitz.
Guayra, 4. Jan. Hier sind alle Küßen Wachmannschaften entlassen worden. Das chm- - amt soll morgen geschlossen werden. Hunderte von Personen sind ohne Arbeit und cs werdet! Störungen der Ordnung befürchtet. Der Befehlshaber des englischen Kriegsschiffs „Tribüne." teilte dem Präfekten mit, daß er ihn für die Sicherheit der Engländer, Deutschen und Italiener verantwortlich mache.
Ic'v AerniMndcvn-ZL.
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Doktor Jellinek schritt daher wie ein Mann, der an sein Glück glaubt. j
Als er ins Schloß kam, begegnete ihm nie-^ mand. Er wollte nicht vorher zu Rudolf hinein, ^ ohne über den Verlaus der Nacht erfahren zu! haben, deshalb wandte er sich zu Onkel Joachims Zimmer. Er klopfte. Es kam keine Antwort, und er klopfte drei Mal. Endlich machte er aus.
Das Zimmer war leer. Das Bett stand uu- ^ berührt, und so kam ihm der Gedanke, Herr! Joachim werde einen schlimmen Stand gehabt haben, vielleicht daß er jetzt noch bei Rudolf ^ Wache halte. j
Er beschloß, nachzusehen. !
Auf sein Klopfen au Rudolfs Thür machte, Frau von Heidenbruck auf. Sie hatte em ver-I weitstes Gesicht und ließ Eugen mit feierlicher, bedeutungsvoller Miene eintreteu.
Rudolf knieete am Boden. Er ließ einen Rosenkranz durch die Finger gleiten und betete. ^ Keinen Blick verwandte er von der braunen Perlenschnur, und manchmal küßte er sogar das Kreuz. Sein Gesicht fwar blaß und friedlich.
Eine halbe Stunde beobachtete Eugen den Kranken. Dann trat er zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte -freundlich: „Herr von Heidenbruck, Sie haben jetzt genug gebetet, kleiden Sie sich an, es ist so schönes Wetter, daß wir eine Ausfahrt machen wollen nicht wieder zu Fuß, sondern mit der Eisenbahn, es wird Ihnen wohlthum
Da schüttelte Rudolf den Kopf- „Meinesgleichen fährt nicht mit der Eisenbahn, wenn ich reise, so reise ich in meinem Staatswagen."
Eugen verstand ihn- Das war eine königliche Geberde, mit der der Kranke seine Worte
öegteuere. ^r stell flch für ein geträntes Haupt. !
Doktor Jellinek gab Frau Mathilde ein Zeichen, daß er sie allein sprechen müsse. VielO leicht lassen Sie Ihren Schwäger bitten, indessen! hierzubleiben," flüsterte er.
Frau Mathilde blickte ihn verstört und bitter an.
„Bemühen Sie sich ins Wohnzimmer, Herr Doktor, sagte sie ausweichend, ich werde Ihnen gleich Nachkommen."
Dann drückte sie auf die elektrische Glocke.
Eugen begegnete im Hausflur einem Mädchen, welches auf das Zeichen herbeieilte.
Von seinen eigenen Gedanken umrauscht, trat Eugen in das Wohnzimmer. Er hatte gehofft, Gisela zu treffen, da saß aber Herr Julius von Heidenbruck, den Brief, den er gestern erhalten! zum so und so vielten Male lesend. !
Der alte Herr sah sehr müde, beinahe krank aus.
Eugen grüßte. Es siel ihm aus, daß Herr von Heideubruck verlegen, fast scheu vvn seinem Brief aufsah; er schob's auf die Erschütterung, die Rudolfs Wahnausbruch naturgemäß zur Folge haben mußte. Der alte Mann that ihm leid — er nahm's auch nicht übel, daß er ihn ignorierte. Bald darauf kam Frau Mathilde herein. Eugen mußte ihr's sagen, daß Rudolfs Ueberführung in eine Heilanstalt unerläßlich sei.
Es war eine Totenstille, die seinen Worten folgte.
Mild und weich hätte er gesprochen, unlJ doch wußte er, daß jedes seiner Worte für die ^ Eltern eine Qual war. !
Frau Mathilde brach endlich in einen Wein- j krampf aus. !
Herr von Heidenbruck kümmerte sich Nicht' darum, er saß mit gefalteten Händen ttnd stierte, vor sich hin. .
Eugen ging leise hinaus. Er wollte Onkel Joachim suchen, blieb doch noch das Schwerste.
zu fagen, oap Rudolfs Ueberführung :n em Sanatorium zu seiner eigenen, wie zur allgemeinen Sicherheit uoch heute bewerkstelligt werden müsse.
Er traf das Stubenmädchen im Hausflur die fragte er nach Herrn Joachim.
Die junge Person sah ihn erstaunt au: „Wissen Sie's nicht, Herr Doktor, daß Herr Joachim heute früh um 5 Uhr heimlich mir der jungen Frau abgereist ist?"
Eugen traute seinen Ohren nicht.
„Ganz gewiß, Herr Doktor, sie haben sich fortgeschlichen und nichs mitgenommen als den Käfig mit dem Papagei. Den Gärtner hat Herr Joachim indessen vor die Thür postiert, daß er die Wache bei Herrn Rudolf halte und den Herrschaften viele Empfehlungen ausrichte. Er hat ihm dafür eine Zehnguldennote geschenkl."
„Wer iß jetzt zur Aussicht bei Herrn Rudolf?" fragte Eugen von plötzlicher Augst befallen.
„Das gnädige Fräulein!"
Da hatte Eugen das Mädchen fast nicderge- stoßen, so schnell drängte er sich au ihr vorbei. Er eilte den Gang hinauf — hastig stieß er die Thür auf.
Nun stand sie vor ihm, mitten in dem helleil Sonnenstrahl, der durch die hohen Fenster fiel. Ihr Auge hing an seiner verbundenen Stirn, und es flammte von innerer Helle, und da war nichts in ihrem Herzen, was sich nicht in dem Blick gespiegelt hätte, mit dem sie ihn anschaute. Eugen stand vor ihr in seliger Verwirrung. Er neigte sich über ihre Hand und küßte sie, um' da geschah es, daß Gisela ihrer selbst m oder daß sie erleuchtet wurde von der Sehkraft ihres verklärten Herzens — sie empfand, das: sie die Seine sei in alle Ewigkeit, und ihr Blut -- ihr Blut wie brannte es in den Wangen - o, all das unermeßliche Glück,
Rudolf kniete 'noch immer im Gebet. Manchmal hörte mall eine abgerissene Bitte: „Crlö e uns von de:n Ilebel" er feierlich nu" rA'P