Stuttgart, 23. Dtz. Die hirstige StaatS- onwaltschast hat heute die Eiöffnung der Voruntersuchung gegen den Kolporteur Eugen Winkeler beantragt, der bekanntlich als mui« mählicher Mörder der Babrtre Wirih seit einigen Wochen schon in Hast ist. Nach wie vor hält die Staatsanwaltschaft earan fest, daß die Verdachtsmomente sehr schwerwiegender Natur sind. Ein Geständnis hat der Beschuldigte jedoch bis heute noch nicht abgelegt. Die Verständigung der SiMlgarler Polizei mit den Budapester Behörden über die dortige Ermordung gleichfalls einer Prostituierten, die in den letzten Tagen auch mit durchschnittenem Hals aufgesunden wurde, hat keinen anderen Zw ck, als eben auf die Ähnlichkeit der beiden Mordthaten hinzu« weisen. Die Vermutung, als könnte der dortige Mörder, ein russischer Reisender Namens Baruch Gelber, auch die hiesige Thal vollbracht haben, liegt den Behörden vollständig fern.
Tübingen, 27. Dez. Professor Dr. v Lorey, der frühere R ktor der Universität, ist heule vormittag plötzlich gestorben. Loriy wollte heute früh mit seinem Sohne zur Jagd, als er plötzlich, von Unwohlsein befallen, wieder zurückkehren mußte. Er wurde in die medizinische Klinik verbracht, wo er insolge eines Herzschlags verstarb.
Schopfheim, 24. Dez. Auf eigenartige Weise v-iunglückle hier das 1jährige Kind deS Blechnergksellen Jost. Dasselbe war in einem unbewachten Augenblick aus dem Krnder- wägelchen gefallen und blieb dabei mit dem Hemdchen so hängen, daß eS stranguliert wurde. AlS die Mutter nach einiger Zeit nach dem Kind sah, war dasselbe bereits erstickt.
Lerlichingen, 24. Dez. Gestern früh um 8 Uvr siürtzte am Hause des Bauern Martin Hohnerletn dahier ei» Gib»! ein und begrub ein Kind von 5 Jahren unter den Trümmern. Leider konnte dasselbe nur als Leiche hervorpezogen werden.
Oberndorf, 24. Dez. Gestern nachmittag ereignete sich in der Waffenfabrik Mauser dahier ein gräßliches Unglück. Ein nicht vollständig entladenes Gewehr wurde in einer Wcrkstätlc in Bearbeitung genommen, während welcher sich dasselbe entlud und wobei mehrere Personen verletzt wurden. Die Kugel zerschmetterte einen Schraubstock, dessen Splitter den 57 Jahre alten Büchsenmacher Franz Ferder von hier sehr schwer am Unterleib und an den Schenkeln verletzte, so daß das Leben des Mannes in höchster Geiahr schwebt. Etn zweiter Arbeiter NamenS Notnagel von Suhl wurde ebenfalls am Fuße Verletzt, während einem Dritten die Kugrt den Ellenbogen streiste und ihn an der Han» verwundete. A-rziliche Hilfe war sofort zur Stelle.
Oberndorf, 26. Dez. Der bei dem Un» glück tn der Mauler'jchen Wafsenfadrik schwer Verletzte Büchsenmacher Ferbcr ist an den Folgen der Verwundung gestorben. D-r schwere UnglücksfaU, welchem um ein weniges 2—3 Personen häiten zum Opfer fallen lönnen, stellt sich nunmehr als eine unver- zeilichc Fahrlässigkeit heraus, die ein gerichtliches Nachspiel erfahren durste. In dem nicht völlig entladenen Gewehr befanden sich noch zwei scharfe Patronen.
Spaichingen, 27. Dez. In der Gemeinde Kkilttingen ist die Diphtheritis unter den Kindern ausgedrochen. Infolgedessen
svurdr« vom vbrranit aus Alttrag drS Vvrr-
amtSpkhstkatS die Schulen auf dleDauer von zunächst 4 Wochen geschlossen.
UlM, 24. Dez. Wegen Verfehlung gegen das NahrungSmiüelgesitz wurden der Gastwirt zum Maikäfer, Joh, Rölter, und dessen Ehefrau zu 14 Tagen Gefängnis, bezw. die Frau zu 50 ^ G ldstrafe und Veröffentlichung der Bestrafung verurteilt. Beide hatten seit längerer Zeit Tropfbier und Blerrcste unter das Schenkbier gemischt und den Gästen wieder vorgesetzt. Die Verurteilung des PflugwirtS Scköllkopf mit nachfolgender Begnadigung hat somit nicht sehr aischreck-nd g-wirlt.
— In Angermünde hat vor einiger Zeit der große Hund eines dortigen Eigen- lümmers einem die Schule besuchenden Mädchen ein Ohr abgebissen. Die Sache wurde vor das Gericht gebracht und hat jetzt dahin ihrrn Abschluß gefunden, daß der Besitzer deS Hundes an die Familie der Schülerin eine einmalige Abfindungssumme von 2000 Mark und 100 ^ Schmerzensgeld bezabit.
B0NN, 20. Dez. Dem 2000. Weltbürger Bonns ist in diesem Jahre, dem ersten in Bonn mit dieser Nummer, wurde, wie die „Köln. Zig." miitetlt, rin Sparkassenbuch von 200 „A., die bei erlangter Volljährigkeit ausbezahlt werden, brwilligt; dem glücklichen Vater, einem Briefträger, der bereits den 12. Sprößling oufzuweifen har. ein Weibnachisg schenk von 100
— Eine Kompagnie sranzössischer Alpen jäger wurde bei Ctam ncy von einer Lawin^ üverrascht. 30 Soldaten und Offiziere wurden in die Tiefe gerissen und meist schwer verletzt, 12 anderen waren die Füße erfroren.
Wien, 23. Dez. (Selbstmord — um fünf Luer Wein-) Unter ganz eigenartigen Umständen führte gestern nachmittags der Branniweingqent Joleph K. in der Breiten- furterstraße einen Selbstmord aus. Erhalte kurz vorher in einem Gasthause die Gaste mit allerlei Spässcn unterhalten und erklärte gegen 1 Uhr nachmittags, er weite 5 Liter Wein, daß er jetzt nach Hanse gehen und sich oufhüngen werde. Mehrere Anwesende hielten die Welte, in der Meinung, baß eS sich doch nur um einen Scherz handeln könne. K. entfernte sich aus dem Gast- Hause, ging nach Hause und stieg in den Branntweinkeller seiner Frau, welche einen Branniwetnjchank betreibt. Dort fand man >hn nach einigen Stunden, auf einem Faß rittlings sitzend, um den Hais einen Strick, Ivl auf. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. K. scheint vermutet zu haben, daß man ihn infolge feiner Wette bald aussnchen und retten w rde. Durch irgend einen Zu fall jedoch büche sich die Schlinge fest zusammengezogen haben und K. erstickt sein. Der Leichnam wurde tn die Totenkammer deS AilmannSdorfer FriedhvseS gebracht.
— Der deutsche Burenhilssbund , an dessen Spitze eine gldße Anzahl der angesehen' sten Männer Deutschlands, Gelehrte, Künstler, Abgeordnete, aus verschiedenen Parteien stehen, hat in der ersten Hälfte des Monat D'Z mder über 70 000 lür Unteistützung der Opfer deS Süvasrikanischen Krieges gesammelt und hat einen täglichen Zugang an Spenden von 4 bis 5000 sobaß bei weiterer Opserfreudtgkeit des deuischen Boikes eine wirktame Hilfeleistung auch nach Be- mdtgung des Krieges möglich wird. Geldsendungen wolle man richten : An die Kur-
unv NmmSrkische NttttrschastUche DarUhns»
lasse, Berlin, WilhelmSplatz 6 mit der Bezeichnung. „Für den Burenhilssbund.« Die Quittung über die bei der Bankeinaehmden Beträge erfolgt durch die V >öffrn»tckung in dem Organ des Burenh lfsduneeS „Der Lurenfreund". Dieses Blatt srrschelnt als illustrierte Halbmonatsschrift zum Preise von 3 ^ halbjährlich und hat sich in der kurzen Z it seines Bestehens durch interessante Berichterstattung einen ausgedehnten Leserkreis erworben (Redaktion: Berlin, Courtnörestr. 11 .)
London, 27. Dez. Lord Kttchener meldet: Dewet erstürmte am 24. das Lager von SirmanS bei Tweeso»lhrim, wo 4 Kompagnie Aomanry mit 2 Geschützen standen; ich sülchte die Verluste sind beträchtlich.
London, 23. Dez. Kttchener bestätigt offiziell aus Johannesburg vom 21. d. M. baß scharfe G fechte in der Oranje R publik am 18., 19. und 20. d. M. statlgefuudrn haben. Dewet gr-ff, darnach die Kolonne Dartnell mit 800 Mann, die mit größter Tapferkeit mehrere Stunden lang mit den Engländern kämpften. Kttchener konstatiert keinen Erfolg der Engländer, sondern einfach, daß beide Setten V^tuste erlitten und das Gefecht ein unentschiedenes gewesen sei. Brigadier Spens wurde bet Beginderlyn von 300 Buren tn Transvaal angegriff n, die unter Kommandant Bc>tz 200 englische berittene Infanterie aufrieven ober gefangen nahmen. Die englische Verluste seien sehr schwere gewesen. In der Oranje-R-publik wurden die Obersten Damant und Remina- tdn am 20. Dezember bei Tafeiskop von 800 Buren unter Bolha angegriffen und erlitten schwere Verluste. Oberst Damamt wurde tebenSgefährlich verwundet. Zwei engtische Offiziere und 20 Mann bli-ben Ivl auf dem Kampfplätze, 3 O fizierc u. 37 Mann wurden v rwunbet.
— Das Großherzogtum Anhalt zählt
zu den wentgen Luaaten, weiche kel->e Schulden besitzen. ES hatte sogar noch einen Barvorrat von 8 Millionen tn Wertpapieren verzinslich liegen. Ganz Anhalt hat 316000 Einwohner. Es dürfte hiernach kaum etn Land geben, das güustiger gestellt ist aiS dieses. Dabei ist die Erhaltung aller Straßen durch Kapitale findung vom Staate den Kreisen überlassen, sämtliche Lehrer sind Staatsbeamte und bas kleine Herzogtum wendet rund 2 300000 ^ allein zur Gehaltszahlung an Lehrer auf.
Des Zeilmlgsboleu Neujahrsgruß!
Ein Jährchen ging nun wieder 'rum,
Ein neues kam — Schram Fidibum l Mit ihm tritt auch der Zeitungsmann Bei Dir, verehrter Leser, an,
Zu wünschen Dir zum Neujahrsfest Bon altem immer nur das Best' :
Zunächst Gesundheit wünsch' ich Dir Und auch den Deinen für und für;
Dann, dag der Sorgen graues Haar Dich nie im neuen Jahre stör' —
Daß Deinem Schassen allez-it Sich Frau Fortuna freudig weicht f Und daraus iür Dich d'rum entsteh'
Ein stets gejchwoü'neS Portemannaie l
Nun aber wünsch' ich, daß vielleicht
Aus diesem Portemannaie entsteigt
Für mich ein wenn auch klein' Douceur —
Ich hiermit ganz zufrieden wär' I
Ich macht' es mir, o lieber Herr,
Auch fernelhin zur großen Ehr'
Zu bringen pünktlich rür dies Blatt,
Ich werde nimmer drüber malt!
Doch nun zum Schluß schall'S laut U. klar: Prosit l Ein fröhliches Neujahr i