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Stutgart, 5. Dez. Das Königspaar ist heute nachmittag 5 Uhr 25 Minuten mittels SonderzugS mit Gefolge hier eingelrofstn. Das Hoflager ist für diesen Monat nach Stuttgart verlegt. Zn dem längst besprochenen Besuch der Majestäten bei der erdprinzltch v. Wied'schen Familie in Potsdam wird be­kannt, daß es sich nur um eine 2tügige Reise in der zweiten Hälfte des Monats handeln kann.

Stuttgart, 4. Dez. (Wüctt. Krieger­bund). Der verst. Ehrenpräsident deS Bundes Prinz Herrmarn von Sachsen-Weimar, hat in seinem Testament für die allgemeine Bundeskasse und die Witwen- und Waisen- kafse das ansehnliche Vermächtnis von je 2000 bestimmt. Der dankbaren Freude über diese hochherzige Schenkung gab, laut Württ. Kr.-Z-, der Vorstttzende, V'zepräs. Dobel, in der Prästdialsttzung vom 28, Nov. warmen Ausdruck, indem er darauf hinweeS, wie der Prinz in treuer Fürsorge des ihm so teuren KrtegerbundS noch zu Lebzeiten ge­dacht und für denselben dieses schöne Legal auSgefttzt habe.

Stuttgart, 4. Dez. Die Handwerks­kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung Stellung zum Zolltarif. Nach dem Refe­rat von S-kretär Dr. Schatble und Metzger­meister Häußermann wurde mit 17 gegen ö Stimmen folgender Antrag des Vorstandes angenommen, der dem Reichstag übermittelt werden soll:

Die Handwerkskammer Stuttgart erblick, in der geplanten Zolltariferhöhung eine schwere Schädigung des Handwerkerstandes und bilt-t daher, derselben die Zustimmung zu versagen.

Stuttgart, 5. Dez. Der B-such des Mmer Katholikentages wird ein außergewöhn­lich starker werden. Die Zahl der bis heule auSgegeb-nen EiotrittökaUen übersteigt jetzt schon 24,000.

Stuttgart, 5. Dez. Oberstaatsanwalt Herrschncr erläßt heute eine Bekanntmach­ung, wonach sich zufolge der zuletzt ergangenen öffentlichen Aufforderung der Verfasf r des an die Babelhc Wulh gerichteten Brief- unter der Chiffre 0. 100, sowie der Ein­sender des Briefes mit der Chiffre I-. N. 101 bei ihm gestellt hat. Auf Grund der Angaben deS letzteren in Verbindung mit den Aussagen von zwei weiter erschien u Zeugen erhebt sich der dringende Verdacht, die Wirt aus Rache oder Eifersucht ermordet zu haben, gegen den 24 Jahre alten ledigen Kolporteur Eugen Wink-ler von Altbach bei Eßlingen, welcher im Laufe des gestrigen TageS festgcnommen worden ist. Die Babethe Wtrth wird nun beerdigt werden.

Stuttgart, 5. Dez. Trotz der vielen Verdachlsmomenie, die gegen ihn sprechen, scheint der vermutliche Mörder der Babethe Wirth keine Geständnisse machen zu wollen. Morgen abend soll die Beerdigung der Er­mordeten staitfinden. Der in dem Gefäng­nis hinter dem Justizaebäude inhaftierte Eugen Winkeler wird der Leiche vorher noch gegenübergrstellt werden.

Lorch, 4. Dez. Heute war der Vor­sitzende der Versicherungsanstalt Württem­berg, RegierungS-Direkior v. Magtnoi, nebst einigen weiteren dem Vorstand der Anstalt angehöcendcn Herrn und dem Baurai Stahl von Stultgari hier, um einen Bauplatz für ria von her Versicherungsanstalt zu erbau«

endeS Erholungsheim für Frauen anzusehen. Dem Vernehmen nach ist der in Aussicht genommene Platz als durchaus geeignet er­funden worden und soll den am 14. ds. Mts. in Stuttgart zusammentretende Aus­schuß der Versicherungsanstalt der Plan ^ur Erbauung des Erholungsheims unterbreitet werden. Dasselbe soll 50 Betten erhalten, also etwa ebenso Viele, wie daS für Männer in Röthenbach, O.-A. Nagold, erichtele Ge­nesungsheim.

Tübingen, 4. Dez. Einen unheimlichen Fund machte gestern nachmittag der Wald- ichütze von der benachbarten Gemeinde Hagel­loch. Bei seinem Dienstgang fand er am Hornkopf beim Hagellocher Bogenthor den in Verwesung übergegangenen Leichnam seines Vorgängers, des Wald- und Feldschützen Schnaith, Welcher schon seit 18. Okt. ds. Js. vermißt wird. Ob er sich selbst ent­leibt hat, oder ob ihm ein UnglückSfall zu- gestoßen ist, wird die alsbald eingeleitete gerichtliche Untersuchung ergeben.

Spaichltlgen. 5. Dez. In einer hie­sigen Schrrinerwerkstätte spielte ein Geselle während der vormittägigen Vesperpause mit einem Rivoiver. Die Waffe entlud sich und iraf der Schuß seinen 20jährigen Mtige- sellen in die Seite. Die Kugel konnte so­fort entfernt werden und scheint dieV-rwun- vung keine gefährliche zu sein. Immerhin dürste eS für den Thättr wie >üc ren Ver­letzten eine ernste Mahnuug sein, die lei­digen Spielereien mit Schußwaffen, welche schon so viel Unheil angerichtct haben, zu Unterlasten.

Friedrichshofen, 4. Dez. Der Masstn- felchenfang auf dem Bodensee hat seit einigen Tagen mit gutem Erfolg begonnen. Täg­lich können gegen 2000 Stück an die Fisch­handlung von A. Langenstein bier abgelieferi werden. J-den abend werden 3040 Körbe dieser edlen und vielbegehrten Fischort nach allen Richtungen hin versandt. In etwa 8 Tagen dürfte der Fang zum Abschluß ge­kommen sein.

Heidelberg, 5. Dez. Heute mittag fand die feierliche Enthüllung des von Piolessor Donndorf - Stuttgart geschaffenen Kaiser Wilh'lmdenkmals statt. Der^ Enthüllung, welcher das Gioßherzogpaar, die Prinzen Max und Karl, sowie dir Minister bei­wohnten, ging eine Festlichkeit voraus, wo­bei Professor Marcks die Festrede hielt.

Aus Baden, 2. Dez. Aus dem Wte- fenthol wird den Blättern gemeldet, daß sich tm T-xtilgewerbe allenthalen ein besserer Ge­schäftsgang zeige. Auch in anderen Indu­striezweigen Hede sich der Geschäftsgang wieder, jo daß die Arbeiter und Fabrtkinhaber et­was zuversichtlicher dem Winter entgegen- gehen.

Eine Uebersicht der BeraiungS-Ma- terialen des Reichstags, welche vom Bureau zvsammengestkltt ist, zählt 22 Vorlagen zur Beschlußfassung auf und dazu noch 34 un­erledigte Berichte der Petitions-Kommission. Dazu kommen 19 Vorlagen zur Kenntnis­nahme. F-rner werden aufgezählt nicht we­niger als 47 Jntliativ-Anträge, die inner­halb der ersten 10 Tage nach der Eröffnung des Reichstages im vorigen Jahre einge­gangen und geschäftSordnungSmäßig als gleichzetig eingebrawt anzusehen sind. Dazu sind nachher noch 4 Jntliativ-Anträge ge­kommen.

Berlin, 4. Dez. Der Verein deutscher

ZeitungSverleger hat an den Reichstag eine Petition gerichtet, derselbe möge in geeigneter Form durch einen Beschluß die Regierung zur Aufhebung des Zolles auf holzhaltiges Druckpapier veranlassen.

Während der Kirchzeit brachen Un­bekannte ln das Postbureau des Dorfes Neu» ruz (Kanton Freibur.) ein und plünderten oie Postkasse. Die Tochier des PostbalterS, welche die Einbrecher offenbar bei ihrer Ar- Arbeit überraschte wurde ermordet im Post- igkalc aufgefunden. Die Spur der Ver­brecher ist noch nicht aufgefunden.

DieReitende" Artillerie-Kaserne und derchlrurgiiche" Instrumentenmacher haben in diesen Tagen wieder Gesellschaft erhalten, die Diplomaten in Konstai tii opel und anderen Plätzen stellenunreine" Ge­sundheitspässe aus.

In der Nähe von Chardin stießen zwei Eisendahnzüge zusammen. 18 Chinesen und 7 Russen kamen dabei umS Leben, da» von zwei durch Erfrieren-

Kapstadt, 1. Dez. Der Premierminister dielt eine R'de, wonn er sagte, hi, ^h. armer des Kaplandes zähle 18,000 Monn, wovon 12000 beritten feien. Die Regier­ung und die Militürleitung gehen völlig Hand in Hand, die Lage des Landes best re sich täglich. Der Feind und die Aufstän­dischen würden allmählig niedergeworfen. Die außerordentlichen Ausgaben zur Aufrechler- Vallung einer so großen Streitmacht im Felde feien eine große Last; allein die Aus­sichten feien nicht eoimuttgend, obwohl eine sehr erhebliche Anleihe habe ausgenommen werden müssen.

Pretoria, 5. Dez. Gestern wurden drei Burenlager überfallen, und dabei 250 Buren zu Gefangenen gemacht, nämlich üoer 100 südw stiich von Ermelo, 93 in der Nähr von Nyistrom im Warterburgerdlstiiki, wo vaS üvrsallcne Lager zu B-verS Kommando gehörte, und 19 im nordwestlichen Trans­vaal bei LtebenburgS Lager.

Eiue Trauung in Halbasien. Aus Dorzecho in Gaiizien berichten Lemberger B>ätter: Die Tochier des Bauers Blubika wurde von ihrem Vater gezwungen, den um mehrere Jahre älteren Bauer Mozur zu ehe­lichen. AlS nun die Brauleute und Hoch- zetisgäste ln der Pfarrkirche zu Dobrzechow zur Kopulation erschienen, lief die Braut zweimal aus der Kirche und rief:Ich will den n>cht zum Manne I" Sic wurde aber stets vo» den Gästen wieder zur Kirche gebracht. Da der Pfarrer noch drei Trau­ungen vorzunchmen hatte, und die Hoch­zeitsgesellschaft warten mußte, bcnützle die Braut die Gelegenheit und lief zum drillen Male aus der Kirche. Jetzt lief ihr der Balex nach und piügelt sie tüchtig und trieb sie mit dem Glocke vor den Altar, wo dann der Geistliche sie endlich kopulierle. Es ist nicht die erste und nicht die letzte Ehe, die ln Galizien auf solche Weise geschlosst» wurde.

Den Gipfel der Zerstreutheit er,

kletterte dieser Tage «in älteres Mädchen, daS in der Eile des KirchgongS statt dem Ge­betbuche eine Kleiderbürste ergriff uod da­mit nach der Kirche wallte. Erst dort be­merkte sie den Irrtum.

(Trostloser Zustand). Kleines Mäd­chen (vas sich lüchngerkätttlhat, weinerlich): Mama, meine Augen weinen immer und eine voll meinen Nasen geht nicht mehr."