Und der Transport unter der persönlichen Leitung des Herrn Paul von Maur vor sich ging, niemand treffen.

Stuttgart, 29. Nov. Die Leiche der ermordeten Babette Wirth ist fett gestern zu jedermanns Besichtigung im Leichenhaus des Pragfricthofs öffentlich ausgestellt. Auch ist die gesamte Schutzmannschaft mit dem Bildnis derselben auSgestattet worden. Wieder­holt hat man mit aller Sorgfalt die Um­gebung der Mordstelle, den kgt. Privat­garten und den Teil der Anlagen beim oberen See nach Anhaltspunkten und der Mordwaffe durchsucht, bis jetzt ober ohne Ergebnis. Den Liebhaber der Ermordeten, den in der Kanalstraße bediensteten Haus­knecht, hat man vor etnigea Tagen, nachdem er bekanntlich schon einmal vernommen wor­den war, verhaftet.

Rottweil, 28. Nov. Vor der Zivil, kammer beS Landgerichts kam heule die Klage des Schweizers Blatt gegen Frhr. Oskar v. Münch auf Zahlung einer Entschädigung von 10000 wegen der Folgen der Schuß Verletzungen zur Verhandlung. Freiherr v. Münch hatte auf Blatt s. Z. 5 Revolver­schüsse abgegeben. Der Beklagte bestreilei seine Ersatzpstxht. V. Münch, der bet der Verhandlung nicht anwesend war, war als Offizialanwalt Rechtsanwalt Schiele ge­stellt, den Kläger vertrat als Armenanwalt Rechtsanwalt Siricker von Horb. Ein Be« wetSbeschluß in der Sache wtrd am 10. Dezember verkündet werden. DieHorber Chr." teilt mit, daß vor Beginn der Ver­handlung ein Telegramm aus Stuttgart ein- gelroffen sei, worin Freiherr, v. Münch bat mit dem Beginn der Verhandlung zu warten, bis er mit dem zweiten Zug erscheinen könne, weil er den ersten Zug versäumt habe und einen Extrazug nicht habe bekommen können. Da aber seine Anwesenheit nicht nötig ist, wurde in die Verhandlung einge- treten.

Niederstetten, 29. Nov. (Ein frecher Raubansall) wurde auf der Landstraße zwischen hier und Oversttttten verübt. Ein Unbe­kannter nahm einem älteren Manne die Uhr ab und lief eiligst davon. Herr Landjäger Koch, welcher gleich davon Kenntnis erhielt, rabelie ihm nach und konnte ihn sofort ding­fest machen und die Uhr wieder abnehmen.

Freiburg t. Br., 30. Nov. Bankbirek- lor Gcüß-r aus Lörrach wurde wegen Unter­schlagung einer halben Million und wegen Urkundefälschung zu 6 Zähren G-füngms verurteilt.

Ein tragischer Fall ereignete sich in Löhrielh bei Neustadt in Bayern. Dort sollte der Bauer Hochg'sang zu Grabe ge­tragen werden. Beim Weggang vom Sterbe­hause wurde die Tochter vom Herzschlage gerührt und starb nach wenigen Minuten.

Berlin, 28. Nov. Die Stadtverordneten nahmen mit 64 gegen 51 Stimme» das von dem Ausschuß zur Umgestaltung der Straße Unter den Linden empfohlene, bekanntlich vom Kaiser gebilligte Projekt 2 nach lebhafter Debatte an.

Berlin, 39. Nov. Die vor wenigen Tagen im Reichsbankgebäude einen Kaffen- bvlen gestohlenen 3500 wurden gestern in einem Nebenraum in einem Winkel ver­steckt aufgefunden.

Berlin, 28. Nov. Die sozialdemokratische Prvlrstpelilion gegen die Erböhung der Ge- tntbezälle hat bis jetzt 3 376 000 Unter­

schriften gesunden. Die umsongreichen Ballen der PetitlonSbogen werden nächste Woche in das Burean des Reichstages überführt werden. Die Eoz aldemokraten stimmen gegen die Verweisung der ganzen Zolltarifvorlage an eine Kommission.

Von der gerechten Strafe eines allzu liebenbedürftigen Jiignlings erzähl die BerlinerVolks-Zeitung" folgende heitere Geschichte; Kürzlich verfolgt' ein junger Mann spät abends ein junges Mädchen, das von einer Familienfeier kam, bis an ein Haus in der Quitzowstraße. Bei dem Ver­suche, sich mit durch die Hausthür zu drängen, wurde ihm ein Zipfel seines Ueberziehers in der Thür festgeklemmt, und ließ sich trotz aller Anstrengungen nicht herauSziehen. Sr stand er in der regenfeuchten H-rbstnacht. Endlich erschien der Wächter, halte aber zu diesem Hause keinen Schlüssel. Der Jüng­ling fror weiter, fror viele Stunden lang, bis endlich gegen 5'/i Uhr ein Bäckerjung- kam und ihm Befreiung brachte.

lieber die Holjagden in der Göhrde wird von dort unter dem Datum des Sams­tag berichtet: Um 8 Uhr früh erschallte vor dem Schlosse der Weckruf der Jägerei. Orr Kaiser fuhr um 9 Uhr mit den Gästen ins Revier Waschkabel, wo Suche auf Sauen stattfand. Der Kaiser schoß 32 werhaste Sauen, der Erzherzog Franz F-roinand 59 Sauen, der Grosherzog von Mecklenburg 12 Sauen. Darauf wurde das Frühstück im Jagdzelt eingenommen. Die Jagd endete mit einem Haupijogen auf Rotwild. Um 3 Uhr traf der Kaiser wieder im Jagdschioste ein.

Leipzig, 27. Nov. (Eine entmenschte Mutter.) Das Schwurg richt verurteilte die 26 Jahre alte, verheiratete, aber geirevnt iebenve Fabrikarbeiterin Schuster wegen vor- iätziicher Tötung ihres neun Tage alten Kindes zu 14 Jahren Zuchthaus. Die Schuster hatte sich mit dem Kinde nach Vorna zu ihren Eltern begeben und es dort mit Wäsche- stücken in ein Kistchen verpackl, worin es er­stickte. Mehrere Tage lang hielt sie die Kiste verst-cki, nahm die kleine Leiche dann, in Packpapier gewickelt, mit nach der Färderei- fahrik, wo sie Arbeit gefunden hatte, und be­nutzte einen unbewachten Augenblick, um das Paket in die Feuerung, die einen Kess l heizt, zu werfen. Die Glut vernichtete jede Spur der grausigen That, die auch erst nach mehreren Monaten an den Tag kam, als die Schuster wegen der Impfung nach dem Ver­bleib des KindcS befragt wurde.

Ein betrogener Gänsedieb. Dieser Tage Hörle, wie dieBoh." berichtet, die Frau des Besitzers eines einsam gelegenen Gehöftes bei OdtrleulenSdorf abends im Hose ein Geräusch. Als st« Nachschau hielt, ge­wahrte sie, daß ihr aus dem Gänsestaü eine Gans gestohlen wurde, die der Dieb, wie aus der vorhandenen Blutlache zu ersehen war, an Ort und Stelle Zeschlachtet hatte. In einer Ecke dcS Stalles aber bemerkte sie eine Blech­kanne, wie sie die Bergleute zum Mitnehmen der Suppe oder des Kaffees zur Schicht be- nütz'N. In der Blechkanne fand sich eine Brieftasche mit einem Bargeld von über 30 Klonen. Ern von der Auszahlung heim­kehrender Bergmann wollte sich augenschein­lich einen billigen Sonntagsdraten verschaffen, den er aber infolge seiner Vergeßlichkeit teuer bezahlen muhte. Der Verlustträger hat sich

bis heule begreiflicher Weise noch nicht ge­meldet.

Johannesburg, 29. Nov. Bei der Be­setzung Präiortas durch die Engländer wur­den in der dortigen Münze 23 000 Unzen Gold gefunden, welche die Burenregierung von den Grubenbesitzern eingesordert hatte. DiesiS Gold wird jetzt den Eigenlümmern wieder zugesetzt werden.

Madrid, 29. Nov. Eine reiche Dame hinterließ für die Armen beinah- eine halbe Million Pesetas, die unter die Leine verieilt werden sollen. Ganze Scharen stürzten in das betreffende Gebäude und zerbrachen die Thüren und Treppengeländer. In der furcht­baren Unordnung erlitten viele Leute Verletz­ungen. 60 Schutzleute halten Mühe, den Platz mit blanker Waffe zu säubern. Die Verteilung soll nun praktischer organisiert werden.

Die Krönung König Eduards VH. soll nunmehr t»stimmt am 25. Juni 1902 statlfinden; vermutlich glaubt man in den Londoner Ho»kreisen, daß bis dahin der süd­afrikanische Krieg definitiv zum Abschluß ge­langt sein wird.

Der Heiratskandidat auf der Kanzel. Im Lande der avfotulen Freche» und M-n- Ichenrechte kann sich auch ein Prediger so manches erlauben, was einem europäischen Geistlichen nicht gestattet ist; ebenso jdarf dort ein Mcthodistenpfarrer viiles, was dem Pastor einer nicht sekkierenden Gemeinschaft untersagt ist: zum Beispiel von der Kanzel herunter um eine LebenSgenoistn freien. DaS aber hat jüngst ein Meihodistenprediger in seiner Kirche gethan. Er hatte seine Frau durch den Tod verloren, und sein Herz sehnte sich nach einer neuen Gattin. Er verkündete von der Kanzel herunter seine HeiratSgeiüsteIch bin Witwer", sagte er,und suche eine Frau. Der gewöhnliche Weg der HUrcuSannonce widerstrebt meinem Empfinden und meine weltlichen Bekannt­schaften sind sehr wenige. Ist in meiner lieben Gemeinde eine Frau ober Jungfrau, die mich nehmen mag, so bitte ich sie, sich zu erheben I" Dieses merkwürdige Hct- ratSgesuch hatteEcfotg. Zw-i Damen stanoen auf, die eine nach der andern. Der Pfarrer entschied sich an Ort und Stelle; erwählte ohne zu zaudern die, die sich zuerst erhoben hatte. Nach dieser kleinen Avfchwelfung führte er den Gottesdienst in der gewohnten Welse durch Absingen eines Kirchenliedes weiter.

Humoristisches.

Aus dem Eisenbähnle von Müll­heim nach Baöenwciler fand ein Freiburger Herr IN dem üverfülllen Kvupce 3. Klasse keinen Platz m-hr nnd ließ stch infoigeb.ffeN tn einem Koupee 2. Klasse nieder. Als der Schaffner ertchien und den Passagier daraus ausmeiksam machte, daß er wohl oaS Koupee verwechselt habe, antwortete dieser, baß er in der 3. Klaffe keinen einzigen Platz mehr gefunden habe. Der Schaffner bat den Passagier, stch zu erheben, nahm das Polster vom Platze und sagte:So jetzt jahren Sic 3. Klaffe.«

.>. (Aus der Schule). Lehrer:. ... Man mutz also steis darauf achten, daß Einnahmen und Ausgaben miteinander balancieren. Was sollte auch jemand machen, wenn er z. Beispiel 10 000 ^ Ausgaben hätte und nur 500 Einnahmen?!" Mvkttzchrn:Pleite"