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Verwendung gefunden hat und noch finden wird.

Cannstatt, 3 Sept. Die Versteigerung der Wirtschaflsplätze auf dem Wasen für das vom 27.30. September je einschließ­lich abzuhallende Volksfest wurde heute von vormittags 9 Uhr an vorgenommen. Für 89 Plätze wurden insgesamt 8593 ^ be­zahlt. Der höchste Preis für einen Platz beträgt 688 ^ (Bachncr-Sluttgart), ecr niederste 40 Beckstein-Stuttgart, welcher die Plätze 1719 um9I0 ^ ersteigert hat, wird darauf wieder ein großes Bierzelt errichten.

Reutlingen, 3. Sept. Die letzte Auf­führung des Llchtensteinspiels am vorigen Sonntag ging wiederum bei vollem Hause und vorzüglicher Darstellung vor sich. Nach dem Spiel vereinigten sich sämtliche Mtlwir- kenden in Honau zu festlichem Mahle und feierten das glückliche Gelingen ihres Werkes und zugleich den Gedenktag von Sedan.

Reutlingen, 3. Sept. Nachdem die Ar­beiten zur Herstellung des zweiten Geleises Plochingen-Tübingen nunmehr bis nach Metz­ingen fertiggesteilt sind, ist die Strecke bis zum dortigen Bahnhof in Betrieb genommen und wird schon von den Fahrplanmäßigen Zügen milbefahren. Zwischen hier und Metz­ingen nehmen gleichfalls die Arbeiten des günstigen Wetters einen raschen Fortgang und neben ausgedehnten Erdarbeiter! ist in der Nähe der sog. Metzinger Brücke auch schon mit Betonierungsardcilcn der Anfang gemacht.

Reutlingen, 3 Sept. I» der oberen Ziegelei hat sich gestern vormittag ein schwerer Unglücksfall zugetragen. T'vtz res ausdrück­lichen Verbots steckt? ein jüngerer Arbeiter den Kopf in eine -Öffnung des Auszugs, schachls, um die in den unteren Räumlich­keiten zu beschäftigten Arbeiter zu necken. Plötzlich wurde der Unvorsichtige von dem oben Herabkommen Fahrstuhl erfaßt und der­art gequetscht, daß er an den Schultern und am Hinterkopf schwere Verletzungen erlitt. Wie man hört, soll ein ganzes Stück der Kopfhaut losgerissen sein. Der schwer Ver­letzte wurde ins Krankenhaus verbracht. Ob er mit dem Leben davonkommen wird, ist noch fraglich.

Calw, 1. Sept. Gestern beobachteten wir hier die ersten Wildgänse. Die Tiere, etwa 20 an der Zahl, flogen in gerader Linie hoch in der Luft über unser Thal hin. Die Richtung des Fluges war nach Süden hin. Bekanntlich ziehen dieWildgänse fschnee- gänsc genannt), welche vorzüglich das nord­östliche Europa und Stbterien bewohnen, im September in Scharen in wärmere Länder und kehren im Februar und März zurück.

Zur Berliner Bürgermeisterwahl wird gemeldet: Die Berliner Stadtverordneten­versammlung wird in ihren ersten Sitzung nach den Sommerferien, also am Donners­tag, abermals die Wahl eines Bürgermeisters vornehmen, und zwar wird nach den Mit­teilungen führender Mitglieder der einzelnen Fraktionen der nicht bestätigte Stadtrat Kauff- mann mit großer Mehrheit wieder gewählt werden. Herr Kauffmann hat die bündige Erklärung abgegeben, daß er eine Wieder­wahl unter allen Umständen annehmcn werbe. Durch eine solche Erklärung KauffmannS würde sich seine Wiedeuwahl noch mehr als eine zwecklose Demonstration kennzeichnen, als wenn er, wie rS früher hieß, die Wahl adlehnte.

Berlin, 4. Sept. Wie derNat.-Ztg.* aus Gumbinnen geschrieben wird, befindet sich H'ckel, dessen bevorstehende Wiederver- hafuing niederere Blätter angekündigt hatten, auf freiem Fuß. Er hat Urlaub bis zum 1. Oktober und zugleich das Recht erhalten, Zvilkleidung zu tragen. Auch der alte Marten hat Urlaub bis zum 1. Oktober erhalten und ist nicht ins Manöver gegangen. Er ist nach dem Todesurteil gegen seinen Sohn völ­lig apathisch geworden und sttzl still aus dem Sopba.

Potsdam, 3. Sept. Prinz Tschun ist heute nachmittag kurz nach '/,4 Uhr mittels SonderzugS aus dem hiesigen Bahnhof ein- g-troffen. Im Zug befanden sich außer den chinesischen Würdenträgern General Hopfner und Major Bultwitz. Zum Empfang waren erschienen der Kommandant von Potsdam, Generalmajor v. Moltke, Platzmajor Havpt- mann v. Schwerin und Polzizeidirektor Graf Bernstorff. Nach gegenseitiger Vorstellung bestieg der Prinz mit einem chinesischen Wür­denträger und General Höpfner den Wagen zur Fahrt nach dem neuen Ocangericgebäude. DaS Gefolge begab sich ebenfalls zu Wagen dorthin.

Berlin, 4. Sept. Der Kaiser empfing um 12 Uhr in Potsdam den Prinzen Tfchun, der sich beim Eintritt und Abgang dreimal verbeugte.

Neues Palais, 4. Sept. Der Kaiser empfing um 12 Uhr io Gegenwart der kaiser­lichen Prinzen, des Staatssekretärs des Aeuße- ren, der Minister, der Generalität u. Bot- schc-sttr den Prinzen Tschun, welcher einen auf gelber S'ide geschriebenen Brief des Kaisers von China verlas. Nach der Audienz schritt Prinz Tschun. die Front der Ehrenkompagnie ab und begab sich in die Orangerie zurück, wo der Kaiser ihm nachmittags einen Besuch abstattet.

Potsdam, 4. Sept. Prinz Tschun be­suchte heule vormittag das Mausoleum in der FricrenSkirche und legte am Sarkophag des Kaisers Friedrich, sowie auf der Platte, welche die Ruhestätte der Kaiserin Friedrich deckt, Kränze nieder.

Aus Ostpreußen, 30. Aug. Aus N>- kaikin berichtet dieOstpr. Zig." : Bei einer kirchlichen Feier, die fast ausschließlich von Frauen besucht war, ereignete sich beim pol­nischen Gottesdienste ein heiterer Zwischenfall. Als der Geistliche den Text verlas:Weiber, wo habt ihr eure Männer?" erhob sich zum allgemeinen Erstaunen ein durch die vermeint­liche Rüge schwer gekränktes altes Frauchen aus dem Schiffe der Kirche und rief:Herr Pfarrer, wir sind hier merstentcilS alles Witwen l" Der Geistliche mußte beschwich­tigend eintreten, um die entrüstete Alte zu beruhigen.

Im Dorfe Weimar äscherte ein großer Brand 24 Wohnhäuser, zahlreiche Stallungen und Scheuern ein. Viele kleine Leute haben alles verloren, da auch die teilweise unver­sicherte Ernte vernichtet ist. Auch zahlreiches Vieh ist umgekommen. Als Ursache des Brandes wird Funkensprühen aus einer Dresch­maschine angegeben.

Kapstadt, 2. Septbr. (Reutermcldung.) Es heißt, die Komondos Herzogs und Late- ganS seien in den Oranjefreistaat zurückge­trieben worden und die Osttransvaalbahn sei vom Feinde in der Nähe von Alkmaar etwa in der Mitte zwischen Middelburg und Ko- matipoort zerstört. Es wurde ein Eisenbahn­zug von den Buren angegriffen. Der Zug

entkam den Angreifern. Aus der Kapkolonie verlautet, die Buren seien aus Barkley-East direkt durch den Barklcy-Patz in die Nähe von Elliol und Calla gezogen, wo sich Ein- gebocerien-Reservate befinden. Es heißt fer­ner, eS s-i nunmehr beschlossen, alle Familien­angehörigen von den Buren, die noch im Felde stehen, an die Küste zu deportieren, wo Flüchtlinglager errichtet würden. Wenn die Maßnahmen durchgeführt werden, so wird es der Eisenbahn wahrscheinlich möglich sein, genügende Nahrungsmittel herbeizuschaffen, um ganz Johannesburg zu verproviantieren, wie es vor dem Kriege der Fall war. Es würde somit wahrscheinlich sein, daß normale Verhältnisse in der Etat wiederkehren.

London, 3. Sept. Lord Kitchener tele­graphiert: Nach den Von den einzelnen briti­schen Heeresteilen eingegangeuen Berichten wurden seit dem 26. August 19 Buren ge­tötet, 3 verwundet, 212 gesaugen und 127 ergaben sich. Erbeutet wurden 149 Gewehre, 25,760 Patronen, 144 Wagen, 1700 Pferde, 7500 Stück Vieh und viele Vorräte.

GvM, 3. Sept. Ein tragisches Schick­sal hal dieser Tage ein junges Ehepaar in den iialicntschen Bergen ereilt. Francesco Cantarüno halte kürzlich die reizende Neapo­litanerin Carmela Nardi als Frau in sein HauS in Castelvolturno bei Caserta geführt. Do die junge Frau die Gegend nicht kannte, so unternahm sie täglich Ausflüge. Jüngst begaben sie sich schon um 3 Uhr früh auf einen der umliegenden Berge, um sich von dort aus am Sonnenaufgang zu erfreuen. Später frühstückten ste oben und machten sich gegen 9 Uhr auf den Heimweg. Beim Suchen nach Blumen hatte sich nun Carmela von von ihrem Francesco so weit entfernt, daß dieser sie aus den Augen verloren hatte und glaubte, sie wäre in einen Abgrund gefallen. Voller Verzweiflung rief er ihren Namen, beugte sich überroll hinab, verlor das Gleich­gewicht und stürz!« in einen Abgrund, wo man ihn später mit zerschmettertem Schädel wiederfand. In der That war auch Carmela abgcstürtzt, aber die Zweige eines Baumes hatten sich in ihren Kleidern festg-hackt und die junge Frau vor einem furchtbaren Tode bewahrt. Cs gelang ihr, sich zu befreien und den Fußpfad wieder zu gewinnen. Jetzt aber begann bei ihr die Angst um den Gallen den ste nicht mehr sah. Sie kam an den jähen Abhang» den Francesco hinuutergestürtzt war, sah tief unten den Leichnam des Ge­liebten liegen und brach vor Grauen und Schrecken ohnmächtig zusammen. So fanden sie Hirten mit vom Gestrüpp zeriffenen Ge­wändern. Wohl gelang es Ihnen, die Un­glückliche ins Leben zurückzurufen, aber nur um die entsetzliche Gewißheit zu haben, daß ihr das Entsetzen die Sinne verwirrt hatte.

Für den Fall, daß die 39jährige Königin Draga ihrem 24järigen Alexander keinen Tronerben schenkt, will Alexander den Bruder Dragas, einen Leutnant, zum Thron­erben bestimmen. Draga beherrscht den König und das Land. Sie mischt sich in alles. Der Direktor der Akademie, General Boschkovitö, wurde seines Postens enlhobcn, weil er einen Neffen der Königin, der Kadett ist, zurecht- gewiesen hatte. Diese Maßregel verursachte in Osfizicrskreisen große Entrüstung. Der König ernannte den General Lozarevits zum Direktor der Akademie, doch weigerte sich dieser nach dem Vorgefallenen den Posten anzunehmen.

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