wagen die Plomben ab, drangen in die Wa­gen ein und nahmen von dem Inhalte mit, was Ihnen paßte. Insbesondere Kohlen und Alteisen stahlen sie in erheblicher Menge, aber auch Kleiderstoffe und andere Waren ver­schmähten sie nicht. Das Gestohlene ver­kauften sie an bicstge Einwohner, die nun wegen Hehlerei zur Rechenschaft gezogen wer­den.

Gaildorf, 27. August. In den 50er Jahren wandert- wie fo viele andere auch ein aus unserem Overamt gebürtiger armer Bur­sche nach Amerika aus, um daselbst sein Brot zu verdienen. Derselbe, welcher durch Fleiß und Sparsamkeit es zu einem großen Vermögen brachte, ist nun gestorben, und hat sein ganzes Vermögen, 150 000 Doll., mit Abzug von einigen Legaten, an seine vier teilweise noch lebenden Geschwister bezw. deren Kindern vermacht.

Niederstetten, 28. August. Der Reihe merkwürdiger Verkäufe hat sich gestern ein neuer zugesellt. Herr Handelögärtner Rüger teilt mit, daß er einem hiesigen Handelsmann ein größeres Quantum Gurken zum Preis von 30 ^ per Meter verkauft hat. Hoffent­lich verlieren beide Teile beim Messen die Geduld nicht und braucht es dem Gärtner auf einige Centimeter beim Messen auch nicht anzukommen.

Freudenstadt, 28. Aug. Vielleicht wird die Bahnlinie Freudenstadl-Kiosterreichenbach doch h-uer noch eröffnet. Die Schienen sind zwischen Haupt- und Stadlbahnhof hier be­reits gelegt und können fitzt auch, nachdem der Viadukt bei ChristvphSthal fertig ist, bis Friedrtchsthal gelegt werden. Dir von der Karlsstraße zum StaatSbahnhof führende Zu- fahnsstraßc ist in einigen Wochen vollendet und auch die 2. Zufahrtsstraße, deren Er­bauung den Abbruch des alten Forstamls- gebäudeS notwendig machte, soll sofort in An. griff genommen werden.

Vom Bodensee, 28. Aug. 53 Wettcr- schießstationen mit je 1 Kanone sollen dem­nächst am rechten Ufer des Zürichersees ein- gerichtet werden, nachdem in Oesterreich und Italien mit dem Wetterfchießen fo günstige Erfolge erzielt worden sind. Man hofft durch diese Wehr sich gegen die dort häufigen bösen Hagelschläge schützen zu können. Bekanntlich sind die Ansichten der Gelehrten über den Wert des Wetterschießens noch verschieden.

Rommelshausen, 28. August. Gestern sollte hier eine Hochzeit stallfinden; das Fest­mahl war zugerichtei, der Kuchen gebacken und schon wurde zum F-ftzug zur Kirche geläutet; doch wer nicht kam, war die Braut, sie war der Meinung, ihre Hochzeit finde erst in 8 Tagen statt.

Pforzheim, 28. August. Die Kranken­schwester Frl. Johanna Wittum (Tochter des Fabrikanten und LandtagSabg. Wittum) von hier, welche bekanntlich auch in Afrika bei­nahe ein Jahr bei der Pflege der Buren­verwundeten thätig war und über diese Tä­tigkeit Vorträge hielt, erhielt die Rote-Kreuz- Medaille 3. Kl.

Königsberg i. Pr., 22. Aug. In einem Dorfe bet Barlenstein hatten sich im Gast­hause vier Herren zum Skat vereinigt. Einer der Herren ging, während er nicht zu spielen hatte, in den Garten und fand an einem Baume einen runden ballähnltchenGegenstand, den er aus Neugierde zur näheren Besichtig­ung mit in die Gaststube nahm und vor die Skatspieler legte. Wer beschreibt deren Schrecken

als sich der Gegenstand als ein Wespennest entpuppte, aus dem die gestörten Tiere in Scharen gegen das Licht flogen und die Spieler auf daS gefährlichste bedrohten. Schneller ist, wie dieDanz. Allg. Ztg." schreibt, wohl nie eine Skatpartie aufgehoben worden, denn eiligst ergriffen die Herren die Flucht.

Der Bruder des chinesischen Kaisers, Prinz Tschun, von der deutschen Presse kurz­weg der Sühneprinz genannt, ist mit einem Gefolge von über 50 Personen auf seiner Reise von Peking nach Berlin, wo er namens des Kaisers von China für die Ermordung des deutschen Gesandten v. Ketteler Abbitte leisten sollte, in Basel angeblich erkrankt. Ursprünglich hieß eS, er werde in zwei Tagen weiter reisen, aber diese Frist ist bereits über­schritten. Da übrigens fast gleichzeitig mit dieserErkrankung" eine Depesche aus China einlief, welche besagte, daß eine andere Sühne­misston, welche nach Japan gehen sollte, un­mittelbar vor ihrer Einschiffung in Schang­hai den Befehl erhielt, vorläufig zurückzu­bleiben, so liegt der Gedanke nahe, daß den Chinesen seit dem Abzug des größten Teils der europäischen Truppen wieder der Kamm geschwollen ist, und daß eS sie reut, mit den Sühnemissionen sich einer Demütigung zu unterwerfen, obgleich die in Berlin getrof­fenen Vorbereitungen derartig waren, daß man beinahe hätte glauben können, ein be­freundeter Monarch käme nach Berlin. Ueb- rigenS sind die Vorbereitungen alle wieder abbestellt und eS erscheint als nicht ganz aus­geschlossen, daß der Sühneprinz wieder um­kehrt, ohne den deutschen Boden betreten zu haben.

Berlin, 29. Aug. Hier verlautet, daß der Wortlaut der Ansprache, die Prinz Tschun an den Kaiser halten sollte und die diesem vorher vorgclegt wurde, den Wünschen dcS Kaisers und dcS Reichskanzlers so wenig entsprochen habe, daß die Einholung neuer Instruktionen von Smganfu notwendig wurde. (Damit wäre daS Unwohlsein des Sühne­prinzen endgiltig alsdiplomatische Krank­heit" festgestellt und zugleich bewiesen, daß ihm von Berlin aus Halt geboten wurde).

Fiume, 27. Aug. Durch einen gewal­tigen Orkan und Wolkenbruch wurden gestern nachmittag hier große Verheerrngen angerichtet. Das Marienseebad ist zur Hälfte versunken. Am Warevyuai kamen Frachtwaggons ins Rollen, wobei eine Person gelötet wurde. Man befürchtet, daß auch den Schiffen aus dem Meere Unfälle zugestoßen sind.

Die marokkanische Gesaudtschaft, die vor kurzem in Berlin zum Besuche weilte, brachte unserem Kaiser als Geschenk 10 Pferde. Diese find aber für unser Klima und auf unseren Straßen ganz unbrauchbar. Ein Pferd mußte bereits erschossen werden, da es an einem unheilbaren Hufleiden erkrankt war. Die übrigen Pferde wurden verschenkt unter der Bedingung, daß sie weder weiter verschenkt noch verkauft werden dürfen.

Philadelphia, 29. August. Auf dem DampferEity of Breton", von hier nach Trenton unterwegs, fand eine Explosion statt. 7 Personen wurden getötet und 20 verwun­det. Das Schiff brannte bis auf den Wasser­spiegel nieder.

New-Aork, 29. Aug. Auf dem Fluß- DampferTrenton", ereignete sich bei Tor- resdalk (Pennsylvania) eine Kesselexplvston, wobei 30 Personen getötet und viele verletzt wurden.

Anm 2. September 1901.

Deutsches Volk du Land der Treue Schicke nun dein Dankgebet Auf zum Himmel heilige Weihe Heut durch deine Lande weht.

Denk an deine Heldcnscharcn Die'entflammt pro patria Heut vor 31 Jahren Starben für Germania.

Hoher Tag die Glocken tragen Diese Kund' durch Herrmannsland,

Daß in jenen Siegestagen Deutschland wieder neu erstand.

Festtag sei'S beim deutschen Volke FricdenSfeier nach dem Streit Unserem seligen Onkel Moltke Set rin Lorbeerkranz geweiht.

Dort auf welschem Boden gaben Deutsche Brüder sich die Hand Preußen, Bayern, Sachsen, Schwaben Kämpften All fürs deutsche Laad.

Dort bei Sedan ward geschloffen Dieser Bund, er machte quitt Und ihr Herzblut das geflossen In einander gab den Kitt.

Alter Herrmann schau von oben Auf uns von Walhalla dort Denn vom Rheine ist gehoben,

Nun der Niebelungenhort.

Lsg jetzt müder Barbarossa Dich zur Ruhe, denn auch schon In der Erde kühlem Schoße Schläft dein Siegfried,Luisens Sohn."

Um den Burgberg, den Kyffhäuser Fliegen Raben jetzt nich mehr Wilhelm, Deutschlands Heldcnkaiser '' Hält dort Hoh-Wacht Dir zur Ehr.

Rotbart deine Mannen laufen Mil dem Schilde in der Hand Heute Nacht um deinen Staufen Lugen freudig in daS Land.

Kaiserberg, einst hoch erhaben Traure nicht um deinen Forst Aus dem Lande noch in Schwaben Ragt der deutsche Adlerhorst.

Hohenstaufen, Hohenzollern,

Wächter sind's auf schwäbscher Flur Ihnen aus der Brust der voller« Sei geweiht der Treue Schwur.

Laßt die Feusr auf den Höhen Nächtlich lohen auf im Glaz Laßt die ReichSturnfahne wehen Ziert sie mit dem Eichenkranz.

Unsre Blicke laßt uns lenken Weg vom heimatlichen Herd An die Braven woll'n wir denken Die dort ruhn in fremder Erd.

Legt das deutsche Siegeszeichen,

Das der deutsche Wald unö gab Einen Blätterkranz von Eichen Den Gefall'nen auf ihr Grab.

Ruhet wohl ihr teure Toten Ihr die dort pro patria Auf dem welschen blutgen Boden Stärket für Gsrmouia.

Holzhauer