Mergentheim, I I. Juli. Schon wieder hat sich beim Baden ein Unglück ereignet. Gestern nachmittag wollten sich zwei b i der Gr. Bahnverwaltung in Lauda angestellle Assistenlcn dnrch ein Bad in der Tauber er­frischen. Der eine davon sei eS, daß er des Schwimmens unkundig war, oder sei es, daß ihn plötzlich die Kraft verließ, sank vor den Augen seines Kameraden in die Tiefe. Derselbe versuchte ihn zu retten, mußte je­doch seinen Mut mit dem Leben bezahlen, indem sich der Sinkende an ihn klammerte und ihn mit in die Tiefe riß.

Horb, 13. Juli. Freiherr Oskar v. Münch von Hohcnmöhringcn, zur Zeit in Berlin. hat gegen den ihm die nachgesuchte Entlassung aus der württembergischen Staats­angehörigkeit versagenden Bescheid der Kgl. Kreisregierung zu Reutlingen Beschwerde an das Kgl. Ministerium des Innern erhoben. Das Kgl. Ministerium gab der Beschwerde statt, worauf seitens der Kgl. Kreisregierung v. Münch die Entlassung erteilt wurde. Das Ministerium betrachtet v. Münch in Über­einstimmung mit der Praxis der Zivilgerichte (die Strafgerichte erachten v. Münch bekannt­lich als geisteskrank und nicht versolgvar) sür geschäftsfähig.

Hornberg i. Schw., 12. Juli. Soeben Uhr abends wurde die hiesige Feuer­wehr alarmiert und ist bereits abgegangcn. Es brennt in dem Orte Tannenbronn dfts» fettigen Bezirks. DaS Großfeuer hat bis jetzt 24 Häuser darunter die «vangettsche Kirche und das SchulhauS, in Asche gelegt. 20 Familien über 100 Personen sind ob­dachlos. Die Feuerwehren von Schramierg und St. G-orgen sind gleichfalls zur Hilfe­leistung ausgebolen.

Nach einer Zuschrift des Bürger­meisters von Tennenbronn an denSchw. B." sind in der Zeit von 2'/s Stunden 18 Wohn­häuser, darunter 3 Doppelhäuser, 1 Säg­werk, 1 Brauerei, das Spritzenhaus, 2 Rebe, - gebäude, die evangelische Kirche und das Schul­haus, ein Raub der Flammen geworden. Wenn die Feuerwehren von St. Georgen und Schramberg nicht noch in letzter Stunde eingetroffen wären, wäre jedenfalls der ganze Ort abgebrannt. Den beiden Feuerwehren ein herzlichesVergelts Gott". Da eine große Anzahl von Familien obdachlos ge­worden ist, ist der Jammer und das Elend groß. Der mildthätigen Nächstenliebe ist hier ein weites und dankbares Feld geöffnet.

Giengen a. Br., 13. Juli. Beim Er­weitern von Kellerräumltchkeitcn in der Malz­fabrik von Stadtmüller u. Cie. wurden 3 alte Gräber gefunden. In dem einen war ein Krieger mit Schwert, Speer u. Schild, im zweiten Grab wurde ein weibliches Skelett mit Schmuck (Perlen aus Thon, Glas und Bein) gefunden, während daö 3. Grab wie­der einen Krieger mit langem Schwert ent­hielt. Die Funde werden dem Altertums- verein Heidenheim überlassen und stammen wohl aus der alemanisch-fränkischen Zut (400-800 n. Ehr.).

UlM, 13. Juli. Ein hiesiges Dienst­mädchen entleerte vor einigen Monaten ent­gegen einer bestehenden ortspolizeilichen Vor­schrift eine Wasterschüfsel auf eine Straße. In demselben Augenblick fuhr ein hiesiger Oekonom mit einem Pferde vorbei. DaS Pferd scheute und stürzte so heftig, daß es dienstunbrauchbar wurde. Der Oekonom klagte auf Schadenersatz und vor einigen

Tagen wurde dos Dienstmädchen zur Zahl­ung von 460 verurteilt.

Pforzheim, 14. Juli. Die erst kürzlich eröffnte Straßenbahn Brötzingen-Pforzheim hat gestern abend ihr erstes Opfer geford rt. Der tn Brötzingen wohnhafte, verheiratete, 28jährige Bijouteriearbeiter Karl Eberle, wollte amNürnberger Hof" in den in voller Fahrt befindlichen Zug elvsteigen, wurde aber unglücklicher Weise an einen direkt daneben stehenden Laternenpfahl geschleudert, so daß ihm die Hirnschale zerschmettert wurde. Eberle war sofort tot.

Pforzheim, 11. Juli. Der Wunsch, vom allgemeinen Fremdenverkehr auch einen Teil hierher abzulenken, ist hier schon lange rege. Schon wiederholt fanden in der Stadtver­waltung darüber Besprechungen statt. Jetzt scheint man im Sladtrat der Sache näher treten zu mollen. wurde ein allgemeines Verkehrs-Bureau angeregt und eine vorbe­reitende Kommission gebildet, in welche die Herren Oberbürgermeister Habermehl, Stadt­räte Gattner und Wittum gewählt wurden. Auch soll ein Führer für Pforzheim und Umgeb­ung geschaffen werden, welcher spätestens ge­legentlich der Generalversammlung deS Bad. SchwarzwaldverctnS, die nächstes Jahr hier stattfinden wird, avSgegrben werden soll.

Die vielgerühmte deutsche Beamten- Ehrlichkeit und das bis zum äußersten aus- gebildete Pflichtgefühl verhindern nicht, daß bei der Eisenbahn Mastendiebstähle Vorkom­men. Auf dem Karlsruher Bahnhofe konnte ein Beamt-r jahrelang Abfallkupser Waggon­weise stehlen. In Stendal wurde soeben entdeckt, daß 3000 eiserne Eisenbahnschwellen gestohlen wurden und zwar wiederum von einem Beamten, dem Stationsgehilfen Albert Müller. Durch Bücherfälschungen nnd Fälsch­ung von Quittungen hat er eine Entdeckung hinauszuzieden gewußt. Der Eisenbahnver­waltung entstand ein Schaden von etwa 12 000 Mark Müller, der verheiratet ist, hat sich seiner Verhaftung durch die Flucht entzogen. Er wird jetzt steckbrieflich verfolgt.

Nürnberg, 13. Juli. In ber heutigen Generalversammlung der Elektrizitäts-Aktien­gesellschaft, vormals Schuckert, wurde be­schlossen, keine Dividente zu verteilen, wegen der Verpflichtungen der Gesellschaft von 4 Millionen Mark an die Leipziger Bank.

In Dettelbach (Bayern) hat sich eine entsetzliche Blutthat abgespielt. Der Büttner Sebastian Hermann nebst Frau, beide im Aller von etwa 60 Jahren, wurden in ihrer Werkstatt von ihrem eigenen Sohne in mör­derischer Absicht überfallen, wobei sich der Angreifer eines scharfen BüttnerbeileS bediente. Der Mutter wurde der Hals bis zur Hälfte durchschlagen, so daß sie sofort tot war. Der Vater erhielt am Kopfe und Halse ebenfalls gefährliche und tiefe Wunden; er lebt zwar noch, indeß wird an seinem Aufkommen stark gezweifelt. Der Sohn war vor 3 Jahren in der Irrenanstalt Weeneck untergevracht, wurde aber dort nach einem halben Jahre wieder entlasten. Seit jener Zeit hat er immer eiu ruhiges Benehmen gezeigt. Noch wenige Minuten vor der Thal hat er, an­scheinend in völlig zufriedener gleichmütiger Stimmung, mit einem Nachbarn aus dessen Dose geschnupft.

Leipzig. Der Verlust der Aktionäre der Leipziger Bank wird beträchtlich vermin­dert werden können, wenn man die AufsichtS-

räte zum Schadenersatz heranzieht. Der Vor­sitzende des Aufstchtsrates, Stadtrat Dodel, besitzt allein ein Vermögen von ca. 40 Mill. Ma>k. Ec gilt als der reichste Mann in Leipzig. Dieser Mann ist vor einigen Tagen ebenfalls verhaftet worden, ein Zeichen, daß er seine Pflicht schwer vernachlässigte, um so mehr aber steht zu hoffen, daß er mit seinem Vermögen für den Schaden verantwortlich gemacht wird, ebenso wie die andern AufsichtS« räte, die jährlich Hunderttausende an Tan- timen einsteckten, tm übrigen aber nichts thaten, was das Gesetz von ihnen als Auf- sichlSrat verlangte. Stadtrat Dodel war ein hochgeachteter Mann. Zahlreiche Ordensaus­zeichnungen sind ihm verliehen worden, nament lich auchaus Anlaß seiner hervorragenden Thätigkeit bei der Oberleitung der Sächsisch- Thüringischen Industrie- und GewerbeauSstell ung im Jahre 1897.

Berlin, 14. Juli. (Chtnes. Besuch.) Die Ankunft des Bruders LeS Kaisers von China, Prinzen Tschun, ist hier am 25. August zu erwarten. Von Genua aus be- gicbt sich der chinesische Prinz mit seiner Be­gleitung in einem Souderzuge nach Berlin.

London, 15. Juli. Reuter meldet aus Graaf-Remet. In Cemp-Boo wurde ein Burenlager überrascht; 31 Buren wurden gefangen, 56 Pferde erbeutet.

Paris, 12. Juli. Der Luftschiffer Santos Dumont unternahm heute vormittag bei fast windstillem Wetter mit einem von ihm er­fundenen Luftschiff mehrere Fahrten, die, wie Augenzeugen versichern, vollständig gelungen sind. Santos Dumont stieg in St. Cloud aus, machte 5 Rundfahrten innerhalb des Rennplatzes von Longchamp im Boulogner Wäldchen und kehrte sodann nach dem Aus­gangspunkt zurück. Hierauf unternahm er noch eine Fahrt nach dem Eiffelturm. In der Nähe des Turmes riß das Slurmsetl. Dumont landete vor dem Trocadero, besserte den Schaden aus und erhob sich neuerdings bis zur Spitze des Eiffelturmes, fuhr um denselben herum, und kehrte zur Abfahrtstelle nach St. Cloud zurück. Morgen beabsichtigt Dumont abermals eine Fahrt zu unternehmen, um sich um den 100 000 Francs-Preis des ALroclubS zu bewerben, welchen der Groß­industrielle Henri Deutsch für das erste Lenk­bare Luftschiff gestiftet hat, das innerhalb einer. Stunde eine bestimmte Zahl von Kilo­metern zurückzulegen und an den Ausgangs­punkt znrückkehren sollte.

Die Scheuklappen sind eine Qual für die Pferde. Sie sind Staub- und Wind- fänger, verderben die Augen der Pferde und, anstatt das Scheuen zu verhindern, sind sie nachweislich die Hauptursache für das Scheuen der Pferde. Wir bitten alle barmherzigen, verständigen Menschen, bei Gebrauch von Lohnfuhrrverken solche mit Pferden ohne Scheu­klappen und Aufsatzzügel zu bevorzugen, denn nur auf diese Weise kann dem unsinnigen Gebrauch dieser beiden Folterinstrumente ge­steuert worden. Der Vorstand des Berliner Tierschutz-Vereins.

Gefälschten Rotwein erkennt man leicht, wenn ein Pröbchen des Weines in einer auf heißem Wasser schwimmenden Por­zellanschale ruhig verdampft wird. Gefärbter Rotwein läßt dabei einen schönen, roten Rand auf dem Gefäße zurück; echtsarbiger dagegen yiebt dunkle braune Ränder.