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Schluß sagen wir der Direktion Dank dafür, daß dieselbe stets bemüht ist, uns daS Neuste auf dem Gebiet der Litteratur, so vollendet, zu bieten.

Wildbad, 30. Juni. Der auf dem ChristophShof bedienstete 25jährige Knecht, genannt Fritz, geriet gestern abend auf der Fahrt von Wildbad unter feinen beladenen Langhvlzwagen. Er erlitt schwere Verletz­ungen, daß er denselben erlag.

Rundschau»

Betzenhausen, 28. Juni. Eine große Freude wurde den hiesigen Schulkindern zu teil, die gestern als Gäste des Königs und der Königin das Ltchtenstrinspiel in Honan besuchen durften, wobei cS an der nötig«» Bewirtung nicht fehlte. Zur Heimfahrt durften die kleinen Leute und ihre erwachsenen Be­gleiter mit Erlaubnis des Königs den könig­lichen Sonderzug benutzen, damit sie nicht gar so spät ins Bett kämen.

Dobel, 1. Juli. Heute nacht ging ein schweres Gewitter über unsere Höhe. Furcht­bare Blitz- und Donuerschläge schreckten die Leute aus dem Schlafe auf. Bei Wilhelm Schaible, Hauerobmann schlug der Blitz ein, ohne zu zünden, obgleich elektrische Funken nur so in der Stube heruwslogen. DaS Kamin wurde beschädigt, etliche Dachsparren zertrümmert und in Küche, Zimmer und Oehrn sind handbreite Spuren an den Wänden sichtbar. Herr Schaible urd die Seinigen blieben erfreulicher Weise unversehrt und kamen mit dem Schrecken davon.

Cannstatt, 27. Juni. In vergangener Nacht wurde vor einem Hause der Wilhelm- straße ein 21jähriger Zimmerer, Johann Kecher, nur mit dem Hemd bekleidet und schwer verletzt aufgefunden. Wie die sofort angcstelltcn Erhebungen ergaben, ist der Ver­letzte wahrscheinlich in trunkenem Zustande aus dem Fenster seiner im Dachstock gelegenen Schlafstelle hcrausgefallen. Ein mit ihm im gleichen Bett schlafender Stubcnbewohner will von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt haben.

Endersberg, 27. Juni. Letzte Woche wurden auf hiesiger Station, wo von sämt­lichen Nachbarorteen die Kirschen eingeliefert werden, an mehreren Tagen täglich 2200 bis 2300 Körbe Kirschen verladen und ver­mittels eines Exlra-Ktrschenzuges befördert. Die Ktrschenernle dauert immerhin noch 14 Tage.

Von der Jagst, 29. Juni. Während anderwärts die Fuitrrcrträge sehr ungünstig sind, erweisen sich dieselben in unserer Ge­gend als sehr zufriedenstellend. Es wird daher viel Futter dahin versandt, wo wenig geerntet wird. Der Preis sür 1 Ztr. Heu beträgt 3,20 -.A bis 3,50

Heidenhkim, 29. Juni. Dem ledigen 25jährigen Metzgerknecht Martin Hagholz von Hohenmemmingen, hiesigen Overamts, wurde in Untertürkheim beim Verladen von Vieh von einem Stier der Bauch aufgeschlitzt. so daß er trotz zweimaliger Operation vor­gestern seiner Verletzung erlag.

Horb, 28. Juni. Die K. Kreisregierung des SchwarzwaldkretseS hat das bekannte Ge­such des Freiherrn Oskar v. Münch von Hohenmührtngen um Entlastung aus der württembergischen Staatsangehörigkeit mit der Begründung abgewisen, daß der Antragsteller sich in einem die freie Wtllensbestimmung ausschliehenden Zustand krankhafter Störung

der GeisteSthätigkeit befinde und seine Willens, erklärung deshalb nichtig sei. v. Münch Hai inzwischen die preußische Staatsangehörigkeit bereits erworben.

Horb, 28. Juni. In der Nacht vom 25. auf 26. ds. Ms. wurde in dos Rathaus in Gündringen eingebrochen. Der Einbrecher entwendete die sämtlichen vorhandenen amt- lichen Stempel (etwa 6 au der Zahl) bis auf einen älteren. Von dem Thäter fehlt jede Spur.

Weingarten, 30. Juni (Nach China.) Gestern morgen ging wieder eine Abteilung unseres Regiments nach China ab; es waren auch 3 Musiker, darunter der Sohn des Kapellmeisters Klein dabei. Die ganze Ka­pelle begleitete dieCbinafreiwilligen" auf den Bahnhof in Ravensburg und mit kling­endem Spiel zogen, dieselben durch die Stadt. Der eigentliche Abschied war schon in der hiesigen Kaserne erfolgt. Die Mannschaften mußten sich bis 30. September 1903 ver­pflichten.

Freudenstadt, 29. Juni. (Drahtlose Te­legraphie.) Eine Abteilung der iu Straß­burg in Garnison stehenden Luflschtffer machten gestern und heute auf der Friedrichshöhe hier Versuch mit der drahtlosen Telegraphie und übermittelten Nachrichten mittels Ballons nach Slraßburg und Metz. Die Versuche sollen zum Teil gut gelungen sein.

Illingen, 30. Juni. Am Freitag wurde von einigen Pforzheimer Herren im hiestgeu Gemeindewald rin Wildschwein geschossen.

Aus Franken» 28. Juni. Vorgestern abend zogen schwere Gewitter über das Franken- land. Der Blitz schlug in den Rathausturm in Seligenstadt, wobei der 23jährige Sohn des Türmers Zöller getroffen und getötet wurde.

Die Kaiserin wird am 7. Juli vor- ausstchilich in Wilhelmshöhe eintreffen.

Der Ban der neuen Rheinbrücke zwischen Mainz und Biebrich wurde für 6 Millionen Mark an die internationale Ball­gesellschaft Holzmann u. Co. in Frankfurt und die Maschinenbaugcsellschaft Nürnberg, A.-G., in Nürnberg und Gustavsburg ver­geben.

Der angebliche Kaiser-Attentäter Wci- land wird in der Irrenanstalt in Bremen untergebracht werden.

Leipzig, 29. Juni. Bankier Kroh nann, Ehef des Bank- und Kommissionsgeschäftes in der Plauen'schen Straße, hat sich in seiner Villa Leipzig-Lindenau erschossen.

Für daS 50jährige Regicrungsjubi- läum des GroßherzogS von Baden im April 1902 ist die Herstellung von silbernen Denk­münzen in Form von Fünf- und Zweimark­stücken in Aussicht genommen. DieResers- seite der Denkmünze erfährt keine Veränder­ung, die Aversseite soll mit dem Bildnis des Großherzogs und der Umschrift:Fried­rich Großherzog von Baden" auögestattet werden und außerdem unter dem Bildnis einen Lorbecrzweig mit den Jahreszahlen 18521902 tragen. Es sollen 250 000 Mark in Fünfmarkstücken und 750 000 in Zweimarkstücken geprägt werden. Die Denkmünzen sollen auf der Münzstätte in Karlsruhe hergestcllt werden. Die badische Regierung hat beim BundeSrat das Einver­ständnis mit der Ausprägung der Denkmünze nachgesucht.

Präsident Krüger. Hollands hoch­herzige Königin hält nach wie vor schützend

ihre Hand über den greisen Präsidenten Trans­vaal. Getreu den ruhmvollen Ueberlieferungen dks oronischen Fürstenhauses tritt sie für den Vrrfchmten ein, unbekümmert um das Grollen Aibions hat sie ihm auch jetzt in Rotterdam die Ehren, die einem fremden Staatsober­haupt zustehen, erweisen lasten. Eine Ehrcn- kompagnie von 50 Jägern empfing ihn am Bahnhof von Rotterdam den Präsidenten der T avsvaalrepublick, als er Mittwoch vor­mittag dort eintraf. Krüger begab sich mit seinem Gefolge nach dem Rathause. Der Wagen des Präsidenten wurde, von früheren transvaalischen Offizieren und Unteroffizieren eskortiert. Auf dem Rathause wurde Krüger vom Bürgermeister, den Stadträten und Rals- mitgliedern empfangen. Nach einer Ansprache des Bürgermeisters dankte Krüger für den Empfang und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Gott sein Land bald wieder befreien werde.

Ein Burensreund. Ein Bürger von Nürnberg wollte seinem neugeborenen Spröß- ling den Vornamen Dewel beilegen, das Standesamt hat jedoch dem Vater die Freude verdorben, seinen Stammhalter künftighin nach dem Burenführer rufen zu können.

Kapstadt, 28. Juni. Eine kleine Truppe eingefallener Buren uahm zum zweiten Male Jamestown, plünderte es unv erließ eine Proklamation, durch welche der Ort zur Hauptstadt des Freistaates erklärt wurde.

London, 29. Juni. Lord Kitchcncr te­legraphiert heute aus Pretoria: Die Buren griffen am 26. Juni nachts bei Burgspruit 2 an der Delagoabai liegende Blockhäuser an. Ein Panzerzug erschien und Vertrieb die Buren. Vier derselben blieben tot auf dem Platze; die andern Toten, wie heißt, 20 an der Zahl, nahmen die Buren mit. Die Engländer erbeuteten 23 Pferde und mehrere Wagen. Der Verlust der Engländer beträgt vier Leichtverwundete. Feldkornet De- priez in PicterSburg ergab sich mit 24 Mann.

In Frankreich hat wieder einmal ein Hochverratsprozeß gespielt, welcher diesmal dem monarchistischen Grafen Lur-SaluceS und seinen antirepublikanischen Treiberei« gaft. Der Prozeß endete am Mittwoch da­mit, daß der Senat als Slaatsgerichtshof den Grafen Lur-SaluceS unter Zubilligung mildernder Umstände zu 5 Jahren Verbann- unz verurteilte.

Menschenfresser. DerKöln. Zig." wird gemeldet: Zwei englische Missionare, die mit dem SchonerMine" bei der Insel Ouarilari vor Anker gegangen waren, wurden von den Wilden alsbald gebeten, an das Land zu kommen. Beide erfüllten ahnungs­los ihre Bitte, hatten indessen kaum das Land berieten, als sie fortgeführt, ihr Schiff aber auögeplündert wurde. Später bei der Insel eintreffende NegierungShäuser landeten starke Polizeitruppen, die Dörfer der Schwarzen wurden verbrannt, zahlreiche Bewohner er­schossen. In einem der KriegShäuser wurden 1100 Schädel erschlagener Feinde vorgefun­den. Nachforschungen ergaben, daß beide Missionare mit elf Begleitern ermordet und in Stücke z«rschnitten wurden. Die einzelnen Fleischteile sind unter die Bewohner ver­schiedener Dörfer verteilt und unter großen Feierlichkeiten verzehrt worden.

.. (Variante.)Sieh, Elsa, da kommt die Mizzt mit meinem Cousin, die kann auch nichts anderes als sich mit fremden Vettern schmücken."