zulegen, da nur diese über den Urlaub zu entscheiden haben. Die Vorlage eines Ge­suches an eine höhere Behörde würde infolae Rückgabe an den Bittsteller oder W'itersend- ung an den Truppenteil nur unnötige Ver­zögerung virursachen

Stuttgart, 7. Juni. Die heutige Sitz­ung des Landtags dauerte nur eine Stunde. Die von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft nachgesuchte strafrechtliche Verfolgung des Abg. Schmidt-Maulbronn wurde nicht erteilt. Der Rechenschaftsbericht des ständtischen Aus» schusseS wurde ohne Erinnerung entgegeng-, uommen. Die Wahl des Abg. Rach-Mün» singen wurde für giltig erklärt und schli'ß- lich eine Sgliedrige Tarifkommission per Ak- lamation gewählt. Bon der Volkpartei ist eine Anfrage über den derzeitigen Stand der Saatengewächse in Württemberg tingelaufen.

Stuttgart, 8. Juni. Viel heimgesucht wurde das hiesige italienische Konsulat von italienischen Arbeitern, die keine Arbeit finden können. Gestern fand sich eine größere Partie im Konsulat ein, die unbedingt Betträae zur Heimreise erzwingen wollte. Als der Konsul sie abwies, entstand ein Krawall, dessen Ab­schluß die Verhaftung von zwanzig Personen ward.

Stuttgart, 9. Juni. Zum Schützenfest hatte sich heute nachmittag auf dem Festplatz trotz der zweifelhaften Witterung ei re statt­liche Schützenschar, wie auch eine Menge schaulustigen Pnblikuns etugefunder. Von 12 Uhr ab war:» d:e Straßenbahnen, die Extrawagen eingelegt hatten, überfällt und der ansahrenden Wagen vor tem Festplatz war kein Ende. Punkt 2 Uhr fuhr Se, Mas. der König, »begleitet von Gemralad- jutant v. Bilfing-r und dem F'.ügeladjutantm Faber de Faur, in Schützenuniform an, von dem Fcstpublikum stürmisch begrüßt. Se. Majestät überreichte dem langjährigenSchützen- metster der Gilde, Fabrikant G. Stohrer, daS Ritterkreuz II. Kl. des FriedrichsorbenS in Anerkennung der Verdienste des Dekorierten um das Schützenwesen. Hierauf wohnte Se. Majestät der feierlichen Uebergabe des von Frauen und Jungfrauen der Gilde gestifteten JubiläumsfahnenbandeS an, wobei Kommer­zienrat Föhr den Spenderinnen für das reiche Angebinde den Dank zum Ausdruck brachte. Gegen 3 Uhr verließ der König, begleite! von den Hochrufen der vieltausendköpfigen Menge, den Festplatz Nach der Elöffnung durch Se. Waj. waren in den Schießständen zahlreiche Mitglieder des Kgl. Hofes, u. a. die Herzöge Albrccht, Ulrich, Robert, Wilhelm v. Urach u. s. w. zu sehen, die längere Z"it verweilten. Nach 4 Uhr füllte sich der Fest­platz, so daß bald kaum mehr durchzukommen war.

Nagold, 6. Juni. Vorgestern sprang ein lOjähriger Realschüler, einziger Sohn achtbarer Eltern, absichtlich 3 Stock hoch aus dem Schullokal in die Tiefe. Derselbe ver­starb beim Nachhauserragen.

Die städt. Turnhalle in Göppingen ist durch Feuer gänzlich zerstört worden- Turner stießen beim Etnräumen ihre : Geräte an eine Erdöllampe, wodurch d-ese heruntcr- fiel und explodierte. D«r Schaden beträgt 25 000 ^

Vom Bodensee, 8. Juni. Für Rad­fahrer dürfte fo gend« Nachrtch nicit ohne Interesse sein. Vier Mitglieder de:Ver­einigten Radfahrer >om Rhe «fall Schaff- Hausen" machten sich dieser Tage das Ver­

gnügen, mittelst des Rades um den Boden­see zu fahren. Die Fahrt begann morgens halb 3 Uhr in Schaffhausen und ging über Singen, Radolfszell, Ueberlingen, Friedrichs- Hasen , wo sie etwas vor 7 Uhr ankamen und die erste Rast hielten. Um 9 Uhr war Lindau erreicht und nach einem einstündigen Aufenthalt wurde über Bregenz nach Münster- lingen weitergefahren, dort eine Viertelstunde Rast gemacht und dann die Fahrt bis Mauern fortgesetzt, wo wieder rin kleiner Halt nötig war. In einem Sitz ging dann die Fahrt nach Schaffhausen, wo die 4 Mann »m7'/r Uhr eintrafen. Die Strecke mißt 244 Kilo­meter und wurde in 12 Stunden durchfahren.

Bon der hohenzollernschen Grenze, 8. Juni. In Großelstngenen begoß ein dortiger Bürger, lautAlbbote", feine Kuh, um das Ungeziefer zu vertilgen, mit Petroleum und züncete sie an. Den zufällig in der Nähe befindlichen und herbcteilenden Personen ge­lang es, mittels Wasser und Gießkanne daS Tier zu retten, wobei die Löschmannschaft sich selbst Verletzungen zuzog. Der betreffende Bürger behauptet allerdings, nur mit einem brennenden Streichholz in die Nähe der Kuh gekommen zu sein.

Aus dem Fränkischen, 6. Juni. Die Aussichten auf Obst sind im fränkischen Ober- und Unterland geringe. Dw Birnbäume, welche reichlich geblüht haben, verlieren in­folge der Trockenheit der letzten Zeit ihre Fruchtansätze, die Apstlbiüien wurden größten­teils vom Kaiwurm zerstört, nur Steinobst verspricht reichlichen Ertrag. Die Flitter­pflanzungen liefern nuc einen halben Schnitt, in den Wiesen fehlt Vas BodengraS. Die Getreidefelder stehen erfreulich schön. Der R«chS giebt eine Viertelernte. Heu und Stroh stehen so hoch im Preis wie seit Jahren nicht. Leider muß jetzt schon konstatiert wer­den, daß der fränkische Bauer das Jahr 1901 mit namhafter Unterbilanz abschließen wird.

Aus der Rheinpfalz, 4. Juni. Di- Ent­wicklung der Weinberge ist befriedigend. In den bessern Reblagen der Haardt sind jedoch die Fruchtansätze mitunter ungenügend. Bei den Porlugieser-Rotreben zeig: es sich, daß sie durch Winterfrost gelitten haben. An der Miltrlhaardt wird häufig Traubenblüte gefunden. Heuwurm-Mottcn und Rebsticher zeigten sich stark; ebenso trit das Oldtum auf. Im Wetnhandel ist es stiller, da der nächste Bedarf bei den WeirVersteigerungen und aus Anlaß deren Besuchs auch im freien Verkauf gedeckt worden ist.

Mühlacker, 8. Juni. In Eutingen bei Pforzheim starb gestern ein 11 jähriger Schüler namens Rob. Burkhard. Der Vater des­selben giebt an, daß der Tod infolge Miß­handlungen durch den Lehrer Zipfe eingetrcten ist. In Gegenwart des Staatsanwalts fand die Sektion der Leiche statt. Die Todesur­sache ist eine eitrige Gehirnhautenzündung. Inwieweit den Lehrer Schuld trifft, wird vaS Gericht zu entscheiden haben. Zipfe soll, wenn er einen Schüler prügelt, andere Mit­schüler insoweit beizlehcn, daß diese denDe­linquenten" an Händen und Füßen halten müssen.

Trostlose Crntenachrichten kommen auS Preßdurg. Infolge der anhaltenden Dürre ist die Aussaat fast durchgehend ver­nichtet. Mann befürchtet, d>ß infolg' der zu erwartenden Mißernte untei den Vera, mtcn Bauern eine HungerSr ot ausrrechen w rd. Hannover, 6. Jum. Der Kaiser schenkte

demHannoverschen Männergesangverein" zu dessen 70jährigcn Jubiläum, sein lebens­großes, von Lembach gemaltes Bild mit eigen­händiger Unterschrift.

Einen eigentümlichen Vorfall meldet der ,Schwäb. Merkur." aus der Stadt Noch am Sand. Dort feierte am vergangenen Sonntag der Turnverein fein Stiftungsfest mit Fahnenweihe. Die 17jährige Tochter eines SLneidersmeisters sollte bei diesem Feste als Festjunngjrau eine Ansprache halten; sie er­klärte aber, daß sie diese Aufgabe nicht leisten könne. Am Tage zuvor, Samstag, war sie sehr still: als nachmittags ihr Kleid gebracht wurde, äußerte sie zu ihrer Mutter, daß dies ihr erstes und letztes Festkleid fei. Abends gegen 10 Uhr sollte sie am Brunnen Wasser holen, kehrte jedoch nicht mehr zurück. Am Sonntag früh fand man sie tot im Wasser am oberen Wehr des Mühlbaches.

Athen, 7. Juni. Mie ein hiesiges Blatt sich auS Konstantinopel melden läßt, hat der Sultan den türkischen Arzt Hegib Bey, welcher die Massage des Sultans vornahm, aus Furcht, derselbe wolle ihn ermorden, nieder- geschossen. Nach einer andern Version habe Hegib den Sultan wirklich löten wollen, der ständige Leibarzt des Sultans sei aber da­zwischen getreten und habe Hegib niederge- streckt.

Tienlstn, 8. Juni. (Reutermeldung.) Die zur Bewachung der Eisenbahnen in China zurückbleibenden ständigen Wachen werden so verteilt, baß die Sektion Peking den Deutschen, Taku den Franzosen und Schanhaikwan den Engländern zugewiesen wird.

Capstadt, 7. Juni. Oberst Chobell griff gestern abend ein Burenlager nicht weit von Bearthley East an und machte 20 Gefangene. Er erbeutete 166 Pferde, sowie Vorräte an Lebensmitteln. Oberst Wyndham griff eine Burenabteilung in Steyerburg an und machte 22 Gefangene.

Johannesburg (Transvaal), 7. Juni. Bisher sind sieben Goldgruben wieder in Betrieb, jede mit 50 Bohrstampfern. Andere bereiten die Wiederöffnung vor. Einige sind völlig belriebsfertig und warten die Ermäch­tigung der Militärbehörde ab.

Was ein New Aorker Kellner ver­dient. Noch immer findet man in Reise­handbüchern über Amerika gelegentlich die Behauptung, daß Bedienstete es dort nnter ihrer Manneswürde erachten, Trinkgelder an­nehmen. Natürlich ist das Märchen unsinnig. Ganz andere Leute noch als Bedienstete, nehmen hier gern einenDp" entgegen, und sie werden mit solchem sicherlich noch reich­licher bedacht als in Europa. Gelegentlich der Schadenersatzklage eines Kellners gegen seine Arbeitgeber werden jüngst von den Zeit­ungen in diesem Punkt Erhebungen ange­stellt, die ziemlich gleichlautend ergeben, daß die wöchentliche Einnahme der Kellner deS betreffenden Restaurants, allerdings deS ele­gantesten von Rew-8)ork, sich auf ca. 100 Dollars beläuft. Das ist jährlich die be­scheidene Summe von 20 000 ^

Die Vertilgung des Unkrauts auf Gartenwegen wurde durch starkes Bestreuen mit Viehsalz erreicht. Der Chlorgehalt des Vie ssalzeS wirkt schädigend auf das Unkraut. Aeh-tliche r Erfolg hat man auch mit Gas­wasser, drs leider nicht überall zu haben ist, erzt.lt.