dankenswerter Weise hat der hiesige Obstbau» verein für die Bequemlichkeit von Käufern und Verkäufern gesorgt. Es wurden dr-i Verkaufshallen errichtet, in denen vom Verein gelieferte Obstwagen ausgestellt sind.
Karlsruhe, 5. Juni. Eine seltene Nod» lessk bewies ein Herr, der dieser Tage in einem hiesigen großen Restaurant seine Brieftasche mit Wertpapieren in Höhe von 7500 Mark verlor. Der glücklich- Finder, ein Kellner, erhielt für feine Ehrlichkeit sage und schreibe — 1 Mark. Es giebt halt doch noch gute Menschen.
— In Deutschland bestehen 59 300 Volksschulen, in denen 8 700 000 Kir>d-r unterrichtet werden. 341 Millionen Mark werden jährlich zum Unterhalt der Volksschulen aufgewendet; auf jeden Volksschüler kommen also geg-n 40 ^ im Jahr.
— Weil er Angst vor seiner Frau hatte, kam der Arbeiter Friedrich Kube in Berlin vors Gericht. Er hatte auf einer Bierreise seinen häuslichen Urlaub überschritten. Da er seinen zwei Zeitgenossen sagte, er fürchte sich, so spät zu seiner Frau nach Haus zu kommen, rieten ihm diese, in einer Werkzeugbude zu übernachten. Sie lüfteten das abnehmbare Dach der Bude, aber als Kube mit halbem Körper drinnen war, kam die Polizei und die Kupane lief davon. Kube aber blieb elend zwischen Deckel und Hütte stecken. Die Polizei befreite ihn nun aus seiner Lage, um ihn als des Diebstahls von Werkzeug verdächtig einzustccken. Nachdem aber das Gericht die beiden Zechgenossen KubeS verhört und sich dessen Ehehälfte besehen hatte, sprach es den armen Sünder glänzend frei.
— Ein schlimmes Ende nahmen die Flitterwochen einer Arbeiterfamilie in Lampertheim bei Mannheim. Kaum 8 Wochen verheiratet, waren beide Ehegatten einander überdrüssig- Es gab widerwärtige Auftritte. Der letzte endete damit, daß der Mann seiner Frau mit Messtr und Gewehrkolben derart bearbeitete, daß ihr Ende bevorsteht. Eine Vernehmung konnte deshalb auch nicht statt- sinden. Nach der Thal rannte der Ehemann fort und erhängte sich im nahen Walde.
Straßburg, 5. Juni. Ein aus Dortmund gebürtiger Reservist, der beim zweiten Bataillon des 99. Jnf.-Reg. in Zabern eine größere Uebung ableistete, wurde bei der Rückkehr vom Exerzieren von einem Hitzschlag getroffen und starb kurze Zeit darauf. Eine Anzahl Soldaten des Regiments soll infolge der bei der Exerzierübung herrschenden Hitze erkrankt sein.
— Die verhängnisvollen Kisten. Seit 14 Tagen wurden die Knaben Lischke und Friedrich aus ihrem HeimatSorte Polaun vermißt, und man glaubte, daß dieselben sich einer Akrobaten truppe angeschlosfen hätten. Als ein Geschäftsmann gestern in Polaun Kisten, mit denen er bei einem Fest in Dessen- borf gewesen war, öffnete, fand er die Leichen der Knaben. Diese hatten sich in Desscu- dorf in die Kisten geschlichen, um billig nach Hause zu kommen. Die Kisten wurden jedoch in Polaun in ein verschlossenes Gewölbe gestellt, so daß die Knaben den Erstickungstod fanden.
Insterburg, 6. Juni. Generalleutnant v. Alten legte als GreichtSherr im Mord. Prozeß v. Krosigk Berufung gegen das frei- sprechende Urteil des Unteroffiziers Marten und des Sergeanten Hickel ein.
BrÜNN, 3. Juni. (Ein KindeSmord aus Not.) Vor dem Schwurgerichte stand, so berichtet das „Neue Wiener Tagblatt", die 31jährige Taglöhnerin Franziska KvaSny unter der Anklage des gemeinen Mordes, begangen an ihrem eigene» Kjnd. Die Vorgeschichte dieses erschütternden Falles ist folgende: Die Angeklagte, deren Gatte dem Trünke ergeben ist, ernährte sich als Bedienerin sehr notdürftig. Am 7. Februar gebar die Angeklagte in der Brünncr Findel- anstalt ein Mädchen, und nachdem sie noch vierzehn Tagen aus der Anstalt mit dem Kinde entlassen wurde, stand sie ohne Obdach und ohne Kreuzer Geld da und wußte nicht, wie sie ihr kleines Kind vor Hunger schützen sollte. Ihr Mann hatte sich naL Göding begeben, ohne für sie zu sorgen. Einige Tage irrte sic in den Straßen Brünns herum und schlief unter d m Wasserdurchlaß in KönigSfeld. Sie zerriß ihren Rock, um mit dem Fetzen das Kind zu umhüllen, damit wenigstens dieses nicht so stark unter dem Froste leide. Ais aber sie selbst vom Hunger derart geschwächt war, daß st« das Kind nicht mehr säugen konnte und das Kind selbst bereits 24 Stunden keine Nahrung erhalten hatte, packte sie in der Nacht des 23. Februar den Säugling, rannte mit ihm gegen die Wand und zerschmetterte ihm an derselben den Kopf, so daß das Blut hoch rmporfpritzte. Arbeiter fanden einige Tage später dir Lelche, und Franziska Kwasny wurde unter dem Verdachte des Mordes verhaftet. Sie gestand die That sofort ein und gab an, sie wollte nicht sehen, wie das Kind vor Hunger und Frost langsam umkomme und tötete eS deshalb. Die Angeklagte ist kö'perlich stark herabgckommen. Sie gesteht die That zu und will unter dem Zwange der Not gehandelt haben.
RvM, 5. Juni. (Vom Hose.) Heute vormittag 11 Uhr fand im Quirinal die standesamtliche Eintragung der Geburt der Prinzessin Jolanda Margherita Milcna Eli- sab-tta Romana Maria statt. Anwesend waren der König, die Königin Margherita, die Herzogin von Genua, die Fürstin Mtlena von Monteurs, o und Prinz Mirko, firner der Senatsprästrent Sarraco als Standesbeamter, der Minister des Innern Giolitti als Nota, der K:cne, beide mit der Kette des Annun- ciatenordens, sämtliche übrigen Minister, der Kammerpräsident, die Vizepräsidenten des Senats, rer Kammer, die Hofchargen und der Bürgermeister von Rom.
— Zn ihrer Muttersreude hat Königin Elena von Italien ungeordnet, daß jedem kleinen Mädchen innerhalb der Grenzen ihres Reiches, das au demselben Tage wie die Prinzessin Jolanda das Licht erblickt hat, ein Sparkassenbuch von beträchtlicher Höhe zum Geschenk gemacht werden soll.
— RvM. Das Einkommen einer königlichen Amme. Der Gatte der Maddalena Cinti, die für daS mit großer Sehnsucht erwartete und nun cingetroffene Königskind als Amme verpflichtet worden ist, hat über den Vertrag, der im Auftrag der königlichen Familie mit seiner Frau abgeschlossen worden ist, folgendes ausgeplaudert: Frau Cinti erhält 150 Lire, (120 <^ü) Gehalt; außerdem wurden ihr zugestchert: 10 000 Lire, wenn das Königskind den ersten Zahn aus- weisen kann, 10000 Lire, wenn dns erste Wort fallen wird, und 10 000 Lire, wenn es selbständig den ersten Schritt wird thun
können. Bei der Entlastung aus dem königlichen Dienste — Maddalena ist vorläufig für zwei Jahre fest verpflichtet — erhält die Amme ein Abschiedsgeld von 20 000 Lire und dann so lange sie lebt ein monatliches Ehrengehalt von 100 Lire. DaS Ammenamt bei einem italienischen Königskinde ist beinahe so einträglich wie das Amt eines italienischen Staatsministers.
— Die Legung eines neuen Kabels nach England, die zu Pfingsten beendet wurde ist ein neuer Erfolg der erst seit kurzem bestehenden deutschen Seekabelwerke. Wir waren in dieser Arbeit seither vom Ausland derart abhängig, daß wir nicht einmal geeignete Dampfe dafür besaßen, Erst die Ausführung deö direkten, deutsch-amerikanischen Kabels das unsern Verkehr von den englischen Linien unabhängig macht, hat darin Wandel geschaffen. Die Vollendung des Kabels Bor- kum-Akton (an der englischen Küste) ist die zweite glänzende Leistung der deutschen Technik auf diesem Gebiete.
Budapest, 5. Juni. In Südungarn ist gestern ein furchtbares Gewitter niedergegangen welches in der Umgebung von Großwardein, Wersecz und Semlin die Saaten arg mit- nahm. Bei Karlowicz erfolgte eine Bergabrutschung, wodurch der Zugsverkehr gestört wurde. In Werschrtzd wurden zahlreiche Häuser unter Master gesetzt.
Pretoria, 5. Juni. Ein Teil des Burenkommandos unter Beyers, an Zahl 400 Mann, ist in der Nähe von Warmbad von 240 Engländern unter Oberst Wilson geschlagen worden. Die Buren hatten 37 Tote und verloren den ganzen Proviant für Beyers Streitkraft. Drei Engländer wurden getötet, 15 verwundet. (Vielleicht auch umgekehrt. Red.)
— Ein Hans in drei oder vier Tagen ZU bauen — Las ist, wie amerikanische Zeitungen ganz ernsthaft versichern, die neueste Erfindung von Thomas Edison. Es ist ganz einfach: er nimmt ein Gerippe aus Eisen, dessen Strebepfeiler und Querlager das Balkengerippe des zu bauenden Hauses auSmachen. Dann hat er einen neuen Ce- ment erfunden, den gießt er um die eisernen Pfosten herum, und dieser neue Cement ist ebenso wiederstandsfähig wie die härtesten Chamottesteine, wie der festeste Haustein. Und während der Zeit, in welcher dieser neue Edison'schc Wundcrcement trocknet, was eben nur einige Tage dauert, setzt man in aller Gemütsruhe das Dach auf das neue Haus auf — »fertig ist die Laube", sagt man in Berlin. Damit wärr also der bei allen Hauswirten so beliebte »Trockenwohner" auf den Aussterbe-Etat gesetzt, Edisons Dreitage- Cement trocknet von selbst!
.'. (Ahnungsvoll.) Fremder (nach Besichtigung eines alten Schlosses): „Wieviel bekommen Sie für Ihre Führung?" — Kastellan : „Darauf bin ich selbst neugierig !"
(Ein Schwerennöter.) Backfisch: Herr Leutnant, führen Sic auch ein Tagebuch?" Leutnant: „Nein, mein Fräulein, ich werde bloß in Tagebüchern geführt!"
.. (Natürlich.) Professor t „Meine Herren, je weiter sie in der Geschichte zurückgehen, desto mehr verliert sich der Ehebruch, sodaß er z. B. dem Adam ganz unbekannt war."
.'. (Scherzfrage.) „Welches weiße Säugetier sieht hinten gerade so viel wie vorn?"
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