Rottweil, 29. Mai. Di- glückliche Besitzerin des großen Loses der Himmernlotterie (Nr. 106 201) mi! 20 000 H ist eine sehr fleißige, bedürftige Taglöhnersfamilie in der G meinde Frohnhofen bei Ravensburg.
Ebingen, 29. Mai. Gestern abend zwischen 4 und 5 Uhr wurde an der Straße von Bitz nach Winterlingen am Rande des Wald- teits Gaunberg ein etwa 56 Jahre alter Mann tot aufgefundcn, bei dem ein Medizinfläschchen lag, so daß man vermutet, er sei krank gewesen und sei wohl einem Schlaganfall erlegen. Später stellte eS sich heraus, daß der Verstorbene hier in Arbeit stand, ein Schlosser aus Ulm war, der Karl Bührlen hieß. Verletzungen fand man an dem Leichnam keine. — In unserer Gegend mit ihrem steintchlen Grund und Boden ist die Heuernte gefährdet, wenn nicht bald ausgiebiger Regen eintritt.
Gmünd, 29. Mai. Zwei wertvolle, dem Güterbeförderer Eisele hier gehörige Pferde verendeten binnen einer Stunde, nachdem sie auf einem Lagerplatz Blätter eines dort wachsenden Eibenbaumes gefressen hatten.
Hsßkikch, 30. Mai. Große Freude bereitete Gevatter Storch dem hiesigen Mesner Schcrrieb, indem er demselben laut „Oberländer" vorgestern den 28. Sprößling in die Wteae legte.
Frankfurt a M., 23. Mai. Einen seltenen Trost auf dem Totenbette hatte eine Sachsen- Häuser Obstfrau, die sehr ungern von der Welt, wo sie so viele Früchte an den Mann gebracht hatte, schied. Ihr Mann tröstete sie mit den Worten: „Gräm dich net da driwwer, daß de sterbe mußt; des findt sich Alles um es werd schu geh. Guck emai, amal müsse mr' all' in unserw Lewe sterbe." — „Sckosskvpp!" lispelte die Kraftlose und richtete sich mit Mühe ein wenig empor, „daß is 'S edel Wann m'r zehe odber zwöifmoi sterbe müßt, da thät ich m'r aus dem anc- mal nlx mache!"
Rastatt, 29. Mai. Ein großer Schaden wurde d?n Fischzüchtern des Walpertvachs in Malsch in der Nacht Vom 25. auf den 26. Mai zugesügt. Eine ruchlose Hand durchtränkte ganz in der Nähe von Waldprechtsweier die Gewässer mit ätzenden oder gifligm Stoffen, wodurch die in dem Wasser sich aufhaltenden Lebewesen samt und sondern zu Grunde gingen. Am Pfingstmontag trieben mehrere Hundert verendete Forellen den Bach hinab.
Heidelberg, 28. Mai. Die Revisionsverhandlung >m Prozeß Weipert findet am 27. Juni statt.
— Ertrunken sind bei einer von Sonderburg aus unternommenen Scgelpartie drei Füsiliere vom 3. Bat. des Regiments „Königin" (Schleswig-Holstein) No. 86.
Berlin, 29. Mai. Ukver die entsetzliche Blutkhat einer Mutter wird aus Herrnstadl (Schlesien) gemeldet: Die Ackerbürgersfrau Schubert lötete in einem Anfälle von Wahnsinn mit einem Beil drei ihrer Kinder im Alter von sieben, fünf und einem Vierteljahre und verletzte das vierte Kind, einen neunjährigen Knaben schwer. Der Ehemann Schubert war inzwischen verreist. Als er nach Hause kam unv seine Angehörigen vermißte, suchte er das Gehöft ab und fand in der Oberstube seinen vierjährigen Sohn auf dem Fußboden lang ausgesteckt auf dem Rücken in einer Blutlache liegen, der Körper war Mit Brandwunden bedeckt und teilweise ver
kohlt, die Kleider Ware» bis auf winzige Reste abgebrannt. Die beiden andern 9 und 6 Jahre alten Knaben waren durch Axchiebe derartig verletzt, daß der jüngere uur noch schwache Lebenszeichen von sich gab und inzwischen verstorben ist, während an dem Aufkommen des älteren gezweifel; wird. Eine Flasche mit Spiritus in der Nähe der L-ichen ließ erkennen, daß die unglückliche Frau ihre Kinder damit übergossen und dann den Spiritus angezündet hat. Das Vierte drei Mm nate alte Kind wurde nach längerem Suchen in ein'r Jauchegrube hinter dem Geböft in eine Drainröhie eingezwängt als Leiche aufgefunden. Nach der That brachte sich die Frau selbst Axtbiebe am Kopf bei. Ein hinzukommender Nachbar riß ihr das Beil aus der Kopfwunde und veranlaßte das Weitere. Ein Arzt war bald zur Stelle, der die beiden noch lebenden Knaben, sowie der Mutter die schrecklichen Wunden verband.
— Eine kaiserliche Anordnung über das Verhalten der OriSbehörden bei vorübergehenden Besuchen des Kronprinzen wurde den Landräten und Bürgermeistern der Städte über 10000 Einwohner durch nachstehendes Telegramm des Oberprästaenten der Rhein- Provinz zur Beachtung übermittelt: „Se. Maj. der Kaiser und König haben ange- ordnet, die Bürgermeister und Ortsvorsteher «"zuweilen, daß Sr. kaiserl. und königl. Hoh- h'ii dem Kronprinzen bei Ausflügen keinerlei Ovationen gebracht werden, damit Höchstder- seibe seine Jugend ungestört genießen könne. Sie wollen dieserhalb sofort das Geeignete veranlassen." Eine Verfügung, über die man sich aufrichtig freuen darf.
— (Gegen das Stilspringen) DasSeil-
springen der Mädchen ist eine U isitte, welche die bedauerlichsten Folgen nach sich ziehen kann und deshalb von Eltern und Erziehern unter keinen Umständen geduldet werden sollte. DaS neunjährige Töchterchen des Gastwirts R. in Berlin hat das Spiel mit dem Leben büßen müssen. DaS Kind zog sich bei dem Springen eine Darmverschlingung zu und mußte in das Moabilcr Krankenhaus gebracht weiden- Dort konnte zwar auf operativem Weg die Darmverschlingung beseitigt werden, es gelang der ärztlichen Kunst aber nicht, das Leben des Kindes zu erhalten.
— Der Tod durch eine Ohrfeige. Der 21jähr. Mechaniker Rudolf Wasserrad in Wien fuhr auf seinem Zweirade. Mehrere Burschen, darunter der Goldarbeiter Franz Treschak, beschimpften ihn gröblich. Der Bicyclist reagierte jedoch nicht auf diese Zurufe, sondern fnhr weiter. Nun aber warf ihm Treschak einen Stein noch. Daraufhin sprang Wosserab vom Rade und versetzte dem Treschak ein: Ohrfeige, an deren Folgen dieser im SpOal gestorben sein soll. Durch die vom Vorstände des gerichtsmedizinischen Uni- verstlätsinstitutes Professor Dr. Koltsko in Anwesenheit einer Landgerichts-Kommisston vorgenommcne Obduktion der Leiche wurde in der That festgestellt, daß der Tod des Unglücklichen unmittelbar durch die Ohrfeige veranlaßt worben war, da Treschak durch den Sturz aus den Boden einen Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung erlitte» hatte. Mit Rücksicht auf diesen Befund wird sich der Radfahrer vor dem Geschworenengerichte zu verantworten haben.
— Ein entsetzliches Verbrechen. In PoitierS (Frankreich) wurden am 23. Mai ein angchhenrr Mann, ehemaliger Unterpräsrkt
der moralischen Ordnung, Monnler de Marconay, und seine 75jährige Mutter verhaftet. Die Beiden hatten seit 25 Jahren ihre Schwester und Tochter in einer dunklen Kammer eingesperrt gehalten, wie der Polizei durch ein anonymes Schreiben mitgeteilt worden war. Die unglückliche Blanche Monnier wurde in einem unbeschreiblichen Zustande halb irrsinnig aufgefunden. Man glaubt Habsucht habe die reichen Verwandten zu der Missetbat bewogen.
Varzin, 30. Mai. Das Ableben des Obe-Präsidenten Grafen v. Blsmark erfolgte nach seLstägigem qualvollen Leiden infolge Bauchfellentzündung.
London, 30. Mai. Der „Liverpool Post" zufolge fordert Kstchener wiederum dringend eine beträchtliche Vermehrung der berittenen Truppen.
London, 31. Mai. Ein Telegramm Lord Ksicheners aus Pretoria vom 30. ds. M. besagt: Die Streitmacht des Generals Dick- son in Vlakfontein wurde gestern von den Truppen Delareys anaeftrifsen. Nach heftigem Kampfe wurde der Feind unter schweren Verlusten zurückgeschlagen und ließ etwa 35 Tote zurück; zu meinem Bedauern sind auch die britischen Verluste schwer und zwar 174 Tote und 200 Vewundeten; 4 Offiziere sind gefallen.
Berlin, 30. Mat. Nach Meldungen des deutschen Gesandten in .Peking übermittelte ihm L>-Hung-Tschang ein Edikt deö Kaisers von China vom 27. Mai, wodurch die Zahlung von 450 Millionen Taöis nebst Zinsen an die Mächte feierlich zugestchert wird. Die Verzinsung dieser Entschädigung wird auf 4 Prozent festgesetzt.
Berlin, 30. Mai. (Ende der China- affäüe.) Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine allerhöcbste Ordre, datiert aus Urville vom 17. Mat, wonach 1) das Armeeoberkommando in Ostasien nach der Heimat zu» rückgeführt und aufgelöst wird, daß 2) das vstastaiische Expedilionscorps auf die Stärke einer gemischten Brigade vermindert wird; die übrigen Teile sind nach der Heimat zu- rückzusühren und aufzulösen. 3) Vorstehend gemischte Brigade verbleibt bis auf weiteres zu Betatzuagszwick?» in China.
(Einer, der sich auskennt.) Rechtsanwalt: „Ja, wenn ich ihre Verteidigung übernehmen soll, müssen Sie mir eben beichten. Haien Sie mir nichts verheimlicht?" — Einbrecher: „Nichts, Herr Doktor, als den Platz, wo ich das Geld vergraben Hab'. Allen Respekt, Herr Doktor, Sie sind gewiß ein ehrlicher Mann, aber sicher ist sicher."
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