Sitzung des Schwurgerichts wurde der 1881 in Beuren geborene, dasilbtt ansässige ledige Fabrikarbeiter Heinrich Neching wegen Raubmords zum Tode verurteilt.
Kircheusall, 19. März. Vorige Woche kam hier folgende Welte zu stände. Ein 70jähriger Maun, gedienter reitender Feld- ariillerist aus M und zwei hiesige gletch- alterige gediente Männer, waren in einer Wirtschaft im Gespräch auch aufs militärische Thema zu sprechen gekommen. Der Maun aus M. sagte, er springe heute noch frei von der Seite auf ein Pferd, er zahle 25 Mark, wenn erS nicht fertig bringe. Die anderen wetteten 2 Matz alten Wein, daß er es nicht mehr fertig bringe, die Wette müsse aber in Bälde ausgeführt werden. Am SamStag, den 16. März, fand nun die Wette unter Beiziehung von Zeugen statt. Der 70>ährige Mann faßte mit der Hand die Zügel und Mähne und ein Satz, da saß er auf dem Pferde. ES ist dies für 70 Jahre eine gewiß seltene Leistung.
— Ein nettes Stückchen p-ssterte unlängst in dem Wasserarmen Bauschlott (Baden). Ein Einwohner aus dem benachbarten Eutingen war auf der Suche nach einem Stamm schöner Gänse. Diese fand er denn auch in B. Mit dem Handel war man bald fertig. Als der Preis für die Gänse auS- bedungeN war, da sagte der Verkäufer im Spaß: „Aber schwimmen können die Gänse Nicht, weil wir hier kein Master haben." — „Dann kann ich sie auch nicht brauchen, denn ich wohne am Master," war die Antwort des Käufers. Sprachs und ließ den Bauern st-hen.
— Ein böses Mißverständnis passierte in einem Dorfe bei Pforzheim. Dort wurde das Behacken der Bäume verakkordiert. Ein Bauer übernahm dasselbe für 25 -^!l. Am andern Morgen schon vor Tagesanbruch machte er sich auf den Weg zur Arbeit, und zwar mit einer Arxt. Abcndö ging da« Dorfoberhaupt hinaus, um die Arbeit des Bauern zu kontrollieren. Zu seinem Schrecken sah der Bürgermeister aber, daß der Bauer die Bäume statt behackt umgehackt hatte. Alö dem begriffsstutzigen Menschen darüber Vorwürfe gemacht wurden, meinte er: «Sie haben mich selber gedauert."
— Ein aufregender Vorfall spielte sich auf dem Bahnhof in Freinsheim (Pfalz) ob. Gerade als der Zug nach Neustadt abfuhr, explodierte eine Petroleumlampe, und die brennende Flüssigkeit ergoß sich über einen Bahn- bediensteten, der hilferufrnd auf den Bahnsteig stürzte. Ein Staatsanwalt aus Frankenthal hatte die Geistesgegenwart, seinen Mantel über den Mann zu werfen und die Flammen zu ersticken.
— In Borbeck (Rheinland) ist eine große Menge Dynamit explodiert. Das Pflaster wurde aufgewühlt, 120 Fensterscheiben sind zersprungen; Personen wurden nicht verletzt. Ob ein Dummerjungenstreich oder ein Racheakt vorliegt, ist bis jetzt noch nicht aufgklärt.
— In Styrum (Rheinland) ist ein Fall von KinbStötung vorgekommen, der wohl einzig dastehen wird. Die Witwe Stegen wollte mit dem Arbeiter Rostnk am FastnachtStage die Ehe eingehen und begab sich zn diesem Zwecke zum Standesamt nach Styrum. Die Frau wurde übel und sie begab sich noch dem Abort dcS Rathauses, wo sie einem Kinde männlichen Geschlechts das Leben gab. Sie drehte dem Knaben ein Taschentuch um
den HalS und warf Ihn in den Abort. Dann begab sie sich zurück zur Trauung. Zeugen behaupteten, der Frau nichts als ein vorübergehendes Uebelwerden angemerkt zu haben. Später soll sie ihrem nunmehrigen Manne ven wahren Sachverhalt erzählt haben. Die Leiche wnrdr gefunden und in der setzt tn Obernhauien wohnenden Frau Rostnk die unnatürlich.- Mutter ermtttel.; sie hat die That bereits ciagestandm.
— In Deutschland und der Schweiz werden jährlich über 2 Millionen Glas- augem angeferligt. Das bei weitem größte Kontingent der Käufer setzt sich aus Arbeitern der Eisenindustrie zusammen.
— Ein neues Gewehr liegt dem Kriegs- ministkrium zur Beurteilung vor. Es hat die Bezeichnung Rückschlagegewehr erhalten und besitzt seltstthätige Ladevorrichtung. Erfunden und hergestellt ist es vom Fabrikenkommissar Louis Schlegelmilch, der seit Jahren tn der Gewehrfabrik zu Spandau angestellt ist und auf dem Gebiet der Handfeuerwaffen schon Hervorragendes geleistet hat.
— Eine fürchterliche Feuersbrunst zerstörte die Druckerei und das Redaktionsge- bäude der größten Zeitung Bostons, des „Boston Advertiser". Eine ganze Anzahl Setzer fand den Tod in den Flammen; viele sprangen aus den Fenstern und mußten schwer verletzt in die Hospitäler getragen werden.
— Bei Gündlischwand (Schweiz) ging eine große Schncctawtne nieder. Die Bahnlinie ist drei Meter hoch mit Schnee bedeckt, der Verkehr eingestellt. Man befürchtet, daß Arbeiter verschüttet wurden.
— Im Februar fand ein bedeutender Aktion- und Ovligalionendkiistahl in Antwerpen statt. Der Kriminalpolizei in Aachen gelang die Verhaftung des Diebes, eines steckbrieflich verfolgten Schlossers, und die Beschlagnahme von 100 000 ^ in gestohlenen Papieren.
— Die Brisetzungskosten für die Königin Viktoria von England haben sich auf 700 000 Mark belaufen.
— Hungersnot besteht in der ungarischen Karpathengegend. In verschiedenen Ortschaften herrscht furchtbares Eiend. Die Bevölkerung har schon vor Monaten ihre wenigen Vorräte vr-zehrt. In vielen Häusern liegen in Fetzen gehüllte, durch Hunger zu Skeletten abgemagerte Manschen. Andere, die noch gehen können, laufen gleich Wahnsinnigen auf der Gast« herum und bitten herzbrechend um Brot. Die vorjährige Mißernte brachte die Leute um ihre gesamte Habe. Die Regierung ordnete Hilfeleistung an.
Peking, 22. März. Reutermeldung. In der Konferenz, an welcher Graf Waldersee teilnahm, beschlosten die Generale Barrow- Wogak, die englischen und russischen Truppen heute früh um 6 Uhr von dem strittigen Gebiet bei Tientsin zurückzuzlehen und die Arbeiten am Bahngleise etnzustellen, bis die Regelung der Frage auf diplomatischem Weg erfolgt.
— Von den verschiedenen über die Dinge in China umlaufenden Gerüchten sind die wichtigsten die Melkungen, wonach sich Prinz Tuan und der General Tungsuhstang ausS Neue zum Wieberstand anschicken und in aller Form einen neuen Bürgerkrieg im Reich der Mitte entzünden wollen. Selbstverständlich wird dabei auch auf Zwietracht
unter den Verbündeten spekuliert. Diese Zwietracht besteht ja im Stillen und zwar schon seit geraumer Zeit, sie wird aber im jetzigen Stadium der chinesischen Wirren nicht so tief greifen, daß die genannten Friedensstörer Vorteil daraus ziehen könnten. Ob es in Wirklichkeit zu einer Wiederholung deS Bürgerkriegs in China kommt, scheint uns immer noch fraglich; die chinesischen Machthaber sehnen sich ihrerseits doch auch nach einer friedlichen Beilegung der schwebenden Fragen nicht minder wie die verbündeten Generale und Diplomaten.
London, 20. März. „Daily Mail" meldet aus Laurenzo Marquez: Die Buren haben drei Eisenbahnzüze in der Nähe der Delgabai in die Luft gesprengt. Die Buren machten zwei Offiziere und 7 Engländer zu Gefangenen, ließen dieselben jedoch nach kurzer Zeit wieder frei.
London, 20. März. »Daily Telegr." berichtet aus Amsterdam: 2000 Freiwillige sind bereit, sich nach Transvaal einzuschiffen. Sie werden an Bord der Handelsschiffe gehen, die nach Kapstadt und Port Elisabeth ausloufen, von wo eS Ihnen ein Leichtes sein wird, das Burenland zu erreichen und sich den noch kämpfenden Buren anzuschließen. — (Die Engländer wären froh, wenn sie heute noch 2000 Mann frischer Truppen auf die Beine bringen vermöchten).
London, 21. März. Ein Telegramm Lord Kttcheners aus Pretoria vom 20. d. M. meldet: General P. Botha, ein Bruder des Generalkommandanien Boiha, ist auf dem Doornderge gefallen. Seine Söhne sind verwundet. Die Buren in der Oronje- riverkvlonie find zerstreut. Dewet befindet sich in der Nähe von Heilbronn.
Durban» 21. März. Reutermeldung. Die Engländer räumten die Garnison Vrede und vereinigten sich mit Truppen des Generals Campbell, die nach einem schweren Kampfe mit den Buren nach Standerton zurückkrhrten. Campbell führt 200 Kranke und Verwundete mit sich. Viele Burenabkeilungen befinden sich in der Nähe von Standerton.
Pretoria, 21. März. Letzte Nacht nahmen die Buren in der Nähe von Pretoria Viehherden weg. In den letzten Tagen sind sie nun zum zweitenmal am gleichen Ort erschienen.
Boppard, 18. März. Die „B. Volksztg.« erzählt folgenden Scherz, den sich vor ein paar Tagen ein echter Bopparter Junge leistete: Eine augenblicklich in unserer schönen Rheinstadt weilende Dame verspürte plötzlich als sie an einem Konditorladen auf der Oberstraße vorbeiging, einen Heißhunger auf Berliner Pfannkuchen. Sie bat daher augenblicklich einen vorbelgehenhen Burschen, ihr für 20 zwei dieser Leckerbissen zu holen, dabet einen dritten Groschen hlnzufügend mit dem Bemerken, dafür könne er sich ebenfalls einen Pfannkuchen genannter Art geben lasten, wenn er wolle. Spornstreichs lief der gedungene Bote in die Konditorei und es dauerte nicht lange, bis er die Thür von außen wieder zumachie. Die Eßwerkzeuge in fabelhafter Thätigkeit, eilte er mit ausge- strecktem Arm auf seine Auftraggeberin zu und aus vollem Halse erklang eS: „Da hant' er Euer Geld wieder, eS war nore noch aine do l"