Generalmajor z. D. v. Sprößer, ein sehr schönes Bild mit Rahmen, eine Scene aus der Schlacht von Villiers darstellend, mit der darunterstehenden Widmung: „Seinem treuen Diener Josts Schneider zur Erinnerung an den Feldzug 1870/71 von General v. Sprößer. 30. November. Champagny. Auf dem Bilde liegt eine Haupttruppe im Vordergrund Hauptmnnn v. Sprößer, auf seinen Säbel gestützt, von seinem Diener Schneider gehalten, während ihm von einem Unterarzt der zerschossene rechte Fuß verbunden wird. Das prächtige Bild ist ein Werk (1899) unseres vaterländischen Schlachtenmalers Oberstleutnant Schott von Schotten- stein.
Horb, 22. Jan. Frhr. v. Münch macht wieder von sich reden. Nach der „H. Ehr." soll bet der Staatsanwaltschaft gegen ihn Strafantrag gestellt sein wegen einer Schlägerei, begangen an einem hiesigen Metzger. Des weiteren soll der seinerzeit von Münch durch fünf Revolverschüsse verwundete Melker Blatt auf Grund des § 843 des Bürgerlichen Gesetzbuches Schadenersatzklage ringer icht haben.
Freudenstadt, 15. Januar. Die beiden Schwarzwaldvereinssektionen Oherkirch und Freudenstadt haben sich laut „Schw. M." vereinigt, um an Stelle des eingefallenen hölzernen Aussichtsgerüstes auf der Zuflucht, wo viele Fremde im letzten Sommer den herrlichen Ausblick auf den Rhein und das Straßburger Münster schmerzlich vermißten, einen soliden, dauerhaften AussichtSturm zu erbauen. Man hofft, den Turm bis zu Beginn des Sommers fertig zu stellen.
Vom Bodeusee, 24. Jan. Eine entsetzliche That, die Aushungerung eines nicht ganz 7 Wochen alten Kindes durch ein Elternpaar fand in letzter Woche im benach- barien Kanton St. Gallen die irdische Sühne. Die Verurteilten sind der 36 Jahre alte Arbeiter Jakob Rütschi und dessen 31 Jahre alte Ehefrau. Letztere Person wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus, der Mann zu 15 Jahren verurteilt. Die Ehefrau stand in den ersten Verhören zu, daß sie nach etwa 2—3 Wochen nach der Geburt des Kindes, den Entschluß gefaßt habe, ihr Kind auszuhungern, was dadurch geschah, daß sie un- Vermerkt die Nahrung beschränkte. Die Leichenschau ergab, daß das Kind bis zum Skelett abg-magcrt, das Gesicht voller Runzeln, der Unt rleib ganz eingefallen war und die Leiche einen penetranten Fäulnisgeruch verbreitete. Die Verurteilten gaben zu daß ihr Kind infolge der Nahrungsentziehung Tag und Nacht geschrieen habe, bis es nach etwa 4 Wochen dann gestorben sei.
Vom Bodensee, 24. Jan. Bei einer iw badischen Revier bet Ludwigshafen abgehai- tenen Treibjagd kam es zu einem ergötzlichen Zwischenfall. Die Treiber kamen einem Rehbock zu nahe. In seiner Bedrängnis wußte sich der Bock nicht anders zu Helsen, sprang einem arglos dastehenden Jäger zwischen das Gewehr und Gewehrriemen, rieh dem verblüfften Nimrod das Gewehr aus dem Arm und rannte davon. Dabei entlud sich der eine Lauf und der Bock wurde verletzt, so daß ihm der Garaus gemacht werden mußte. Bei dem Zwischenfall, der an den kürzlich vorgekommenen schweren Unfall bei Ravensburg erinnert, hätte eS sich leicht ereignen können, daß der Bock den Jäger erschossen hätte.
Calw, 23. Jan. Zufolge der Zunahme der Bevölkerung sind gegenwärtig sämtliche zur Verfügung stehende Miets-Wohnungen besetzt. Da das Bahnpersonal ziemlich verstärkt wurde, steht sich die Verwaltung der Eisenbahnen veranlaßt, für die Bediensteten ein Wohnhaus aufzuführen. AIS Bauplatz ist eine Wiese neben dem Kröppen an der Babnhosstraßc vorgesehen; mit dem Besitz r schweben zur Zeit die Verhandlungen. Aus diesem großen Bau, der eine größ-re Zabl von Wohnungen enthalten wird, da das Personal um 32 Angestellte vermehrt werde, soll, handelt es sich noch um Errichtung eines Maschinenhauses zur Ausstellung von 15 Lokomotiven. Die Erhebungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, voraussichtlich wird bas Gebäude nicht weit vom Bahnhof entfernt zur Ausführung kommen.
— Pforzheim. Daß die Montagsstimmung auch auf das weibliche Geschlecht übergeht, mußte vorgestern ein hiesiger Fabrikant bei seinen Polifseusen erfahren. Am Nachmittag wurde festgestellt, daß 5 Arbeiterinnen total betrunken und arbeitsunfähig an ihren Plätzen saßen. Einige sollten nach ihrer eigenen Aussage zehn Flaschen Bier (111) vertilgt haben. Die Betreffenden wurden sofort entlasten.
— Pforzheim. Am Neujahrstag sind auf dem hiesigen Bahnhof bei der Abfahrt des Personenzugs nach Wildbad um 6 Ubr 18 Min. drei Wagen entgleist. Wie sich herausgestellt hat, ist die Entgleisung einem Bubenstück zuzuschreiben. Es war nämlich ein Radschuh auf das Geleise zwischen die Wagen des Zugs gelegt worden. Nun schreibt die Staatanwalt hundert Mark Belohnung für die Entdeckung des ThäterS aus.
Karlsruhe, 22. Januar. Im April nächsten Jahres begeht Gioßherzog Friedrich sein fünfzigjähriges Regierungsjubiläum. Wie die „Karlr. Ztg." meldet, soll zur Feier desselben eine Kunstausstellung hier stattfinden. Das badische Volk wird es sich aber nicht nehmen lassen, ein so seltenes Fest auch noch auf andere Weise zu begehen und dem Großherzog den Dank für die weise Führung während eines halben Jahrhunderts auszudrücken.
Königsberg, 24. Jan. Zur Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk meldet ein Privattelegramm der „Hartung'schen Ztg." aus Gumbinnen: nach dem Scharfschi ßen auf dem Scheibenstand ließ Krosigk von der Schwadron die Karabiner im Vorraum der Reitbahn oblegen und eine Abteilung reiten. Er selbst schoß, um die Pferde an den Knall zu gewöhnen, mit Platzpatronen aus einem Revolver, als plötzlich ein scharfer Schuß fiel. Krosigk konnte noch den neben ihm stehenden Wachtmeister fragen : „Haben Sie geschossen?" und brach dann, durch die Brust getroffen, zusammen. Der Tod trat nach 4 Minuten ein. Der Karabiner, mit dem der Schuß abgefeuert war, wurde noch rauchend vorgefunden, er trug die Nr. 19 und gehört einem Dragoner, der in der Abteilung selbst mitritt. Dieser kann also nicht der Mörder sein. Die Untersuchung ist in vollem Gange, jedoch der Thäter bis jetzt nicht ermittelt.
— Zum Regierungswechsel in England
schreibt der „Staatsanzeiger für Württemberg": Ucber die Politik des neuen Königs, insbesondere in der Transvaalfaage, Vermutungen zu äußern, ist gewagt. Manche
meinen, England thäte gut daran, den jetzigen Moment einer Thronbesteigung dazu zu benützen, um einem auch in England allmählich immer mehr als Unglück empfundenen Krieg ein Ende zu machen, und einem tapferen Gegner, der sein Eigentum ehrlich verteidigt Hot, die Hand zu einem billigen Frieden zu bieten. Damit wäre die Regierung des Königs durch eine gerechte Handlung würdig inauguriert. Es war auch der sehnlichste Wui-sä- der hochseligen Königin, daß dem auf -hrein Gemüi schwer lastenden Blutvergießen ^in Ende gesetzt werde. — Das Beste wäre wohl, wenn daö Parlament, in welchem doch die große Majorität durch fragwürdige Mittel zu stände gekommen ist, aufgelöst und Neuwahlen angeordne« würden. Bestätigen diese abermals die kriegerische Politik Salisburys und Chamberlains, so ist damit dem König ein sicheres Zeichen des Volkswillens gegeben im anderen Fall würde ein anderes Ministerium die Aufgabe erhalten, einen billigen Frieden zu schließen. Dem neuen König dürfte eS, wenn er auch für einen Anhänger der Chamberlainschcn Politik gegolten hat, kaum entgangen sein, daß der Krieg gar nicht mehr populär ist. Nicht zum erstenmal wäre es, wie wir aus Shakespeare wissen, in der englischen Geschichte vorgekommen, daß der Thronfolger, wenn er aus den Thron berufen wird, anders handelt, als man von ihm vermutet hatte. (?)
London, 24. Jan. Das Amtsblatt ver- öffemlicht eine Verkündigung, laut deren alle in Diensten des Hofes und der Landes stehenden Personen ihre Acmtcr auch ferner auszuüben haben.
London, 24. Jan. König Eduard VII. wurde heute Vormittag 9 Uhr beim St. James-Palast als König von Großbri- tanien und Irland und Kaiser von Indien ausgerufen.
London, 24. Januar. Die Leiche der Königin wird am 1. Februar von Osborne nach Windsor gebracht, wo auf ausdrücklichen Wunsch der Königin am folgenden Tage die Leichenfeierlichkeilen statifinden. Für die Trauerfeierlichkeit ist eine große Beteiligung der Truppen vorgesehen.
EestCowes, 24. Jan. Ein Beamter ist hier heute morgen aus Windsor mit den Kroninstgnien angekommen.
Darmstadt, 25. Jan. Wie die „Darmstädter Zeitung" meldet, reist heute das Großherzogspaar mit dem Kaiserpaar von Rußland von Moskau nach Petersburg und von da nächster Tage zur Beisetzung nach England.
Lissabon, 25. Jan. Der König reist übermorgen nach London ab.
Osborne, 25. Jan. Der deutsche Kaiser verläßt England erst nach den Trauerfeierlichketten für die Königin. Der deutsche Kronprinz trifft hier am 26. Januar ein.
— Der Kriegsplan der Buren. Aus dem Haag erfährt die „Schles. Ztg.", daß Präsident Krüger jetzt regelmäßige direkte telegraphische Nachrichten über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze erhalte, und zwar durch französische Vermittlung. Nach diesen Meldungen wäre für die nächsten Tage ein allgemeiner Vorstoß nach Natal unter Dela- reys Führung zu erwarten, während Botha auch weiterhin die Delagoalinie halten soll. In allerkürzester Zeit sollen dann sämtliche britischen Gebiete Südafrikas von den Buren besetzt sein,