New-Aork, 14. Jan. Reutermeldung. Eine D'peiche aus Peking vom 13. m-ldet: Prinz Tsching Unterzeichnete die gemeinsame Note der Mächte am Samstag, LiHungTschang heute.
Rundschau.
— Stuttgart. Die von einem Komite hiesiger Bürger an die K. Regierung gerichtete Eingabe um Verlegung des HaupIpcstgebäudcS auf den Platz der Legionskasernc findet in ollen Kreisen der hiesigen Einwohnerschaft die lebhafteste Zustimmung, wie die sehr zahlreichen Unterschriften beweisen, welche in den letzten Tagen für dieselbe abgegeben wurden.
Gemmrigheim, 10. Jan. Vor einigen Tagen schoß hier Jagdaufseher R'Utter auf dem Neckar an der unteren Au zwei Wildschwäne, wahre Pracht-Exemplare ihrer Gattung. Die Vermutung, daß eS sich, wie sonst wohl schon vorgekommen, um ouSge- brochene zahme Tiere handle, erscheint durch die spezifische Färbung deS G-fiedcrs ausgeschlossen.
Unterheimbach, 11. Jan. Ein grausiger Fund wurde in einem Dickicht der Frhr. Gemmingen'schen Nadelholzwaldung auf hiesiger Markung gemacht. Holzmacher fanden nämlich einen Mcnschcnschädel der wahrscheinlich schon mehrere Jahre an der Fundstelle gelegen hat. Man vermutet, daß es ein letzter Ueberrest eines ManneS aus hiesiger Gemeinde ist, der vor einigen Jahren spurlos verschwunden ist.
Göppingen, 10. Jan. Gestern abend suchte ein etwa 20jährtger Bursche den sechsjährigen Sohn eines hiesigen Lehrers durch allerlei Versprechungen in den nahen Wald Oberholz zu locken. DaS Kind ging eine Strecke mit; in der Nähe des Waldes bekam es aber Angst und wollte wieder nach Hause. Nun schlug der Verführer das Kind auf das unmenschlichste; darnach geleitete er es bis zur Stadt zurück, ließ es gehen und machte sich auf und davon.
Eningen u. A , 10. Jan. Von einem Akt großer Roheit ist von hier zu berichten. Die von der Familie Wilhelm Rall sr. zur Erinnerung an ihre goldene Hochzeit vor einigen Tagen gepflanzte Linde auf dem Schützenhausplatz wurde in der vergangenen Nacht von bübischer Hand abgesägt. Der Thäter ist leider noch nicht ermittelt.
Pforzheim, 11. Jan. Gestern Nacht wurde im hiesigen Postamt ein Packet, Brillanten rc. enthaltend, im Werte von ca. 400 000 ^ gestohlen. Nach dem Dieb wird gefandet.
Pforzheim, 11. Jan. Auch die hiesige Stadtverwaltung thul etwas gegen die Kohlenverteuerung. Dieselbe macht bekannt, daß 2 hiesige Kohlenhändler (Wolf u. Laible) an Minderbemittelte gegen eine Bescheinigung vom Rathaus Kohlen (1—5 Ztr.) jeweils zweimal in der Woche zu ^ 1.45 per Ztr. abgeben. Der sonstige Preis beträgt Mark 1.75 resp. 1.95 per Ztr.
Pforzheim, 12. Jan. Von auswärts wird eine Nachricht hier verbreitet, wonach in der Nacht vom 10. aus 11. ds. Mts. im hiesigen Postamt ein Packet Brillanten im Wert von 400 000 gestohlen worden sei. Die Nachricht reduziert sich auf die Beschwerde, daß ein angeblich 4000 enthaltender Brief, der als gewöhnliche Briefsendung in einen Briefkasten geworfen wor
den sein soll, an seinem Bestimmungsort nicht angekommen sei.
Karlsruhe, 11. Jan. Durch Beschluß des Groß!). Oberlandesgerichls vom 21. Dez. 1900 ist den sämtlichen 8 Kindern des verunglückten Kammersängers Fritz Plank im Hinblick auf ihre dürftige Lage das Armen- recht, welches ihnen des Großh. Landgericht verweigert hatte, bewilligt worden. Durch einen eigentümlichen Zufall ist der Beschluß des Oberlandesgerichls vom selben Tage datiert, an welcheP vor einem Jahr (am 21. Dez. 1899) der beklagenswerte Unfall sich ereignete.
Von der bad. Tauber, 11. Jan. Im Laden des Uhrmachers Traulwcin i. Wert- Heim erfolgt- gestern früh eine Gasexplosion. Sämtliche Schaufenster wurden zertrümmert und die Uhren und Goldwaren wurden auf die Straße geschleudert. Ein Dienstmädchen erlitt bedenkliche Brandwunden.
Mühlhausen i. E., 10. Jan. Heute mittag ist ein Gebäude der Baumwollfabrik Nägeli niedergebrannt. 160 Arbeiter sind brotlos. Der Schaden beträgt 1 Million.
— Innerhalb 10 Jahren ist die Zahl derjenigen bayerischen Rekruten um das doppelte gewachsen, die wegen Herzkrankheiten nicht dienstfähig sind. Die Ursache ist das noch immer mehr zunehmende unmäßige Bier- trinkcn. Die herzlahmen Rekruten geben nicht selten an, daß sie vor ihrer Einberufung täglich 10—15 Liter Bier zu sich zu nehmen pflegten.
— Ein junges Brautpaar in Gutach, Amt Waldktrch, dessen Hochzeit nächstens stattfinden sollte, wurde dieser Tage frühmorgens in der gemeinsamen Wohnung tot aufgefunden. Die beiden halten abends die Ofenklappe geschloffen und erstickten an den giftigen Gasen.
— Von einer Wildkatze getötet. Zu Weidenau an der Sieg schoß et» Jäger auf eine große Wildkatze. Das getroffene Tier flüchtete in einen hohlen Baum. Als der Jäger mit einem Stück Holz auf den Baum schlug, um die Katze hinauszulreiben, sprang das Tier plötzlich hervor und hing, wütend beißend und kratzend, am Halse seines Verfolgers: noch ehe dieser von seiner Büchse G-brauch machen konnte. Wenngleich die Bestie bald von einem Jagdgenosscn gelötet wurde, so hatte der Jäger doch derartige Verwundungen erlitten, daß er nach kurzer Zeit infolge eingetretener Blutvergiftung starb.
— Grabschändung. An dem Erbbegräbnis des Rittergutsbesitzers Wolfs zu Grunow im Kreise Thorn wurde ein EtnbruchSdicb» stahl verübt. Elf Särge fand man gewaltsam geöffnet, darunter mehrere Verlötete Zinksärge sachgemäß ausgeschnitten. Der Inhalt der Särge war durchgewühlt. Die Diebe haben eine ganze Anzahl Ohr- und Fingerringe entwendet, darunter einen Brillantring von sehr hohem Werte.
— Familicndrama. In Liptodovallo (Ungarn) erschlug der Landwirt Dob seinen dreijährigen Knaben, weil er drei Hundert- guldenbanknoien zerschnitt. Die Frau, die eben ihr Töchterchen badete, starb vor Schreck und ihr Kind ertrank in der Badewanne, worauf Dob sich erhängte.
— Bei dem Brande des Waisenhauses von Rochester wurden 28 Personen getötet und 30 verwundet.
— Der Großschlächter Armour in Chicago hat ein Vermögen von 420 Millionen
Mark hinterlassen. Die Millionen aber batten sein Herz nicht Verknöchert. Er war überaus wohlthätig und schenkte allein für die Errichtung etneS Waisenhauses 40 Mill. Mark.
— Von der Hochzeit der Königin Wil- helmina. Nach Mitteilungen aus dem Haag wird die bürgerliche Trauung der Königin im Haager Restdenzschlosse von dem Justiz- mtntster Cort van der Linden als dem königlichen Standesbeamten und Notar, die kirchliche Feier in der protestantischen Hauptkirche, der Groote Kerk, von dem Hofprediger van der Flier vollzogen werden. — Als Hoch- zeitsgäste sind bereits angemeldet: König Wilhelm der II. und die Königin Charlotte von Württemberg, Großfürst Wladimir von Rußland, der Großherzog von Oldenburg, die Prinzen von Wud und Waldcck-Pyrmont, sowie die übrigen fürstlichen Anverwandten der beiden Verlobten.
— Die Phantasie-Hundertmarkscheine gehören zum Kapitel vom groben Unfug und sollten verboten sein. In Kehl ist ein Wirt mit einem solchen Wisch hereingefallen, den er im Drang der Geschäfte ahnungslos wechselte.
Berlin, 14. Jan. Wie der „T. R.« ein eigener Drahtbcricht aus London meldet, gingen sämtliche Außentruppen vor dem ihre Rückzugslinien bedrohenden Feind schleunigst auf Pretoria zurück. Die Stellungen südlich von MagalicSberg sind geräumt, die Verbindung mit Middelburg und Belfast abgeschnitten. General French bricht mit Kavallerie auf, um den bedrohten Garnisonen an der Bahnlinie Middelburg-Barberton Hilfe zu bringen. Ganz Transvaal und der Oranjefreistaat sind bis auf die Hauptbahnlinien von den Engländern geräumt.
— Bayerische Höflichkeiten. Auf dem Bahnhof zu Bamberg stellte unlängst ein höherer Eisenbahnbeamler einen Lokomotivführer wegen einer vermeintlichen Nachlässigkeit in derber Weise zur Rede. Der Führer wies die ungerechte Beschuldigung bestimmt zurück. Der Beamte, über den unerwarteten Widerspruch erregt, entgegnete: „Sie sind ein Lackel I" worauf der Führer entschlossen und kurz replizierte: „Wann ich ein Lackel bin, dann sind Sie ein Oberlackel I" Der Beamte stellte gegen den Führer Klage beim Oberbahnamt, wodurch die Angelegenheit zur Kenntnis weiterer Kreise kam. Alles ist begierig auf den Ausgang der interessanten Sprachenfrage.
(Scheinbarer Widerspruch.) „Ich gehe sehr gern aus — aber mein Mann will gar nicht ausgehen!« — ,Du Glücklichei Die Männer, die nicht ausgehen, gehen aus!"
— Eine graphische Darstellung der Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen ist von Bauamtswerkmeister Hammer in Stuttgart herausgegeben worden. Sie rubriziert die einzelnen Wahlbezirke und ihre Vertreter unter die im Landtage vertretenen Parteien, so daß die Stärke der letzteren sofort ersichtlich ist. Ergänzt wird die Liste durch Tabellen über den Wahlausfall in den vier Kreisen Württemberg und die Gesamtstim- menabgabe für die einzelnen Parteien, sowie durch Aufzählung der Privilegierten. Preis 20 Zu haben bei G. Riexinger, Buchbinder.