Entdeckt.

Knminal-Erzählung von C. V. Wvlsshagen S) (Nachdruck verboten.)

Sie kämpfte lange mit sich, dann sagte sie leise:

Ja, hoffe; Gott und die Heiligen der» zeihen mir meine Sünde l"

Er jubelte laut auf, so daß sie ihn zur Stille ermahnte.

Und wo sehe ich Dich, Geliebte?"

Bei der Frau, deren Haus Du kennst I Sobald Du an der Hausthür ein Kreuz erblickst, bin ich abenvö drin für Dich zu sprechen !"

Ich danke Dir I Und willst Du mir ich kenne drinnen ein stilles Plätzchen nicht den Versicherungskuß geben?"

Sie schwankte, dann sagte sie heiß und wild:

In mir regt sich das polnische Blut: Komm, ich habe Eile, hetmzugelangen!"

Sie traten ein.

Plötzlich stieß Kempin seinen Chef an:

Das ist Frau Senta!"

Der Alte erhob sich; er schritt aus das Paar zu und sagte:Senta! Bist Du's, so habe den Mut, eS zu gestehen l"

Aber blitzschnell schob der ReiterSmann seine Dame durch eine Thür und sagte leise:

Links, dann rechts, dann wieder links I"

Dann stellte er sich vor die Thür und sagte mit hohler Stimme:

WaS wünschest Du, MaSke?"

Hier drängte sich Kempins kraftvolle,! geschmeidige Gestalt vor und streckte die Hand nach dem Rettersmann aus, aber in dem­selben Augenblick fuhr Kriegers Hand, be­wehrt mit einem blitzenden Gegenstände, durch die Lust, Kempin taumelte und sank blutend in die Arme Mixin'S. Der Reitersmann aber war durch die fragliche Thür ver­schwunden. Kempin und Mixin sahen sich von Masken umdrängt:

WaS ist's! Was giebt's?"

Aber schon richtete sich Kempin auf:

Es ist nichts! Kommt, Herr!"

So eilten Sie auf die Gasse, wo Herr Alexander eine Droschke requirtrte, die sic beide nach Kempins Wohnung brachte.

Im Wagen ward Kempin zweimal ohn­mächtig.

Wo sitzt der Stich? fragte der Juwelier angstvoll.

Im Oberarm," gab der junge Mensch zurück.

Ich nehme einen Doktor mit."

So geschah es auch, doch konnte der Arzt nicht sogleich einsteigen.

Er fand bei seiner Ankunft die beiden schon in bürgerlicher Kleidung, den Arm hatte man entblößt.

Der Doktor reinigte die Wunde und sagte dann:

Keine Gefahr! In acht Tagen ist alles erledigt!"

Er nähte und heftete die kleine Wunde und ging. Der Juwelier gab Kemptn eine anständige Summe:

Wollen Sie Schweigen?"

Kempin nickte.

Glauben Sie, daß eS eS meine Frau war?"

Kempin zuckte die Achseln.

Und der Mann war der Fremde, mur­

melte der Goldschmied. Laut setzte er hin­zu:

Ein böses Ende, Kempin l Schwelgen, Schweigen! Wir werden ja sehen!"

Er schritt seiner Wohnung zu, indem er sich den Kopf zermariete, bis er schließ­lich lächelte:

So gehtS I"

Als kurze Zeit nach seiner Rückkehr Frau Senta, mit Jllona einlrat, beide die Gebet­bücher in der Hand, fragte Mixin:

Nun, habt Ihr Euch erbaut, Kinder?"

Ja!" entgegn-te Frau Senta kurz. Kommen Sie, Fräulen Jllona l"

Im Hause des Juweliers änderte sich nichts, Alexander Mixtn liebte sein Weib leidenschaftlich mit der Neigung eines altern­den Mannes zum jungen, schönen Weib, dennoch mißtraute er nach demVorgefallenen Senta heimlich. Er erwähnte den Vorfall im Carncval nicht, fand Jllona unbefangen auf alle seine scharfsinnig gestellte Fragen, Senta herbe abweisend, sobald er Mißtrauen verrät.

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»

Mit dem Aschermittwoch war der Car- neval vorüber und Kempin wieder im Ge­schäft.

Al-xander Mixin war sogleich bei ihm:

Wie geht's, mein lieber Kempin?"

Gut Herr!"

Haben Sie noch Schmerzen?"

Durchaus nicht, Herr!"

Sagten Sie nicht, Ihr Freund sei ein Maler?"

Ja, Herr, Olaf Fjölking heißt er!"

Ist er Portraitmater oder Landschafts­maler ?"

Porträttmaler!"

Geschick!? Sie werden das wissen."

Sehr geschickt!"

Er soll mich malen I Wollen Sie es ihm sagen und ihn zu mir senden?"

Gewiß und gern l"

Man sprach dann in geschäftlichen Sachen, bis Herr M>xin plötzlich sagte:

Apropos, lieber Freund, Sie müssen mir einen großen Dienst erweisen!"

Sehr gern, Herr Mixin!"

Sie sollen unsere Damen beobachten I"

Wann, Herr und wo?"

Wenn sie abends zur Messe gehen!"

Ich will's versuchen!"

«Ich gebe Ihnen wetteren Bescheid I"

Jllona hatte die Freundin schon öfter wieder zu Babette Häubchen begleitet, ohne zu ahnen, daß sie beide von Kempin ver­folgt wurden. Die schlaue Häubchen hatte aber nicht so bald gesehen, daß sich hier alles um einen verbotenen Liebeshandel drehe, so hatte sie, die Paul Domodeffs Kommen be­merkt, Jllona gesagt:

Dieses Haus hat noch einen zweiten Eingang durch eine Einfahrt im Nebengäß- chen. Sagen Sie das demHerrn" und machen Sie dort Ihr Kreuz an die Thür; hier könnte es bemerkt werden, denn ich habe eine dunkle Gestalt in unserem Gäßchen htn- und herschleichen gesehen I"

Von diesem Zeitpunkte an bemerkte Kem­pin nichts mehr von den Frauen und be­richtete dem Juwelier t

Die Damen scheinen doch in die Messe zu gehen!"

ES ist gut!" lautete die Antwort.

Sehen Sie nach, ob und in welche Kirche sie gehen!"

So folgte Kempin den beiden einst bis zum Dome, blieb auch vor dem Portale, bis die Andacht vorüber war. Da kamen die Damen und neben ihnen die hohe Gestalt eines Mannes.

Der Reitersmann !" entfuhr es da Kem­pins Mund.

Der Mann hörte es, rannte Kempin über den Haufen und war im herauSströmen- den Publikum Verschwunden.

Verdammt!" fluchte Kempin und raffte sich mit Not auf. Die Damen waren na­türlich fort.

Kempin berichtete das seinem Herrn, der aber sagte:

Nun ist's genug, Kempin, ich glaube doch mein Argwohn hat keinen Grund I Ich danke Ihnen!"

Kempin aber brummte:

Der verliebte Narr! Wenn er wüßte l Noch stehe ich vor der Entdeckung, und ich setze sie auf eigene Faust fort! Wenn Frau Senta für den ReiterSmann eine Neigung hat, wäre es doch auch möglich, daßI"

Er unterdrückte Las übrige scheu, that aber einen Blick in den Spiegel und lächelte.

Unterdeß kam Herr Fjölking täglich in Mixtns Haus, wo in Herrn Alexanders Privaizimmer der Maler seine Staffelet aus­gestellt halte und der Chef täglich beim über eine Stunde saß. Das Bild versprach ähn­lich zu werden und schritt gut vorwärts. Herr Alexander unterhielt sich viel mit dem Maler, fragte ihn nach seinen Studien und seinen Mitschülern und ließ sich sogar einst das Bild mitbringen, auf dem alle Schüler der Akademie vom laufenden Jahre darge­stellt waren. Er musterte die photographische Gruppe mit glühenden Augen und fragte, nachdem er den Ringkämpfer von neulich schnell gefunden, nach den Namen einzelner der Akademistcn, dann auch nach den Namen der Fremden:

Der hat ja ein ausländisches Ansehen!" meinte er und tippte auf den Kopf.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Das Freilos. Was ein Theater- direktor heutzutage unter Umständen alles thun muß, um Zuschauer ius Theater zu bekommen, beweist eine Mitteilung, die der ,Elbing« Zeitung" aus Lyck zugeht. Direk­tor Strüning macht bekannt, daß er das VolkssiückDie Grille" geben und dabei als Extraüberraschung zum Schluß seinenkom­pletten neuen Anzug" verlosen wird. Jeder Theaterbesucher erhält ein Freilos. Mehr kann man nicht verlangen!

.'. Schlagendster Beweis. Wirt (einer Sommerfrische zu einigen Fremden):O, unsere Gegend ist herrlich und überwältigend poetisch, vorige Woche kam ein Metzger in die Sommerfrische, der ist hier sofort zum lyrischen Dichter geworden!"

.'. (Wortspielerei.)Der Herr Rat ist wohl sehr bemittelt. Er soll ja ein Gut haben."Allerdings. Aber viele Leute sollen auch daran ein Guthaben haben I"

.'. Von der Volkszählung. Ein junger, biederer Ehemann füllt den Zählungsbogen aus und antwortet auf die Fragen: Wieviel Kinder?1 Sohn". Geboren am:15. Juni 1900". Hauptbeschäftigung: Säugling.

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofman» in Wildbad.