visier deS Kriegswesens, General der In­fanterie Frhr. Schott v. Schottenstein wurde zum Präsidenten des KtaatmiuistcriuriS er­nannt.

Diese Wendung ist vielfach nicht erwartet worden. Sie steht auch im Gegensatz zu der früher von dem Ministerpräsidenten v. Mittnacht vertretenen Anschauung, nach wel­cher, wenn es nach dem PersonalverhältniS überhaupt gemacht werden kann, der Präsident des StaatSministeriumS auch immer aus­wärtiger Minister sein sollte.

Stuttgart, 2. Jan. Der Erb­prinz und die Erbprinzesstn von Wied sind heute vormittag hier eingetroffen.

Stuttgart, 2. Jan. Graf Rech- berg-Rothenlöwen ist wiederum zum Präsi­denten der ersten Kammer ernannt worden.

Stuttgart, 2. Jan. Zum Fenster deS 2. Stockes herausgesprungen ist am Syt oester- vormittag ein Soldat, Rekrut der 11 Com­pagnie des 7. Infanterieregiments Nr. 125. Derselbe brach beide Füße und wurde auch sonst schwer verletzt nach dem Lazarrt ver­bracht.

LudwigSburg, 2. Jan. (Verhaf­tung). Dem hiesigen berittenen Landjäger gelang es heute früh, den Zigeuner Georg Gutenberger von Markgrönningen, der am 22. Dezember in Benningen den Zigeuner August Pfisterer von Stammheim durch einen Revolverfchuß tötete, in Poppenweiler zu arretieren und hieher einzuliesern. Als der Landjäger den Wagen, in dem Gutenberger sich verborgen hielt, durchsuchte, gab derselbe aus feinem Versteck einen Schuß auf ihn ab, der glücklicherweise sein Ziel ve fehlte. Einige Soldaten, die zufällig in der Nähe waren, halfen sodann den Mörder sestzu- nehmen.

Heilbronn, 29. Dez. Eine bed« Utende Spende wurde anläßlich des Weihnach sfesteS der Witwen- und Waisenkasse der hiesigen Silberwarenfabrik P. Bruckmann und Söhne zu teil, indem Herr P. Brnckmann j. und Frau Pauline Härle je den Beiras von 5000 zusammen also 10 000 stif­teten; ein neuer Beweis, wie sehr ihr en das Wohl ihrer Arbeiter allzeit am Herzen liegt.

Neuenbürg, 30. Dez. Die hiesige Latein­schule, welche seit Jahren an Schülermangel leidet und im laufenden Schuljahr nur von zwei Schülern besucht wird, ist durch Be­schluß der Kultministerialabteilung für Ge­lehrten- und Realschulen vom 1. Januar an aufgehoben. Dafür wird die Realschule einen weiteren Lehrer erhalten-

Murrhardt, 31. Dez. Den 2. G-Winn der Hülencr Kirchenlotteric mit 5000 gewannen 7 Arbeiter des Lederfabrikanten Kolmar hier, meist verheiratete, sparsame Männer, denen dies Glück wohl zu gönnen

ist.

Ulm, 30. Dez. Der neue Obccamts- vorstand RcgierungSrat Maier von Hetl- bronn wird Ende Januar sein Am hier antreten.

Donzdorf, 30. Dez. Bei der ikstern um den Ramsberg abgehaltenen Tr ibjagd erlegte ein junger Forstgehilfe einen Hasen; weitergehende Schroten trafen jedoch ten im Distrikt befindlichen 11jährigen Sohr des Tierarztes von hier so unglücklich ir den Rücken, daß von einer Rettung desselben kaum die Rede sein kann.

Der Reichskanzler und die Morgen­musik. Daß der Reichskanzler Graf v.-

low nicht nur ein gewiegter Diplomat, son­dern auch ein äußerst rücksichtsvoller, höf­licher Herr ist, bewies er, wie nachträglich aus Stuttgart gemeldet wird, gelegentlich seines jüngsten Besuches beim dortigen Hofe. Als der Reichskanzler in der Frühe des letz­ten Tages seines DorlseinS am Arbeitstische saß, wurde ihm die Meldung gemacht, daß vie Kapelle des Jnfanterie-RegtS. Kaiser Friedrich vor dem Hotel Marquardt Aus­stellung genommen habe, um ihm ein Mor- genständchen zu bringen. Graf v. Bülow lehnte jedoch, verbindlichst dankend, die An­nahme der ihm zugedachten Ehrung ab und zwar mit Rücksicht auf die frühe Morgen­stunde bezw. den Schlaf der übrigen Hotel­gäste. Die Musik Mßie daher unverrich­teter Sache wieder nach der Kaserne zurück- kehren.

Unerhörte Lehxlingsziichterei trieb die sog.Berufswerkstätte für Elektrotechnik und Mechanik" in Berlin. In dieser Werkstatt waren zeüweilig 26 Lehrlinge und kein Ge­hilfe beschäftigt. Erst später wurde ein Werksührer angestellt. Der Inhaber ließ sich von den Lehrlingen bei dreijähriger Lehr­zeit 600 und bei zweijähriger Lehrzeit 1000 Lehrgeld zahlen. Von einer ge­diegenen Ausbildung der Lehrlinge war keine R-de. Jetzt ist behördlich gegen diesen Miß­brauch cingeschritten worden. Auf Grund der Gewerbeordnung hat die Berliner Ge- werbedeputation nunmehr angeordnet, daß der Inhaber unter Beibehaltung des W rk- sührerS nur 6 Lehrlinge auSbilden darf, die übrigen Lehrlinge aber zu entlass-« hat.

Ermordung eines Schul- knaben. Auf furchtbare Weise, so trird aus Plauen i. V. geschrieben, hat der noch nicht 14jährige Sohn Arthur des Frösckel- machers Lobt in Reuth sein Leben lassen müssen mitFrösche!" wird das G'iff- enve eines Violinbogens bezeichnet. Der Junge wurde mittags von seinem Vater r ach Markneu iirchen geschickt, um dort 10 Dutzend Frischet zu verkaufen. Nach Abzug von 3 ^ für Eben! olz, aus dem die Frösche! gemacht werden, mußte er 11 ^ nach Haus« bringen. Als der Knabe bis abends 8 Uhr nicht heim- gekehrt war schöpfte Todt Verdacht und machte sich, von einigen Nachbarn begleitet, auf die Suche. Der Weg führt durch das könig­liche Staatsforstrevier Elster. Dieses wurde die ganze Nacht durch zu einem guten Teil durchstreift, ebenso das freie Feld, doch blie­ben alle Anstrengungen erfolglos, bis man einen Forftschutzbeamten zu Rate zog, der dann auch sehr bald Spuren des Verschwundenen fand zuerst seine Mütze dann den Stech- meisel, den der Knabe zur Erprobung des Ebenholzes mitbekommen hatte. Nicht weit davon entdeckte man, versteckt im Unterholz des Fichtenbestandes die Leiche des Jungen. Das Gesicht war blutüberströmt, der Hinter­schädel zertrümmert, daS Gehirn bloSgclegi urd ein Auge ausgetreten. Neben der Leiche lag das 'lutbeflecktc 19 Pfund schwere Stück EbenhckH; mit ihm hatte der Mörder den tödlichen Schlag auf den Kopf des Knaben geführt. Geld fand sich bei der Leiche nicht vor, auch fehlten Zigarren und Schokolade, die der Knabe hatte einkaufen sollen. Es liegt also ein Raubmord vor. Nach gerichts­ärztlicher Aussage hat ein kurzer Kampf zwischen dem Mörder und seinem Ofper staitgefunden. Als der That dringend ver­dächtig ist der 25 Jahre alte, verheiratete

Handarbeiter Roth aus Schwarzenbrunn ver­hafte! worden, ein übelbeleumundeter, wegen SittlichkeilSverbrechen schon mit 1'/, Jahren Zuchthaus vorbestrafter Mensch, der in Mark- neukirchen mit Todt zusammen gesehen wor­den ist und am Tage nach dem Morde nicht nur die Miete vorausbezahlte was bei seinen zerfahrenen Verhältnissen sehr auffiel, sondern auch Zigarren und Chokoladc an seine Be­kannte verschenkte. Roth leugnet noch die That. Sein eigener Bruder hat den Ver­dacht auf ihn gelenkt.

Ein schändlicher Streich. Aus Gleiwitz wird berichtet: Auf der «Kö­nigin Luisengrube- begossen mehrere Berg­arbeiter ihren Genosten Mastulla, während dieser schlief, mit Erdöl und zündeten es dann an. Mastulla erlitt furchtbare Brand­wunden und starb bald nach seiner Ein- licferung ins Zabrzer Knappschaftslazaret. Die Thäter wurden sofort verhaftet. Es ist kaum zu glauben, daß Leute mit gesun­den Sinnen sich solcher Roheit schuldig machen können; wahrscheinlich wird Alkohol-Wirk­ung dabei wieder eine Rolle gespielt haben.

Einen tragischen Abschluß fand die Hochzeit eines jungen Paares, das sich wäh­rend der letzten großen Ueberschwemmungen, die Italien heimsuchten, in seinem Heimats­dorf trauen ließ und dann die Flitterwochen in Rom zu verbringen gedachte. Ein 28- jähriger Gutsbesitzer aus Fiano Romano Namens Di Romualdo hatte ein schönes Mädchen von 18 Jahren geheiratet und be­fand sich auf dem Wege nach der ewigen Stadt. In der Nähe von Monte Rotondo war die Landstraße in einen reißenden Strom verwandelt worden. Man mußte aber hin­über, wenn man die nächste Eisenbahn er­reichen wollte. Mehrere Arbeiter, die sich gerne ein paar Lire verdient hätten, boten den ratlos am Ufer stehenden Neuvermählten an, sie auf einem schlecht hergerichteten Floß zu übersetzen. Erfreut gingen die Eheleute auf den Vorschlag ein. Inmitten des breiten Masters wurde das leichte Floß von der heftigen Strömung mitgerissen. Die junge Frau sank vor Angst ohnmächtig um. In der Absicht, sie festhalten, beugte sich der erschreckte Gatte zu weit nach der anderen Seite hinüber und brachte dadurch das Fahr­zeug zum Umschlagen. Alle fünf Personen stürzten in die Fluten und ertranken vor den Augen vieler sich ansammelnder Menschen, die unfähig waren, den Unglücklichen Hilfe zu leisten.

London, 31. Dez. Lord Kitchener meldet daß der britische Posten in Helvetia, einer starken Stellung an der Bahn von Macha- dddorp nach Lydenburg, gestern früh von den Buren eingenommen wurde. Dabei seien 50 Engländer getötet und verwundet worden, 200 seien in Gefangenschaft geraten. Kitchener meldet, er folge dem Feind auf dem Fuß. Die Wiederbesetzung HelvetiaS werde durch Verstärkungen aus Belfast aus- gesüh't.

London, 3. Jan.Daily Mail" mel­det aus Kapstadt vom 2. Jan.: Die Buren haben JagerSfontein, welches am 25. Dez. von den Engländern geräumt wurde, wieder besetzt.

Der Zar ist wieder hergestellt. Seinem Arzt in Lavadia, dem Professor Popow, hat Nikolaus II, io der Freude über seine Genesung 100 000 Rubel geschenkt, auch ist Popow zum Leibarzt ernannt wor­den.