Krille!»Ar. M desWilddsdee Ayeigci."

Montag, -e« 3. Dezember 1SW.

Znr Landtagswahl.

Wildbad, I. Dez. (Eingesandt.) Dem GallimatthiaS Nr. 140 derWildbader Chronik dankt der Einsender dieser Zeilen zunächst dafür, daß er noch so zeitig seine erhabene Stimme ertönen ließ um ihm die gebührende Lektion erteilen zu können.

Warum hat der Korrespondent derWild­bader Chronik* so lange gezögert, mit einer Erwiederung auf den bereits vor 8 Tagen erschienenen Artikel imWildbader Anzeiger* Nr. 136 hervorzutreten? Er hätte in der Sonneversammlung Gelegenheit gehabt einen Mann über sein bedrücktes Anliegen zu in­terpellieren, von dem man weiß, daß auf sachliche Anfragen auch sachliche Antworten rrsvlgen; darüber herrscht nicht der geringste Zweifel. Aber warum hat er eS nicht ge- than? Antw.: Er scheute die Oeffentlich- keit und er fühlt sich behaglicher, von der geheimen Stätte aus zu operieren. Oder ist es vielleicht möglich, daß der demokratische Stoff, der ihm vor etlichen Jahren ringe- impft worden ist, heute noch seine Wirkung thut? Dann muß eS ein« gesunde Lymphe gewesen sein.

Die politische Sünde, daß einmal ein geborener Wildbader seine persönliche poli­tische Meinung öffentlich und in durchaus berechtigter Weise zum Ausdruck gebracht hat, ohne zuvor bei dem Wildbader Chronik-Kor­respondenten anzufragen, ob sie ihm genehm oder unangenehm erscheint, wird jetzt im sog. schwarzen Register eingetragen sein, aber der Einsender wird wohl keinen Anlaß nehmen, Buße zu thun um wieder aus der schwarzen Liste gestrichen zu werden.

Die Taktik die der GallimatthiaS Nr. 140 ang'wendet hat, um allerdings seinem poli­tischen Gegner Sand in die Augen streuen zu wollen, gereicht ihm nicht zur Zierde und das Mittel hat gründlich fehlgeschlagen i

Der Vorwurf der Einfältigkeit richtet sich von seblst, denn wenn man nur die­jenigen als einfältig verzollt, die zum Glück noch eine wenn auch anderslautende Meinung öffentlich vertreten, dann kann man sich diesen Vorwurf von jener Seite aus getrost ge­fallen lassen, denn eS giebt eben Leute, die meinen» nur nach ihrem eigenen Kommando müsse man marschieren.

Gegen die mildernde Umstände verdienende Unterstellung, als ob ich meine Mitbürger der Gegenpartei mit Mitteln der Unwürdig- keit bekämpfen würde, erhebe ich hiemit öf­fentlich Protest, nicht den Mitbürger« sondern der Politik, die in den letzten 6 Jahren ge­macht worden ist und die selbst von Krone und Regierung mißbilligt wurde, gilt mein

Kampf! Also Mitbürger Wildbads merkt Euch das, denn ich bekenne offene Farbe.

Ich habe selbst Aug in Aug dem Gegen­kandidaten Weiß erklärt, daß ich, nachdem er mir sagte, daß ich auch für Schininger sei, nicht seine Person', sondern die Politik der ihn ausgestellten Parteien bekämst, und er mag von mir den Eindruck eines ehren­werten Gegners gewonnen haben den er je­denfalls höher hält, als seine Anhänger, die ihm das Mandat angetragcn und Unter­stützung versprochen haben ihn aber jetzt bei seinen Wahlrcisen im Stiche lassen l

Die Gründe meiner Bekämpfung habe ich den Wählern Wildbads in der Sonne­versammlung klar gelegt um welchen Genuß derWtldbader Chronik" Korrespondent durch den Glanz seiner Abwesenheit gekommen ist.

Aber zur politischen Aufklärung noch eine kleine Notiz! Bei der Aufstellung des volks­parteilichen Kandidaten Schöninger war nur ei« Taufpate zugegen, der den Namen trug, Volkspartei; bei der Aufstellung des gegnerischen Kandidaten Weiß waren aber 3 Taufpaten Namens Bauernbund, Konser­vativ und deutsche Partei; die 2 Ersteren sind inzwischen vom Leben abgerufen worden und eS lebt jetzt nur noch der Pate Deutsche Partei!

Die Wähler, die in der politischen Schule in den letzten 6 Jahren nicht geschlafen haben, werden also nicht die Person, sondern die Partei am Wahltag den 5. Dez. in Be­tracht zu ziehen haben und fragen? Welches ist die Partei, die klar bewiesen hat, daß sie es mit den VolkSversprechungen auch in der Thal politisch ehrlich meint und die einzige Antwort darauf zu geben wird nicht schwer sein:

Sie wird am Wahltag den 5. Dez. I S00 lauten:

Es war und ist die Bolkspartei* und ihr Kandidat ist:

Karl Schöninger

in Calmbach.

Und nun Wähler Wildbads, Sprollen­haus u. Nonnenmiß!

Wer sich erfrecht zu sagen:

Wählt Ihr einen Demokraten, so ist Euer altes Recht, die Bürgernutzung, ge­fährdet der lügt uud ist rin Heuchler!

Wir Leute von der Volkspartei sind zu bescheiden als daß wir dem Gegenkandidaten Weiß dir gleiche Unehrlichst« in die Schuhe schieben würden, aber so viel können wir erklären, daß die Volkspartei die Partei ist, die die Rechte beS Volkes, bis zum kleinsten Mann wahrt und verteidigt und wer den Kandidaten von der Volkspartei Karl

Schöninger wählt, der darf mit aller Rübe versichert sein, daß das alte Gemeinde­recht der Stadt Wildbad die Bürger­nutzung niemals abgeschafft werden wird. Ja, nutzungsberechtigte Bürger Wild­bads, wenn Ihr dem Demokraten Schöninger Eure Stimme gebet, dann könnet Ihr «egen der Bürgernutzungsfrage beruhigt sein und hiewcgen sagen:

Wir können unser Haupt kühnlich legen, in die volksparteiliche Schooß.

Ja Ihr Bürger! Ihr habt schon ein­mal einen Demokraten -j- Bleyer in den Landtag gesandt und Ihr habt die Bürger­nutzung heute noch und werdet eS auch unter der demokratischen Führung stets behalten. Diese Erklärung nagelt fest.

Ein hervorragender Jurist, der sogar auf dem Wildbader Rathaus Vertrauen und Achtung genießt, hat die Erklärung abgege­ben :die Abschaffung der Bürgernutzung könne nur vom Gemeindrrat mit Zustimmung des Bürgerausschusses erfolgen.*

Nun belehrt mich der Wildbader Chronik Korrespondent, daß auch die Regierung und der Landtag die Abschaffung herbeiführen könne. Ich bin jedem Gegner sür eine Be­lehrung sehr dankbar, wenn sie in den Gren­zen der gemäßigten Zone gehalten ist uud ich werde mich jetzt um die formelle Frage bemühen, festzustelleo, wer das Recht hat an der Bürgernutzung zu rütteln und ich werde später öffentlich auf diesem Wege Euch Aus­kunst erteilen. Vorerst aber bleibe ich dabei, daß die Bürgernutzung ein altes Recht der Gemeinde ist, über das nur der Gemeinde­rat mit Zustimmung des Bürgerausschusses zu verfügen hat.

Bürger Wildbads l Die Bürgernutzung ist zu allen Dingen nützlich. Besonders bei den Wahlen und ich habe Grund genug ge­habt diese Angelegenheit auf die öffentliche Tagesordnung zu stellen. Sie muß herhalten bei den Wahlen in den Reichstag, Landtag, und bei den Wahlen der bürgerlichen Kol­legien Wildbads. Am Ende ist die Bürger­nutzung WildbadS sogar in der Reichsver- faffung zu finden. Ich persönlich sage mir, «S ist eine Dummheit, di- BürgernutznngS» frage mit der Landtagswahl zu verquicken, aber es giebt im Leben auch Dummheiten, gegen die man zu kämpfen hat, wenn man nicht direkt dem Schaden entgegen gehen will uud das hat derWildbader Chronik-Korre- spondent* bestätigt, der jedenfalls auch in der Wolle sitzt, und der also ein Herz für den Bauer, aber für Handel und Gewerbe nichts übrig hat. Jetzt wird ja derWild­bader Chronik-Korrespondent befriedigt sein