wird aus Peking vom 28. November gemel­det : Dem Vernehmen nach zog der russische Gesandte von GierS die Zustimmung zu dem Entwürfe der an China zu stellenden For­derungen zurück und weigerte sich, die Präli­minarien zu unterzeichnen, wenn die Be­stimmungen wegen der Bestrafung der Schul­digen und der Entschädigungen nicht abge­ändert werden. Diese Verzögerung übt auf die Chinesen eine schlechte Wirkung aus.

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Stuttgart, 28. Nov. Der Bezirksverein Württemberg des deutschen Fleischverbands wendet sich mit einer Eingabe an dos Kgl. Finanzministerium und bittet um Besteuer­ung der Hausschlachtungen seitens der Wirte in den Städten.

Stuttgart, 28. Nov. Heute früh um 6.35 Uhr begaben sich Baudirektor v. Fuchs, Oberfinanzrst Leo und die Bauräte Neuster und Kittel von der K. Gencraldirektion der Staatseisenbahnen nach JlSfeld, um der Probefahrtabnahme der am 1. Dezember ein- zuweihendcn Bahn Jlsfeld-Heilbronn anzu­wohnen.

Friedrichshafen, 28 Nov. Frhr. v. Mitt­nacht traf heute mittag zum bleibenden Auf­enthalt hier ein.

Vaihingen a. F-, 29. Nov. Die am letzten Dienstag auf dem hiesigen Bahnhof verunglückte 20jährige Tochter dcs Gemeinde- ratS Friedrich Gricb ist heute Nacht im Ka­tharinenhospital ihren schweren Verletzungen erlegen.

Göppingen, 28. Nov. In der vergang­enen Nacht starb das ljähr. Kind des Heizers Möbus hier, das durch heißen Kaffee, der sich aus einem umstürzenden Gesäß ergoß, schwere Verbrennungen erlitt.

Ehingen a. D., 28. Nov. Bei dem Kaufmannslehrling Bühler, welcher vor ca. drei Wochen beim Probieren eines Revolvers von seinem Kollegen lebensgefährlich in die Brust geschossen wurde, hat sich, nachdem die Kugel glücklich entfernt worden ist, eine solch günstige Wendung zur Besserung ein­gestellt, daß eine baldige Genesung des jungen Mannes zu erwarten ist.

Rottenburg, 29. Nov. Heute vormittag wurde 200 Meter südöstlich vom Bahnhof Niedernau nach siebenmonatlicher Arbeit in einer Tiefe von 100 Meter eine Kohlen­säureader angcbohrt, die nun als mächtiger Sprudel 35 Meter hoch springend zu Tage tritt. Es ist der stärkste Kohlensäuresprudel, der bis jetzt im Neckarthal erbohrt wurde. Eigentümer ist die Firma Rommeuhüller in Rotterdam, die auch Besitzerin des Kohlen­säurewerk in Bieringen ist.

Horb, 29. Nov. In Hohenmühringen ist gestern nachmittag eine dem Frhrn. v. Münch gehörige große Scheuer bis auf die massiven Umfassungsmauern abgebrannt. Einige hundert Zentner Stroh sind ein Raub der Flammen geworden. Der Gebäudeschaden beträgt 23000 ^ Die EntstehungSur- sache des Brandes ist noch nicht ermittelt, doch wurde ein der Brandstiftung verdächtigter Landstreicher vorläufig festgenommen.

Mühlacker, 28. Nov. Durch Unacht­samkeit eines Beamten fuhr am SamSlag, auf dem Bahnhof infolge falscher Weichen- stellung eine Rangierabteilung auf eine in Ruhe stehende Lokomotive seitwärts auf. Der Führer der Lokomotive wurde durch Ver­brühung leicht verletzt, während der Heizer

beim Abspringen den Arm brach. Der 33jähr. Stcllwrrkswärter, der durch Ziehen eines falschen Hebels den Unfall herbciführte, lief, ehe er die Tragweite dcö letzteren erfuhr, aus Verzweiflung der Enz zu und ertränkte sich. Die am Ufer abgelegten Kleider fand man Samstag vormittag, während die Leiche des Unglücklichen, der eine Frau und vier Kinder hinterläßt, erst gegen abend geborgen werden konnte.

Bodendorf a. d. Ahr, 27. Nov. Eine neue Mineralquelle wurde gestern in unserer Gemeinde unweit der Appillinarisquelle und dem Neuenahrer Sprudel, erbohrt.

Ein Rühriges Mädchen kam in Köln am Rhein mit einem glühenden Eisen einer gefüllten Petrolumlampe zu nahe, die explo­dierte und ihren brennenden Inhalt über das Kind ergoß. Das Kind starb alsbald, während die zur Hilfeleistung hcrbcieilende ältere Schwester nebst der Mutter derartige Brandwunden erlitten, daß beide alsbald dem Hospital zugcsührt werden mußten. Die ältere Schwester ist gleichfalls dem Tode nahe.

Ein eigenartiges Fälschernest ist in Hamburg entdeckt worden. Dort ist, wir der Konfektionär meldet, vom russischen Kon­sulat eine ganze Fabrik für gefälschte russische WechselblankettS ausfindig gemacht worden. (Bekanntlich dürfen in Rußland nur amt­lich gestempelte Wechselschemata benutzt wer­den.) In der Wohnung des Kaufmanns M. L in Hamburg, der für sehr reich galt, wurden über 300 000 russische Wechsel» blankettS vorgefunden, die auf Bestellung eines gewissen G. in Kalisch angefertigt sind, dem L. unlängst bereits 60000 solcher Blan- ketts geliefert hat. Der Lithograph in Ham­burg, der die BlankettS verstellte, hatte keine Ahnung davon, daß er unwillkürlich ein Mitglied der Fälscherbande sei; er hatte so­gar ciuige dieser BlankettS als Meisterstücke ausgestellt. Aber gerade diese Gelegenheit hat zur Entdeckung der Fälschungen geführt.

London, 27. Novemb. DerEvenning Standart" giebt unter Vorbehalt ein Gerücht wieder, wonach eine Verschwörung zur Er­mordung Lord Roberts entdeckt worden sei. Etwa 20 Ausländer seien dabei beteiligt ge­wesen. Die Verschwörer hätten eine Mine gelegt, welche am letzten Sonntag, während Roberts in Johannesburg in der Kirche war, ausfliegen sollte. Die Verschwörung sei durch die Wachsamkeit der Polizei und der Schutz­wache des Feldmarschalls entdeckt worden. ES heißt, etwa 10 Personen, meistens Jtalieneu, seien verhaftet.

London, 29. Nav. AuS Anlaß der Ver­schwörung gegen Lord Roberts verlangen die Blätter strenge Maßnahmen gegegn dieun­erwünschten Ausländer", die sich noch in Transvaal aufhalteu. DerStandart" forderi die sofortige Ausweisung aller Fremden, deren Achtbarkeit nicht außer Zweifel stche.

London, 30. Nov. Eine Depesche Lord Roberts aus Johannesburg vom 28. Nov. meldet über die Vorgänge bei DewetSdorp folgende Einzelheiten: Die etwa 400 Mann starke Garnison von DewetSdorp mit 2 Ge­schützen ergab sich den Buren am 23. ds., nachdem sie 15 Tote und Verwundete halte. Die Buren waren 2500 Mann stark. Eine 1400 Mann starke englische Kolonne, welche DewetSdorp zu Hilfe kommen sollte, ist nicht zur Zeit eingetroffen. General Knox traf, nachdem seine Truppen sich mit jener Ko­

lonne vereinigt hatten, am 26. Nov. inDe- wertsdory ein. Die Stadt war geräumt, nur 75 Verwundete und Kranke waren da­selbst zurückgeblieben. Knox verfolgte die Buren unter Steijn und Dewet und schlug sie bet Vaalbank. ;Die Buren gehen nach Westen und Südwester, zurück.

Entmenschte Eltern. Ueber die grauen­hafte Thal eines lieblosen Elternpaares wird aus Arnsdorf bei Tetschen folgendes gemeldet: Die dort wohnenden Häuslerleute Fiedler haben ihren 22jährig n etwas schwachsinnigen Sohn drei Monate hindurch in einer dunklen Bodenkammer eingesperrt gehalten. Als sich die Oeffentlichkeit mit dem Verschwinden des jungen Mannes beschäftigte, wurde die Gen­darmerie mit der Durchsuchung des Fiedler'- schen Hauses beauftragt. Den Beamten bot sich beim Eintritt in die Bodenkammer ein schrecklicher Anblick. Der fast bis zum Ske­lett abgemagerte Mensch lag auf einem mehr einem Düngerhaufen ähnlichen Lager, neben ihm auf dem Fußboden stand ein blechener Futternapf, in dem ihm nur unzureichende Nahrung verabreicht wurde und zwar ver­mutlich in der Absicht, daß er bei diesem entsetzlichen Dasein bald an Entkräftung zu Grünte gehen werde. Der Geruch, der in der Kammer vorherrschte, machte ein längeres Verweilen in derselben zur Unmöglichkeit. Der Unglückliche, welcher zeitweise an epi­leptischen Krämpfen leidet, stammt aus der ersten Ehe des Fiedler und war der Stief» mutter wegen seines krankhaften Zustandes stets ein Dorn im Auge. Er wurde nun­mehr dem Krankenhause zugcsührt, während die entmentschten Eltern in Haft genommen wurden.

Ueber einen rabiaten Soldaten, der in Neuburg vom Mordwahn befallen wurde, lesen wir in derPfälz. Pr.": Am Donners» tag abend begann der Soldat Fuß in einem Gang der neuen Kaserne, wahrscheinlich in einem Anfall von Geistesstörung, aus seinem Gewehr mit scharfen Patronen auf jeden Soldaten, den er sah, zu schießen. Leider fiel dem Wahnsinnigen, der sich dann selbst durch einen Schuß in den Hals entleibte, ein Menschenleben zum Opfer. Der Soldat Beller wurde durch einen Schuß, der ihm die Hand und den Unterleib durchbohrte, so schwer verletzt, daß er unmittelbar darauf verschied. Durch die übrigen Schüsse wurde niemand verletzt.

Wanderhäuser. Im »Macbeth" setzt sich der Wald van Dunsiane in Bewegung in Amerika fangen jetzt sogar die Häuser an, zu marschieren, ja sie legen 30 bis 40 Meilen in der Stunde zurück. Wie wir der Fronte" entnehmen, sind diese Häuser nicht auf Pfählen, sondern auf Automobilen er­richtet. Ein amerikanischer Automobilschwär­mer beschenkte sein Vaterland mit kleinen Rollhäusern neuesten Systems. Möchte nun ein Amerikaner wegen unangenehmer Nach­barschaft oder aus anderen Gründen seinen Wohnort verlassen, so heizt er den Motor seines Hauses und zieht mit Sack und Pack fort.

Nach wie vor erfreuen sich die Er­zeugnisse der Maggi-Gesellschaft größter Be­liebtheit in allen Kreisen; besonders gilt dies von dem lange erprobtenMaggi zum Wür­zen". Es wird auch seinen ersten Platz be­halten, welchen ihm heute alte und neue Produkte, die dem gleichen Zwecke dienen wollen, streitig machen möchten.