deS hiesigen LandeSgefZngnIsscS verunglückte heute nachmittag Aufseher Strobel der die Oberaufsicht über die im Steinbruch beschäftigten Gefangenen zu führen hatte. In dem Augenblick, als er auf einem hohen FelSan- bruch stehend, den Gefangenen Feierabend bieten wollte, stürzte er infolge Nachgebens des Gesteins in die Tiefe. Er erlitt hiebet so bedeutende Verletzungen, daß der Tod sofort eingetrelen ist.
1 Ulm. Ein Maurer von einem benachbarten Ort hatte sein Häuschen verkauft und kam mit diesem Geld hierher, um eS anzu- legen; er geriet aber in böse Gesellschaft und da wurden ihm zuerst von einem Frauenzimmer 550 entwendet und später von zwei Zuhältern weitere 390 ^ Alle drei hat die Poliz i ermittelt und festgenommen, aber nur bei dem Frauenzimmer wurde die gestohlene Summ? noch vorgefunden.
Wolfüch, 21. Nov. In großer Gefahr befand sich gest.rn vormittag der um 9 Uhr 31 Minuten in Schiltach fällige Güterzug zwischen Halbmeil und Schiltach. Als derselbe den Felseinschnitt gegenüber der Wirtschaft Blumenstein („vor Ellersbach") passierte , fiel ein großer Felsblock vom sog. Schlößlefelsen auf den Zug und demolierte an eirem Güterwagen das Dach und den halben Wagenkasten vollständig. Auch an vorangehenden Wagen wurde das Bremserhäuschen eingedrückt. Bremser Bögele aus Freudenstadt erlitt, wie der „Schramb. Anz." meldet, zum Glück nur leichte Verletzungen. Nach einer Stunde war daö Geleise wieder frei.
— Ein schlechtes Geschäft machte ein Ladenbrsttzcr in Pforzheim, bei dem in der Dämmerung eine Frau für mehrere Mark Waren einkaufte und einen Hundertmarkschein in Zahlung gab. Erst später, als der Kaufmann den Schein nochmals in die Hand nahm, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß derselbe ein Reklameschetn einer Cigsrrenfa- brik war.
— Ein kaum glaublicher Bubenstreich,
durch welchen zwei Menschenleben jäh vernichtet wurden, wurde in Neustadt (Wrsi- preußen) von einigen jungen. Burschen im Uebermut verübt. Fünf in der dortigen Zement-Fabrik beschäftigte Mädchen, unter denen sich auch die 16- bezw. 19jährigen Geschwister Ellwart aus der nahegelegenen Ortschaft Worte befanden, hatten nach Feierabend ihre Arbeitsstätte verlassen und waren auf dem Nachhauseweg begriffen. Dabei mußten Sic, wie alltäglich, einen mit einem Geländer versehenen Holzsteg überschreiten, der über die dort sehr tiefe Bohlschau führt. Als sie bereits den Steg betreten hatten, gesellten sich zwei junge Burschen zu ihnen, welche ebenfalls in der Zementsabrik in Arbeit stehen. In der Mitte des Steges angekommen , brachten nun die übermütigen Burschen den Steg in heftig schwankende Bewegungen, weshalb die geüngstigten Mädchen am Geländer Schutz suchten. Dieses brach unter der Schwere der Körper plötzlich zusammen und sämtliche Mädchen stürzten in die eisige Flut. Anstatt nun an das Rettungswerk zu gehen, liefen die beiden Unholde eiligst davon, die durch ihre Schuld Verunglückten ihrem Schicksale überlassend. Auf die Hilferufe der Aermsten eilten mehrere Paffanten herbei, denen es unter den größten Anstrengungen gelang, drei der Mädchen vom sichern Tode des Ertrinkens zu erretten,
während die Geschwister Martha und Marie Ellwart bereits in die Tiefe versunken uud ertrunken waren. Erst nach mehreren Stun- den konnten die Leichen der unglücklichen Opfer eines nichtswürdigen Bubenstreiches mittels langer Haken aus dem Wasser gezogen werden. Die Sache wird natürlich noch rin Nachspiel vor Gericht haben.
— Die Hochzeit der Königin Wilhelmiua soll, wie jetzt f'ststeht, in der Woche vom 28. Januar bis 2. Februar im Haag stattfinden. Die bürgerliche Eheschließung wird der Bürgermeister der Stadt vollziehen. Das junge Paar wird sich einige Zeit auf Schloß Leo zurückziehen und dann seinen Einzug in Amsterdam halten. Im ganzen Lande haben sich Ausschüsse gebildet unter dem Vorsitze der Spitzen der Gesellschaft, um der Königin ein Nationalgescheuk anzubieten, etwa ein neues Schloß in Amsterdam oder eine Dacht,
— Wenig erfreiliche Schulzustände be, stehen in Seidau bei Bautzen. Die jüngste Mädchenklaffe wird nachmittags von halb 4 bis halb 6 Uhr unterrichtet und zwar bei — Stearinlicht-Beleuchtung. Jedes Schulmädchen hat ein Stearinlicht mitzubringen, welches der Unterricht haltende Lehrer bei Eintritt der Dunkelheit den Kindern anzündet, so daß es dann aussteht, als wenn das Schulzimmer illuminiert sei. — Di« Schulmädchen der armen Eltern, welche kein Licht den Kindern mitgebcn können, müssen nun sehen, daß sie von den Mitschülerinnen etwas Licht bekommen.
Marseille, 22. Nov. Der Burenpräsident Krüger landete um 11 Uhr vormittags unter begeisterten Kundgebungen der gewaltigen am Quai versammelten Menschenmenge. Als die Schaluppe vor der Landungsbrücke anlangte, ktaische die Menge Beifall. Von allen Seiten ertönten die Rufe: „Es lebe Krüger I Es leben die Buren l" Dr. L'ydS landete zuerst, ihm folgte Krüger, der entblößten Hauptes die Mitglieder d?s EmpfangS- kvmitäs begrüßte. Die Vorsitzenden des EmpfangSkomitäs hielten Ansprachen, worin sie Krüger willkommen hießen. Krüger hielt hierauf eine Rede in holländischer Sprache. Die Rede wurde oft durch Beifallsrufe unterbrochen, besonders gegen Schluß der Rede steigerte sich der Beifall bis zur Begeisterung. Als der Wagen Krüger und den Präsidenten des EmpfangSkomitäs ins Hotel brachte, erschollen nicht endenwollende Hochrufe.
Marseille, 23 Nov. Heute vormittag 9 Uhr verließ Krüger das Hotel und fuhr nach dem Bahnhof, auf dem Wege von der Menge mit begeisterten Zurufen begrüßt. I» Begleitung Krügers befanden sich Dr. Leyds, die Mitglieder der Burenmission, Frau Eloff mit ihren Kindern und andere. Vor Abgang des Zuges trat Krüger an die Wagen- thüre und hielt eine Ansprache, worin er nochmals für den ihm gewordenen Empfang dankte und die Erwartung aussprach, überall denselben Sympathien zu begegnen, denen hoffentlich Verhandlungen folgen würde», welche die Sache der Buren unterstützen und derselben dienen würden.
Budapest, 21. Nov. (Ein Brudermörder.) Der einer angesehenen Gentryfamilie entstammende Grundbesitzer und Husaren- Leutnant der Reserve Beta Pap, der durch einen gedungenen Mörder seinen 17jähr'gcn Bruder, Gymnastalschülcr, um ihn zu beerben, meuchlings erschießen ließ, wurde heute
morgen in Szatmar durch den Henker hin, gerichtet. Der Meuchelmörder selbst wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt.
.. (Aus der Schule.) Der „Str. P." wird von Heilbronn geschrieben t Der Schau» Platz unserer Geschichte ist ein kleiner Ort im Oberamtsbezirk. Große Aufregung ist unter .seiner Schuljugend. Der Herr Be- zirksschulinspektor kommt in den nächsten Tagen. Der Lehrer arbeitet im Schweiß seines Angesichts, damit seine „Jugend" untadelig befunden werde vor dem gestrengen Herrn. Sein Knalleffekt soll sein die Aufsage der ersten drei Hauptstückc des Katechismus, die da lauten: „Ich glaube an einen Gott" — „Ich glaube an Jesum Christum"
— „Ich glaube an den heiligen Geist." Die drei „Besten" werden hiefür eingedrillt, und es geht alles famos bei der Generalprobe. Der große Tag kommt, und mit ihm der Augenblick, wo der Herr Inspektor das Schulzimmer betritt. Und geradezu steuert er auf einen der drei AuSerwählten zu: „Nun Büeble", sagte er, „glaubst Du an Gott"
— „N o i", sagte das Büeble, und der Herr Inspektor und der Herr Lehrer sehen einander fassungslos an. Aber Geduld muß man haben: „Was — Du glaubst nicht an Gott" fragt der Herr Inspektor — Noi", lautet nochmals die Antwort. Der Gestrenge ist starr, und der Herr Lehrer noch starrer. Die Stille im Zimmer ist unheimlich. Aber dieses Rätsel muß gelöst werden. Und der Herr Inspektor fragt nochmals: „Sv? — an was glaubst Du denn" — „I — Ich glaube an Jesum Christum, — und der wo an Gott glaubt, der hockt do drüba im and'ren Bank." Der Herr Schulinspektor behauptet, er habe noch niemals so von Herzen gelacht, als bei diesem Bekenntnis eines Gottesleugners.
Für Haus und Hof.
— Die .Schwarze Zeitung" in Straß- burg i. Elsaß, die unerbittlich und mit voller Schärfe gegen alle Mittel vorgeht, die nicht reell sind, schreibt über das bekannte Regensburger Milch- und Mastpulper »Bauernfreude" in Nr. 2 S- 24: AuS verschiedenen Einsendungen find wir zur Ueberzeugnng gekommen, daß gegen die „Bauernfreude" an vielen Stellen noch ein starkes Mißtrauen besteht. Wir sind deshalb der Sache auf den Grund gegangen und haben zu diesem Behufe eine Untersuchnng vernehmen lassen, zu der Pulver verwendet worden ist, das wir uns durch Dritte aus der Fabrik des Herrn Th. Lauser in Regensburg verschafft haben. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung: Wasser 10,57"/», Summe der Mineralstoffe 21,94"/» , (darin Phosphorsäure 14,12°/», Kali 1,36°/», Natron 0,96°/», Kalk,3,81°/°, Kieselsäure 0,83°/», Eisenoxyd 0,51°/» u. s. w.), Prvteinstosfe 39,17°/», lösliche Kohlehydrate 15,23"/» unlösliche Kohlehydrate 3,41°/», Fett 9,68°/». Das Ergebnis übertraf unsere Erwartung. Die Zusammensetzung ist als vorzüglich zu bezeichnen. Schädliche oder zu beanstandende Bestandteile sind nicht vorhanden. Aus der chemischen u. mikkros- kopischen Untersuchung ergibt sich, daß »Bauern- frende" reich an leicht verdaulichem Eiweis und an löslichen Kohlehydraten in leicht assimilierbarer Form ist. Bei dem Präparat kommen also hauptsächlich in Betracht; Die Nährstoffe; ferner die Phosphate als knochenbildende Substanz, und schließlich in -Physiologischer Hinsicht Kieselsäure und Eisenoxyd. Aus Vorstehendem begründet sich der Ruf der „Bauernfrende" als appetitreizendes, sowie nährstoffhaltiges Mittel. — Damit sich übrigens Jedermann von dem wirklichen Wert der .Bauernfreude" persönlich überzeugen kann, liefert die zur Fabrikation alleinberechtigte Firma Th. Lauser chemische Fabrik in Regensburg allen unfern Lesern, die unter Beziehung auf unsere Zeitung an sie schreiben ein Probepakct »Bauernfreude" nebst dem nützlichen Buche über die Mästung und Ernährung der Haustiere vollständig kostenlos und portofrei. Da dürfte sich wohl Keiner die Gelegenheit dazu entgehen lassen.