stochen wurde, schlitzte ihr den Bauch auf, daß die Gedärme und das Kalb herausfirlen und versetzte dem Tier überdies noch viele tiefe Stiche an Hals und Kopf. Am andern Morgen fand man die verendete Kuh, welche einen Wert von ca. 450 repräsentiert, in ihrem Blute liegen. Der bestialische Thäter wurde verhaftet.
Brötzingen, 16. Okt. Heute Vormittag traf Herrn Postvcrwalter Schweizer auf dem Heimweg in der Nähe der Lotthammer'fchen Mühle ein Herzschlag, dem der kräftige erst 49 Jahre alte Mann nach wenigen Minuten erlag. Seit 12 Jahren stand Herr Schweizer dem hies. Postamt als tüchtiger und gefälliger Beamter vor, verschiedene Ehrenstellen in der evangelischen Kirchengemeinde und in Vereinen hat der Verblichene bekleidet.
Pforzheim, 17. Okt. Unter dem Vorsitz des KirchenratS Professor Bassermann aus Heidelberg fand hier eine Vorberatung statt über die Abhaltung eines Landeskirchen, gesangfestes im Jahre 1901, das hier stattfinden wird.
Pforzheim, 20. Okt. Ein schreckliches Verbrechen versuchte die 15jährige Dienstmagd Fanny Schuster Hierselbst zu begehen, indem sie das Kind ihres Dienstherrn, des Fabrikanten Emil Bauer mit Schwefelsäure zu vergiften suchte, welche sie dem Kinde durch das Saugfläschchen beibrachte. Glücklicherweise wurde bas Verbrechen sofort bemerkt. Dem Arzte gelang es, durch energisches Eingreifen das Kind zu retten. Die Magd, welche flüchtig gegangen war, wurde nachts b/i2 Uhr verhaftet.
Pforzheim. Buchstäblich in Bächen floß gestern in der Lutsenstraße der Wein , wo durch die Gewalt des Neuen einem Faß von 1000 Liter der Boden hinauSgcdrückt wurde. Einige Goldschmiedstifte legten sich platt auf den Boden und lecklen das edle Naß mit gierigen Zügen. Der „Anz." bemerkt dazu: Muß ein recht schönes Bild gewesen sein I
Karlsruhe. Rechtsanwalt Frühauf hier, bekanntlich ein eifriger Vorkämpfer für die Reform des Eisenbahnwesens, hat sich beim zuständigen Gericht zur unentgeltlichen Verteidigung deS Heidelberger Expeditionsgehilfen Weipert erboten.
Karlruhe, 17. Okt. Der Verein „Turn- gemetndc Karlsruhe" veranstaltete letzten Sonntag einen Distanzmarsch von Karlsruhe nach Bruchsal und zurück. Von 19 Teilnehmern trafen 15 am Ziel ein, die zur Zurücklegung des 42 Kilometer langen Weges zwischen 4 Stunden 39 Minuten und 6 Stunden 55 Minuten brauchten. Anfänglich wurden 11 Kilometer in der Stunde zurückgelegt.
— Einer Wirtschaft in Klein-Rüppur bet Karlsruhe wurden 7 eiserne Gartenstühle entwendet und in Abständen von etwa 20 Metern auf die Lokalbahn gelegt, so daß sie von dem letzten Fernzug sämtlich überfahren und natürlich völlig zusammengedrückt wurden. Ein Unfall passierte zum Glück nicht; doch sucht die Staatsanwaltschaft eifrig nach den Thätern.
Berlin, 18. Okt. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgendes Handschreiben des Kaisers an den Fürsten zu Hohenlohe:
Mein lieber Fürst I So ungern ich Sie auch aus Ihren bisherigen Stellungen im Reichs« und Staatsdienste scheiden sehe, so habe ich doch geglaubt, mich nicht länger dem Gewicht der Gründe, welche Ihnen die Be
freiung von der Bürde Ihrer verantwortungS- rcichen Asmter wünschenswert erscheinen lassen, verschließen zu dü- fen. Ich habe daher i'grm Anträge auf Dienstentlassung mit schwerem Herzen stattgegeben. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen bet dieser Gelegenheit, wo Sic im Begriff-- stehen, eine lange und ehrenvolle Dienstlaufbahn abzuschließen, für Ihre langjährigen, treuen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie in allen Ihnen übertragenes Stellungen dem Reiche, dem Staate, sowie m-inen Vorfahren und mir mit aufopfernder Hingebung und unermüdlichen Pflichttreue unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, meinen wärmsten Dank noch besonders ouSzusprechen. Möge Ihnen nach einer so thatenreichen Vergangenheit durch Gottes Gnade ein langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein. Als äußeres Zeichen meiner Anerkennung und meines dauernden Wohlwollens verleihe ich Ihnen den hohen Orden vom Schwarzen Adler mit Brillanten. Ich lasse Ihnen dessen Jnfigien hierneben zugehen und verbleibe Ihr wohlgeneigter und dankbarer Kaiser und König Wilhelm. I. U.
Homburg v. d. Höhe, 17. Oktober 1900.
München, 15. Okt. Ein Hundebad wird demnächst in der Thercstenstraße hier eröffnet und „mit allen Errungenschaften der Neuzeit" auSgestattet werden. Es wird neben dem eigentlichen Laderaum auch einen Raum zum Trocknen und Scheeren erhalten. Auch ein besonderes Abteil für hautleidende Hunde ist vorgesehen. Freunde von Bello und Genossen werden da noch ein Hunderestanrant vermissen > dessen Einrichtung indessen nur eine Frage der Zeit sein dürste.
— Ein Rabenvater. In Hörde bei Dortmund hat der Arbeiter JegielSkt seinen zwei Kindern den Hals durchschnitten; eines war sofort tot. Der Thäter ist anscheinend geistig gestört.
— In Holzhausen bei Marburg hat eine vierzigjährige Frau, Mutter von 4 Kindern, welche längere Jahre von ihrem Manne getrennt lebt, ihr neugeborenes Kind verbrannt.
— Aus Grube Irene bei Hohenwölfen wurden durch niedergehendes Gestein zwei Bergleute verschüttet und getötet.
— 22 Tage im offenen Bote aus dem Meere. Auf der Barke „Prunera", die London am 30. Juli mit einer Ladung Kohlen verließ, brach mitte August Feuer aus, worauf nach einigen Tagen das Schiff sank. Von der Besatzung vermochten sich fünf Mann unter ihnen ein dänischer Matrose, in ein kleines Boot zu flüchten, das nach unsäglichen Leiden in St. Helena eintraf. Der erwähnte Matrose, der kürzlich in Kopenhagen angekommen ist, erzählt, daß er mit seinen Leidensgefährten während 52 Tagen und Nächte in dem kleinen, offenen Boote auf dem Atlantischen Meere umhertrieb. Alles vereinigte sich, um den Unglücklichen die schrechlichsten Leiden zu bereiten. Die Nahrungsmittel gingen zu Ende, Kälte und Durst plagten die Schiffbrüchigen und von den fünf Insassen des Bootes stürzten drei sich aus Verzweiflung ins Meer. Nur der dänisch« Matrose und einer seiner Gefährten erreichten St. Helena, wo sie seitens der Behörden eine sehr freundliche Aufnahme fanden.
London» 19. Okt. Lord Roberts telegraphiert aus Pretoria vom 18. Oktober: Einer Abteilung Buren gelang es, in der
Nacht vom 16. Oktober in Jagersfontein einzudringen. Am 17. morgens entspann sich ein Kampf, wobei die Engländer 9 Tote und 2 tötlich Verwundete hatten. Die Buren verloren den Kommandanten und 20 Tote. General Kelly Kenny sandle gestern Truppen aus, welche heute in Jagersfontein eintreffen sollen.
— Kampf mit einem Bären. Zu Ende der vorigen Woche hat es auf dem Gebiet der unter dem Gebirge gelegenen rumänischen Gemeinde Felsö Sebes einen schweren Kampf gegen eine Bärin gegeben. Ein Mädchen das auf einer Waldblöße Vieh weidete, fand einen kleinen Bären. Als es diesen mit einem Knüttel angriff, kam auf das Schreien des Jungen die alte Bärin zu Hilfe, sie schlug die Angreiferin sofort zu Boden und riß ihr mit den mächtigen Tatzen ein Stück aus dem Fleisch des Oberschenkels heraus. Dem Mäd« wollte ein halberwachsener Knabe Hilfe bringen. Das wütende Tier riß ihm mit seinen Krallen den Bauch wett auf. Auf die verzweifelten Hilferufe eilte ein älterer Mann herbei; die Bärin erwartete ihn hochaufgcrichtet und mit offenem Rachen. Mutig streckte ihr der Mann den Arm in den Rachen, packte sie an der Zunge und rang nun verzweifelt mit dem Untier, bis endlich Hilfe kam. Mehrere Männer, die in der Nähe bei der Arbeit waren, stürzten herbei und schlugen auf das Tier los, bis sie es endlich nach langem Kampfe überwältigten. Freilich war der Kampf so blutig, daß mehrere — es heißt fünf — Personen gestorben sind.
Herb st Nachrichten.
Stuttgart, 20. Okt. Mostobstmarkt. Es wurden heule am Nordbahnhof Mostäpfel zugeführt: 1 Waggon aus Württemberg, Preis 500 2 aus Bayern, 500—520
Mark, 27 aus der Schweiz, Preis 420 bis 570 zusammen 30 Waggonladungen zu ca. 10 000 Kilogramm Mostobst. Verkauf im Kleinen die 50 Kilo 2 25 bis
2 60
Cannstatt, 20. Okt. Auf dem heutigen Wochenmarkte waren 16 Wagen Mostobst zugcfahren, das zum Preise von 3 bis 3 ^ 20 Brechobst 6 langsamen Absatz fand; für Filderkraut wurde per 100 St. 20 bis 25 ^ bezahlt.
Eßlingen, 20. Okt. Auf dem heutigen Markt waren ca. 4000 Ztr. Mostobst, per Ztr. 2 ^ 90 2 s bis 3 30 Filder-
kraut war zugeführt ca. 5000 St. ü 10 bis 15 2 /- ^ Auf dem Güterbahnhof waren 3 Wagen Oberländer Obst. Preis per Ztr. 2 ^ 45 2 s bis 2 60 2l-
Hall, 20 . Okt. (Obstmarkt.) Zufuhr ca. 800— 1000 Ztr., Preis per Ztr. 2 70 2 s bis 2 ^ 90 2 / für Mostobst; Tafelobst 3 80 2 s bis 4 ^ 50 2 s P-r.
Zentner.
Fellbach, 20. Okt. Miltelgewächs 130 bis 150 Bergwein 176 bis 225 ^ pro 3 Hektoliter, immer noch Vorrat. Käufer eingeladen.
Uhlbach, 20. Okt. Lese beendigt. Käufe zu 163 bis 190 pro 3 Hektoliter. Noch ca. 100 Hektoliter Borrat. Käufer erwünscht.
Sontheim a. N., 19. Okt. Bei guten Preisen nunmehr alles veekauft. WeiSrtes- ling wurde zum Schluß noch mit 180 ^ bezahlt.
Obertürkheim, 21. Okt. Zu seitherigen Preisen alles verkauft.