Eckartshausen zu den zwischen Kocher und Jagst stattfindenden CorpSmanöveru. Von Eckartshausen fuhr der König zu Wagen durch das festlich geschmückte JlShofen nach dem Lindturm nördlich Hirlrbach, woselbst derselbe vormittags zu Pferde stieg. Bis 12 Uhr 30 Minute» nachmittags folgte der König mit lebhaftem Interesse dem Gange des Manövers und fuhr dann um 1 Uhr von Eckartshausen aus mit Sondcrzug nach Stuttgart zurück, woselbst die Ankunft um 2 Uhr 80 Minuten erfolgte.

Stuttgart, 17. Sept. (Wichtig für Haus­eigentümer.) Ein Hauseigentümer war von der Strafkammer wegen Nötigungsversuch und Hausfriedensbruch zu 30 Strafe verurteilt worden, weil er zu seiner Sicher­ung einen Herd und ein Möbelstück zurück­behalten und nicht aus der Wohnung seines Mieters sich entfernte, als er dazu aufge­fordert wurde. Der Mieter hatte die von ihm innegehabte Wohnung räumen wollen, ohne vorher die Miete bezahlt zu haben. Der Hauseigentümer beantragte bei dem Reichs­gericht die Revision der ergangenen Ent­scheidung, und letzteres hob das Urteil aus und verwies die Angelegenheit an die Vor« Instanz zurück. In der neuen Verhandlung wurde der Hauseigentümer freigesprochen, mit der Begründung, daß er nicht rechtswiedrig gehandelt habe; denn für die rückständige Miete habe ihm ein Pfandrecht an den Möbeln des die Miete schuldenden Mieters zugestanden.

Stuttgart, 21. S-Pt. Die übergroße Konkurrenz im GastwirtSgewerbe, die durch täglich neu htnzukommende Wirtschaften sich stetig verschärft, bringt die Wirte manchmal auf recht sonderbare Ideen, um Kundschaft anzuziehen. Ein hiesiger Wirt hat z. B. Ansichtspostkarten machen lassen, welche er für 10 Pfennig verkauft mit dem aufgedruckten Vermerk, daß derjenige, wecher die Karte in seiner Wirtschaft präsentiert, unentgeltlich einen Schoppen Bier erhält.

Calw, 23. Sept. Vom schönsten Wetter begünstigt feierte die hiesige Freiwillige Feuer­wehr heute ihr 80jährigeS Jubiläum. Böller­schüsse, Tagwache und Anblasen eines Cho­rals kündeten den festlichen Tag an. Um 9 Uhr trat das ganze CorpS zum Gottes­dienste in die Stadtktrche an. Nach Beendig­ung des Gottesdienstes stellte sich die Feuer­wehr auf dem Marktplatz auf, wo Fräulein Häußler die von den Frauen und Jung­frauen der Chargierten gestifteten Fahnen- bänder übergab. Am Festzug beteiligten sich sämtliche Bezirksfeuerwehren; die Einladungen beschränkten sich nur auf das Oberamt. Im ganzen waren 1200 Manne erschienen, welche der Uebung der hiesigen Feuerwehr auf dem Marktplatz mit großem Interesse anwohnten. Auf dem Festplatz sprach Stadtschultheiß Haffner herzliche BegrüßungSworte; die Fest­rede hielt der Kommandant Häußler. Die bürgerlichen Kollegien stifteten für die Unter- stützungSkafse der Feuerwehr 700 und für das Fest selbst 300

Altensteig, 20. Sept. Das Elektrizität«« werk des Hr. Kunstmühlebesitzer Faist hier geht seiner Vollendung entgegen. Die elek­trischen Glühlampen verbreiteten gestern abend erstmals in sämtlichen Straßen der Stadt ein Helles Licht. Auch in den Wohnungen ist überall die Einrichtung fertiggestellt. Der gegenwärtige niedere Wasserstand der Nagold aber ermöglicht es nicht, jetzt schon die ganze

Stadt zu beleuchten und den genügenden Strom für die gewerblichen Motvrbetriebe zu liefern, zumal der Besitzer seine Wasser­kraft auch noch für den Mahlbetrieb in An­spruch nimmt. Deswegen entschloß sich Hr. Faist zur Regelung und Verstärkung des elektrischen Stromes noch einen Dampfmotor aufzustellen, der demnächst schon leistungs­fähig sein wird.

Backnang, 23. Sept. S.M. der König passierte gestern mittag '/,1 Uhr auf der Rückfahrt vom Mänövcrfeld begriffen unsere Stadt. Gestern abend wurden die beiden Stuttgarter Regimenter ebenfalls nach Hause befördert.

Giengen a. Br, 21. Sept. Vorgestern nacht ließ sich der 24 Jahre alte Steinhauer Fritz Scheerer von Nattheim, der bei einem Steinhauermeister in Nattheim in Arbeit stand, beim Bühlberg vom Zug überfahren. Der Kopf ist dem Unglücklichen buchstäblich abgeschnitten worden. Die Leiche wurde erst gestern früh von Bahnwärter Merz aufge­funden und ins hiesige Krankenhaus verbracht. In der Rocktasche des Unglückseligen fand sich ein Notizbuch vor, das die Worte ent­hielt:Liebe Ellern! Vergebet die Sache, wenn ich gefunden werde." Die schwerge­prüften Eltern vermögen das Motiv des Selbstmordes nicht anzugeben und schildern ihren Sohn als ordentlichen und fleißigen Menschen.

Tübingen, 22. Sept. Der Schweizer Blatt, der von seinem Dienstherr», dem Frei­herr« v. Münch durch 8 Revolverschüffe schwer verwundet wurde, ist soweit wieder hergestellt, daß ihn die chirurgische Klinik aus ihrer Behandlung entlasten kann.

Tübingen, 21. Sept. Beim Aufgraben der von hier nach Kirchentellinsfurt führenden Landstraße behufs Einlage von Abflußröhren aus der neuen Schirmschen Fabrik, fand man in der Nähe desAdlers" schief über die Straße gehend, in der Tiefe von 1,70 Meter, die noch gut erhaltene Römerstraße, sowie mehrere Stück« von Hufeisen. Pro­fessor Nägele von hier wurde alsbald hievon benachrichtigt und kam sofort hierher, um die Anhaltspunkte über die Richtung der Römer- straßc festzustellen und aufzunehmen.

Tübingen, 20. Sept. Eine Tagesord­nung von ungewöhnlichem Umfang steht für die nächste, am 27. Sept. beginnende Tag­ung des hiesigen Schwurgerichts bevor. Nicht weniger als 16 Fälle stehen bis jetzt in Aus­sicht, darunter neben den gleichsam zum eisernen Bestand jeder Schwurgerichts-Tagesordnung gehörigen Verfehlungen gegen die MeineidS- und Sitllichkeitsparagraphen eine Anzahl sehr schwerer Verbrechen gegen das Leben. Der schwerste von diesen Fällen ist der s. Z. auSfübrlich mitgeteilte zweifache Kindermord in Grunbach am 31. Juli d. I. Ein ähn­liches Verbrechen liegt der auf zweifachen Mordversuch lautenden Anklage gegen den Taglöhner Eckhardt von Unterboihingen zu Grunde, der in der Nähe von Nürtingen zwei kleine Kinder so schändlich zugerichtet hat. In noch zwei wetteren Fällen sind die Angeklagten des versuchten Mordes, in einem der Fälle gepaart mit Blutschande beschuldigt. Auch ein Fall schwerer Raubes wird zur Verhandlung gelangen. Traurige Bilder von sittlicher Verkommenheit werden da wie­der entrollt werden.

Urach, 20. Sept. Die Pächter des hies. Fischwassers der ErmS erlitten heute aus

sonderbare Weise einen nicht unbedeutenden Schaden. Beim Verladen eines größeren Quantums Karbolineum zerbrach das Gefäß und der Inhalt ergoß sich auf die Straße, kam von da durch einen Schacht in die Ka­nalisationsröhren und unterhalb der Stadt in die Erms. Infolgedessen starben auf eine weite Strecke hin sämtliche Fische und kamen in großer Menge an der Oberfläche des Wassers zum Vorschein.

Bieberach, 31. Sept. Der Besuch des Königspares hat einigen Ausstellern nachträg­lich noch eine angenehme Ueberraschung ge­bracht. Se. Maj. der König ließ dieser Tage eine vollständige Herrenzimmereinricht­ung, ein Kegelspiel und eine Arbeit des Tier- präparatorS Bopp hier ankaufen. Der Besuch unserer Ausstellung ist andauernd ein sehr starker. An einem günstigen finanziellen Abschluß ist nicht zu zweifeln.

Ulm, 23. Sept. Gutem Vernehmen nach wird der nenernannte Stadtdirektor von Stuttgart, bisheriger Oberregierungsrat Schmidlin in Ulm, seine neue Stelle schon Mitte Oktober antreten.

Ulm. Freitag nachmittag °/«4 Uhr kam mit dem Zug von Friedrichshafen eine Dame hier an und nahm eilig den Weg durch die Stadt zum Münster, das sie rasch besichtigen und dann mit dem CrailSheimer Zug weiter fahren wollte. Bei der Rückkehr auf den Bahnhof erreichte sie gerade noch den Zug. wurde aber, kaum ringestiegen, von einem Herzschlag getroffen und starb nach wenigen Minuten. Wie ermittelt wurde, ist es die etwa 30 Jahre alte Lehrerin Helene Nößer von Rothenburg a. T-, die im Lehrerinneu- hcim in FriedrichsSafen zur Erholung ge­wesen war.

Aus Baden, 17. Sept. Die in Lörrach abgehaltene Hauptversammlung deS badischen Sängerbundes hat als Vorort für 1901 Pforzheim bestimmt. Das nächste Landes­sängerfest soll 1902 in Mannheim statt­finden. Bis zu dieser Zeit wird die dortige Festhalle fertig sein.

London, 24. Sept.Daily Mail" mel­det aus Laurenzo Marquez vom 23. ds.: Die Engländer besetzten Komatiport, ohne auf Wiederstand zu stoßen. Die Brücke ist unbeschädigt. Die Buren flohen über die Grenze und ergaben sich mit ihren Gewehren und viel Munition den Portugiesen. Die Blätter veröffentlichen eine Depesche aus Lau­renzo Marquez, der zufolge zwischen den Buren und Portugiesen auf portugiesischem Gebiet ein Zusammenstoß stattfand infolge des Versuchs der Portugiesen, die überlaufen­den Buren zu entwaffnen. Verschiedene wurden verwundet.

London, 24. Sept.Daily Telegraph" meldet aus Laurenzo Marquez vom 23. ds. Mts.: 700 Buren, darunter 14 höhere Of­fiziere, welche auf portugiesischem Gebiet an­getroffen wurden, wurden heute morgen von 300 portugiesischen Soldaten eingebracht. 800 Buren und einige irische Amerikaner kamen mittels Sonderzugs nachmittags hier an. Alle wurden sofort internierrt.

Lvurenzo Marquez, 24. Sept. Reuter­meldung. Die Buren verlassen ihre Stell­ungen an der Grenze und überschreiten die­selbe. 600 sind hier angekommen.

868 Personen, die man unter die Klasse der Millonäre zählen kann, wohnen in Hamburg. Jede derselben versteuert mehr als 80 000 Einkommen jährlich.