bronn, OA. Brackenheim, jetzt in Rüppur bei Karlsruhe. Heim hat die Patentsteuer jahrelang bezahlt, eS ist ihm aber nicht ge­lungen, kapiialistische Kreise für sein Unter­nehmen zu interessieren und so mußte e> sein Patent erlöschen lassen.

Böblingen, 15. S Pt. Ein Gegenstück zu der aus Tübingen berichteten Fehlanzeige ist die nachfolgende Anzeige im Döblinger Boten: 20 Belohnung demjenigen, welcher über den Verbleib meines ManneS nähere Auskunft zu geben vermag.

Neuenbürg, 20. Skpt. Dem Vernehmen nach ist auf das erledigte hiesige Forstamt Hc. F-rjtamtsvelw-scr Hiller in Hcidenheim (vorher langjähr. Oberförster in Herrenalb) als ForstamtSverwescr berufen worden.

Giengen a. B., IS. Sept. Eine sehr interessante Naturerscheinung wurde hier gestern abend kurz nach 9 Uhr beobachtet. Eine einzige schwarze Welke befand sich am klaren Sternenhimmel, verschwand aber bald trotz der herrschenden Windstille spurlos. Aus derselben Stelle am Himmel brach gleich darauf ein Meteor hervor, der mit seinem gelblich-weißen Licht mehrere Sekunden lang die Gegend taghell beleuchtete und westlich von der Milchstraße seine Bahn nach Süden nahm. Plötzlich strahlte er in blauem blitz­artigem Lichte auf, sandte etwa vier faust- großerscheinende feurige Kugeln in westlicher Richtung, die aber sofort erloschen, während »ine fünfte, in beinahe rechtem Winkel von der Richtung der ursprünglichen Bahn ab­springend, noch mehrere Sekunden helleuchtend über die Milchstraße nach Osten hin ver­schwand. Eine Detonation wurde bei der Explosion des Meteors nicht wahrgenommen.

Vom Bezirk Laupheim, 20. Sept. Ein junger Mann in unserer Oberamtsfladt ver­kaufte am Tage der Ziehung eines seiner beiden landwirtschaftlichen Lose ü 1.20 sich freuend, einen kleinen Provil gemacht zu haben. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn am gleichen Tag, an welchem er einenProvit" gemacht haben wollte, wurde das fragliche Los mit einem Gewinn von einem schönen Kalbel gezogen.

Tübingen, 13. Sept. Man weiß nicht fängt die Gemütlichkeit an oder hört sie auf, wenn man in einem hiesigen Blatt eine An­zeige liest mit folgendem Wortlaut: Detten­hausen. Entlaufen ist mir am 4. Sept. meinliebes, gutes* Weib. Der jetzige Besitzer möge sie auf Lebensdauer gefälligst behalten. Johannes Koch, Steinhaucr.

Liebenzell. Die wegen Galten Mords zum Tode verurteilte, aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigte frühere Löwenwirtin Marie Fass, geb. Hofmann hat von der Strafanstalt Gotteszell aus ein Gesuch um Wiederaufnahme deö Verfahrens bei der Straf­kammer Tübingen eingereicht. Die FaoS beteuert stets ihre Unschuld.

Pforzheim, 21. Sept. Bei dem gestrigen Gedränge auf dem Unfallplatz deS einge­stürzten Fabrikbaus an der Tunnel- u. Dur­lacherstraße wurde einem hiesigen Herrn die goldene Taschenuhr von der Kette geschnitten. Von dem Dieb hat man keine Spur.

Pforzheim, 21. Sept. Der Schaden, der dem Bauunternehmer Käser bei dem Ein­sturz des Kuppenheim'schen Fabrikbaus er­wachsen ist, beträgt etwa 4045 000 Von den 11 Verletzten ist bis jetzt noch keiner gestorben.

Laurenzo Marquez, 21. Sept. (Rcuter-

tneldung.) DaS gemeldete Gefecht an der portugiesischen Grenze war, wie sich herauS- gesteüt hat, nur ein Scharmützel zwischen Koffern und Buren, welch letztere sich in einer starken Stellung 300 AardS von der Station R-ssanogarcia befanden. Portu­giesische Truppen patrouillieren in den Bergen und beobachten scharf die Vorgänge.

London, 21. Sept. DerStandard* glaubt, daß die Regierung Angebote erhalte von Personen, welche in Transvaal Mincn- rechte erwerben wollen. DaS Blatt fügt hin­zu: Durch den Verkauf der Lizenzen könnte ein größerer Teil der Kriegskosten gedeckt werden.

Lanrenzo Marquez, 21. Sept. Die Buren stehen geguwärtig auf den Hügeln, die sich in der Richtung auf Komatiport erstrecken, mit 2 Kanonen und einigen Mitrailleusen in der Stärke von 3000 Mann unter den Generalen Pienar und Götze. Die Eng­länder werden täglich erwartet.

Perim, 21. Sept. Der holländische KreuzerGelderland* geht, nachdem er hier Kohlen eingenommen, noch der Delagoabat ab, um Krüger nach Holland zu bringen.

Prütoria, 22. Sept. Lord Roberts ist hieher zurückgekehrt, lieber seine Abreise nach England ist noch nichts bestimmt.

Zweimal silberne Hochzeit gefeiert. Zum zweiten Male feierte der Inhaber des GasthofsDeutscher Kaiser* in Güsten, Christian Gönnert, kürzlich seine silberne Hochzeit. Nachdem er mit seiner ersten ver­storbenen Ehefrau über 25 Jahre lang in bkstem Einvernehmen gelebt hatte, sind wieder­um 25 Jahre vergangen, daß seine zweite Gattin ihm treu zur Seite steht. Der Ju­bilar ist trotz seiner 78 Jahre noch sehr rüstig und schwenkte bei der Feier lustig das Tanzbein.

Von der Hungersnot in Indien schreibt der Geistliche B. Jochaim, der in der Provinz Rajputana in Indien seiner Misstonsthätigkeit nachging, u. a.:Wenn die Getreidehändler sin Ajemere) das Ge­treide von ihren Scheuern fortschaffen, suchen die armen Hungerleidenden hier und da ein Korn zu finden. Ich sah ein Kind Kuh­dünger essen. Am 3. März brach ich nach Neemach sin Gwalior) auf. Auf meinem Wege dorthin begegnete ich Hunderten von wandelten Skeletten, die Himmel und Erde um die geringste Hilfe anflehtcn. Wenn man ihnen einen Pfennig oder ein Stück Brot anbvt, kämpften sie darum mit aller noch vorhandenen Kraft und die Stärksten trugen die Beute davon. Für einen Pfennig riskieren sic vom Zuge überfahren zu werden. Kein Tropfen Wasser war irgendwo unter­wegs zu erhalten. Im Zuge befand sich eine Wassertonne, von deren Inhalt an einigen Stationen verteilt wurde. Am 6. März besuchte ich die Stadt Schandla und deren Umgebung, hie und da sah ich menschliche Leichname, einige eines Armes, andere eines Beines oder Fußes beraubt. Schakale oder Hyänen hatten die Glieder fortgeschleppt. Ich hob zwei Kinder aus dem Schmutz; das eine war bewußtlos und rin Hund hatte aus seinem Arm ein Stück herausgebissen; das arme Wese» blutete noch. Ich brachte es in meinen Armen nach Hause; über und über war es mit Blattern bedeckt. Um 10 Uhr ging ich auf den Bazar. Wenige Meter von dem Hause sah ich eine Frau liegen, die soeben einem Kinde das Leben geschenkt

hatte. Ich taufte das Kind. Im Bazar fand ich 7 Kinder, die ich auf einen Ochsen- wagen brachte und nach Hause sandte. Ueberall im Bazar logen Verhungernde, Skeletten gleich, umher. Ihr Unterleib war gegen den Rücken zu eingesunken und die Brust stand gleich zwei scharfen Flügeln nach vorn."

Wieder eine amerikanische Erbschaft. Durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes suchen gegenwärtig die amerikanischen Kon­suln in Deutschland die Erben eines gewissen Albert Tänzer zu ermitteln. Dieser lebte seit einer langen Reihe von Jahren in Newyork und ist dort vor einiger Zeit im Alter von 70 Jahren unter Hinterlassung eines Ver­mögens von 120 000 ^ gestorben. In seinen Nachlaßpapieren fanden sich bezüglich der Erben keine Angaben vor, man weiß nur, daß er oft auS Deutschland Briefe em­pfing, die indessen nicht auffindbar waren.

Brüssel, 16. Sept. (Der Peter in der Fremde.) Der Bauer Pierre Jocrisse, der vermöge seines Reichtums in seinem heimat­lichen Dorfe Oltignies in Südbrobant die erste Rolle spielte, hatte um seinem Bekannten­kreise zu imponieren, schon seit Monaten in großsprecherischer Weise die Absicht geäußert, sich auf 14 Tage die Weltausstellung ari­schen zu wollen. Doch je näher der Termin seiner Abreise rückte, um so ernstlicher über­legte er mit seiner Frau den Kostenpunkt und war endlich gern mit deren Vorschlag», das schöne Geld in der Lade zu lassen und sich während der für die Reise festgesetzten Zeit, von keiner Seele gesehen, in seiner Scheune verborgen zu halten, einverstanden. Schon waren sechs Tage von Jocrisses frei­williger Verbannung verstrichen, deren Un­bequemlichkeit ihm durch die Berichte seiner Frau, in welchem Grade er noch immer der Held des Tages sei und seine Reise im ganzen Dorfe andauernd den Gesprächsstoff bilde, versüßt wurden, als er am siebenten in der Frühe das laute Gezänk zweier Nach­barinnen, die sich unmittelbar vor der Scheu­nenthür fast in den Haaren lagen, aus dem Schlummer geweckt wurde.Wartet, Euch werde ich gleich zur Ruhe bringen I* schrie der neuePeter in der Fremde* ergrimmt den keifenden Gevatterinnen zu und hatte mit diesem unbedachten Ausrufe den mit so vielen Opfern erworbenen Nimbus zerstreut und seine und seiner bessern Hälfte Kriegs­list verraten. Monsieur Jocrisses gute Freunde aber , die er so durch seine Prahlerei zum Schweigen gebracht, machten natürlich von der Gelegenheit, ihn mit seiner Pariser Fahrt zu foppen, den ausgiebigsten Gebrauch.

(Kindermumd.) Ein kleiner Knabe wird auf der Straße von einem großen Hund angebellt. Der Knabe erhebt ein ängstliches Geschrei und der Besitzer des Hundes sagt: Sei ruhig, Kleiner, der Hund thut dir nichts; weißt Du denn nicht, daß Hunde, welche bellen, nicht beißen?* Knabe: «Ach ja, ich weiß eS wohl aber weiß es denn auch der Hund?*

(Plätzchen.) KommerzienratS-Töchter- chen:Gelt, Mama, arme Leute können keine goldene Hochzeit feiern?"

(Fatale Frage.)Wir Deutschen," donnerte Herr Bierschlucker,fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt I"Ei, Herr Bierfchlucker, warum ziehen Sie denn,* ertönte eine freundliche Stimme aus dem Hintergründe,immer die Stiefel auS, wenn Sie spät heimkommen?"