Heimliche Liebe
Roman von Helene Voigt.
6) (Nachdruck verboten.)
„Die Liebe hat noch nie kaltblütig überlegt , und wenn der Herr von Bieberstein Ihre Tochter wirklich geliebt hätte, so würde er gewartet haben, und wären eS, wie beim Erzvater Jakob, sieben Jahre gewesen."
„Was wollen Sie, lieber Herr Sohn, das Leben ist kurz und — "
„Die Millionen des reichen Kaufmanns helfen wenigstens eS erleichtern und vergolden! Ich danke Ihnen, gnädige Frau, für Ihre — liebenswürdige Aufmerksamkeit!"
Er wandte sich schroff ab von der herzlosen Frau, seine Hand ballte sich zu einer Faust, ein dumpfer Wehlaut rang sich aus seiner furchtbar arbeitenden Brust und Lothar, der soeben auf seinen Schwager zueilte, erschrack über sein Aussehen.
„Albrecht, Mensch, was ist Dir? Hast Du einen Geist gesehen?"
«Ja," sagte der Senator rauh, aber einen elenden Geist ohne Gemüt I Hätte ich eine Waffe zur Hand — ich machte aus der Stelle diesem erbärmlichen Dasein ein Ende."
Erschrocken schob der Assessor seinen Arm in den van der Hutzle ns und zog ihn mit sich fort, aber trotz allem Bitten und diplomatischem Zureden gelang eS ihm nicht zu erfahren, was den stattlichen Mann so erregt. Lange, lange mochten sie so umhergewandert sein, da rauschten plötzlich Damenschleppen über das Kies und gleich darauf bogen Nora und Gertrud Winkler um die TaxuShecke.
„Hier also finden wir die Herren," rief die junge Frau heiter, „man geht zum Souper und der Hausherr fehlt. Albrecht, wo warst Du, ich habe Dich so gesucht."
ES klang ein so weicher HerzenSton aus der Stimme der jungen Frau, daß es wie Balsam in van der HuylrnS Gemüt fiel, die großen braunen Augeu sahen ihn so lieb, lich fragend an, sie erröteten leicht und in ausquellender Empfindung ergriff er ihre Hand.
„Komm, Nora, wir wollen wieder zu unseren Gästen gehen," sagte er in verschleierten Tönen, „ich war nur verstimmt und — doch lassen wir das, unterhältst Du Dich gut?"
„Ach ja," erwiderte ste unbefangen, „es Ist sehr belebt und das Feuerwerk wird ge. wiß einen amüsanten Schluß bilden."
„Zürnst Du mir, liebe Nora?"
„Zürnen?" srug ste erstaunt, „nein, Wik sollte ich denn, Du hast ja alles so wunderhübsch bestimmt, ach Albrecht, wenn Du nur nicht krank wirst, Du stehst so blaß aus —"
Cs klang eine so ungekünstelte Angst aus den Worten der schönen Frau, daß es abermals wie Sonnenschein in des Senators Herz glitt: „Wie, wenn ste Dich dennoch lieben lernte l"
„Nein, nein," erwiderte er und zog ihren Arm durch den seintgen. „eS ist schon wieder vorbei, ich fühlte mich wvhler — sobald ich Deine Stimme hörte." —
Auch das andere Paar, welches hinter van der Huylen und seiner Gattin schritt, war einsilbig, nachdem die Augen so leuchtend gesprochen, verstummten die Lippen, sogar
der weltgewandte Assessor wußte nicht, wie er das Gespräch beginnen sollte.
„Wie hübsch ist es doch heute," begann endlich Gertrud naiv wie ein Kind u. blickte ihn gioß an mit den schwarzen Sammtaugen, „ich tanze so gerne und denke auch, daS Feuerwerk wird hübsch werden."
„Auch ich habe mich längst auf den heutigen Abend gefreut, Fräulein Gertrud — aber nicht allein des Feuerwerks wegen —"
Errötend blickte ste zu Boden, ste wußten ja gegenseitig, daß sie sich liebten, aber sie wußten auch, daß ein Auösprechen dieses Gefühl gleich bedeutnd mit Trennung war und deshalb schwiegen sie. Aber als jetzt aus dem dunklen Haare des Mädchens eine halberblühte Rasenknospe fiel, bückte er sich, preßte ste an die Lippen und steckte in Knopfloch — niemand hatte eS bemerkt außer der hocherrötenden Gertrud. —
Als daS Souper vorüber und die Dunkelheit völlig eingetrelen war, ertönte daS Signal zum Feuerwerk und die Gäste strömten hinab auf die Terosse und in den Garten. Prasselnd flogen gold'ge Rak-ten empor, droben in zahllosen bunten Kugeln zerstiebend, Frösche und Schwärmer hüpften umher und zischend flammten Feuerräder auf, dazu spielte die Musik süße halblaute Weisen und man plauderte und lachte.
„Es ist ein Feenmärchen, gnädige Frau, und die schönste der Feen bietet sich meinen Augen soeben in purpurner Götterdämmerung," flüsterte Bieberstein, sich so tief zu Nora beugend, daß sein heißer Atem ihre Wange streifte, ste wich empört etwas zurück, doch er lächeite beinahe mitleidig zu ihr hin und ohne sich durch ihre abweisende Haltung stören zu lassen, fuhr er halblaut fort:
„Es ist nun schon bald ein Jahr, daß Sie solch schweres Opfer brachten und Ihre Hand am Altäre einem Manne reichten, der, hm, bei allen äußeren Vorzügen und Vor- tresflichkeiten dennoch nur ein Kaufmann ist."
„Sie sprechen von meinem Gemahl," gab die junge Frau scharf aber gleichfalls leise zur Antwort, „ich möchte Sie doch bitten, Herr von Bieberstein, die Taktlosigkeit nicht so weit zu treiben, den Hausherrn, dessen Gastfreundschaft Sie genießen, herabzusetzen. Der Wahlspruch unseres Standes: „Noblesse oblige" will streng befolgt sein, es gehört mit zur EdelmannSehre!"
„Ach, meine Gnädigste, Sie urteilen beinahe so schroff, als wenn Sie Herrn van der Huylen wirklich liebten."
Sie errötete stark bei seinem höhnischen Lächeln, aber ste hob stolz den Kopf und sagte abweisend:
„Sie haben kein Recht, so zu fragen, Herr von Bieberstein."
„Hm, man kombiniert, gnädigste Frau! Ach bravo, das war ein herrlicher Funken- regen l"
Zähneknirschend stand Albrecht van der Huylen etwas abseits, das Gift war in sein Gemüt gesäet, eS ging langsam auf und zerstörte all seinen Frieden, seine Ruhe und sein Glück!
»
In einem behaglich erwärmten Zimmer saßen an einem trüben Novembertoge, während draußen die Flocken durch die Luft tanzten, der alte Buchhalter Winkler und seine Tochter Gertrud. Die Zeit war rasch vnflogeu, der schöne Sommer dahin und
schon stand Weihnachten vor der Thür.
Das schöne Mädchen war eifrig beschäftigt, kleine reizende Gratulationskarten zu entwerfen, die sic bei Tageslicht ausmalte, es war eine gute WeihnachtSeinnahme und Gertrud freute sich schon herzlich, damit die ganze Feflfrende bereiten zu können. Sie besaß ein ganz reizendes Talent im Zeichnen und die Amoretten, Vögel und Blümchen erschienen wie htngehaucht auf dem weißen Kartonpapier. Lächelnd schaute der Vater und nickte ihr Beifall, es war ein behaglicher Sonntagnachmittag, den er bei seinem Kinde verbrachte, das Pfeifchen im Munde, die Zeitung vor sich auf dem Tische.
«Ja, ja, das liebe Fest," begand er gemütlich, „es verlangt so viele Vorbereitungen und doch ist eS wie ein Traum vorüber!"
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Ein Wink für Jäger. Der Herbst ist da mit seinen Stoppelfeldern, und tausende von Jägern rüsten sich zur Ausübuug beö edlen Waidwerkes. Der Jäger fürchtet nicht die Unbilden der Witterung, höchstens ist eS ihm fatal wenn er eine Frau begegnet. Dagegen sehnt er sich dann und wann nach innerer Wärme. Ein guter Cognac ist keineswegs zn verachten, aber jeder erfahrene Waidmann wird zugeben, daß der Alkohol auf die Dauer ermüdet und die Hand nicht festigt. Weit bester sind hier Maggi'S Gemüse- und Kraftsuppen, wie auch Maggi'S treffliche Bouillou-Kapseln. Man wende nicht ein, daß deren Zubereitung schwierig sei. Gelegenheit sich siedendes Master zu verschaffen, bietet sich überrall. Wir haben uns selbst in einer entlegenen Krähenhüttc an einer famosen Maggi'schen Julienne Suppe delektiert, die einen alten Förster in sulche Aufregung versetzte, daß er ein förmlicher Apostel der Maggi-Erzeugnisse ward. Die Packung der Suppenwürfel und Bouillon-Kapseln ist eine sehr praktische, so daß sie leicht mitge- iührt werden können.
. — Ein Deserteur in Frauenkleidern ist
kürzlich wie die „Nat.-Zig." meldet, inTrop- pau (Oesterr. Schief.) gefaßt worden. Der Infanterist JaSkulSky vom l. österreichischen Infanterie-Regiment war wegen Desertion steckbrieflich v-rsolgt. Seine Auffindung war deshalb erschwert, weil der Infanterist als — Dienstmädchen in Beschäftigung stand. Sein mädchenhaftes Aussehen und der Umstand, daß er in früheren Jahren als Damcn- Jmitator sich produziert und daher seine Stimmmittel entsprechend modulationsfähig gemacht hatte, begünstigten die Täuschung. Auf einer Tanzunterhaltung, die er als Dienstmädchen besuchte, wurde er trotz seiner Frauen» kleidcr von einem Soldaten erkannnt, der ihn auf dem Heimweg arretieren ließ. Der Deserteur wurde dem Troppauer GarnisonS- gericht eingeliefert, nachdem er seiner Frauen- kleider entledigt und in eine männliche Zivilkleidung gesteckt worden war.
(Aus der Vergnügungs-Yacht.) Besucherin : „Bitt, sagen Sie unS doch, Käpl'n, aber wahrheitsgemäß, haben Sie schon die Seeschlange gesehen?" Kapitän: „Nein, meine Dame! Ich bin nicht lange genug an Land geblieben, um ste zu sehen.
.'. (Ganz recht.) Mutter: „Karlchen. wozu gehört der Hering?" — Karlchen (nachdenkend): „Zu — den Pellkartoffeln."
Arbakitsu, Druck und Verlag von Beruh. Hvsmauu in Wil-Had.