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Die Wahl des VerwaltungSkandldaten Karl Kircher aus Rvthensvl, Assistent beim städtischen Verbrauchssteueramt Stuttgart, zum Schultheißen der Gemeinde Gräfenhausen ist von der K. Kreisregierung bestätigt wor­den.

Seine Majestät der König hat den Postassistenten Heinrich Müller in Unter« türkheim zum Postsckretär in Neuenbürg be­fördert.

Stetten i. R, 11. Juli. Schon wieder ereignete sich hier bei der Klrlchenernte ein schwerer Uuglücksfall. Der 46 Jahre alte Familienvater D. Medinger stürzte vor einigen Tagen kopfüber von einem hohen Ktrschen- baum herunter und brach die Wirbelsäule dicht unter dem Halse, so daß die untere 'perhälfte gelähmt war. Heute vormittag erlöste thr. der Tod von seinem hoffnungs­losen Leiden.

Berneck, 10. Juli. Auf der Straße zwischen Zwerenberg und Gaugenwald wurde heule früh ein Fuhrknecht lvl aufgefunden; er war unter einen schweren Holzwagen ge­kommen und wurde erdrückt.

Mühlacker, 12. Juli. Zwischen Pforz« heim und Mühlacker wurden einem Reisen» den aus Bühl 500^ aus dem Ueberzieher gestohlen. Leider bemerkte der Bestohlene den Verlust erst hier, so daß keine Aussicht vorhanden ist, des Diebes habhaft zu werden.

Karlruhe, 10. Juli. Prinz Max hat aus Anlaß seiner hcutlgen Vermählung dem Oberbürgermeister Schnetzler eine Gabe von 1000 ^ für die hiesigen Armen gegeben. Prinz Max hat auch aus Anlaß seiner Vermählung unter Mitwirkung seiner Mutter und seiner Schwester, der Erbprinzessin von Anhalt, in dankbarer Erinnerung und zum ehrenden Gedenken an seinen Vater, den Prinzen Wilhelm, ein Kapital von 30000 ^ gestiftet, als Grundstock zur Errichtung eines der allgemeinen Benutzung offenen Kranken­hauses in Salem, das den Namen Prinz Wilhelm führen soll.

Mannheim, 11. Juli. Vor einigen Tagen versammelte die hiesige Sunlight-Seifenfabrik A.G., zum ersten Male ihre sämtlichen Rei» senden und Vertreter, sowie auch viele Herren der Presse in den großartig angelegten Etab­lissement, welches von Fachgenossen als eine Musterstätte gepriesen wird.

Die große Anzahl der Teilnehmer, Ver­treter und Reisende der Firma aus den ver­schiedensten Teilen Deutschlands, nebst den Herren der Presse wurden in eleganten Land' auern zur Fabrik gefahren, wo sie Im Böreau- saale von der Direktion in herzlicher Weise begrüßt wurden. Nachdem eine photographische Gesamt-Aufnahme der Teilnehmer erfolgte, begann der Rundgang in der Fabrik. Als Unterbrechung desselben fand eine Wasch- demonstration mit Sunglight-Seife statt, die äußerst interessant und instruktiv vertief und bet allen Zuschauern Bewunderung hervor­rief.

Eine Anzahl Mädchen legten Nach­folgendes in kaltes Wasser, um alle diese schmutzigen Glücke, den von der Firma empfohlenen Waschverfahren, zu un­terziehen: Eine Schürze, ein blaues Ar­beiterbeinkleid voll von Flecken und Ocl, ein Schleier, ein Hcrrenkragen, eine Da- menbloase, ein Küchenhandtuch, ein woll. Kleid, ein Fensterwaschleder, ein Betttuch u. s. w. Nachdem die schmutzigen Wasche«

stücke in kaltem Wasser eingelegt um der Sunlight-Seife Zeit zu geben, ihre Ar­beit zu thun."

Nack Besichtigung der Fabrikräumlich­keilen begaben sich die Gäste wieder in den Demonstrationsraum zurück, um die bet der Wäsche erzielten Erfolge zu be­obachten. Die eingelegten Wäschestücke wurden von denselben Mädchen aus dem Wasser herausgenommtN und auf einem Waschtisch leicht mit der Hand bearbeitet. Die Ueberraschung über die Arbeit, welche die Sunliflbt-Seife in so kurzer Z-it waren 1Stunde verflossen voll­bracht hatte, war groß. Aller Schmutz wurde mit dem ablaufenden Wasser hin- weggeschwcmmt und alles war rein. Der wesentliche Vorzug der Sunltghl-Seife de« steht eben darin, daß das kochen, brühen, zerren, bürsten und wringen der Wäsche­stücke nicht mehr nötig ist."

Allseitig gefielen die ausgedehnten, Hellen, lustigen Räumlichkeiten, der Fabrik mit ihren vorzüglichen Einrichtungen, welche den weit­gehendsten hygienischen Anforderungen ent­sprechen. Im Siedehaus, dem eigentlichen Herz der Fabrikation, fesselte ein sehr span­nender und belehrender Vortrag des technischen Direktors die Aufmerksamkeit der zahlreichen Zuhörerschaft. Es wurde der Werdegang der Sunglighl-Seife von Eingang des Roh­materials bis zur Fertigstellung des bekann­ten charakteristischen Doppelstücks gezeigt und alle Teilnehmer waren hoch befriedigt über das, was ihnen hier gezeigt wurde. Auch die eigene Druckerei, die Cartonnagenfabrika» lion, die Kistenfabrik, das Laboratorium und die Wohlthätigkeitsanstalten wurde besucht. Noch einer Erfrischung an einem reichhaltigen Büffet versammelten sich nachmittags die Herren zu einer geschäftlichen Sitzung, welche unter dem Vorsitze des kaufmännischen Direktors einen sehr guten Verlaus nahm und sicher« lich durch den erfolgten gegenseitigen Mein­ungsaustausch wesentlich zur Entwickelung des Geschäftes beitragen dürfte. Am Abend fand ein Bankett im HotelPfälzer Hof" statt, bei welchem eine wahre Familienstimmung herrschte, und womit dieser für die Sunlight- Seifen-Fabrik so denkwürdiger Festtag seinen guten Abschluß fand.

Schönebürg, 12. Juli. Schon wieder durcheilt eine ganz ungeheuerliche Kunde unser Torf. Gestern in der Frühe drang in die etwas abseits gelegene Wohnung eines Tagiöhnes (Bischofs) eine Mannsperson mit maskiertem Gesicht, fiel über die noch im Bett sich befindende Ehefrau her, würgte sie und verlangte von ihr Geld unter dem Be­deuten, daß er sie, sobald sie einen Laut von sich gebe, erstechen werde. Da ein Kind unruhig wurde, gelang es der zu Tode ge- ängstigten Frau, sich durch einen nicht un­gefährlichen Sprung ins Freie vor weiteren Gewallthätigkeiten des Endringlings zu schützen. Der Ehemann hatte sich schon an die Arbeit begeben. Der Thäter ist entkom­men.

Metz. 11. Juli. Heute nacht um 1 Uhr brach in der König Johann-Kaserne auf unaufgeklärte Welse Feuer a»S. Der eine, etwa 50 Meter lange, Zstöckige Flügel brannte vollständig nieder. Die andern beiden Flügel, sowie auch die Bureaus und die Montierungskammern konnten größten­teils gerettet werden. DaS sächsische Fuß- arttllerieregiment Nr. 12, mit dem der ah-

gebraute Flügel belegt ist, befindet z. Zt. auf der Wahner Haide zur Schießübung. Ueber die Entstehung erzählt man sich, daß ein Soldot in der Montierungskammer zu thun gehabt hätte und durch Unvorsichtigkeit den Brand verursacht habe, während wieder­um andere der Kantine die Schuld geben. Eine Untersuchung ist natürlich sofort ein­geleitet.

Lemberg, 12. Juli. Infolge der seit mehreren Tagen anhaltenden Regengüsse ist in Galizien Hochwasser einaelreten. Sämt­liche Flüsse sind über die Ufer getreten und eine große Anzahl Ortschaften unter Wasser gesetzt. Vier Eisenbahnbrücken sind einge- stürzt. Der Eisebahnverkehr ist infolge dessen teilweise zerstört. Der Konstantinopeler Ex­preßzug, der nach Berlin verkehrt, ist bis­her nicht eingcloffen.

Neapel, 8. Juli. (Ein Familiendrama.) Auf dem PostdampferEms" war als Steward der Meklenburger Paul Hendrtck angestellt. Seine Frau, ebenfalls eine Deut­sche, wohnte mit den beiden Kindern in Neapel. Gestern warf dieEmS" im Hafen von Neapel Anker; Hendrick ging sogleich ans Land und eilte zu seiner Familie. Aber er fand von seinen Lieben niemand in der Wohnung vor und mußte erfahren, daß vor wenigen Tagen das eine seiner Kinder an Gehirnentzündung gestorben sei; das andere Kind sei, während die Muttter den kranken Liebling pflegte, vom Balkon auf die Straße gestürtzt und auf der Stelle tot geblieben. Die Mutter habe über dieses doppelte Unglück den Verstand verloren und sei im deutschen Krankenhause untergcbracht worden. Hendrick begab sich dorthin.Ihre Frau", wurde ihm zur Antwort,ist vor­gestern gestorben und gestern nachmittag be­graben worden." Hendrick ging nun an Bord derEmS" zurück und nahm aus der Schiffsapotheke eine Flasche Schwefelsäure zu sich. Aber seinen Kameraden war sein verstörtes Aussehen aufgefallen, und sie über­wachten den Unglücklichen. Auf einmal riß er sich von seinen Freunden los, kletterte auf den Fockmast und trank die Säure- flasche aus. Man brachte ihn nach dem Krankenhause, wo er starb.

Bern, 12. Juli. Das internationale Friedensbureau in Bern hatte die französi­sche Regierung um Vermittlung im süd­afrikanischen Kriege ersucht. Die französische Regierung beschränkte sich darauf, den Em­pfang des Gesuches zu bestätigen. DaS Friedensbureu halte der englischen Regierung von dem Gesuch Kenntnis gegeben, worauf diese ihm durch den englischen Gesandten in Bern Mitteilen ließ, sie bedaure nur, daß Vermittlungsversuche nicht gestellt wurden, ehe die südafrikanischen Staaten, von der kontinentalen Presse ermuntert, das Ulti­matum erließen und englisches Gebiet an sich rissen.

Kapstadt, 13. Juli. Reutermeldung vom 11. ds. Die Proklamation Lord Roberts, welche den Betrieb der JohanneSburger Minen beschränkte, ist zurückgezogen worden. Wo die Notwendigkeit sich erwiesen hat, werden Erlaubnisscheine zur Wiederaufnahme des Minenbctriebs gewährt und Erleichter­ungen zur Beförderung von Kohlen und Anwerbung von Arbeitern bewilligt. Mehrere Minen nahmen bereits die Arbeit wieder auf.