Provinzen erzählen, ans Tageslicht kommen würden, so würde die Welt starr vor Ent­setzen sein.

London, 7. Juli. Die gestrigen Abend­blätter melden aus Schanghai: In Peking wurden außer den Ausländern 5000 zum katholischen Christentum übergetretene Ein­geborene von den kaiserlichen Truppen (I) niedergemetzclt.

London, 7. Juli. Die Abendblätter melden aus Schanghai von gestern: Die Nachrichten über die Niedermetzelung der Ge­sandten, aller Fremden, ihrer Frauen und Kinder, sowie der europäischen Wachmann­schaften nach Istägigem Ausharren werden bestätigt. Nachdem die Munition und alle Lebensmittel ausgegangen waren, wurden die Gesandtschaften von den Chinesen erstürmt, welche alle am Leben Gebliebenen töteten, die Gebäude in Brand steckten und Tote wie Venwundete verbrannten. Der Prinz Tuan selbst soll schreckliche Grausamkeiten verübt haben: er ließ 4000 angesehene Bürger Chinas qualvoll hinrichten, nur weil sie gewagt hatten, eine Bittschrift an ihn zu richten und zu unterzeichnen, in welcher der Prinz gebeten wird, dem furcht­baren Blutbade Einhalt zu thun.

London, 9. Juli. Die Morgenblätter veröffentlichen ein Telegramm aus Schanghai von vorgestern, wonach eine große Abteilung von Russen und Japanern, wie eine über Nanking etngegangene Tcpesche aus Poatingsu meldet, längs der Eisenbahn über Langfang vorgerückt sei und von dort einen Vorstoß nach Huangtsun, 18 Meilen südöstlich von Peking gemacht habe, wo sie den chinesischen Truppen eine schwere Niederlage beigcbracht hätte und über 1000 Chinesen gefallen seien.

Petersburg, 8. Juli. Ein Telegramm an den Finanzminister aus Chabrin vom 5. Juli meldet: Die Chinesen versuchten im Verein mit desertierten Soldaten die Station Luolan (Mandschurei) am 27. Juni zu zerstören. Die Brücke wurde verbrannt, 2, Kasernen und die Telegraphenleitung, ferner 40 Meter deö Geleises zerstört. Die Eiscn- bahnschutztruppen zerstreuten die Chinesen, wobei ein Kosak gefallen ist. Seitdem herrscht Ruhe. Die Züge konnten am 29. Juni wieder verkehren. Auch die Telegraphenlinie ist in Ordnung. Auf den übrigen Strecken der Bahnlinie herrscht vollständige Ordnung.

Brüssel, 9 Juli. Meldung der Agentur Havas-Rentner. Eine hier etngegangene De­pesche aus Schanghai vom 9. ds. meldet, einem chinesischen Blatt zufolge seien die Truppen des Prinzen Tsching in Peking eingetroffen, um die cingrschloffenen Europäer zu verproviantieren und sie gegen die Auf­rührer zu verteidigen.

Kiel, 9. Juli. Der Kaiser befahl die Mobilmachung einer Torpedodivifion für China, bestehend aus V-Booten und 9-Booten neueren TYPS.

R n rr d s ch a rt.

Feldrennach, 8. Juli. Am 2. ds. Mts. wurde ein 61 Jahre alter Mann von Weiler Bezirk Pforzheim, im Walde zwischen Schwann und Ottenhausen von einem un­bekannten Burschen räuberisch ongcfallen, zu Boden geworfen und nach hartem Ringen seiner ganzen Barschaft, im Betrag von 170 Mark beraubt. Der Thäter wurde nachts 10 Uhr vom Landjäger Müh in der Person eines 24jährigen Burschen (Gold­

schmied) von Feldrennach ermittelt, und in dem Augenblick, wo er eine Wirtschaft ver­kästen wollte, woselbst er von dem geraubten Gelde bereits eine Schuld bezahlt hatte, fest­genommen und des andern Tags an das Kgl. Amtsgericht Neuenbürg eingeliefert. Das geraubte Geld wurde noch größtenteils bei ihm vorgefunden.

Maulbronn, 9. Juli. Einem Bauern in Oetishcim wurde aus dem Stall ein Rind im Wert von 280 gestohlen. Der unbekannte Liebhaber verkaufte dasselbe an einen Maulbronner Metzger.

Vom Bottwarthal, 6. Juli. Der heurige Jahrgang, welcher bis jetzt in allen Pflanzen­gattungen den Landwirten reichen Ertrag einzubriugen verspricht, abgesehen da wo Unwetter und Hagelschlag die Aussichten leider veringert oder zum großen Teil ver­nichtet haben, ist auch für die Imker bis jetzt recht günstig verlaufen. Die lange Blütezeit, die überall an Baum und Strauch, wie bet den übrigen Futterpflanzen kräftig und gesund von statten gegangen ist, läßt die Bienen immer noch reichliche Tracht sammeln. Die Imker haben dieses Jahr meist starke Schwärme erhalten und diese neuen Völker ihren Wintervorrat vielfach schon eingetragen so daß dem Imker für seine Bemühungen noch rin erfreulicher Vor­rat zum Ausschleudern übrig bleibt. Nach den verschiedenen Mißjahren, ist diese Aus­giebigkeit um so angelegter und cS dürfte unter diesen Umständen der Preis des edlen Honigs auch für die Konsumenten ein an­genehmerer werden.

Lorch, 8. Juli. Gestern abend zu später Stunde wurde Fräulein Rösle Kolb, Tochter des früheren Oberamtsdieners Kolb, jetzt in Weiler wohnhaft, auf der Straße von Waldhausen nach Lorch von einem unbe­kannten Italiener angehalten und mit Ge­walt in einen nahen Kornacker gerissen. Da­bei wurden ihr die Kleider vom Leibe ge­schnitten und sie selbst vollständig auSgeraubt. Der Unhold versetzte dem Mädchen mehrere lebensgefährliche Stiche mit einem Messer. Erst spät abends fand das Mädchen ein Mann der nach Lorch zurückkehrte, in ihrem Blute liegen und brachte sie nach Lorch. Der Thäter ist ca. 40 Jahre alt, trägt schwarzen Schnurr- und kleinen Backenbart. Es wird eifrig rach ihm gefahndet und jedermann wird ersucht, zur Festnahme desselben zweck­dienliche Anzeigen raschmöglichst dem nächsten Landjäger oder dem Amtsgericht Schorndorf zukommen zu lassen.

Friedrichshasen, 7. Juli. Graf Zep­pelin hat sich befreundeten Kreisen gegen­über geäußert, daß fein Fahrzeug nach einigen Verbesserungen zur Lenkung brauch­bar werde. Dir erste wirkliche Fahrt ist nach MeerSburg, von da nach Lindau und von dort zurück geplant. Zeppelin bedauert, daß das Mangnalium, eine Legierung von Mangnestum und Aluminium, welches viel billiger, leichter und widerstandsfähiger ist, beim Beginn des Ballonbaus noch nicht be­kannt war. Die letzten Ballonsteigversuche kosteten nicht weniger als 30 000 ^ aller­dings glaubhaft, wenn man bedenkt, daß nur 11 500 vlim Gas (allein 10 000 die Exiraschiffe und Hilssmannschaften, die Inanspruchnahme der LuftfchifferkommandoS rc. kosten. Die französischen Offiziere, die hierher beordet waren, äußerten sich dahin, daß der Z'ppelin'sche Lustfchiffaufstieg ihnen

interessanter sei, als die ganze Pariser Welt­ausstellung.

Vom Bodensee, 6. Juli. Musikdirektor Ludwig Liebe ist in hohem Alter von 80 Jahren in Chur, wo er bei seiner Tochter weilte, vorgestern gestorben. Liebe, der ein Schüler Spohrs ist, war einst Musikdirektor in Straßburg, Paris, Chur und in letzter Zeit, bevor er nach Chur übersiedelte, in Konstanz. Er war ein äußerst fruchtbarer und tüchtiger Komponist, ebenso auch rin bedeutender Mustkschriflsteller. Die von ihm komponierten MännerchöreSonnenlust, Sonnenschein" undMein Heimatthal", aber auch noch viele andere, haben sich in den meisten Gesangvereinen eingebürgert.

Pforzheim, 7. Juli. Der Aufseher Wilh. Fass, der am 18. Juni seine Frau erwürgt hotte, wurde heute vom Schwurge­richt in Karlsruhe wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, unter Zubilligung mildernder Umstände, zu 6 Monaten Ge­fängnis verurteilt.

Bühl, 7. Juli. Auf dem hiesigen Bahn­hof ^eignete sich gestern ein schreckliches Unglück. Schreiner Stark, der an einem zur Zentralwcicheneinrichtung gehörigen Stell­werkhäuschen arbeitete, hieß seinen achtjährigen Sohn einen jenseits des Bahngeleises liegen­den Besen holen. Der Junge überschritt das Geleise direkt hinter dem letzten Wagen eines abwärtsfahrenden Güterzugs in dem Augenblicke, als eben ein Schnellzug den er nicht bemerkt halte, von der andern Richtung daherbrauste. Er wurde von der Maschine erfaßt und vor den Augen seines Vaters auf der Stelle getötet.

Ludwigshasen. Durch Beschluß des Stadi- rateS werden zum Besuche der Pariser Welt- ausstellung 2000 bereit gehalten, welche an acht tüchtige Handwerker und Arbeiter als Reisezuschuß im Betrage von je 250 verteilt werden. Als Gegenleistung haben die Betreffenden über ihre Wahrnehmungen Bericht zu erstatten, der unter Umständen in der Presse veröffentlcht werden wird.

Eine Minimalstrase für Messer­helden hat das Mannheimer Schöffengericht festgesetzt. Wer ein offenes Messer bei einer Rauferei gebraucht und wenn auch nur der geringsteRitzer" damit verursacht wird, kommt unter zwei Monaten Gefängnis nicht mehr davon. Sonntag machten zwei Stich­linge den Anfang. Der Taglöhnrr Heinrich Arnold aus Epfenbach und der Taglöhnrr Johann Müller verfielen je der Minimal­strafe von 2 Monaten Gefängnis. Recht so!

London, 5. Juli. Eine furchtbar deut­liche Sprache reden die englischen Verlust­ziffern im Transvaalkriege. Jetzt vor einem Jahr glaubte das Kriegsministerium für den Kriegsfall in Südafrika eine Armee von höch­stens 40 000 Mann zu brauchen. Gestern veröffentlicht es eine Generaiverlustliste von insgesamt rund 30000 Mann, die sich folgendermaßen verteilen: Im Kampf ge­fallen 254 Offiziere und 2403 Mann, ihren Wunden erlegen 10 Offiziere u. 610 Mann, an Krankheiten gestorben 133 Offiziere und 2404 Mann, vermißt und gefangen 65 Of­fiziere, 2642 Mann, als invalide nach Hause geschickt 844 Offiziere, 18 433 Mann.

Wien, 7. Juli. Nach derNeuen Freien Presse" erhielt ein hiesiges Finanzinstitut eine Depesche, wonach General Buller und sein ganzer Stab von den Buren in Transvaal gefangen wyrden sei.