ihrem Abgänge noch einmal zu sehen, traf heute vormittag 10 Uhr 30 Minuten in Begleitung des Generaladjutanlen Generol- leumant von Bilfinger von Bebenhausen kommend auf dem hiesigen Bahnhof ein, woselbst sich die Osfiiziere, die Leutnants Menzel vom Inf. R-g. Nr. 120 und Schäfer vom Inf. Reg. Nr. 180 bei Seiner Maje­stät meldeten. Der König verabschiedete sich auf das Herzlichste von den Offizieren und wünschte ihnen Glück zu ihrem ernsten Be­ginnen und glückliche Heimkehr. Alsdann kehrte der König mit Sonderzug wieder nach Bebenhausen zurück. Die Offiziere haben sich am 5. dS. mittags in WilhelmS- hafcn zu melden.

Tübingen, 5. Juli. Heute früh 2 Uhr wurde das hiesige Bataillon alarmiert. Nach­dem die Mannschaften feldmarschmäßig zu- sammengetreten, forderte der Regimentskom­mandeur, Oberst v. Dresky, diejenigen Leute auf, vorzutreten, welche als Fi eiwillige der nach China zu entsendenden Freiwilligen- brigadc beitreten wollen. Es meldeten sich 90 Mannschaften, 27 Einjährige, 16 Unter­offiziere, 1 Hilfshoboist, 4 Feldbäcker, des weiteren 2 Hauptlrute (Vechlinger und Bauer) und 2 Lcutnats (Nuber und Münst). Die von diesen auSgewählten Leute werken in aller Bälde nach Wilhelmshafen befördert. Auch bei den übrigen Truppenteilen des württ. Armeekorps wurden Freiwillige zur Meldung aufgefordert.

Weiler zum Stein, OA. Marbach, 5. Juli. Während des vorgestern morgen um 4 Uhr sich über unsere Gegend hinztehenden Gewitters schlug der Blitz in den hiesigen Kirchturm und zündete. Zum Glück wurde der Brand von einigen Nachbarn bald be­merkt. Ihrer raschen Hilfeleistung ist es zu verdanken, daß der Brand, der schon das Gebälk ergriffen hatte, noch rechtzeitig ge­löscht werden konnte und größerer Schaden verhütet wurde.

Die Lokalbahn-Aktiengesellschaft in München hat im Interesse der Hebung des Fremdenverkehrs ein künstlerisch auSgeführtes Plakat ihrer Zufahrtslinien in daS bayerische Hochland und der im Anschluß hieran be­triebenen Wagenverbindunge», sowie einen hübsch illustrierten Eisenbahnprospekt ihrer bayerischen Gebirgslinien Herstellen lassen. Der Prospekt, welcher neben einer Art Re­liefkarte des bayerischen Hochlandes eine kurze Beschreibung der Bahnlinien und ihrer Ver- kehrsverhältnisse und eine Anzahl sehr ge­lungener Illustrationen enthält, ist unent­geltlich im Verkehrbureau der Lokalbahn- Aktiengesellschaft in München Dachauerstraße 9/II zu erhalten.

Ein Rekontre mit Wilderern hatte LandgerichtSrat Maximilian Riedl von Mün­chen auf einer Jagd bei WolfratShausen, wobei er einen Wilderer erschoß. Riedl er­stattete sofort Anzeige, worauf sich eine ge­richtliche Kommiston an Ort und Stelle be­gab und den Tatbestand aufnahm. Der Erschossene soll ein ehemaliger Schuhmacher später Gastwirt aus München» Namens Schillinger sein.

Radfahrer totgefahren. Einen fri­volen Scherz erlaubten sich angetrunkene Bauhandwerker, die in einer Wirtschaft in

der 2 . Querstraße (N ckarVorstadt) in Mann­heim Blauen Montag feierten. Sie fetzten einen der Ihrigen, den 28 Jahre alten verheirateten Joh. Strubel aus Wallstadt,

obwohl er noch nicht recht fahren konnte, auf ein Rad. Der Betrunkene geigelte die Straße entlang und bog fortwährend im Zick Zack fahrend um die Ecke an der Wirt­schaft zurKanone'. Dort kam ihm ein anderer Radfahrer entgegen, der dem uu- sicheren Fahrer nicht mehr auszuweichen ver­mochte. Es erfolgte ein Zusammenstoß, wobei der Maurer vom Rad geschleudert wurde. Im gleichen Moment fuhr ein Kompostwagen daher, dessen rechtes Hinter­rad dem am Bode» Liegenden über den Kopf ging. Der Unglückliche war sofort tot. Er hinterläßt eine Witwe und drei Kinder. Die alte Erfahrung, daß Montags die meisten Unglücksfälle Vorkommen, hat hier wieder eine traurige Bereicherung ge­funden.

Im Prozeß Sipido wurden die drei Mitangeklagten Stpidos freigesprochen. Die Geschworenen sprachen Sipidto selbst des Mordanfalls gegen den Prinzen von Wales schuldig, auch daß er mit Vorbedacht ge- handelt habe, verneinten aber die Frage der Zurechnungsfähigkeit. Damit wäre eigent­lich Sipido auch frigesprochen. Sein Ver­teidiger stellt den Antrag auf sofortige Ent­lassung. Hierüber wird noch beraten. Nach einer weiteren Meldung sprach das Schwurgericht Sipido frei und ordnete seine Freilassung an. Zugleich wurde im Urteil ausgesprochen, daß die Regierung über Sipido bis zum 21. Lebensjahre das Vcrfügungs- recht haben soll. Die 3 Mitangeklagten SipidoS wurden gleichfalls in Freiheit gesetzt.

Ein Opfer der Staatslottene. Man schreibt aus Mailand: Ein junger Ge» schäftsknecht in Neapel setzte seit Jahren je am Sonnabend immer auf die gleichen vier Nummern in die Staatslotterie; auch nicht eine wurde jemals gezogen, aber un­verdrossen wagte unser Bursche immer von neuem den Einsatz. Am letzten Sonnabend konnte er zu seinem großen Leidwesen nicht loskommen, um rechtzeitig in die Lottobude zu laufen; zum ersten Mal blieb er ohne seine vier Nummern. Nun wollte der böse Zufall, daß diese gerade jetzt endlich gezogen wurden und zwar alle vier miteinander. Dem Burschen wäre also eine sehr ansehn­liche Summe zugefallen; das Entgehen dieses Gewinnes ging ihm dermaßen zu Herzen, daß er sich durch Erhängcen selbst das Leben nahm-

Wien, 4 Juli. Der Gemeinderat nahm den Antrag des Staatsrats an, für die Fest­lichkeiten anläßlich des 70. Geburtstages des Kaisers außer den bereits bewilligten 1 800 000 Kronen weitere 370 000 Kronen zu bewilligen.

London, 3. Juli. (England und Trans­vaal.) Eine Depesche Lord Roberts aus Pretoria von heute besagt: General Hunter traf am 1. Juli in Frankfort ein, ohne auf Widerstand zu stoßen. Macdonald ver­einigte sich gestern dort mit ihm. Lord Methuen meldet aus Paardekraal auf dem Wege von Heilbron nach Kronstaad, daß er den Befehlshaber einer Streifpatrvuille De- wets und auch den Führer des Afrikaner- bondS, Wessels, gefangen habe. Eine De­pesche des Lord Buller aus Stanberton von heute besagt, daß Clery Greylingstad besetz, habe, ohne auf Widerstand zu stoßen, doch habe er vorher in kleinen Scharmützeln 4 oder 5 Mann verloren.

London, 8. Juli. General Buller

meldet aus Stanberton vom 1. Juli: General Talbot Coke machte am 29. Juni mit der 10. Brigade eine Rekognoszierung gegen Ameer- fort. Dort wurden 2000 Mann des Feindes mit Kanonen im Besitz einer starken Stell­ung angeti offen. Nach Beschießung durch die Buren zog sich Coke zurück, ohne ver­folgt zu werden. Unsere Verluste betragen 2 Tote und 6 Verwundete.

London, 6 Juli. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Masern vom 5. dS.: Die Buren machten gestern einen verzweifelten Versuch, Ficksburg wieder zu besetzen. Um Mitternacht fand ein heftiges Gefecht statt, das stundenlang dauerte.

Newyork, 5. Juli. Ein Teil der Werke der Standard Oil Kompany in Boyonnr im Staat Newjersey ist niedergebrannt. 17 Tanks mit je 30,000 Barrels Oel find ex­plodiert. 50 Schiffe wurden durch Schlepper auS den Docks gezogen. Baumstämme u. Holz­klötze wurden in einem Halbkreis ins Wasser ansgelegt, damit das brennende Oel nicht weiter auf dem Wasser sich verbreiten und die Schiffe zerstören könne.

Ueber ein köstliches Geschichtchen

berichtet die ReichenbergerDeutsche Volks­zeitung" aus einer Ortschaft bei Grulich. Dort pflegte ein recht gotteSfärchtiger Mann, wenn man ihm scherzweise sagte, er werde zum Gemeindevorsteher gewählt werden, zu sagen:Nur das nicht! Nur das nicht! Lieber zahle ich 100 Gulden, ehe ich diesen Dienst annehme l" Die Gemeindeausschüsfe dachten nun, daß man da der Gemeinde leicht zu 100 Gulden verhelfen könne, und am Tage der Wahl vereinigten sie mit seltener Einmütigkeit alle ihre Stimmen auf den GotteSfürchttgen, hoffend, er werde ab- lehnen und 100 Gulden zahlen. Aber siehe! Als nach dem Wahlgange sein Name auS der Urne hervorgegangen war, meinte er tief gerührt, es sei zwar seine Absicht ge­wesen, die Wahl nicht anzunehmen, da er aber sehe, welches große, uneingeschränkte Vertrauen man seiner Person entgegenbringe, könne er es nicht übers Herz bringen, die Wahl abzulehnen. Die Ausschüsse sollen Gesichter gemacht haben, die sich durch aus­gesprochene Länge auSzeichneten.

Ein köstliches Mißverständnis teilt dasJauersche Stadtbl.' mit. Unter den Freiwilligen, die sich vom Jauerschen In­fanterie-Regiment für die Expedition nach China gemeldet hatten, befand sich auch «in polnischer Soldat, der indessen am andern Tage, nachdem er von seinen Kameraden darüber aufgeklärt worden war, was rS mit dem Kommando nach China für eine Be­wandtnis habe, seine freiwillige Zusage zu­rücknahm indem er erklärte: ,Had' ich ge­glaubt, handelt es sich um Erutearbeit bei Dresden I" Dem Wunsche wurde entsprochen, und er braucht die Reise nicht mitzumachen.

Das merkwürdigste Kleid , das je erdacht worden ist, wurde kürzlich von einer Dame auf einem Maskenballe in Balti­more getragen. Das originelle Kostüm, das von seiner Trägerin, Miß Anlvniette War- litz, mit eigenen Händen angefertigt war, bestand aus nicht weniger als 30 000 ge­stempelten Briefmarken. Die Sammlung war die Arbeit vieler Monate, fast alle zi­vilisierten Länder der Welt hatten dazu einen Beitrag geliefert. Die Marken waren auf dünne Mousseline geklebt und in Farbe und Zeichnung sehr geschmackvyfl arrangiert,