und euch nicht verlassen, mit ihnen werde ich euch begleiten!"

Alle Blätter nehmen die Stelle des Kaisers, aus der hervorgeht, daß Deutsch­land einträchtig mit den übrigen Mächten vcrg-hcn werde, mit Genugthuung auf und glauben ferner, daß die Wärme der Gefühle des Kaisers auf das europäische Konzert einen stimulierenden Einfluß ausüben werde.

Wilhelmshaven, 3. Juli. In Rücksicht aus den Ernst der Lage in Ostastcn wird ein aus Freiwilligen der Armee bestehendes Expeditionskorps in Stärke einer gemischten Brigade ausgestellt.

London, 3. Juli.Daily Expreß"

meldet aus Schanghai: Depeschen aus Kobe zufolge mobilisierte Japan weitere 30 000 Mann. Marquis Jto widersetzte sich dieser Politik, da er fürchte, daß dies zu einem Konflikt mit Rußland führe.

London, 4. Juli. Die Abendblätter

melden aus Schanghai: Berichten aus

China zufolge sollen an demselben Tage, an welchem der deutsche Gesandte Freiherr

v. Ketteler in Peking ermordet wurde, noch zwei andere Gesandte ermordet worden sein. Es werden große Zweifel gehegt, daß in Peking überhaupt noch ein Ausländer am Leben ist.

London, 4 . Juli. Aus Parts wird be­richtet, dort laufe ein Gerücht um, die eng­lische Botschaft habe die Mitteilung von der Ermordung des englischen und französischen Gesandten in Peking erhalten, weigern sich aber das Gericht zu bestätigen-

Petersburg, 4. Juli. Die russischen Verluste in China betrugen bis 25. Juni: 6 Osfiziere tot und 7 verwundet, 55 Mann­schaften tot und 190 verwundet.

Berlin, 4. Juli. Meldung des Wölfi­schen Bureaus. Der deutsche Generalkon­sul von Tschifu meldet vom 3. Juli: Ju Tschifu sollen der General Tungfuhsiang und Prinz Tuan unter dem MottoVernichtung der Fremden" alle Gewalt an sich gerissen haben und die Kaiserin und den Prinzen Ching offen bekämpfen. Der Gouverneur von Schantung traf mit 8000 Mann in Tstnau ein, angeblich zur Abwehr deS deut­schen Angriffs von Tsintau aus. 3000 Mann seines eigentlichen Corps und 10000 Provinzialtruppen befinden sich an der Grenze Tschtlts. Der Gouverneur nimmt einstweilen eine abwartende Haltung ein und steht mit dem Generalgouverneur von Süd- und Mittelchina in regstem Verkehr.

Berlin, 4. Juli. Wolffs telegraphisches Bureau meldet aus Schanghai vom 3. dS.: Nach einer Tientstner Nachricht waren die Fremden in Peking am 1. Juli in der eng­lischen Gesandtschaft noch belagert. Die Lage ist verzweifelt.

London, 4. Juli. Dem Reuterschen Bureau wird aus Tschifu von gestern ge­meldet : verlautet gerüchtweise, daß alle Engländer aufgefordet worden seien, Tient­sin zu verlassen. Man sehe die Lage als verzweifelt an. Die Chinesen haben unter­halb der Stadtmauer Schanzgräden angelegt und sich der Eisenbahn zwischen Tientsin und Lutai bemächtigt.

London, 4. Juli.Daily Expreß" meldet: An dem Tage, an dem der deutsche Gesandte ermordet wurde, waren alle Ge­sandte aufgefordet worden, sich nach Tsung li Armen zu begeben. Der englische, rus­sische und amerikanische Gesandte weigerten sich, das Gesandtschostsgebäudk zu verlassen.

Freiherr v. Ketteler nahm die Einladung an und verließ das GesandschaftSgebäude mit einer kleinen Eskorte deutscher Marinesol­daten. Als er vor dem Tsung li Aamen ankam, wurde er von einer ungeheuren Menge chinesischer Soldaten angegriffm und erhielt vier Schußwunden. Das Tsung li Aamen wurde von den deutschen Marine­soldaten in Brand gesteckt. Die Menge griff die GesandischaflSgebäude an, von denen nur noch das englische, deutsche und italienische übrig blieben. Die englische Grsandschaft ist stark beschossen. Die englischen Wachen erlitten große Verluste, da MunutionS- mangel sie zwang, daö Feuer cinzuschränken.

Wien, 3. Juli. In hiesigen diplo­matischen Kreisen wird angenommen, Kaiser Wilhelm werde nnnmehr die Initiative er­greifen und die Mächte zu einer entscheidenden Akiion auffordern. Der Appell Dutschlands wäre aussichtsreicher als ein solcher Ruß­lands, dem England leicht entgegenstellen sich könnte. Die zivilisierten Mächte werden keinerlei Repressalien gegenüber den chinesi­schen Diplomaten in Europa üben. Ueber- havpt werde cs zu keiner formalen Kriegs­erklärung an China kommen.

Berlin, 4. Juli, abends. Wolffs Tele­graphenbureau erfährt: Der russische Kriegs- minister teilte dem deutschen Militärattache« in Petersburg ein Telegramm des Vizead­mirals Alexejkff aus Port Arthur vom 3. d. Mts. mit, wonach Etoeßel meldet, das deutsche Landungscorps habe unter ihm am 29. Juni gekämpft,das Verhalten der Offiziere und Mannschaften war über jedes Lob erhaben; sie zeigten eine hervorragende Tapferkeit, gründliche Ausbildung, Umsicht und MannSzucht. Das Landungskorps er­litt große Verlust?.-

London, 4. Juli. Eener Blättermeld­ung aus Schanghai vom 3. ds. abends zu­folge besagen die chinesischen Meldungen, bas kein Ausländer in Peking mehr am Leben bleiben werde. Der Kurier Harts, welcher die Botschaft am 25. Juni nach Tientsin brachte, schildert die Lage der britischen Gesandtschaft als schrecklich. Die­selbe sei mit Kranken und Verwundeten ge­füllt. Getötete lägen haufenweise innerhalb und außerhalb des GesandtschaftSgebäudes. Gefallene aller Nationen lägen durcheinander.

Schanghai, 5. Juli. Meldung vom 4. Juli. Dem Reuterschen Bureau wird ge­meldet, daß 3 bei den Fremden in Peking bedienstete Chinesen aus der Hauptstadt ent­kamen. Dieselben berichten, daß alle Fremden, 1000 an der Zahl, einschließlich 400 Sol­daten und 100 chinesischen Zollbeamten so- wie Frauen und Kinder in der englischen Gesandschaft ausharrten, bis ihnen die Muni­tion und Lebensmittel auögtngen. Die Ge- sandschaften seien ntedergebrannt, alle Fremden wurden getötet. Es heißt, der Kaiser und die Kaiserin Witwe seien vergiftet worden.

London, 5. Juli. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Tschifu vom 3. Juli: Der russische und englische Admiral kamen des­halb zu dem Beschluß, daß der Versuch zum Entsatz Pekings gegenwärtig nicht ge­macht werden könne, weil sich die gesamte Sweitmacht der Verbündeten, weiche zurzeit znsammengezogen werden könnte, nur auf etwa 20 000 Mann beläuft. 140 000 Mann kaiserlicher chinesischer Truppen find jetzt um Tientsin und Peking zusammengr-

zogrn. General Nieh soll mit 90000 Mann zum Angriff gegen Tientsin vorrücken.

Rundschau.

Stuttgart, 4. Juli. Schultheiß Schlechter von Zuffenhausen wurde vom Disziplinor- hof zur Dienstentlassung verurteilt.

Eßlingen, 2. Juli. Trotz des über­reichen Ertrags der Kirschenbäume ist der Preis derselben in den letzten Tagen ge­stiegen und es werden per Pfund 1016 bezalt. Die Mehrzahl der täglich bis zu 200 und darüber hinaus zum Verkauf kom­mende Körbe wandert per Bahn nach aus­wärts. Unseren Landbewohnern ist der da­durch erzielte Ertrag nach so manchem Aus­fall sehr zu gönnen.

Zum Liebenzeller Gattenmordprozeß. Die am 22. Juni ds. IS. vom Schwur­gericht Tübingen wegen Mords zum Tode verurteilte frühere Lvwenwirtin Marie Fass von Liebenzell hat innerhalb der gesetzlichen Frist ein Rechtsmittel gegen ihr Todesurteil nicht eingelegt. Dasselbe wäre sonach zu vollstrecken. Wie dieTüb. Chr." hört, soll die Faas der königlichen Gnade em­pfohlen sein und auch ihrerseits durch ihren Verteidiger, Rechtsanwalt Bohnenberger, ein Gnadengesuch an den Köniz gerichtet haben.

Friedrichshafen, 3. Juli. (Zeppelins Luftschiff) scheint thatsächlich zur Lösung des Problems des lenkbaren Luftschiffes be­rufen. Vorgestern abend wurde nach ver­schiedenen Versuchen ein Aufstieg probiert, über dessen Verlauf berichtet wird: Nachdem schon die Mehrzahl der Schaulustigen Man­zell verlassen hatte, weil es hieß, daß in­folge stärkeren Windes der Aufstieg wieder­um nicht erfolgen könnte, legte sich der Wind plötzlich. Das Honoratiorenschiff mit Prinzessin Therese von Bayern, das noch gegenwärtig war, wohnte dem AuStaffen des Luftschiffes aus der Halle um 8.10 Uhr bei. Der Ballon legte 400 Meter zurück und erhob sich zu einer Höhe von 7 Metern über dem Wasserspiegel. Wegen Einbruch der Dunkelheit mußte die Rückkehr ins Ballonhaus um 10 Uhr abends erfolgen. Begeisterte Huldigung wurd^ dem Grafen Zeppelin targebracht, der in der ersten Gondel war. Der Flug zeigte sich sehr elegant. Die Fachleute sind von dem Erfolg hochbefriedigt. Gestern abend fand nun ein wiederholter Aufstieg statt, über dessen Verlauf bisher nur gemeldet wird, daß der Ballon nach einer Fahrt über den See glatt in Immen» stadt landete.

Friedrichshafen, 3. Juli. Graf Zep­pelin hat an das Königspaar nach Beben- Hausen ein Telegramm gerichtet, in dem er in ehrfurchtsvollster Herzlichkeit für die gnädige Teilnahme an seinem LusischifffahrtSversuch dankt.Der Versuch", so sagt Graf Zep­pelin in diesem Telegramm,hat gezeigt, daß geringe Verbesserungen das Fahrzeug brauchbar machen werden."

Newyork, 3. Juli. Der Vertreter des Norddeutschen Loyd, Schwab, teilt mit, bei dem Brand im Hafen von Hoboken seien 125 bis 150 Menschen umgekommen. Der Verlust an Eigentum betrage nicht über 5 Millionen Dollars. Die Docks seien völlig versichert, die Dampfer zur Hälfte selbst versichert.Kaiser Wilhelm der Große" wird morgen 350 überlebende Passagiere an Bord nehmen.