Zu guterlcht mußten Beide ob ihres Miß­verständnisses berzlich lachen.

Ein gräßliches Verbrechen, das die nächsten Angehörigen an einem betagten Manne verübt haben, hält das Dörfchen Schönenberg (Pfalz) in großer Aufregung. D-r verheiratete Tagner Johannes Bröhmer, ein dem Branntweingenusse stark huldigender Mensch, hatte wieder einmal verschiedene Wirtschaften besucht und sich in hochgradig trunkenem Zustande nach Hause begeben. Als ihn seine Frau wegen dieses liederlichen Lebenswandels zur Red? st'llen wollte, miß­handelte er sie in rüdester Weise. Da kam der jüngste Sohn dazu und nun spielte sich ein schreckticher Vorgang ab. Mit einem zum Feuerwachen hergerichleten Holzscheite schlugen Mutter und Sohn auf den Trunken­bold längere Zeit ein, so daß eine große Blutlache entstand schleppten dann den ver­meintlich Ohnmächtigen zum nahen Kohl- bache, wo sie ihn abwuschen, sahen aber hier, daß der Tod schon eingetrcten war. Die Hrnschaale war vollständig zerschmettert. Mit welcher Wucht das Holzscheit g'band- habt wurde, zeigten die daran klebenden Haare und Gehirnteile. Die beiden Mörder wurden ins AmtSgerichlsgesangnis zu Watd- mor eingeliesert.

Ein ungleiches Paar. Am letzten Sonntag wurde ln Ostheim bei Hanau eine Hochzeit gefeiert, die nahezu die gesamte Dorfbewohnerschafl auf die Beine brachte, denn alle wollten das Paar sehen. DaS Brautpaar war der grässlich Oriolasche Jagd­ausscher Dülfer, 23 Jahre alt, und Ne Witwe Ludwig 65 Jahre alt. Ein großes Vermögen hat der Jagdhüter nicht erheiratet; der Ehebund beruht vielmehr auf gegenseitige Neigung.

Unter allen deutschen Staaten sorgt Preußen am schlechtesten für seine Volks­schulen. In manchem Dorfe der Ostpro­vinzen giebt cs Ställe und Scheuern die ansehnlicher und besser sind als das Schnl- haus. Auch in Berlin ist der Mangel an Schulhäusern so groß, daß 6000 Kinder in gemieteten und meist ungenügenden Räumen unterrichtet werden müssen.

Berlin, 1. Juli. Wolffs Telegraphen- Bureau meldet aus Taku: Vom 28. v. MtS. berichtet der Ch-f des Kreuzerge­schwaders: Nachdem am 17. Juni morgei s die Kanonenbote die Geschütze auf den Forts zum Schweigen gebracht hatten, stürmten die vereinigten Reservelandungötruppen (500 Japaner, 150 Russen, 200 Deutsche und 300 Engländer) unter Führung des Kapi­täns z. S. Pohl, der einer der ersten war, das Nordwestfort nach hartnäckiger Verteidig­ung mit glänzender Tapferkeit: Die Japaner verloren ihren Führer, der im Range eines Stabsoffiziers stand, und viele Tote und Verwundete. Aus deutscher Seite wurde ein Matrose leicht verwundet. Unter dem 29. Juni meldet der Chef des Kreuzer- geschwaders weiter: Am 27 wurden die Be­festigungen und das Arsenal bei Tientsin gemeinsam genommen. Schwer verwundet wurde dabei der Feuerwerksmaat Hellwig und der Matrose Brüning, beide von derHansa.« Zwischen Tiensin und Taku ist der Verbindungsweg zu Wasser hergestellt

Petersburg, 1. Juli. Meldung der russischen Telcgraphenagentur: An'amtlicher Stelle eingetrvffenen Nachrichten zufolge stellte sich die chinesische Bevölkerung an mehreren

Orten unter russischen Schutz, da sie nicht mit dem Boxeraufstand sympathisiert. Aus Ostasten wird ferner berichtit, daß der Boxeraufstand nicht weiter um sich greife, sondern daß die Bewegung Nachlasse und sich gegenwärtig nur in rer Provinz Pelschiii halte. An leitender Stelle hegt man die Ansicht, daß der Boxerausstand bei fried­lichem Vorgehen der Mächte und gutem Willen der Regierung in kurzer Z4t beige­legt werde.

London, 2. Juli. Das Reuiersche Bu­reau m-ldet aus Tschifu von gestern: Der deutsche Gesandte in Peking wurde in dem Augenblick als er sich nach dem Tschungli Hamen begab, ermordet. Ein Dolmescher wurde verwundet, konnte sich jedoch in eine Gesandtschaft stückten. Am 23. waren nur noch 3 Gesandtschaften unzerstört.

London, 2. Juli.Daily Exp« meldet aus Schanghai: Eine dem dortigen Konsularkorps zugegangene amtliche Depesche berichtet, daß der deutsche Gesandte in Pe­king, atS er die G-sandlschaflSstraße hinunler- ritt, von chinesischen Soldaten und Box rn angegriffen, vom Pferde gerissen und er­mordet wurde. Die Leiche wurde von den Soldaten mit Säbeln in Stücke gehauen. Die Gebäude der deutschen und der sechs anderen Gesandtschaften wurden später in in Brand gesteckt Eine Anzahl Eingeborener und ein Gesandtschasisdiener wurden er­mordet. Die Leichen wurden in die Flammen geworfen.

London, 2. Juli.Daily Telegraph« meldet aus SchauaSal vom l. ds.: Prinz Tuan bemächtige sich der Person des Kaisers und der Kaiserin Witwe und riß die Ge­walt an sich Wem, man bedenkt, daß Prinz Tuan A g r der Kaiserin ist, die ihn zum Odeemseytshavcr gemacht hat, so wird die Meldung von diesem Regierungs­wechsel in Peking auf ihren wahren Wert zu schätzen verstehen. Das Komödienspiel, das die Chinesen hier treiben, dürfte ihnen, wenn es zur Abrechnung wegen Sühnung ves scheußlichen Mordes kommt, verteufelt wenig nützen.

Rom, 2. Juli. Der Kommandant des KriegsschiffesElba« telegraphiert aus Taku vom 30. Juni. Vom deutschen Gesandten in Peking stammende Nachrichten besagen, alle Gesandtschaften, ausgenommen die eng­lische, die französische und die deutsche seien niedergebrannt. Sämtliche Mitglieder des diplomatischen Corps hätten sich nach der englischen Gesaneschast geflüchtet. Das Kriegs­schiffCalabria" sei nach Taku zurückge­kehrt.

London, 2. Juli. Das Wolffsche Bu­reau meldet unterm 29. Juni aus Trommel: Generat Clemem's fliegende Kolonne, welche gestern mit versiegelten Ordres von Senekai (Oranjefreistaat) abging, ssteß auf dem nach Lindley führenden Wege auf den Feind. Es kam zu einem heißen Gefechte. Clements meldet: Alles ist wohl. Der Feind hält alle seine alten Stellungen im Norden und Osten von Senekal besetzt mit der zu Tage tretenden Absicht sich gegen FickSburg zu- sammenzvzieben.

New-Uorl, 30. Juni. Die Docks des Norddeutschen Lloyd in Hoboken sind voll­ständig abgebrant, ebenso der Dampfer Main«, während der DampferBremen« gegenwärtig in der Milte des Norih River brennt und anscheinend auch verloren ist.

Der Dampfer «Kaiser Wilhelm der Große« ist gerettet.

Bremen, 1. Juli, lieber das Feuer im Hafen von Hoboken ist hier folgende Meld­ung eingelaufen: Die PierS (Ladestellen) des Norddeutschen Lloyd sind gestern niederge­brannt, Das Feuer brach um 4 Uhr nach­mittags aus und verbreitete sich dann mit rapider Schnelligkeit über sämtliche PierS. Der DampferKaiser Wilhelm der Große« konnte noch rechtzeitig in den Strom hinaus- gelassen werden, während dieDampfer Bremen« und Saale« brennend dorthin ge­schafft wurden. Der DampferMarie," der nicht mehr rechtzeitig hcrausgebracht werden konnte, lief brennend zwischen den PierS und dürste am schwersten beschädigt sein.

London, 1. Juli. Dem Bureau Reuter wird aus Newyork gemeldet: Der Verlust an Menschenleben in den Docks von Hoboken kann nicht genau angegeben werden. Die Schätzung schwankt zwischen 100 und 250 Personen. Man sagt, zwischen 250 und 350 seien verletzt. Der Schaden ist unge­heuer und wird auf 10 bis 20 Millionen Dollars geschätzt. Infolge der herrschenden Verwirrung variieren die Zahlen sehr. 25 Leichen sind bis jetzt geborgen, aber wewge davon sind identifiziert. DaS ganze Pier- System desNorddeutschen Lloyd« mit einer Fiont von einer viertel englischen Meile Länge ist zerstört. Dasselbe Schicksal ereilte das Thingvalla-Dvck und die Dampf-r Main, Saale und Bremen.Kaiser Wil­helm der Große« wurde in den Fluß hin- auSgeschleppt, ehe das Feuer darin Boden gefaßt hatte, doch erlitt auch dieser Dampfer für lOO 000 Dollar Schaden. Der Ham­burg-Amerikanische DampferPhönicia" fing wiederholt Feuer, erlitt aber nur geringen Schaden. Der genaue Verlust an Leben wird vielleicht nie festgestellt werden.

Newyork, 2. Juli. Bis jetzt sind '59 Leichen gefunden worden. In den Hospi­tälern befinden sich noch 150 verletzte Per­sonen. Der Generalagent des Norddeutschen Lloyd, Herr Schwab erklärt, daß 100 An­gestellte des Llcyd umgekommen sind, außer­dem vielleicht 50 Frachtverlader. Der Ma­terialschaden wird auf über fünf Millionen geschätzt.

Eine schreckliche Greuel- und Rache- that beging in Neapel der Militärarzt San« loro, welcher zuerst seine beiden kleinen Mädchen von zwei und drei Jahren vom 4. Stock in einen Hof hinabwarf und sich daraus selbst durch einen Rcvolverschuß in die Schläfe tötete. Wie aus den Aussagen der Umgebung hervorgeht, hat der unnatür­liche Vater seine Kinder ermordet, um sich an seiner Frau zu rächen, welche infolge häufiger häuslicher Zerwürfnisse In das Haus ihres VaierS gegangen war und die gerichtliche Ehescheidung eingeleitet hatte. Da die Frau der schriftlichen Auffordernng ihres Galten, sofort in sein HauS zurückzukehren, keine Folge leistete, schritt der Mann zu der schrecklichen Thal, sogleich nachdem er die abschlägige Antwort seiner Gattin er­halten hatte.

(In der Verlegenheit.) Kunde:.Was achtzig Pfennig kostet die Schnurrbartbinde? Draußen steht doch vierzig!« Kaufmann: Ja, das sind kleine... für Kinder!«

Merks.

Der Liehe Blindheit hat die schärfsten Augen.