Schwer erkämpft.
sRoman von H. von Ziegler.
1) (Nachdruck verboten.)
Durch die dunklen Edeltannen blitzten goldene Sonnenstrahlen und leuchteten auf den feinen lichtgrünen Farnblättern, den moosigen Baumstämmen und Felsblöcken, welche malerisch den einsamen Waldweg ein- faßten. Hin und wieder traten die Bäume zurück und ließen die wildromantische Umgebung hervortreten. Gewaltige Bergmassen türmten sich vor dem Auge deS Beschauers, steile Felswände wechselten mit schroffen Abgründen, und an diesen hingen wie leuchtende Blutstropfen die sageumwobenen Alpenrosen. Und tief unter den gigantischen Dergspitzen schäumte der GebirgSfluß klar und smaragdgrün. Früh und Abends, wenn rosige Schleier dieselben umflossen, blickten sie hinein in die Flut und erfreuten sich erschauernd ihrer herben Schönheit.
An der Biegung des Waldwegs, welcher hinüber führte zu der nächsten Bergwand, stand ein ernster Mann das geistvolle Auge sinnend in die Ferne gerichtet. Es war ein interessanter Männerkopf, der einem ganz bedeutenden Gelehrten angehörte: Professor Friedrich Schönau dem vergötterten Geschichts- lehrer der Universität B . . . Wenn er Colleg las, drängten die Studenten Kopf an Kopf in den Hörsaal und so manches Frauenauge blickte schwärmerisch auf den schönen, trotz seiner dreißig Jahre noch unverheirateten Gelehrten. Wie alljährlich, so auch diesmal, besuchte Schönau mit seiner vierundachtzigsährigen Großmutter das stille GebirgSdorf, obschon die eigentlichen Uni- versitätsf-rien erst später tegannen, so hatte er doch seine Vorlesungen schon einige Zeit eher geschlossen, um eine wichtige historische Arbeit zu vollenden.
Noch tmmmer stand der Professor in den Anblick der mächtigen Berge vertieft, deren moosbewachsene sonnüberfunkelte Häupter stolz und gebietend niederschoulm auf das Thal und die Mensche», welche sich Herren der Schöpfung nennen.
„O, über diesen erhabenen Anblick," murmelte er vor sich hin; „wenn doch das Menschenauge emporschaute zur gewaltigen Natur, um an derselben die eigene Ohnmacht kennen zu lernen. Aber das kriecht am Boden dahin wie Insekten, mühselig und kleinlich und klagt bitterlich über daS geringste Mißgeschick."
Still war'S ringsum, nur eine kleine Eidechse hob dicht neben Schönau das schillernde Köpfchen mit den klugen Aeuglein, als wolle sie ganz verständnisvoll ihm Recht geben. Nachdenklich verfolgte er ihre geschmeidige Bkw'gungen, bis sie unter den grünen Farnblättern verschwand, welche leise hin und her schwankten, dann wandte er sich zum weiterschrciten, da plötzlich hörte er Schritte hinter sich und eine liefe, klangvolle Frauenstimme, die ihn anrief.
„Grüß Gott, Herr Prozessor, seid Ihr auch wieder ins Sommei quartier zu uns gekommen?"
Ueberrascht blieb der ernste Mann stehen, dann rief er ebenfalls erfreut: „Ach, die Frau Unne vom Rothof I Wie geht es Euch und dem Aloys Siolzner seit wir uns zuletzt sahen? Ich komme nächstens zu Euch, wenn es Euch recht ist."
Es war eine kräftige und doch schlanke Frau, die vor dem Professor stand, dunkle Zöpfe umrahmten das kluge, hübsche Gesicht; ihr Anzug, obwohl ländlich bestand aus gutem Stoff, denn sie war die reiche Rot- hofbäuerin, welche darin allein einen Unterschied zwischen sich und ihrem Gl sinde machte. Sie kam vom Heumachen, die gebräunten Hände hielten eine Heugabel, das ganze Gesicht leuchtete vor Freude über dies unerwartete Wiedersehen.
„So seid Ihr doch wieder in den Bergen, Herr Professor I DaS ist aber schön von Euch I Und die Frau Ahne ist doch auch mitgekommen?
„Gewiß," bestätigte Schönau heiter, „sie ist frisch wie sonst und wird sich herzlich freuen, wenn Ihr, Frau Anne, sie besucht."
„Ja, daS soll ein Leben werden, so schön wie im vorigen Sommer l"
„Und Ihr habt noch nicht wieder geheiratet, Frau Anne?
Sie wurde sehr rot, das frische Gesicht verdüsterte sich. „Nein," antwortete sie herb, „man hat mich wohl gut Übereden mögen, besonders der Herr Pastor und der Aloys; aber, wer wie ich gar viel böses in der ersten Ehe erfahren, entschließt sich so bald nicht zu einer zweiten."
Beinahe trotzig stand die Bäuerin vor dem Gelehrten und schüttelte ernst das Haupt; sie besaß so scharfen Verstand und klares Urteil, daß kein Argumentieren bei ihr half.
„So nennt man Euch wohl nicht mit Unrecht die „wilde Anne", begann er ad,r malS nach einer Pause, „Ihr seid wie ich denke auch herb und abweisend in Eurem Wesen."
„Ja," nickte sie, ihn voll ansehend, „ich bin schlimm, wie die L-ute cS sagen, und wennn eS mir auch immer hinterdrein leid thut, wenn ich heftig und poltrig war, so bleibt doch der Name."
„Das ist schlimm, Frau Anne!"
„Nicht doch, ich lache darüber. Der da droben steht, daß mein Herz nicht bös ist, und dos ist die Hauptfach'; mögen doch die Menschen von mir reden, was sie wollen. Die Frauen neiden mir den Roihof, und die ledigen Männer denken, sie könnten durch mich zu demselben gelangen, und beides kommt mir gar erbärmlich vor."
„Ihr seid eine seltsame Frau I Habt Ihr denn nie die Welt außerhalb Eurer Berge kennen gelernt?"
„Nein, Herr Professor. Seit Kindesbeinen leb' ich hier und werd' wohl auch auf dem Hofe sterben. Vaters Bruder war ein Studierter aus München, der lehite mich all das, was die Leut hier nicht wissen. Dann kam mein späterer Mann, den Hab' ich genommen, weil eS der Vater so wollte, und ich noch zu jung war, um „Nein" zu sagen. Fünf Jahre sind wir verheiratet gewesen, seit drei Jahren bin ich Witwe — und dant's meinem Schöpfer auf den Knien. Aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal das Heiraten durchmachen könnt' I"
„Wer trug die Schuld Eurer unglücklichen Ehe?"
„Wohl zumeist ich selbst. Seit der Mutter Tode hatte mich kein Mensch lieb gehabt, denn der Vater war rauh und wortkarg; so verlangte ich denn von meinem Manne gar ungestüm Liebe, doch er verstand
nicht, was ich wollte. Er war träge, wenn auch nicht bös und kümmerte sich schließlich gar nicht mehr um mich, weil ich immer zürnte und schalt."
„Ich meine, Frau Anne, Euer Vater trug die meiste Schuld."
„Ich Hab' gar oft bei mir gedacht, H rr Professor, daß eS den Ellern zur Sünd' angerechnet werden kann, wenn sie ihre Kinder so jung und ohne Liebe heiraten lassen; ich möcht's auch immer jeder Dirn' zurufen, die Hochzeit machen will: „Besinn' Dich zur rechten Zeit, ob Du ihm auch gut bist, sonst sag' lieber nein, ehe eS zu spät wird."
„Das sind ehrlich, kreuzbrave Ansichten, Frau Anne. Wenn nur alle Leute so dächten."
„Nun, Herr, wenn ich auch Euer Lob nicht verdien', so freut'S mich doch, daß Ihr mich versteht."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Die Einführung der natürlichen Mineralwasser in Frankreich untersteht der besonderen Controle der ersten Medizinalbe- hörde — Im I'aouitö äo wöäsoms — zu Paris.
Dieselbe läßt durch den fränzösischen Consul die Quellenverhäliniffe deS einzu- sührenden Mineralwassers prüfen und unterzieht die von demselben ringeschickten Proben einer eing-henden Untersuchung. Auf Grund einer solchen Untersuchung und der vorzüglichen Resultat derselben ist dem Schloß- Brunnen Gerolstein »Nur ächt mit der Krone" schon vor geraumer Zeit die Erlaubnis erteilt worden, sein hervorragendes Mineralwasser in Frankreich einzuführen, eine Bevorzugung, welche nur ganz wenigen deutschen Quellen zu Teil geworden ist. Hauptniedcrlage für Wildbad und Umgebung: Fr. Wurster, Kaufmann, Calmbach. Herrenalb und Umgebung: Karl Bechtle, Herrenalb.
— 101 Gesellschastslicder (Kommersbuch). für mittlere Stimme mit leichter Klavierbegleitung, ein sckön und stark cart. Bändchen in Taschenformat zum Preise von Mk. 1 — (Verlag von P. I. Tanger, Köln) liegt uns vor und lacht uns so gemütlich an, als wollte es sagen: „Nimm mich mit, ich bin ein Sorgenbrecher." Und in der That, ein Blick in das Inhaltsverzeichnis, das in reicher Fülle alle jene Weisen bringt, die man mit frohen Menschen so gern singt, gibt dem Bändchen recht. Kaum
Jahre alt, hat es bereits die halbe Welt durchwandert und wo eS eintritt und Wohnung nimmt, zaubert es frohe Menschen, denen die Welt keineswegs als ein Jammerthal erscheint.
.-. (Zur Beruhigung.) Papa: „Sage Fritz I was wünschst du dir zum Geburtstage?" — Fritz: „Eine Trommel." — Papa: „DaS wäre so ein Vergnügen, den ganzen Tag den Spektakel anzuhören!" — Fritz: „Papa, ich verspreche dir, bloß zu trommeln, wenn du schläfst!"
(Aerztlicher Rat.) Stubenmädchen: „Was sollichdennsürmeine entzündeten Augen thun, Herr Doktor? —Arzt: „Diebrauchen nur Schonung. Vor allem dürfen Sie 14 Tage lang durch kein Schlüsselloch mehr sehen I"
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. H »smann in Wilbad.