Rundschau.
— Die 2. Schulstelle in Höfen, Bez. Neuenbürg, wurde dem Umeilehrer Aug. Wcinhardt in Birkenfeld überiragen. ^
Waldrennach. Bet dem am 21. d. M. vom Verein zur Züchtung reiner Jaadhunde- Nossen in Württemberg zu Stuttgart abge- . haltencn Preisschliefen auf Fuchs erhielt Forstwart Günter von hier für feinen Dachshund Ergo für vorzügliche Leistungen einen ersten und einen Ehrenpreis.
Stuttgart, 26. Mai. Mit dem Berliner Schnellzuge sind heute vormittags 8 Uhr 52 Minuten der Erbprinz und die Erb- prinzefstn (geborene Prinzessin Pauline von Württemberg) zu Wied mit ihrem Sihn- chen aus Potsdam hier eingetroffen. Zum Copfang auf dem Bahnhof waren die königlichen Majestäten anwesend; nach herzlichster Begrüßung fuhr das Königspaar mit den erlprinzlichen Herrschaften nach dem Wil- helmspalast, wo die fürstlichen Gäste einige Zeit Aufenthalt nehmen werden.
Stuttgart, 23. Mai. Die Kammer der Standeshcrrn erledigte heute das Umzeld. Referent war Staatsrat Dr. Schall. Der Entwurf wurde in allen wesentlichen Punkten nach den Beschlüssen des anderen Hauses angenommen. Die Aenderungen sind in der Hauptsache redaktioneller Natur. Zu einer Diskussion war keine Veranlassung gegeben; nur der Erbprinz von Hohenlohe- Langenburg motivierte seine Abstimmung. Die Gesamtabstimmung über den Entwurf wurde zurückgestellt, doch ist seine Annahme zweifellos. Sodann erstattete Fürst zu Hohen- lohe-Bartenstein Bortrag über die Einführung einer auf Freiwilligkeit gegründeten Viehversicherung mit StaalSunterstützung und beantragte, den im andern Haufe gestellten Antrag Schock zuzustimmen. Dieser Antrag wurde ohne eigentliche Debatte angenommen.
Stuttgart, 25. Mai. Das Hotelier Banzhaf Erben gehörige Anwesen Friedrichstr. 35 wurde für rund 300 000 ^ an Brauereibesitzer Leicht in Vaihingen verkauft.
Stuttgart, 26. Mai. Redakteur Wilhelm Keil von der „Schwäbischen Tagwacht" wurde wegen Beleidung der Kgl. Staatsanwaltschaft zu der Gefängnisstrafe von 3 Wochen und zur Tragung aller Kosten verurteilt.
Untertürkheim, 25. Mai. Durch Beschluß der bürgerlichen Kollegien wurde der Gehalt des Ortsvorstandes auf 5000 der des Gemeindepflegers auf 2600 -/A erhöht.
Vaihingen a. F. , 25. Mai. Heute mittag ereignete sich in der seit etwa 6 Wochen hier befindlichen lithographischen Anstalt ein bedauerlicher Unglücksfall. Der 40 Jahre alle Monteur Brandner, sowie der 51 Jahre alte Monteur Seybold waren mit einer Reparatur an dem dort befindlichen Benzinmotor beschäftigt, als derselbe auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise explodierte und die beiden Monteure sofort am ganzen Körper lichterloh brannten. Die beiden Verunglückten wurden heute mitttag ins Marienhospital gebracht. Brandner dürftckaum mit dem Leben davonkommen. Das Gebäude wurde durch die zum Löschen benützten Wassemossen ziemlich beschädigt.
Vaihingen a. d. F., 26. Mai. Zu der Meldung vom 24. ds. Mts. (Benzinexplosion) ist noch nachzulragen, daß der 40 Jahre alte Monteur Brandner nun seinen
Verletzungen im Kark-Olga-Spital (nicht im ^ Marienhospital) erlegen ist. '
Reutlingen, 26. Mai. Vergiftet bat sich i gestern laut „Gcn.A." ein ca. 15jähriges Mädchen aus Eningen, während es bei einer hiesigen Familie einen Besuch abftaltete. Der Grund, weshalb die unglückliche freiwillig in den Tod gegangen ist, soll Furcht vor Strafe sein, wenigstens verlautet, daß eine Untersuchung wegen Diebstahls gegen sie im Gange war.
Aulendors, 26. Mai. Dieser Tage passierten ca. 6 junge Leute unfern Bahnhof und fuhren der Schweiz, ihrer Heimat, zu. Dieselben kamen vom Burenkrieg, wo sie an der Seite dieses tapferen Völkchens als Freiwillge stritten, infolge der Strapazen aber arg herunterkamen und nicht mehr kämpfen konnten.
Vom Bodensee, 16. Mai. Der jüngste deutsche Veteran befindet sich zur Zeit in der Person des Kaminfegergehilfen Franz Reininger in Lindau. Derselbe ist am 22. April 1856 zu München als Sohn eines Feldwebels geboren und machte im Alter von 14 Jahren schon den deutsch-französischen Krieg als Tambour im bayerischen Jnfanterie- Leib-Regiment mit. Verschiedene beanspruchten schon den Namen des jüngsten Veteranen. Reininger, der Bayer, dürfte alle seine Rivalen aus dem Felde geschlagen haben.
Bon der badischen Grenze, 25. Mai. Beim Bahnbau Hüfingen—Neustadt entdeckte man bei Hüfingen in einer Tiefe von ca. 10 Meter mehrere durch Gänge verbundene Höhlen. Durch die von der Direktion der Grvßhcrzvglichrn Sammlungen in Karlsruhe vorgenommene Untersuchung ist festgestellt, daß die Höhlen schon in der Bronzezeit, also im zweiten Jahrtausend vor Christus, bewohnt waren, aber auch in der römischen Zeit noch mehrfach benützt wurden. Die Fortführung der Arbeiten läßt weitere interessante Aufschlüsse erwarten.
Schaffhauseu, 25. Mai. Am Mittwoch abend ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhof ein schweres Unglück. Der badische Wagenrcvtdeitt Hauser befand sich auf dem Geleis im Gespräch mit einem Kollegen und bemerkte eine heranfahrende Lokomotive nicht. Er wurde von dieser erfaßt, überfahren und sofort gelötet. Der Verunglückte, ein beliebter Beamter, hatte 40 Dienstjahre hinter sich und war über 20 Jahre hier thätig.
Heidelberg, 25. Mai. Eine edeldenkende Persönlichkeit, die jedoch nicht genannt sein will, hat hiesiger Universität eine Summe von 15000 ^ mit der Bestimmung überwiesen, daß aus deren Erträgnis, sowie aus den Zinsen eines vor einigen Jahren von ihr gespendeten Kapitals in gleicher Höhe an junge Gelehrte und Studierende christlichen Bekenntnisses Studienbeihilfen zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten zu gewähren seien.
— Niedergebrannt ist am HimmelfahrlS- fest das Varists Theater in Freiburg. Menschen kamen nicht zu Schaden.
— Bet der Versteigerung von Weinen aus der privzlichen Administration Schloß Rheinhardtshausen im Rheingau erzielten 15 Halbstücke 78060 ^ Das beste Halb, stück, Erbacher Siegelsbcrg, wurde mit 19000 ^ bezahlt. Das sind auf den Liter ausgerechnet 38 ^
— In Mülhausen i. E. streiken seit , Sammg die Schüler der oberen Klasse der
städtischen Mittelschulen. Dieselben weigerten sich, englischen Unterricht zu nehmen und zogen insgesamt vor die Stadt. Als Ursache des Streiks wird Ueberbürdung und strenge Behandlung angegeben. (Wohin wird cs noch kommen?)
— Als ein Infanterieregiment in Straßburg vor einigen Tagen nach dem Exerzierplätze marschierte, fuhr ein Motorwagen in die Regimentsmustk hinein. Zwei Regimcnts- mustker wurden verletzt, der eine erheblich; sie mußten beide inS Lozarit gebracht werden.
Metz. In der Umgebung von Metz haben in der Nacht vom letzten SamStag auf Sonntag Nachtfröste an den Weinbergen großen Schaden angerichtet. Der ,Lothr. Ztg." wird darüber aus Lessy geschrieben: Ein trauriger Anblick war es, die Weinbauern in ihren Reben stehen zu sehen. Viele weinten bitterlich, denn was gestern noch zu der Hoffnung auf eine ausgezeichnete Ernte berechtigte, ist heute schlaff, welk und schwarz. Die Mühe und Arbeit und Hoffnung eines Jahres hat die SamStags- nacht buchstäblich vernichtet. Gegen 1 Uhr nachts hatte man hier 4 Grad Kälte.
München, 25. Mai. Das Landgericht hat einen Schenkkellner wegen schlechten Ein- schenkens von Bier zu 14. Tagen Gefängnis verurteilt. Der Schenkkellner, der zugleich Pächter war, konstatierte, das er der Brauerei (Volksbraurrei) für den Hektoliter Bier 27 abliesern mußte, daß er aber den Liter nur zu 25 -«s verkaufen durfte. Es wurde ferner konstatiert, es sei hier üb- bich, daß der Schenkkellner 8 bis 10 Prozent mehr aus dem Faß herausschenken muffe, als darinnen sei.
Würzburg, 21. Mai. Dessen tlich protestiert hat gestern in der protestantischen Kirche die Gattin des kommandierenden Generals v. Xylander gegen die burenfreundliche Geistlichkeit. Als der amtierende Dekan in seiner Predigt den Burenkrieg erwähnte und andeutete, daß des grausamen Spiels der Engländer gegen die gotteSfürchtigen Buren nun genug set, erhob sich die Dame (eine geborene Engländerin) und verließ ostentativ ihre Loge und die Kirche; die Thür fiel laut hinter ihr ins Schloß. Der Vorgang wird hier lebhaft besprochen.
Lemberg, 18. Mai. Der „Kuryer Lwoski" meldet auSPodhajcc: Währenddes Gottesdienstes schlug der Blitz in die hiesige griechisch-katholische Kirche ein ; 22 Personen wurden durch den Blitzschlag schwer ver« verwundet.
— Der Säugling als Lebensretter.
Ganz auf dieselbe Art, wie einst die Gänse das Capitol, hat kürzlich in Paris daS sieben Monate alte Söhnchen des Parfümeurs Gousstn sich und den Scinigen daS Leben gerettet. Mama Gousstn halte in den Eistagen des Mai im Schlafzimmer den eisernen Ofen geheizt, und dann waren die Eltern und die Geschwister schlafen gegangen. Im geöffneten Nebezimmer schlief der Säugling in seiner Wiege. In der Nacht hörten die Nachbarn den sonst zärtlich gewarteten Säugling anhaltend schreien; sie dränge» in die Wohnung, janden das Schlafzimmer mit Kohlenoxidgas gefüllt und die Schlafenden bereits schwer betäubt. Man riß die Fenster auf und konnte zum Glück alle ins Leben zurückrufen, die ohne das Geschrei deS Kleinen ^ dem sichern Tode verfallen wären.