den das Leben kosten würde, In Erfüllung gehen könne. Die Bewegung, die sich unter den Afrikandern geltend macht, läßt^befürch» ten, daß beim weiteren Vorgehen der britischen Truppen ein allgemeiner Aufstand im Rücken derselben ausbrechen werde und die Freistaater, welche sich ihnen unterworfen haben, neuerdings zu den Mafien greifen wer« den.
Rundschau.
Stuttgart, 2. April. Der „Staatsan. zeiger" enthält folgende königliche Verordnung betreffend, den Wicdcrzusammentritt der Stände:
Wilhelm II. von Gottes Gnaden, König von Württemberg. Nach Anhörung unseres Staatsministeriums haben wir den Wieder- zusammentritt der vereinigten Ständeversammlung auf Dienstag, den 24. April d. I. bestimmt. Wir befehlen demnach, daß sich die Mitglieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in unserer Haupt- und Residenzstadt wieder Versammeln. Gegeben Stultpart, 31. März 1900. Wilhelm. Miltnacht, Sarwey, Schott v. Scholtenstcin, Pischek, Breitling, Zeyer.
Stuttgart, 30. März. Seine Majestät der König mit Generaladjutant v. Bilfinger und anderen Offizieren, die Großfürstin Wera mir Hofdamen und Herrn v. Valois, sowie eine zahlreiche Versammlung, meistens Damen, füllten den letzten Platz im Festsaale der L'ederhalle, um den von Generalleutnant z. D. v. Viebahn aus Stettin gehaltenen Evangelisations-Vortage mit dem Thema „Auf den Höhen des Lebens* anzuwohnen. Der Redner geht unter Anziehung historischer Daten auf die Segnungen ein, die mit der Ankunft Jesu der sündigen Menschheit zu teil wurden. Wenn auch nicht alle sich von der Liebe Jesu finden ließen, so waren doch unermeßlich die guten Früchte von Christi Lehre. Ein Lied mit Posaunenbegleitung, dessen Text der Redner zeilenweise milteilte, leitete den eigentlichen Vortrag ein. Es folgte ein inniges Gebet, dem die imposante Versammlung stehend lauschte. Unter Anziehung von Stellen aus der Schrift mahnte der Vortragende cindring- lich, sich der Wahrheiten und Segnungen des Evangeliums teilhaftig zu machen, und Jesum zu suchen, der sich von jedem Sünder und Verlorenen finden läßt, der seine Gnadenschätze jedem öffnet, dem eS um seinen wahren Herzensfricden ernst ist. Wo Jesus Allein- gebieter wird im Haus und in der Familie, da ist eS mit den Angehörigen wohl bestellt. Ein christliches Haus steht groß da, wo die Kinder im Geiste Jesu erzogen werden; da schickt man nicht mit Weinen und Zagen zum Arzt, wenn ein Kind aufs Sterbelager kommt, da ist Zuversicht und Glauben an den Herrn. Von solchen christlichen Stätten kann man sagen: Diesem HauS ist Heil wiederfahrm. Solche Menschen haben die Höhe des Lebens erstiegen. Nach wiederholten Gebeten folgte das Schlußwort- Der Redner hat eine ganz hervorragende Gabe zur Verkündigung des Evangeliums.
Stuttgart, 1. April. Der württemb. Kultusminister Dr. v. Sarwey ist heute vormittag um 11 Uhr an einem Schlaganfall im Alter von 75 Jahren hier gestorben. Al- sein eventl. Nachfolger ist schon früher HiaalSrat Dr. von Göz bezeichnet worden.
Die Ernennung dcS neuen, Kultusministers dürfte voraussichtlich in Bälde erfolgen.
— Was ist ein offener Laden? Aus Veranlassung der neuen Verordnung, daß an offenen Läden die Schilder der Inhaber mir ausgeschriebenen Vornamen angebracht werden müssen, ist oft die Frage entstanden: „Was ist ein offener Laden?" Es herschen darüber viele Zweifel. Als „offener Laden" ist anzusehen jedes VerkaufSIvkal, in welchem die zur Abgabe an etwa erscheinende Käufer vorhandenen Warenvorräte im Kleinverkauf an die Eintretenden ohne vorherige Bestellung und ohne daß ein physisches Hindernis für den Eintritt besteht, abgegeben werden. — So sagt ein Gerichtsurteil.
Engelsbrand» 30. März. Einen raschen Tod fand eine hiesige Bürgersfrau. Dieselbe war am Montag mit ihrem Sohn, einem Konfirmanden, in Neuenbürg, um Einkäufe zu machen. Andern Morgens fand man die Frau tot im Beite.
Gräsenhausen, 29. März. Ein frecher Einbruchdiebstahl wurde in vergangener Nacht in der Spezerei- und Ellenwarenhandlung von Frln. Vogel dahier verübt. Der Dieb stieg durch das Fenster in die Küche, kam von dort aus in den Laden, wo er verschiedene Schubladen nach Geld durchsuchte und die Ladenkosse mit ca. 40—50 meist Klein
geld, ihres Inhalts beraubte. Mit Ausnahme von etwas Chokolade und einiger Portemonnaies blieben die Warenvorräte von dem Langfinger unberührt. Seinen Rückweg nahm derselbe, ohne daß die im oberen Stockwerk schlafenden Hausbewohner oder die Ladeneigentümcrin erwacht wären, Lurch die Hintere HauSthüre, die er von innen öffnete. Mögen die Nachforschungen nach dem Diebe recht bald mit Erfolg gekrönt werden, damit demselben fein unsauberes Handwerk eine zeitlang gelegt werden kann,
— In Oberrrichenbach hat sich ein 96- jähriger Greis, Namens Schneider, durch Erhängen aus LedbenSüberdruß entleibt.
Calw, 30. März. In gestriger Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der Gehalt des OrtSvorstandes von 3000 auf 4000 ^ erhöht. Dabei wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, der Stadtschultheiß solle fernerhin kein Mandat für den Landtag annehmen, sondern seine Kraft seinem Hauptamlewiemen.
Vom Bodensee, 31. März. Die Einwanderung italienischer Arbeiter hat in diesem Jahre viel früher als sonst begonnen und ist an Umfang zweifelsohne gewachsen. Seit Mitte Januar bringen die Dampsboote, ost auf Schlepp- oder Trajekikähnen, große Massen Italiener; in den letzten vier Wochen 5—700 täglich, die dann mit dem nächsten Zug weiter reisen.
— Ein Mädchen aus Illingen bei Rastatt, das in Straßburg diente, erbte von seiner Herrschaft 50 000 ^ Außerdem erhält es das Hausinventar im Werte von 10 000 ^
— Grauenhafter Gattenmord. Wie aus Zabrze berichtet wird, ermordete der Hausbesitzer Janick aus Paulsdorf in Obcrschlcjsten seine Ehefrau auf unmenschliche Weise. Während der Heimkehr vom Wirtshause nämlich begegnete er seiner Frau im Flur seines Hauses, brachte sie zu Fall und trat so lange mit den Füßen auf sie, bis die Unglückliche verschieden war. Der unmenschliche Ehemann wurde in das Gerichtögesängnis zu Zabrze ringeliefert.
— Zwei Mütter. Nach dem österreichischen Ort Franzensfestc kam dieser Tage eine junge Mutter mit einem etwa 14 Tage alten Kinde, welche den MittagS-Personen« zug von Jnsbruck zur Fahrt benutzt hatte. Vom Bahnhofe begab sich die Person in das nahegelegene Gasthaus „Zum Reifer* und nahm dort eine Mahlzeit ein. Plötzlich sprang sie auf und bat die Kellnerin, auf ihr Kind einen Augenblick Acht zu geben, sie müßte schnell einmal nach dem Bahnhofe hinüber. Die Kellnerin ahnte nichts Arges, aber die Person kam nicht wieder. Man forschte nun nach und erfuhr am Bahnhofe, daß sie den in das Pustcrthal gerade ab» gehenden Zug erreicht hatte und abgefahren war. Bei dem Kinde fand man nun auch einen Zettel mit folgendem Inhalt: „Schenke Euch das Kind; bin arm, kann für daS Kind nichts bekommen. Ich bitte» nehmt eS und erzieht es gut, doS Mädchen heißt Hedwig Johanna L." Die Gasthausbesttzerin Frau Wild, welche Mutter von 18 Kindern ist, meinte beim Lesen des Zettels: „Habe ich 18 Kinder aufgezogen, so ziehe ich da- 19. auch noch auf." Die brave Frau hat vaS Kind thatsächlich in ihre ohnehin nicht kleine Familie ausgenommen.
Paris, 30. März. (DreyfuSredivivuS.) Die „Aurore* will aus guter Quelle wissen, daß Esterhazy der Regierung über den Fall Dreyfus Enthüllungen gemacht habe, die die Schuld der Generäle klar beweisen. Das Blatt behauptet, dieser Brief Esterhazys habe die Regierung beeinflußt, die nunmehr be» reit sei, die Amnestievorlage aufzugeben.
Wladikawkas, 31. März. Zwischen den Stationen Grosnyj und Alchanijurt stieß ein Postzug mit einem Gülerzug zusammen. Mehrere Petroleumwagen entzündeten sich. Die Lokomotivführer der Züge, die Postbeamten und zahlreiche Passagiere sind umgekommen.
— Durch ihre Dienstmagd erdrosselt wurde in Budapest eine alleinst hende Bür» gersfrau namens Julie Lenker. Frau B, lebte, von ihrem Gatten getrennt, in geord» nelen Verhältnissen. Die Mörderin suchte auf raffinierte Weise di- Spur ihrer Thäter- schaft zu verwischen. Bei der Leiche nämlich, die man mit einer Schnur um den Hals im Bette fand, lag ein Brief mit der täuschend nachgeahmten Handschrift der Frau B., worin diese anscheinend mitteilte, sie sei frei» willig in den Tod gegangen. Jedoch die Schwester der Ermordeten konstatierte die Unechtheit dieser Schrift, worauf endlich am späten Abend die Dienstmagd Sofie Koste- ihre Schuld cingestand. Sie habe ihre Her» rin mit bloßer Hand erdrosselt und ihr dann dir Schnur um den Hals gelegt um den Anschein eines Selbstmordes zu erwecken. Auch habe sie einen Ohrring der Toten in da- Bett des Zimmerherrn Politzer, wo er auch gesunden wurde, gelegt, damit event. ans ihn der Verdacht falle, lieber den Grund zu ihrer That verharrt sie in hartnäckigem Schweigen.
— Ein schöner Name. Eine arme Arbeiterin, in East End von London wohn» Haft, ließ ihr Töchterchen, das am Tage der Waffenstreckung Cronjes zur Welt kam, zu Ehren der siegreichen englischen Generale und der von ihnen gewonnenen Gefechte auf den gewiß nicht alltäglichen Namen „Modderina, Belmontina, Robertina, Bullerina" taufen.