Hof bei Düsseldorf niedergelassen; er erhielt am Freitag abend Besuch von zwei anderen Schirmfllckirn, Verwandten von ihm, und es wurde tüchtig Branntwein getrunken. Gegen 11 Uhr entfernten sich die beiden Besucher. Kersten hetzte tüchtig den Ofen in der Karre und schlief bald in seinem Brandweindusel ein. Die zwei Besucher, die ebenfalls be­zecht waren, kehrten zur Karre zurück, um sich einen Spaß zn machen. Wie man on- nimmt, zogen sie die Karrenstützen fort, die Karre wippte auf, der Ofen fiel um und alsbalv stand die Karre in Hellen Flammen. Kersten war bereits verbrannt als Hilfe kam; nur die unkenntliche Leiche wurde hervorge­zogen. Die Mutter des Kersten, die eben­falls in der Karre nächtigte, hat lebensge­fährliche Brandwunden erhalten; sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Die beiden Bur­schen, welche das Unglück angcrichtet haben, wurden in einem Strohhausen gesunden und verhaftet.

Das reichste Dorf im oberen Pfinz- thale scheint Weiler zu sein. Vor einigen Jahren baute eS ein neues Schulhaus, dann kaufte es eine neue Kirchenorgel sowie eine Turmuhr und zum Bahnbau gab es einen Beitraa von 13 000 ^ Dennoch konnten in diesem Jahre das Schulgeld und die Umlage aufgehoben werden. Dazu bekommt noch jeder Burger jährlich acht Ster Holz auS dem Gemeindewald.

25 Nähnadeln verschluckt! Einen Selbstmordversuch durch verschlucken von 25 Nähnadeln unternahm in Leipzig der 32 Jahre älte Handarbeiter W. auS Berlin. Erst vor kurzem halte er sich dort durch einen Revolverschuß in die Brust zu töten versucht, wurde aber im Krankenhause am FriedrtchShain geheilt. Als er nun in Leip­zig keine Arbeit fand, verschluckte er ein Päckchen mit 25 Nähnadeln Inhalt, doch zwangen ihn die furchtbaren Schmerzen, selbst in einem dortigen Krankenhause Auf­nahme zu suchen, woselbst ihn die Aerzte am Leben zu erhalten gedenken.

Die Hamburg-Amerika-Linie hat, wie au< Paris depeschiert wird, für die Dauer der Pariser Weltausstellung dasHotel du Palais" und dasHotel Columbia" gepachtet, deren Zimmer den mit Schiffen der Ham- burg-Amerika-Linie zum Besuche der Welt­ausstellung nach Europa kommenden Reisenden ohne Preisaufschlag zur Verfügung gestellt werden. Eine Reklame dieser Art ist eben­so wilksam als ehrenvoll.

- (Nachklänge zum Dreykusprozeß.) Esterhazy, der immer noch in London weilt, verlangt freies Geleite, um vor französischen Richtern darzuthun, daß ihm das Dokument Canaille D." von du Paly de Clam, der es von Henry erhalten, übergeben worden sei. Fcrner will Esterhazy die Namen von Vier Genossen nennen, die den Löwenanteil jener 200,000 Franks erhielten, die ein Altachs für gelieferte angeblich falsche Karten und Pläne bezahlte. Endlich will Esterhazy beweisen, daß er das Borderau im Aufträge Eandherrs geschrieben habe. Er will den Agenten des Nachrichtcnbureaus nennen, welcher das Vordere«» in die Portierloge der deutschen Botschaft brachte und erzählen, auf welchem Wege dieses Dokument an den Generalstab gelangte.

Angesichts des Todes seine Schulden zu bezahlen, ist jedenfalls eine Handlung, dir selten ihres Gleichen finden dürste. Ein

Geschäftsmann in Köslin i. P. erhielt näm­lich dieser Tage von einem in Südafrika in den Reihen der Buren kämpfenden Offi zier, welcher vor vielen Jahren in Köslin in Garnison stand, ganz unverhofft zur Tilgung einer allen Schuld eine größere Geldsumme zugesandt. Dem glücklichen Em­pfänger kam das Geld natürlich sehr gelegen.

Hungersnot in Schweden. In Norr- land, der nördlichsten Provinz Schwedens, ist infolge ungünstiger Ernte eine Hungers­not eingetreten. Unter der armen Bevölkerung herrscht große Not. Von der Prksse wird die Regierung aufgeforvert, schleunige Hilfe angedeihen zu lassen.

Amsterdam, 7. Fkbr. Ein gräßlicher Ritualmocd wurde zu Altforst (Geldern) entdeckt. Eine dortige religiöse Sekte hatte beschlossen, dem Herrn Opfer zu bringen. Als das Sektenmitglied Scherf vor der Wohnung das verabredete Zeichen, Mädchen- gesang, vernahm, weckte er den als Opfe, gewählten Hausdiener, ermordete ihn, schnitt ihm Kopf und Beine ab und wusch sich dann mit zwanzig anderen Mitgliedern die Hände im Blute. Scherf wurde verhaftet, darauf wallfahrten sämtliche Mitglieder unter Palmengesang zur Mordstelle und steckten alsdann das Zimmer in Brand. Die Polizei umzingelte das Haus und ver­haftete alle Anwesenden.

Einen grauenhaften Selbstmord Hai der pensionierte Hauptmann Lijo Paic in Agram verübt. Er nahm zuerst Morphium, durchschnitt sich dann mit einem Rasiermesser den Hals, griff hierauf zum Säbel und brachte sich noch tiefe Wunden bei, worauf er sich durch das Küchenfenster kopfüber in den Hof stürzte.

Vater und Tochter. Eine furcht­bare Tragödie spielte sich in Budapest ab. Die 18jährige Tochter Margarete des Haus­besitzers Michael Csooak lief vor drei Jahren aus dem elterlichen Hause davon und trieb sich seither in öffentlichen Häusern herum. Inzwischen starb ihre Mutter und der Vater heiratete wieder. Margarete kehrte nun vor kurzem total herabgekommen zurück. Der Vater wollte sie aber nicht mehr aufnehmen. Heute kam daö Mädchen in Abwesenheit ihres Vaters in daS Haus, um ihre vier Geschwister zu besuchen und weilte noch da, als der Vater zurückkam. Furchtbar erregt über die Anwesenheit der Verlorenen, riß der Vater ein Gewehr von der Wand und schoß die Tochter nieder, die sofort tot war. Zur Besinnung gekommen, schoß Cfonak die zweite Kugel, angesichts seiner Frau und der vier Kinder auf sich selbst und starb eben­falls sofort.

Die Trauung wider Willen. Aus Athen wird berichtet: Bezeichnend für die Zustande im Innern Griechenlands ist di> in mehreren Zeitungen veröffentlichte Kund­gebung grenzenloser Entrüstung eines jungen Mädchens Namens Aglaja Kontzia. Sie erzählt, daß sie auf offener Landstraße von zehn Bewaffneten den Armen ihrer Mutier entrissen wurde. Nachdem die Telegraphen- drähie durchschnitten und die Akten des Friedensrichters geraubt worden waren, um eine Vermittlung der Nachricht des Ueber- salls an den Staatsanwalt zu verhindern, wurde sie vergewaltigt und einem der Burschen von einem dazu mit der Pistole gezwungenen Popen angetraut. Da die zehn Burschen sreigelossen worden sein sollen, hat sich die

Entehrte an den König, die Regierung und die Zeitungen gewandt. Ihre Kundgebung icklteßt mit der Versicherung, daß sie ihren Entführer nicht einmal als Diener viel weniger als Gatten annehmen wolle, da er ein Räuber und Verbrecher sei.

Die Transvaalregierung hatte vor einem Jahre bei einer bekannten geographi­schen Anstalt in der Schweiz 5000 Kriegs- karten von Südafrika, nach den Geländeauf­nahmen europäischer Offiziere, bestellt. Die Karten konnten jedoch vor dem Kriegsaus­bruch nicht ferliggestellt werden und blieben liegen, bis vor wenigen Wochen die engl. Regierung dies erfuhr und einen Abgesandten beauftragte, diese Karten für die englische Armee aufzukaufen. Der Verlag weigerte sich,, die Karten einem anderen als dem Be­steller auszufolgen, um so mehr, als die Transvaalregierung die Kostensumme bei dem Kriegsausbruch deponiert hatte. Jetzt haben zwei direkte Abgesandte Transvaals das ge­samte Material abgeholt.

Die Gesamt-Verluste der Engländer beliefen sich bis zum 8. d. M. auf 10 564 Mann, davon Offiziere getötet 181, ver­wundet 375 und vermißt 109. An Krank­heiten sind bis 8. Febr. 456 Mann gestorben.

Zu Gunsten der Buren hat der nord­amerikanische Senat am Samstag eine Re­solution angenommen, die in England stark verschnvpfen wird. Nachträglich wird es aller­dings so dargestellt, als habe cs sich um eine Uebereilung gehandelt, die nicht verbindlich sei.

(Komm' den Männern zart entgegen . . ." Im Gasthause des Josef Eminger in Kragau in Niederösterreich fand kürzlich ein HauSdall statt, der bis 4 Uhr morgens sehr animiert verlief. Um diese Zeit kamen mehrere angeheiterte Gäste in das Lokal, die trotz mehrmaliger Aufforderung sich nicht entfernen wollten. Der Wirt versuchte alle Mittel der Ucberredung; es war umsonst. Da griff er verzweifelt zum letzten Mittel und ließ seine Bedienerin, die Slovakiu T-nzelbcrger, rufen. Das Mittel war nicht ungefährlich, denn die Tenzelberger verfügt über eine äußerst robuste Konstitution; sie hat mit den übrigen Vertreterinnen deS schwachen Geschlechtes nur das Geschlecht und nicht die Schwäche gemeinsam. Um die Ein­dringlinge zu vertreiben, ergriff sie einen S.ssel, mit dem sie unbarmherzig auf die Störenfriede einhieb. Es entwickelte sich ein homerischer Kampf, der mit dem Siege deS tapferen Mädchens und mit der Zertrüm­merung deS Sessels endete. Einer der Ball« aästc fiel unter den wuchtigen Streichen ohn­mächtig zu Boden und mußte in das Spital überführt werden; sieben andere erlitten leichte Verletzungen. Erst der Gendarmerie gelang es, weitere Heldenthaten der Slovakin zu v rhindern. Sie wurde verhaftet.

Kowno, 10. Febr. Auf dem dem Grä­fin Zabiellv gehörigen Rittergut Labunova, unweit Kowno, ist eine gräßliche Leichen­schändung verübt worden. Die Verbrecher drangen nachts in die unter der Schloßkapelle befindliche Familiengruft ein, öffneten alle Lärge, warfen die Leichname heraus und be­raubten sie der Brillantringe, Ohrgehänge und aller sonstiger Schmucksachen. Der Wert der geraubten Gegenstände ist enorm.

Tours, 15. Febr. Ein heftiger Sturm verursachte hier und in der Umgebung er­heblichen Schaden. Mehrere Häuser sind eingestürzt.