Rundschau.

Herrenalb, 21. Juli. Es wird hier bei unfern Geschäftsleuten allgemein mit Freude begrüßt, daß eS an energischen Bestrebungen (hauptsächlich von seiten der HH. Hotelbesitzer Hardtmann und Postexp diior Feldmaier) ge­lungen ist, den Telephon-Anschluß mil Neuen­bürg und damit die weitere Verbindung er­reicht zu haben.

Aus dem Oberamt Maulbronn, 19. Juli. Gestern Nachmittag war ein Bauer mit seiner Ehefrau während eines Gewitters eben im Begriff unter einem Baum Schutz zu suchen, als beide vom Blitz getroffen wurden. Der Mann war sofort tot, die Frau betäubt. Als st? wieder zum Bewußtsein kam, suchte sie den neben ihr liegenden Mann zu wecken, erkannte aber zu ihrem Einsetzen die furcht­bare Thalsache.

Furlwangen, 20. Juli. Schon seit meh­reren Tagen sind in dieser Gegend die Ge­witter vorherrschend, wodurch unsere Telephon- und elektrische Licht-Leitung viel zu leiden haben. Schon mehrere Male schlug der Blitz in daS Elektrizitätswerk in Triberg, so daß wir ganz ohne Lucht sind, da die meisten Häuser und Straßen hier mit elektrischem Licht versehen sind.

Vom unteren Remsthal, 21. Juli. Unsere Weinberge zeigen fortwährend euren schönen Stand; die angesetzten Früchte sind bereits erbsengroß und ist der Behang namentlich beim Riesling und Sylvaner ein reichlicher. Krankheiten sind bereits keine zu bemerken, trotzd.-m wird nun da und dort zum zweiten­mal bespritzt.

Gerabronn, 21. Juli. (Warnung.) In Morstein kam vor einigen Tagen der leider schon öfters dagewesene Fall vor, daß Eltern, wenn sie der Feldarbeit nachgehen, ihre Kin­der durch Einschlüßen im Wohnzimmer am besten aufgehoben glauben. 3 Kinder waren wieder in dieser Weise eingeschlossen, auch die nötigen Zündhölzer fanden sich vor und so machten sie hinter der Kammerthür ein kleines Feuerte, das alsbald die daran hängen­den Kleider ergriff. Durch dichten Rauch wurden die Nachbarn auf die Gefahr auf­merksam gemacht, aber erst durch Einschla­gen der Fenster und Thüren konnten die Kinder von dem EcstickungStot gerettet werden. Der durch Feuer und Wasser angerichtete Schaden soll nicht unbeträchtlich sein.

Tuttlingen, 22. Juli. Der 7jährige Sohn der Witwe Diener kam gestern beim Holzfahren unter einen Wagen und war so­fort tot. Vor einem halben Jahre hat der älteste Sohn der Witwe in gleicher Weise sein Leben verloren, indem er von einem Fuhr­werk totgedrückt wurde.

Psorzheim, 22. Juli. Die mutige That des Gewerdeschülcrs Knecht, welcher einen l'/ajährigen Knaben vom Tode des Er­trinkens rettete, hatte zur Folge, daß ein hiesiger Fabrikant sofort ein Sparkassenbuch mit 30 ^ Einlage anlcgte. Dieses lobens­werte Vorgehen fand Nachahmer so daß jetzt schon eine ganz ansehnliche Summe für den jungen Mann gezeichnet ist. Derselbe stammt aus armer Familie.

Pforzheim, 23. Juli. Gestern abend 7 Uhr wurde auf dem hiesigen Bahnhof ein etwa 40 Jahre alter Mann verhaftet. Der­selbe versuchte während der Fahrt von Karls­ruhe nach Pforzheim eine schon in Verwes­ung üdergegangcne Leiche zum Wagenfenster hinauszuwerfen, wurde jedoch von einem

Mitreisenden an seinem Vorhaben verhindert und auf dem Bahnhofe hier in sicheren Ge­wahrsam gebracht. Weiteres bleibt abzu- wartcn.

Pforzheim, 23 Juli. Ein etwa neun­jähriges Mädchen war mit Feueranmachen b schäfligt und goß, um rasches Brennen zu bewirken, Petroleum dazu. Das Feuer kam an die Kleider des Mädchens, welches sofort in Hellen Flammen stand und derartig schwere Brandwunden daventrug, daß es gestern früh verschied.

Aus Franken. 21. Juli. Vorgestern gingen heftige Gewitter in der ganzen Um­gegend nieder. In Untereuerheim wurde der 30jährige Schuhmacher Reinhardt vom Blitze getroffen und war augenblicklich tot.

In Ludwigshasen gerieten in einer Wirt­schaft drei Mannheimer Kellner mit einem 27jährigen Rheinschifsir i» Streit. Auf dem Heimweg versetzte der Schiffer zweien von den Kellnern mehrere tiefe Messerstiche in den Unterleib, an deren Folgen der eine gleich darauf starb, während der andere im Sterben liegt. Als der Thättr verhaftet werden sollte, flüchtete er auf das Dach eines Hauses, wurde aber von Polizeibeamten her­untergeholt.

Zu dem Unfall der Kaiserin geht demBert. Lokal-Arz." ein weiteres Tele­gramm zu, nach welchem bedauerlicherweise der Unfall größer erscheint, als man nach den ersten Meldungen annchmen durfte. Es ist in dieser telegraphischen Mitteilung jetzt zum ersten Male von einem Wadenbeinbruch die Rede, und es wird die Befürchtung aus­gesprochen, daß die Kaiserin wohl kaum vor sechs Wochen von dieser Verletzung geheilt sein wird. Das Telegramm lautet:Die Kaiserin trat durch Abgleiten von den Holz­prügeln, womit der Weg belebt ist und die infolge der Feuchtigkeit sehr glatt waren, mit dem rechten Fuße einwärts und zog sich außer der Verstauchung dcS Sprunggelenkes einen Bruch des Wadenbeines zu. Die hohe Frau muß unbedingt mehrere Tage das Bett hüten und dürfte kaum vor sechs Wochen vollstän­dig hergestellt sein. Die Teilnahme der Be­völkerung ist groß und herzlich."

Wegen Kindsmordes wurde in Mül­heim a. Rh. zahlreiche Personen vernommen, sie angeblich in die Angelegenheit verwickelt sein sollen. Die Polizei verhaftete einen Mann, der beschuldigt wird, das Kind mit­tels Hammerschläge getötet zu haben, daraufhin habe die eigene Mutter den Leichnam in den Rhein geworfen.

Ans der Rheinprovinz. iS. Juli. In Kirn ist das große Holzsägewerk von Karl Herold gänzlich niedergebrannt.

Nürnberg, 21. Juli. Ein heute morgen ausgebrochenes Großfeuer hat die große Ar- nold'sche Jalousie-Fabrik zerstört.

Die Reichsregirrung bereitet eine Vor­lage vor, welche für die unbedingte Straf­mündigkeit das vollendete 14. Lebensjahr statt, wie bisher, des vollendeten 12. Lebens­jahr festsetzt.

Elbing. 21. Juli. Ein entlassener Lehr­ling erschoß gestern den Schlossermeister Hall. Der Mörder wurde ergriffen.

Schweidnitz, 2 1 . Juli. Wegen 2ft, rückständigen Lohns hat der Bäckergeselle Hallacz den Bäckermeister Richter in Dirs- dorf erschossen. Der Mörder wurde ver­haftet.

Im Walde verhungert ist die sieben­jährige Tochter eines in Bernau wohnenden Arbeiters. Die Kleine war, so berichtet die Freist Ztg.« mit ihnn Eltern vor ca. 14 Lagen nach dem Forst zwischen Bernau und Biesemhal gegangen und suchte hier Blau­beeren. Hierbei verloren die Eltern das Kind aus dem Auge. Auch die sorgfältigste Absuchung des Forstes, die auch am folgen- oen Tage mit Hilfe zahlreicher Bernauer Bewohner fortgesetzt wurde, war erfolglos. DaS Mädchen war und blieb verschwunden und man nahm allgemein an, daß es das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Am Dienstag wurde die Kleine in einem dichten Gesträuch mit vollständig zerrissenen Kleidern tot aufgefunden. Ein Verbrechen ist nach dem Befund ausgeschlossen.

Eine ungewöhnliche Krastleistung auf der Rennbahn hat der österreichische Ober­leutnant von Kneutzbrnck in Siofok (Ungarn) geliefert: er stieg in allen zwölf Rennen zweier Renntage in den Sattel und gewann von diesen nicht weniger als neun, während er in zwei Rennen auf dem zweiten und in einem ans dem den dritten Platz endete. Die Distanz, die Oberleutnant v. Kceuzbruck an den beiden Nachmittagen zu Pferde hin- legte, beträgt 28 000 m. Der ausgezeich­nete Reiter hat Heuer 44 Siege errungen, so daß ihm das abermalige Championat nicht zu nehmen ist.

Mit der Sense geköpft Im Küste, lysr Holler bei TemeSvar gerieten der Land­wirt Peter Gatja und dessen Frau Perstoa mil dem Schnitter Johann Trailla in Streit, weil sich letzterer während des Schnittes zu häufig die Pfeife stopfte und angeblich zu wenig arbeitete. Trailla geriet in Zorn, hieb mit der Sense aus und schnitt Gatja den Kopf ab, worauf er auch der Frau Gat- jas mit der Sense schwere Verletzungen bei­brachte. Trailla stellte sich nach der That selbst dem Gerichte.

Einem furchtbaren Verbrechen ist man in Riesa (Sächsin) auf die Spur ge­kommen. Unter der dortigen Elbbrücke fan­den Arbeiter des Lauchhammerwerkes einen mit dem Tode ringenden Menschen, dessen Körper durch Mesferwunden scheußlich ent­stellt, während der Schädel durch Beilhiebe gespalten war. Hände und Gliedmaß'» waren verstümmelt, das Gesicht blau angc- laufen. Der Unglückliche atmete noch einige Augenblicke und starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt haben. Die Person des Ermordeten ist noch unbekannt, er scheint geringem Stande anzugehören. Als der That verdächtig wurde der unter der Elb­brücke betroffene Arbeiter Weise, ein übelbe- leumundetes Subjekt, verhaftet und in das Gerichtsgefängnis Riesa transportiert. Ob Raub- oder Lustmord vorliegt, muß die Unter» suchung ergeben.

Ein schreckliches Unglück ereignete sich im Waisenhaus in San Sebastian (Spa­nien.) 25 Waisenmädchen gruben einen Graben im Klosterhof neben einer neuerbau» len Mauer, als letztere einstürzte. Fünf Kinder und eine Nonne wurden getötet, ebenfalls ist es sonderbar, daß kleine Mäd- en zu solchen Erdarbeiten verwendet werden.

Am Altar vergiftet. Aus Genua wird berichtet: Der Pfarrer von C cognola bei Pavia, Giembaliffa Verri, weilte seit einigen Tagen in Seravallo bei Genua zu Besuch. Vor einigen Tagen celebrierte er