Lokales.

Wildbad, 11. Juli. (Eingesandt.) Es soll nicht verfehlt werde», auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß vom 23.-25. Juli d. I. das Kreisturn­fest in Cannstatt stattfindet und wie man allem Anschein nach schon jetzt annehm'n darf, wird dies ein Fest werden, wie es die Gelegenheit zu sehen, selten bieten wird. Es ist dies nicht eine gewöhnliche Veranstaliung, wie z. B- ein Volksfest re., welches nur zur Belustigung des Publikums dien!. Nein es dient einer viel höheren Sache, der körper- lichen und sittlichen Hebung des deutschen Volkes. Das Vergnügen selbstverständlich wird auch hier nicht fehlen, doch das soll dabei nur Nebensache sein. Die Hauptsache ist die Arbeit, die ernst« Arbeit, wo sich die Kräfte messen werden um den Preis zn er­ringen, der einem tüchtigen Turner gebührt. Nicht gering sind zwar die Anforderungen die an den einzelnen Mann gestellt werde», doch die dcuische Turnerschaft darf bereits auf ein derartig segensreiches Wirken zurück­blicken, daß man hoffe» darf, daß die ge­steckten Ziele bestimmt erreicht werden. Be­sonders der Glanzpunkt des Festes, die all­gemeinen Siabübungen, die von einigen 1000 Turnern zugleich auszuführen sind, werden ein großartiges, erhebendes Schauspiel biete». Das Fest dauert vom 23.25. Juli und zwar wird am SamStag den 22. Abends im Cursaal ein Banket, am Sontnag Morgen Wettiurnen, Mittags der Festzug und die allgemeinen Stabübungen stattfinden. Am Montag Fortsetzung des Wettturnens und PceiSverleilung. Zu gleicher Zeit werden am Sonntag und Montag Mittag Volks­spiele, wie Fuß- und Schleuderballspiele re. Abends Conzert und Beleuchtung der Cur- anlagen veranstaltet werden. Dienstag so­dann kommen die verschiedenen Turnfahrttn zur Ausführung. Es ist dies ein derartig reichhaltiges Programm, daß es sich gewiß lohnen wird, das Fest zu besuchen- Fahr­preisermäßigung findet statt. Der Preis der Festkarte beträgt I mit Quaticrbe- rechtigung 2 ^ Die verehrt. Mitglieder, sowie Interessenten der Turnsache sind zu zahlreicher Beteiligung freundl. eingeladcn. Anmeldungen nimmt entgegen: Fritz Kuch, Kassier.

R » n ü I H a u.

Cannstatt, 10. Juli. Auf dem Heim­weg von einer Hochzeit wollten gestern früh um 3 Uhr 2 junge Leute noch eine Nachen­fahrt auf dem Neckar machen. Der eine derselben, ein 24jähriger Arbeiter der Kgl. Wagenreparatur-Wcrkstätte, fiel dabei ins Wasser und ertrank. Der Leichnam wurde gestern geborgen und ins Leichrnhaus des SletgfriedhofS verbracht. Der Jammer der Angehörigen ist groß.

Wimsheim, 10. Juli. Der 10jährige Sohn des LandwiriS Bessert geriet unter den mit einem Latrinenfaß beladenen schwe­ren Wagen und starb nach wenigen Augen­blicken.

Birkeuseld, 10. Juli. Heut früh 2'/« Uhr entstand Feuerlärm. Es war in einem an ein 3saches Wohnhaus nebst angrenzenden Scheuern und weiterem Gebäude-Complex an- gcbauten Holzschuppen im sogen. Eck,Feuer gelegt worden in der Absicht, den .dortigen Gebäude-Compsix einzuäschern, was aber dank dem energischen Eingreifen der gesamten Feuer­

wehr, der Einwohnerschaft und insbesondere unserer vorzüglichen Wasserleitung total ver­eitelt wurde, indem nach etwa 1 ständiger Ar­beit jede Gefahr beseitig! war.

Ebingen, 10. Juli. Eine seltene, aber höchst gelungene Frier beging gestern die Ge­meinde Winterlingen, nämlich das 25jährige Jubiläum der OrtSfeuerwehr. Vor dem Rat­haus war eine schöne Tribüne erstellt, auf der die Festdamen, Bezirksvorstand Filser, Bezirksfeuerlöschinspektor Mebold u. s. w. Platz nahmen. Die Gemelndekollegien ehrten die Fenerwehr dadurch, daß sie ihr eine Fahne widmeten, sowie jedem Jubilar ein Geldge­schenk von 4 ja sogar jedem Feuerwehr­mann eine Gabe von 1 spendete. Obcr- amtmann Filser übergab die von dem König an hiesige Feuerwehrmänner verliehenen Ehren­zeichen. Os sind 11 Feuerwehrmänner, die dekoriert wurden.

Ulm. 10. Juli. Glückwünsche zu der nun ermöglichten Stadterweiterung sind ein­gelaufen von Sr. Majestät dem König, vom Minister des Innern v. Piswek, vom würt- tembergischen MiittärbevoUmächtigten, Frei­herrn v. Walter in Berlin, vom General- adjuianten des Königs von Bilfinger, von der Nachbarstadt Neu-Ulm und von zahl­reichen auswärts wohnenden Ulmern. Den Anfang zum Durchbruch des Walles wird wohl die Eisenbahnverwaltung machen, die den Rangierbahnhvf ins Blauihal hinauf verlegt, dann wird die Stadt zur Verlänger­ung der elektrischen Straßenbahn nach Söf­lingen möglichst rasch einen Weg von der Ehingerstraße aus durch den Wall legen. Des weiteren wird die König Wilhelmstraße am Stuttgarter Thor vorbei bis zur Heiden- heimcrstraße geführt werden, doch sind das alles Aufgaben für die nächsten 10 Jahre.

Das richtige Verhallen bei einem Gewitter. Das Wichtigste bei einem Ge­witter ist, Zugluft in der Wohnung abzu­schneiden, also die Klappen und die Tbüren zu den Schornsteine» und die Zimmerlhüren zu schließen und nur in jedem Zimmer einen oberen Fensterflügel offen zu lassen. Zugluft hat schon in nicht seltenen Fällen den Blitz sogar am Biitzableiteiier vorbei und in die Gebäude hineingelenkt. In je­dem bewohnten Raum ist der Zutritt der freien Luft nicht nur der Regenerierung der Atmosphäre wegen, sondern auch daium an- zuraten, weil ein in ein geschlossenes Zim­mer hineinfahrendcr Blitzstrahl den betäub­ten Bewohnern leicht Ecstickungsgefahr bringen kann. In der Regel hinterläßt der Blitz an den Orlen, wo er einschlägt, einen starken schwefeligen Qualm, und Leute, welche vor Schreck oder aus Betäubung ohnmächtig ge­worden sind, können dann leicht ersticken, wenn nicht irgend eine Stelle zum Abzug offen gelassen ist, und dazu eignet sich ein oberer Fensterflügel am besten.

Obernheim, 8. Juli. Als gestern abend gegen 5 Uhr ein schwerer Stein mit der Maschine an dem hiesigen Kirchturm, welcher gegenwärtig erhöht wird, emporgezogen wurde, brach das Seil, infolgedessen der 19 Jahre alte Maurer Johannes Heinemann von hier welcher den Stein hereinziehen wollte, 25 Meter hoch in die Tiefe stürzte und sich schwer verletzte. Heiuemann, welcher einen Ober und Unlerschenkelbruch erlitt und die Achsel auseinanderfiel, wurde heute in das Bezirkskrankenbaus Spaichingen überführt. Vorsicht! Ein Fall, der zur Vor­

sicht beim Genuß von unreifem Obst mahnt, ereignete sich in WieSloch (Baden). Der lOjährtge Sohn eines Brauereigehilten am verflossenen SamStag unreife Acpfet u»o trank noch Wasser dazu hinein. Nach hef­tigem Leibschmerzen trat bei ihm Darmver­schlingung ein, so daß das beklagenswerte Kind verstarb.

Unwetter am Rhein und im Schwarz­wald. Die am Sonntag und Montag in der Rheingegend, sowie im Wupperthal her­niedergegangenen Gewitter haben zahlreiche Opfer gefordert. In Gratzfeld schlug der Blitz in ein Wohnhaus ein und tötete eine im Bett befindliche kranke Frau, während der in der Nähe sitzende Ehemann gelähmt wurde. In Newiges wurde ein 13jähriger, in Vel- dirt ein 14jähriger Knabe vom Blitzstrahl getroffen. Beide waren sofort tot. In Heii- igcnhauS stürzte ein Spaziergänger vom Blitz getroffen tot zu Boden. Durch einen Wolkenbruch wurden nach dem badischen Nach- richtenbureau zwischen Happach u. TodtmvoS im Schwarzwald Brücken fortgerissen. Durch de» Todtenbach sind mehrere Häuser ge­fährdet. Der Hagel liegt '/« Meter hoch. Viele Wiesen sind vernichtet, alles Futter wurde fortgeschwcmmt.

Die Veraulassung einer Familien tragödie. Die vor wenig Tagen aus Berlin gemeldete, schrecktiche Blutthat, welcher Fra» Sulkowska und ihre vier Kinder zum Opfer steten, finde! nun eine sehr merkwürdige Auf­klärung, indem sich Frau v. Sulkowska bei ihrer Thal vom Aberglauben hatte leiten lassen. Es wurde festgestellt, daß die un­glückliche Frau, deren Mann auf längeic Zeit im Auslande seiner Arbeit nachging, in Begleitung der Aufwartefrau Ragotzky am Mittoch eine Kartenlegerin besucht hatte, die durch ihr unsinniges Geschwätz viel dazu bei- gelragen hat, daß die nervöse Frau die un­selige Thai vvllsührte. Die Kartenlegerin soll zu Frau v. Sulkowska gesagt haben: In kürzester Zeit werden Sie einen großen Prozeß haben; GerichlSbeamle werden in Ihrer Wohnung a»S- und nngehen; dieser Prozeß wird namentlich durch Ihren Man» herbeigesührt werden, der sich auf seiner jetzigen Arbeitsstelle eine Geliebte angeschaft hat,* Das war für die hysterisch veranlagte Frau v. Sulkowska zu viel, und vergebens suchte Frau Ragotzky die Erregte zu be­ruhigen ; auf alles gütliche Zureden entgeg- nete die Unglückliche:Die Kartenlegerin hat Recht, denn sonst würde mein Mann öfter schreien." Am 9. Juli traf Herr v. SulkowSki, dem man nur telegraphiert hatte, daß ein Unglück geschehen sei, ln Berlin ein; er wurde vom Bruder seiner Frau auf dem Bahnhof erwartet. Als er die vollständige Wahrheit erfuhr brach er ohnmächtig zusam­men.

Unsere Dienstboten. Hedwig, die in einerEckbestille" des Süewestcns Berlins bedienstete Maid, war noch vor kurzem ein tüchtiges Mädchen für alles. Seit einiger Zeit aber vernachlässigte sie den Dienst in unverantwortlicher Weise, war träge, auf­fallend schläfrig und widerspenstig. Die Herrschaft glaubte zunächst, die Vmbotcn einer schweren Kiankhett hätten das Mädchen so umgewandelt, doch bald löste sich durch einen Zufall das Rätsel. Als der Herr des Hauses kürzlich ausnahmsweise spät, d. h. am frühen Morgen heimkehrte, sah er im Hausflur vier Zweirädcr, darunter die seiner