Rundschau.
— Unerhobene Gewinne! Laut der Oiiginallisten der AnSdach- Gunzenhauser 7 st. Loose ans den Jahren 1898 und rückwärts sind Haupttreffer zu 7000 fl , 6000 fl. 500 fl., 100 fl. u. s. w. unerhoben geblieben. Aehniich verhält es sich bei Amsterdamer, Barletta, Braunschweiger, Bukarester, Finnländer, Freiburger, Mailänder, Meininger, Oldenburger, 30000 600
200 ^ u. s. w. Pappenheimer, Ncuchateler Oesterreicher, Hamburger, Ungarischen, Kur- hessischen, Dessauer, Schwedischen, 15 000 Thlr., 10 000 Thlr. u. s. w. und Venediger Losen ; überhaupt bei allen anderen Losgaltungen und sonstigen kündbaren Papieren sind Tausende von Haupt- und Nebentreffern unerhoben. Bei Türkischen 400 Fr.-Loosen sind 10 Haupttreffer unerhoben geblieben. Abgesehen von den Zinsenvcrlusten, welche die Inhaber dieser Treffer-Loose erleiden, haben sich noch das Risiko, daß viele dieser Loose zu Gunsten der Emmisstonsbehörde verfallen. Es ist deshalb jedem Loosbesitzer dringend anzuraten, seinen Papieren die nötige Aufmerksamkeit zuzuwenden, damit er vor Verlusten bewahrt bleibt. Genaue Aufschlüsse erteilt der Ziehungsltsten-Verlag aller amtlichen AnlehenS-Loose und Wertpapiere in Erlangen.
— Die Landesschnl-Ausstellung, welche
in den Monaten Juli und August in der Gewerbehalle in Stuttgart veranstaltet.wird, verspricht eine außerordentlich große zu werden. Gegen 650 Schulen des Landes beteiligen sich an derselben. Für die Ausstellung wird bereits ein umfassender Katalog ausgearbeilet.
Cannstatt, 8. Juni. In verschiedenen Weinbergen unserer Markung sind seit einigen Tagen blühende Trauben zu sehen.
Cannstatt, 9. Juni. Ein lljährigeS Mädchen goß gestern Abend bei einer Hausfrau in der Eberhardstraße in einen brennenden Schnellkocher Spiritus nach. Alsbald singen die Kleider des Kindes Feuer. Bis der schnell herbeigeeilte Vater der Kleinen, ein Arbeiter in der Kgl. Wagenrepa- rakurwerkstätte, das Feuer durch Umherwälzcn auf dem Hof gelöscht hatte, war dieselbe schon so verbrannt, daß an ihrem Auskommen gezweifelt wird. Auch der Vater hat ziemlich starke Brandwunden an den Händen erlitten.
Cannstatt, 10. Juni. Trotz des Eintritts wirklicher Frühjahrswilterung will sich die „Saison" .in unserer „Badestadt" nicht bemerkbar machen. An Kurgästen ist bis jetzt so gut wie niemand eingetroffen. Die Zahl derselben nimmt von Jahr zu Jahr ab und der Zuzug wird am Ende ganz aufhören. Unsere Stadt hat sich eben nachgerade zur wirklichen Fabrikstadt ausgewachsen.
Vom Schwarzwald, 6. Juni. In einer Versammlung des Nagolder Bezirksobstbauvereins am letzten Sonntag in Ebhausen wurde bezüglich der diesjährigen Obstaus- sichlen auf der östlichen Abdachungsfläche des Schwarzwaldes günstig berichtet. Die Birnbäume haben sehr reichlich geblüht und zeigen schöne und zahlreiche Fruchtansätze, ebenso die Zwetschgenbäume. Die Apfelbäume blühen teilweise jetzt noch ganz prächtig. Bei früheren Sorten verlief die Blütezeit durchaus günstig. Auch die üppige Heidelbeerbiüte verlies vorzüglich und die reichlichen Fruchtansätze berechtigten zu den schönsten Hoffnungen, ebenso
günstig sind die Aussichten bei den gegenwärtig blühenden Preiselbeerstaudcn. In eininigcn Gemeinden des Waldachthals treuen Heuer die Maikäfer sehr massenhaft auf. Die Stadtgemeinde Haitcrbach sah sich veranlaßt, eine Prämie von 70 für 1 Simri gesammelter Maikäfer auszusctzen. Schon 50 Mark zahlte die Stadtkasse an Sammler aus, meist an Schulknaben denen die einträgliche Maikäferjagd besonderes Vergnügen macht.
Gmünd, 7. Juni. Zum Bundksfkst des Württ. Krieg-rbundes, der am 17. u. 18. Juni in Gmünd stattfindet sind bis heute im ganzen 421 Vereine mit 9045 Mitgliedern und 216 Fahnen angemeldet. Zu dem Feste hat die K. Generaldirektion der Staatseisen- bahnen auf Antrag deS Bundesprästdiums eine Anzapl von Sonderzügen bewilligt, deren Zahl und Fahrpläne den Mitgliedern des Bundes bekannt gemacht wurden.
— Ein roher Bäckergeselle aus Donau- eschingen setzte einen Lehrling auf den heißen Backofen und ließ ihn nicht autstehen. Der Junge wurde am Hinterteile so verbrannt, daß eine längere Krankheit entstand. Nunmehr hat das Schöffengericht den Gesellen für seine Heldenthat auf zwei Monate ins Gefängnis geschickt.
- Lebendig verbrannt ist die 13 Jahre alte Enkelin des Spezereiwarenhändlcrs Neidig in Oppan bei Frankenthal. Das Mädchen, dessen Kleider bei dem Versuche Feuer anzumachen, in Brand gerieten, glich in wenigen Minuten einer Feuersäule.
— Die furchtbare Hitze in Newyork wurde durch eine leichte Prise gemildert, aber die Feuchtigkeit der Luft ist außerordentlich groß. Infolge der Hitze sind in Newyork 16 Todesfälle vorgekommcn. Viele Leute verlassen die Stadt.
— Frankfurt a. M-, 8. Juni. Heule vormittag wurde die 13. landw. Wanderausstellung vom Prinzen Wilhelm von Hessen im Aufträge des wegen plötzlicher Erkrankung verhinderten Großherzogs von Hessen mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet.
— Ein gräßliches Unglück har sich gestern in Bockenheim bei Frankfurt o. M. beim AuSgraben eines Kanalschachtes ereignet. Die Ausgrabungsarbeiien wurden zum Anschluß an den Kanal angenommen. Der Schacht, den nur noch eine dünne Wand zum Kanal trennte, hatte etwa 3 Meter im Quadrat. Die Sohle lag schon tiefer als der Kanal und weiter war auch der Schacht, entgegen der Vorschrift, nicht abgespießt. Plötzlich löste sich ein schwerer Stein neben dem Kanal los und stürzte in die Grube, und in diesem Augenblick ergoß sich auch schon der Inhalt der Grube über die dort schaffenden fünf Arbeiter, die durch die auS- strömenden Gase augenblicklich bewußtlos waren. Das RetlungSwerk war äußerst schwierig. Der Trambahnbedienstete Schüß- ler, der in dem Nebcnhause wohnte und zu Hilfe eilen wollte, stürzte in die Grube und konnte nur als Leiche hervorgebracht werden. Ferner sind tot aus der Grube hervorgebracht worden: Gg. Christ, verheiratet und Vater von vier Kindern, aus Egelöbach, und F. Raab aus Neuglashütten. In bewußtlosem Zustande wurden in das katholische Schwesternhaus gebracht die Arbeiter H. Müller aus Niederthalbach, Konr. Rüster aus Egelsbach und K. Pfister aus Bockenheim, in der Mühlgasse wohnhaft. Ihr Zustand ist derart, daß man auch für das
Leben deS einen ober andern fürchtet. Der Bauunternehmer Fischer aus Bockenheim wurde sofort verhaftet.
— Das kleinste und teuerste Grundstück Berlins hat kürzlich seinen Besitzer gewechselt. Die Germania berichtet darüber: Das fragliche „Grundstück" ist nur vier Quadratmeter groß, nämlich 2 Meter breit, liegt zwischen Königskolonnaden und dem Theater Kauffmann Variöls und besteht in einem winzigen Laden, welcher vor einigen Jahren von einem Zigarettenhändler für 6100 Thaler erworben wurde. Jetzt hat eine Baugesellschaft das Fleckchen für 50000 Mark gekauft. Eine Quadrairule käme unter den Umständen auf 175000 und ein preußischer Morgen auf 31500 000 Mark zu stehen.
— Der 30. Kongreß für Innere Mission wird vrm 2. bis 5. Oktober 1899 iu Slraßburg im Elsaß abgehalten werden.
— Ein hübsches Zwiegespräch zwischen dem Kaiser und einem Schulknaben aus Cadineu wird nachträglich von der Reise des Kaisers mitgeteilt. Der Hosenboden des kleinen Burschen war total zerrissen so daß er den sogenannten .Mietszettel" frei ließ. Auf die Frage des Kaisers, ob der Junge keine andere Hose besitze, antwortete dieser keck: „Nee!" — „Haft Du denn kein Geld, um Dir ein Paar neue Hosen zu kaufen?" — „Neel" — Als der Kaiser dann auf die weitere Frage: „Wieviel kosten denn ein Paar Hosen?" die Antwort erhielt: „Een' Thaler und fünf Dittchen!" griff der Hohr Herr lachend in die Tasche und überreichte dem furchtlosen Knirps ein blankes Zehnmarkstück.
— Eine grausige Geschichte wird aus Prag berichtet: Vorgestern intervenierte eine Kommission des Prager Magistrats unter Führung des Kirchenamtsdirektors auf Grund einer Anzeige, welche besagte, daß der Kirchendiener und Totengräber Josef Prybar im Dorfe Chaber bei Karolinenthal seit vielen Jahren mit den Totengebeinen des Friedhofes Handel treibe und dieselbe regelmäßig einer benachbarten Spodiumfabrik liefere. Der 68 Jahre alte Totengräber mußte sofort die Schlüssel abliefern und wurde vom Dienste suspendiert, nachdem ein eingehendes Verhör mit ihm vorgenommen war. Die Kommission fand im Glockenturm des Friedhofes einen großen Sack mit Gebeinen, unter denen sich ein Stück von einem bleiernen Kruzifix befand, wie es den Toten in die Hand gelegt wird.
Aus der Schweiz, 7. Juni. Was in Zürich jung verheirateten Eheleuten alles zu- gemulet werden kann, davon singt die „Neue Zur. Ztg." ein Lied. Darnach erhielt dort ein Herr kurz nach seiner Eheverkündigung im städtischen Amtsblatt folgende Angebote zugesandt: vier Einladungen zum Abschluß einer Lebensversicherung, drei Offerten für Unfallversicherung, acht Prospekte von Hotel« und Gasthosbcsitzern, zwei Tarife von Fuhr- Haltern, einen Preicourant über Brautschmuck, zwei Anfragen betreffend die Lieferung des Hochzeitskleides und endlich drei Angebote für Tanzmusik. Das langt I Fehlt nur noch Nestle, Soxleth und dergleichen.
— Eine schier unglaubliche Geschichte erzählt die „Lothringer Bürgerzeitung", für die wir ihr die Verantwortung überlassen mästen: „Fleröheim (Kanton Finstingen), 8. Juni. Unser Ort hat den Ruhm, eiueg