temberg als eine Thorhelt ansehen würde. Und er hoffe, es werden die ständischen Ver­tretungen diesem Standpunkte sich ebenfalls anschtießen. Man müsse unseren Gewerbe- und Handelsstand konkurrenzfähig mit den anderen Staaten erhallen.

Walddors, O.A. Tübingen, 7. Juni. Unter großer Beteiligung von fern und nah fand vorgestern im Filial Häslach die Grund­steinlegung zur neuen evangelischen Kirche statt.

Efchach. QA. Gaildorf. 7. Juni. Ver­gangenen Montag, nachts gegen 11 Uhr, ist aus bis jetzt nicht aufgeklärte Weise daS Wohn- und Oekonomiegebäude des Schuh­machers Georg Stoll in Holzhausen bis auf den Grund niedergebrannt. 5 Stück Vieh, das Federvieh und 2 Schweine wurden eben­falls ein Raub der Flammen. Der Abge­brannte ist versichert. Brandstiftung wird Vermutet.

Hall, 8. Juni. Bei der heutigen Stadt- vorstandSwahl erhielten Amtmann Hauber- Herrenberg 424 Stimmen, Polizeiamtmann Schüle-Tübingen 300 Stimmen, Gäterbuch- kommisfär Klein - Eßlingen 43 Stimmen. Hauber ist somit gewählt. Landarmeupfleger Kleindienst-Ulm und StadtfchultheißSäufferer in Langenburg hatten ihre Bewerbung zurück­gezogen.

Ulm. Gegenwärtig weilt hier in Er­holungsurlaub Kaufmann Hans Häußler, Direktor einer großen Reismühle in Akyab bei Rangorn in Bama. Häustier ist ein Ulmcr Kind und ging vor 9 Jahren nach Hinterindien, wo er sich inzwischen zu seiner jetzigen glänzenden Stellung aufzeschwungen hat. Er weiß schr interessant zu erzählen; am meisten werden aber seine Jagdtrophäen angestaunt, die ein eigener Reisdampfer seiner Firma bis nach Bremen mitgenommen hat. Ein halb Dutzend Elephantzähne von selbst- crlegten Tieren, ein prachtvolles Panterfell» 6'/r Fuß lang. (Häußler schoß die Bestie vom Hochstand im Urwald mitten durch das Herz), mehrere riesige Schädel, Hirschgeweihe Schlangen rc- Häußler wird mehrere Mo­nate hier bleiben. Ein Bruder von ihm ist in Rußland und eine Schwester in Japan an den Inhaber eines großen Importge­schäftes verheiratet.

Heidelberg, 8. Juni. Heute Morgen warf ein Reisender während der Fahrt zwi­schen Bruchsal und Heidelberg eine Flasche aus dem Schnellzug Nr. 4 und traf einen Mann, der neben der Bahnstrecke auf dem Felde arbeitete. Derselbe wurde tötlich ver­letzt. Infolge einer nach Heidelberg ge­sandten Depesche wurde sofort nach dem Thäter in dem Zuge gesucht, der jedoch noch nicht erkannt ist.

Wiesbaden, 8. Juni. Der hiesige Tier­schutzverein hat sich ähnlich wie der Tier­schutzverein in Berlin mit Erfolg bemüht, an Stelle der Hunde Esel als Zuchttiere für kleinere Fuhrwerke u. s. w. einzuführen. Während bisher hier nur 2 Grautiere als Reitesel ein einsames Dasein führten, wird demnächst eine ganze Kawalkade von 45 leib, hastigen Eseln ihren Einzug halten. Weitere Bestellungen nimmt der hiesige Tierschutz- Verein entgegen.

Ein höchst merkwürdiger Vorfall wird bayerischen Blättern aus Donauwörth berichtet. Im dortigen Krankenhause starb vorige Woche ein Gefangener, der Taglöhner Meier aus Oellingen, an Blutvergiftung.

Die Elkrankung wird auf eine Verwundung zurückgesührt, die Meier einige Tage zuvor an einem Finger erhalten hatte, als er einem Gefängniswärter auf dessen Ersuchen die Scheibe zu Schießübungen mit dem Flobert- Slutzen gehalten hatte. Der Verletzte wollte anfangs die Verwundung nicht melden um den Wärter zu schonen, und weigerte sich dann der notwendig gewordenen Amputation des ArmeS zuzusttmmen. Schließlich mußte doch dazu geschritten werden, aber eS war schon zu spät. Der Tod hatte hier eine Frau und zwei Kinder des Ernährers be­raubt. Wenn sich die Sache so verhält, wie sic hier dargestellt ist, so wird der pflichtvergessene und leichtsinnige Beamte seiner Strafe hoffentlich nicht entgehen.

In dem Kölner Militärbefreiungs- ßrozeß sind nunmehr bereits 72 Personen, darunter mehrere Aerzte, ermittelt. In den letzten Tagen sind auswärts wiederum einige Verhaftungen vorgenommen. Die meisten Angeklagten gehören hochgestellten Familien an. Die Angelegenheit kam zur Kenntnis der Gerichtsbehörde durch das Geständnis eines jungen Mannes, der durch den Arzt verordnet« Pillen eingenommen hatte, um ein starkes Herzklopfen hervorzurufen, trotz­dem aber zum Militär eingczogen und dort alsbald dem Lazaret überwiesen wurde.

In Bamberg ist wiederum ein Ehe­paar zu einem Jahr Zuchthaus w-gen Ver­brechens der Kuppelei verurteilt worden, weil es gedulde! hatte, daß der Bräutigam der Tochter vor der inzwischen erfolgten Hochzeit in der elterlichen Wohnung seiner Braut wohnte. Solche Verurteilungen hänfen sich in erschrechnder Weise erschreckend für unsere R'chtsverhältnisse. Daß dem empörenden Zustand solcher Verurteilugen ein Ende gemacht werden müsse, scheint den Gesetzgebern nicht einleuchten zu wollen.

Einehochsommerliche* Prozeßge­schichte erzählt ein Mitarbeiter der römischen Tribuna*.Einer meiner Freunde, schreibt er,eine ehrliche Haut, obwohl er Advokat ist, hat einen sehr findigen Klienten. Dieser brave Mann, der ein gewaltiger Raucher vor dem Herrn ist, hatte sich vorgenommen, billig und gut zu rauchen. Er kaufte also 300 feine Havanna-Zigarren zu 2 Lire das Stück und versicherte sie bet einer Feuerver­sicherungs-Gesellschaft gegen Brandschaden. Nachdem der Vorrat aufgcraucht war, ver­langte er von der Gesellschaft 600 Lire Schadencisatz, indem er glaubhaft nachwies, daß die Zigarren durch Feuer vernichtet wor­den seien. Es kam zum Prozeß, und das Gericht entschied zu Gunsten des Klägers. Die Gesellschaft zahlte die 600 Lire und die Kosten, drehte dann aber den Spieß um und denunzierte den findigen Raucher als Brandstifter, da er mindestensmala üäs" gehandelt habe, als er versicherte Gegenstände anzündele. DaS Gericht vernrteilte ihn denn auch zu 100 Tagen Gefängnis.Nun aber 'raus würde der Berliner sagen.

Eine Helmholtz-Anekdote. Ein Scherz­wort von Heimholtz mag aus Anlaß der am 6. Juni in Berlin erfolgten Enthüllung seines Denkmals aufgefrischt werden: Der berühmte Gelehrte wurde in einer Gesell­schaft einst einer Dame vorgestellt, die, hoch­erfreut, ihn kennen zu lernen, sich bemühte, ihre Vertrautheit mit seinen Werken zu zei­gen. Sie sprach von seiner jüngsten Schrift, in die sie wohl in Erwartung des Zusam­

mentreffens einen flüchtigen Blick gethan hatte, und bemerkte: ,O Herr Geheimrat, ich habe alles in dem Werke verstanden, nur der Unterschied zwischen concret und concav ist mir nicht ganz klar geworden, vielleicht können Sie mir die beiden Begriffe erläutern.*Das ist nicht ganz leicht,* er­widerte Helmholtz mit feinem Lächeln,aber ich will Ihnen ein Beispiel geben. Sehen Sie, die beiden Begriffe sind etwa so ver­schieden von einander wie Ga st Hof und Gustav* . . . Wenn die Dame später Helmholtz begegnete, vermied sie eS ängstlich, dem Gelehrten ihre geistreiche Unterhaltung aufzudrängen.

All Heil! ... Der Fleischermeister Böhmer am KönigSplotz in Löbau (Sachsen) wurde dieser Tage von einem merkmürdigen Besuche überrascht. Ein auswSrtiger Rad­fahrer fuhr in das Schaufenster seines Ladens hinein und bliel vor dem dort stehenden Fleischktotz, an dem Böhmer gerade beschäf­tigt war, liegen, während daS Rad an der äußeren Seite des Schaufensters stecken blieb. Auffallenderweise hat der Radfahrer nur unbedeutende Verletzungen erlitten.

In Wien starb plötzlich der Univer­sitätsprofessor der Chemie Hugo Weidet. Die württembergische Presse wird gebeten, dieser Nachricht Verbreitung zu geben, da sich die Familie des Verstorbenen zur Zeit mit un­bekanntem Aufenthaltsort in Württemberg befindet.

Wien, 7. Juni. Nach einer Depesche aus Pest soll de: Zigeunerprimas Rigo in Kairo an der Pest gestorben sein. (Bekannt durch seine Heirar mit der Prinzeß Chimay.)

Paris, 8. Juni. Frau Dreyfus erhielt eine Depesche ihres Mannes, welche lautet: Herz und Seele bei Dir und den Kindern allen. Ich reise am Freitag. Erwarte mit unermeßlicher Freude den Augenblick des Glückes, Dich in meine Arme zu drücken. Kuß für Alle. Alfred.'

Brand eines Zirkus. Wie aus Ant­werpen geschrieben wird, ist dort der Zirkus Guilleaume total abgebrannt; vierzehn Pferde sind in den Flammen umgekommen. Nichts ist versichert. Die umliegenden Häuser haben auch sehr stark gelitten, welcher Schaden auf ca. 100 000 Franks geschätzt ist.

Der Schatz in der Tiefe. Man schreibt aus Athen: Griechische Taucher haben unlängst in der Nähe von Tschesme glück­liche Tauchversuche zu einem vor Jahren an jener Stelle untergegangenen russischen Kriegs­schiff gemacht. Es gelang ihnen das Schiff aufzufindcn und aus dem Innern desselben 12 000 Golddukaten, eine große Anzahl anderer Gold-und Silbermünzen, sowie sehr kostbare Gegenstände, die ein ganzes Ver­mögen repräsentieren, herauSzuholen. Die glücklichen Taucher haben von der Regierung eine Belohnung von über 200 000 Franks erhalten.

Wertverminderung vom Ehestand- Punkte aus. Ein junges Mädchen, dem bei einem Unfälle auf der französischen OrleanS- bahnlinir ein Bein gebrochen war, erhielt auf ihre Klage 40,000 FrcS. Schadenersatz von dem Pariser Civilgrricht zugebilligt. In dem Urteil findet sich die Bermerkung, daß die junge Dameeine Wertverminderung vom Ehestandpunkte aus* erlitten habe. Nun wird sie gewiß einegute Partie" sein.