AusderIrrsahrtdesKbens.
Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
35 .
„Ich arbeitete mich aus dem Tümpel und kam »ach Hause," fuhr Herr Aork fort. „Als ich mich dem Gitter näherte, kamen Krahn und seine Frau vorüber; sie schienen in großer Angst und Aufregung zu setn, und ich fragte nach der Ursache. „Soeben ist ein Herr ermordet worden," sagten sie. Natürlicherweise glaubte ich nicht anders, als daß sie von Doctor Jansen sprächen. Ich vermutete, man habe seine Leiche gefunden und die Nachricht seines Todes habe sich im Dorfe verbreitet. Erinnerst Du Dich," fügte er hinzu, „daß ich nach Licht rief und Dich bat, es mir selbst heraufzubringen ?"
„Gewiß."
„Meine Absicht war, Dir daS Geschehen« mitzuteilen. Maria, ich glaube, ich halte das Gefühl in mir, Dich damit z» höhnen — daß der Mann, dessen Hand ich kurz vorher in der Deinen gesehen hatte, tot und für immer auS dem Wege war. In den wenigen Augenblicken, die zwischen meinem Ruf und Deinem Erscheinen mit dem Licht verflossen, änderte ich meinen Sinn und beschloß, Dir nichts zu sagen. Ich packte meinen Anzug, der noch naß von dem Tümpel war, in den Schrank, legte die zerbrochene Flinte darauf und kam zum Essen hinunter."
„Warum aber verstecktest Du sie?"
„Wie ich Dir schon sagte, ich weiß selbst kaum worum. Ich glaube, in dem Gefühl der Bitterkeit gegen Jansen beschloß ich, Niemandem zu sagen, daß ich irgend etwas von dem Morde wisse, und ganz über den Punkt zu schweigen. Leider Halle ich den Abend auch mehr als gewöhnlich getrunken — noch jetzt schäme ich mich dessen, wenn ich daran denke. Bei ruhiger Ueberlegung würde ich vielleicht durchweg anders gehandelt haben; aber ich war nicht ganz nüchtern. Ich hatte schon ziemlich viel bei Hipgrave getrunken; er hatte noch einige tüchtige Jäger bei sich zum Frühstück und ich trrnk mit den klebrigen. Als ich auf Jansen wartete, ging ich in ein nahes Wirtshaus und trank noch mehr. Du mußt auch bemerkt haben, daß ich ein wenig zu Viel des Guten gethan halte."
,Ja," sagte sie.
„Später stieg durch meine V.rwechselung der beiden Morde jener unglückliche Verdarbt auf. Ich sah, wie derselbe mich überallhin verfolgte, und ich war Olivia Hardisty und Henry Aml wirklich dankbar dafür, daß sie mir halfen, diesen V>rdacht von mir abzu» schütteln. Wenn ich hinterher gestanden hätte, was ich damals gesehen habe, würae mir das wenig genützt haben; eS hätte den auf mir tastenden Verdacht nur vergrößert, denn die Lmte würden mich gefragt haben, waS mich in Jansens Garten geführt hat."
„Arthur," sagte sie und hob ihr bleiches Gesicht, „uns zu Hause hättest Du es gestehen können."
„Mit welcher Hoffnung, Glauben bei Dir zu finden?"
Es war die alte Frage, die auch jetzt noL unbeantwortet blieb.
„Ich hielt cs für bissen, abzuwarten, bis meine Z it gekommen fein würde," sagte
Herr Dork. „ Wir wollen Henry zu Weihnachten hier behalten und dann will ich die Geschichte zum Besten geben. Ich hoffe, ich darf nun wieder nach Saxonbury kommen?"
Jetzt weinte sie stille, glückliche Thränen. Herr Jork drückte sie inniger an sich und beugte sich zu ihr hinab, um die Thränen wegzuküssen.
„Ich glaube, Du hast mir das Leben gerettet, Arthur," flüsterte sie.
„Du wolltest heute nach Saxonbury fahren, nicht wahr?"
„Ja, mit dem Mittagszuge."
„Aber, wie ich sehe, bist Du noch nicht wohl genug zum Reisen. Wollen wir nicht noch ein Paar Tage hier bleiben und sehen, wie das Drama sich weiter abspielt?"
„Gern, wenn Du willst," entgegnete sie bereitwillig. „Jetzt fühle ich mich überall wohl. Ich war krank, Arthur."
„Ich weiß es. Ich hatte täglich Nachricht über Dein Befinden."
„Von wem?" fragte sie überrascht.
„Vom Arzte. Wären seine Berichte irgendwie besorgniserregend gewesen, würde ich eiligst zurückgekommen sein. Er glaubte, eS hielten mich wichtige Geschäfte in der Stadt zurück. Maria," setzte er mit tiefem Ernste hinzu, „von nun an zweifelst Du nie wieder an meiner Liebe und Sorge um Dich?"
„Ich habe sie ja nie bezweifelt," ent- gegnele sie, „ich — Arthur," unterbrach sie sich selbst, „sollte nicht ich das Dir anem- psehlen. Aus Deinem Geiste lagerte die Wolke, nicht auf meinem. Ist sie verschwunden ?"
„Ja, Maria, ich glaube, ich war im Unrecht. Jedenfalls wird sie jetzt nie wiederkehren."
„Gott sei dafür getankt," murmelte sie, „daß sie ganz verschwunden ist!"
„Das ist sie," sagte Herr Aork, ihre Bemerkung gleichsam für eine Frage an- iehend. „Wenn andere tausend Pfund Dr. Jansen in's Leben zurückrufen könnten, Maria, würde ich sie mit Freuden geben.
„Willst Du jetzt auch Fremden erzählen, was Du von dem Morde sähest?"
„Nein, das würde zu keinem Ziele führe», denn ich könnte nicht auf den Mörder schwören. Ich habe einem von der obersten Polizeibehörde in London den genauen Sachverhalt mitgeteilt, aber es im großen Publikum bekannt zu machen, ist unnötig. Wir wollen eS als ein Geheimnis bewahren, ein weniger drückender als Du Maria, mit Dir herumgetragen hast."
Da wurde plötzlich die Thür ungestüm aufgerissen. Leopold kam lärmend herein- gestürzt und Finch folgte ihm brummend. „Papa! Papa!" rief der Knabe voller Wonne. Und Herr Avrk fing ihn in seinen Armen auf.
Furch war stair vor Verwunderung.
„Wann sind Sic denn angekommen, Herr Aork?" gab sie ihrer Verwunderung Ausdruck.
„Vor zehn Minuten," erwiedertc dieser. ..Ich spreche eben mit Ihrer Herrin darüber, daß es wohl besser ist, noch eine Weile hier zu bleiben, bis sie eher im Stande ist zu reisen."
„Du kannst wieder auspacken, Finch, sagte Frau Dork.
„Das ist eine Plage!" bemerkte Finch,
die infolge ihres langjährigen Dienstes ziemlich Alles herouSsagte, was ihr beliebte. „Bleiben Sie auch hier, Sir Jork?"
„Ja," entgegnete dieser.
Aber zu Weihnachten kehrten sie nach Saxonbury zurück.
— Ende. —
Verschiedenes.
— Daß der bekannte Berliner Schuster- jungen-Witz noch nicht auSgestorben ist, dafür einen kleinen Beleg. In den neuen Stroßenteilen und Vororten Berlins haben die Häuser meist einen kleinen Vorgarten. Natürlich ist der „Fleck Landes nicht groß und außerdem durch die Eingänge zum Hause und zu dem Laden in kleine Streifen geteilt. Als ich nun kürzlich in einem solchen Miniaturgärtchen von der Größe einer mäßigen Stube beschäftigt war, FrühjahrStoilette zu machen, kam so ein kleiner Drei-Käsehoch vorbei und sah mir eine Weile aufmerksam zu. Plötzlich sagte er mit dem ernsthaftesten Gesicht von der Welt: „Sie, lieber Herr, verloofen Se sich nich' in Ihrem Park!" Sprachs und schlug sich seitwärts in die Büsche.
— (Fideles Gefängnis ) Mr. Sambourne giebt im Punch folgende Skizze vom „Gefängnis der Zukunft". Der Gefangene liegt auf einem „Faulenzer", seidene Polster» kiffen iw Rücken, in einer fejnmöblierten Zelle. Er raucht Cigarretten und liest eine illustrierte Zetiung. Der Aufseher bringt die Abendausgabe einer Zeitung. „Ich hoffe, daß sie sich recht behaglich fühlen. Ist Ihnen das letzte Extrablatt gefällig? Haben Sie sonst Wünsche?" Sträfling: „Ich möchte, daß Sie die Thür offen lassen!"
Erklärung. Da es jetzt häufig vorkommt, daß Soldaten während der Sommerzeit zur Hilfeleistung bei ländlichen Arbeiten abkommandiert werden, erkläre ich hiermit, daß mein bekannter Ausspruch „Im Felde, da ist der Soldat noch was wert" sich nicht auf Ernteardeiten, sondern auf andere militärische Feldtienstübungen bezieht. Friedrich v. Schiller.
Schrecklich. A.: Hast Du schon ge. hört, heut' hat ein Polizist ein Mädel vom Altar weggesührt; das ist doch arg! — B.: Ja, um Gottes Willen, warum denn? — A.: Weil er es geheiratet hat!
(Wer Schaden hat . . . .) Schuft, r. junge (zu einem Sonntagsreiter, der vom Pferce gefallen ist): Sind Se denn schon so müde, daß Se sich hinlegen müssen?"
(Gute Berechnung.) „Ach Paul, jetzt hast du mir schon so lange nichts von den Augen abgelesen I" —„Kind, die Lektüre ist mir zu kostspielig I"
ckun^s I'rau — kaukt sin Ulsici, — 8is viii „vas Zaus sperrte»"
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„Ois8 blau mit 6riiu iat mir riu Arsü, Öi68 6ruu rmä aoiivarL ru äuatsr, Lisr liot mit Oolä mt Aar 2 U IrsII, 2u Arob cku3 ^uäsumuatsr."
Ois I^uäusriu vsrrvsikslt 8obisr,
8is rriii r>s,oir Nouvm ooimu'u — „Halt", rukt äis Dam«, „Assisn 8is Air ä»8, in „NuAZibrurnr".
Siedaktion, Druck und Berts- von Beruh. Hos« » » n in Wtlddsd.