Rundschau.

Stuttgart, 23. April. Durch Erlaß des Justizministeriums ist dem Oberstaatsanwalt der Titel eines GeneralstaalSanwalt und den Ersten Staatsanwälten an den Landgerichten der Titel Oberstaatsanwalt verliehen worden. Die Adressierung an die StaaiSanwalischaf- ten der einzelnen Landgerichte hat vor wie nach zu erfolgen ;,K. Staatsanwaltschaft.

Stuttgart, 27. April. Die zweite Kam­mer lehnte im Gesetz, detr. die OrlSvcrsteher mit 5 t gegen 30 Stimmen den Artikel 3 ab, welcher forderte, daß das Gesetz bezüglich der zur Zeit im Amt befindlichen Schultheißen rückwirkende Kraft betr. die Abschaffung der Lebenslänglichkeit erhalle.

Heilbron», 26. April. Herr Oberbürger­meister Hegelmaier ist gestern abend aus Madrid wieder zurückgekehrt und hat heute die Amis- geschäfle des Stadlvorstandes wieder über­nommen.

Reutlingen. 25. April. Samstag vor­mittag hat sich hier ein gräßliches Unglück zugelrage», dem ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Ein 4jährigeS Mädchen geriet in einer Branntweinbrennerei in eine Grube, welche mit heißem Wasser angefüllt war und verbrühte sich beide Beine derart, daß es den erlittenen Verletzungen am Abend noch er­legen ist.

Tübingen, 26. April. Aus dem Fenster gestürzt ist gestern abend da« 2jährige Söhn- chen des Schneidermeister« Karl Götz hier Dabei hat sich das Kind so schwere Ver­letzungen zugezogen, daß cs in die nahe ge­legene Poliklinik verbracht, nach einer Halden Stunde starb. Den unglücklichen Eltern, welche erst vor kurzem durch ein Brandun­glück heimgesuchl wurden, wendet sich daS allgemeime Bedauern zu.

Rottweil, 25. April. Heute vormittag wurde das 2 Jahre alle Töchlerchen Rosa de« Landwirts August Bensche in Alistadi- Noilw-il vom Fuhrwerk des eigenen Vaters, den übrigens durchaus keine Schuld trifft, übersahren. Ein Rad ging dem armen Kind, das hinter dem Wagen drein lief und, mäh­rend der Vater mit jemand sprach, aus un­aufgeklärte Weile unter bas Fuhrwerk kam, über Leib und Kopf, so daß cS augenblicklich tot war.

Horb, 27. April. G-stern nachmittag ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhof ein gräßliches Unglück. D r Bremser Hermann Von Rollweil, Vater von mehreren Kindern, geriet in dem Augenblicke, wo er i» außer­dienstlicher Eigenschaft das Bahngeleise über­schritt, unter eine» Rangierzug, wobei ihm beide Füße und der rechte Arm total abge­fahren wurden. Der Verunglückte verschied kurze Zeit, nachdem er in das Hospital hier verbracht worden war, infolge der eingeirttenev Verblutung.

Biberach, 27. April. Am Bahnüber­gang in Ummendorf ereignete sich settern ein Unglückssall. Ein Knecht aus Ehrensberg hielt mit einem zweispännigen Fuhrwerk vor der geschloffenen Schranke als der Schnell­zug heranbrauste. Dadurch scheu geworden, setzten die Pferde über die Schranke und einem Pferd wurde der Kopf glatt wezgerisfen, während das andere schwer versitzt wurde. Der Knecht wurde auf einen Schutthaufen geworfen, scheint aber keine ernstliche Verletz­ungen erlitten zu haben. Der Wagen ging in Trümmer.

Ravensburg, 25. April. Bei einer hies.

Frau, welche an Herren Zimmer vermietet, mietete sich dieser Tage ein Herr ein, gab sich für den Sohn des Stadlbaumcisters Meyer in Stuttgart aus und gab an, er sei beim hiesigen Belriebsbauamt angestellt. Da der etwa 25jährige Mann äußerst nobel ge­kleidet war und ein feines Benehmen halte, lsiß sich die Arme Frau bethören und gab ihm auf dessen Bitte und Vorgeben, er müsse sofort an das Landgericht 50 ^ zahlen, habe aber nur noch 28 , 25 bar.

Der Schwindler gab ihr noch die Zusicherung, sie werde daS Geld wieder andern TagS er­hallen, da er nach Hause telegraphiert bade und ihm sein Vater sofort 100 schicken werde. Andern TagS entfernte sich der „Herr Bauführer" und ist seitdem nicht wieder er­schienen; dir aime Frau hat daS Nachsehen.

Straßburg, 25. April. Heute Morgen fand eine Besichtigung der drei zur Garnison gehörenden Pionierbataillone Nr. 14, 15 und

19 durch den Chef des Ingenieur- u. Pio­nierkorps und Generalinspekteur der Fest­ungen, General t»r Infanterie Vogel von Falkinstein statt. Beim 19. P onierbalaillon hvndelte es sich um Versuche der bescheinig­ten Herstellung einer Ueberknücknng deö Um<- leitungSkanols beim Kehler Thor. Hierbei geriet der mittlere Teil der bereits fertigen Brücke inS Schwanken und es fielen etwa

20 Pioniere in das liefe Wasser. Sofort sprangen sechs Offiziere, darunter ein Major, und eine Anzahl Unteroffiziere und Mann­schaften den Verunglückten nach und cS gelang auch, zum Teil seitens der Rettenden mit eigener Lebensgefahr, sämtliche ins Wasser gestürzten Soldaten dem nassen Elemente zu entreißen. Der TvdeSmut und die Auf­opferung d-r tapferen Retter verdienen höchste Aneikennung.

Chemnitz, 25. April. (Mord.) Heule früh wurde in der Nähe der Stadt GermgS- walde der entsetzlich verstümmelte Leichnam der 20jährigen Tochter des StreckenarbeiteiS Riebet ans AscherShain aufgefunden. Der Hiiiterkopf der Leiche ist zertrümmert und der Unterleib zerstückelt. Die fehlenden Teile wurden an einem Baume hängend vorgcfunden.

Aus Aussee, 24. April (Ein schau, ig-r Fund.) In der sogenannten Armenseelen- kapelle der Pfarrkirche wurde gestern behufs Tteferlegung des oberen Schiffes die Schluß wand entfernt und dadurch ein Karner bloß- qelegt, der mit den vollständig in Ordnung anfgestopelten Uebcrresten von m hr als 1000 Leichen dicht angefüllt ist. Der Karner wurde durch mctv als 100 Jahre v>rmauert, einige Schädel werden demnach ein beträchtliches Alter haben.

Altenkirchen, 25. April. (Schadenfeuer.) Die Jagenberg'sche Papierfabrik brannte in dev Nacht zum Sonntag mit Vorräten und Maschinen nieder. Der Schaden beträgt eine Million; 300 Arbeiter sind brotlos.

— (Freisprechung eines geständigen

Mörders.) Eine sensationelle Freisprechung wird aus Madrid gemeldet. Vor Jahres­frist wurde in der Hauptstadt Spaniens der U> iversitätSpiofcssor Moreno del Pozo auf offener Straße von dem Bäcker Villuendas e> mordet. VilluendaS hatte der Gattin des Prost ssors eine bedeutende Geldsumme gegen hohe Zinsen geliehen. Als er dann selbst in Not geriet und sein Geld oder wenigstens einen Tnl desselben zurückverlangte, wurde er von der Professorsfrau mit leeren Worten hingehalten, während Professor Moreno del

Pozo, der einer der bedeutendsten A.rztc in Madrid war, sich überhaupt nicht sprechen ließ und für die Schulden seiner Gattin nicht aufkommen wollte. Das bot die Ver­anlassung zu der Mordthat. Villuenda stand bereits vor mehreren Monaten vor den Ge­schworenen. Er wurde srngespiochen, aber kas KasfationSgericht stieß dieses Urteil um »nd unterbreitete die Sache einem neue» Schwurgerichte. Dieses sprach nun vor einigen Tagen den Bäcker, obwohl er in allen Punkten giständig war, zum 2ten Male frei.

Neapel, 25. April. (Der Vesuv) ist feit einigen Tagen wieder in lebhafter Tätig­keit und bietet ein Schauspiel dar, das äußerst selten zu beobachten ist. In der Nacht auf den 10. April ist ei» Teil der südlichen Kraierwand in die T'efe dcS Kraters hinunter- gestürtt und bat den Krater verstopft. Diese abgestürzten Gesteinsmassen sind durch die vulkanische Glut in Glüh'tz versitzt worden und brennen in meterhohen grünen und blauen Flammen. Rauch und Lava suchen mühsam mit unterirdischem Rollen ihre» Weg durch een verschütteten Kraier. So­bald ihnen dies gelungen ist, schlagen di- Fiammen aus dem Innern des BergeS 50 Meter hoch empor, bis nachstüizendeS Gestein die Spalte wieder zuschüttct.

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— Von der in Stuttgart im V rlaae von Carl Grüninger erscheinenden „Musi­kalischen Jugendpost" liegt uns das erfts Quartal vor; dasselbe enthält wieder eine Reihe dem jugendlichen Fassungsvermögen augepaßter belehrender und unterhaltender Artikel, Erzählungen, Humoresken und Mär­chen, sowie Gedichte mit hübschen Illustra­tionen, kmzweiligc Anekdoten, Rätsel -ic. Ferner 24 Seilen Musikbcilagen, bestehend aus melodiösen Klavierstücken, Liedern mit Klavierbegleitung und Duos für Klavier und Violine.

Wir haben unsere L-ser schon öfter auf diese vortreffliche, mit Geschick redigierte Jugendzeitschrift ausmeiksain gemacht uns empfehlen sie den Eltern musikalisch bean- lagter Kinder, sowie Lehrern und Lehrerinnen heute angelegentlich aufs neue. Der Ver­leger Carl G>üni»ger in Stuttgart versendet Grttis Probenummern franko zur Ansicht.

Lokales.

Wildbad, 30. April. Mit dem 1. Mai tritt der Sommerfahrplan in Kraft und Ver­kehren die Züge auf hies. Station wie folgt:

Ab: An:

4.40 (Werkt.) 8.07

5.47 11.36

8 50 2.25 Sonn.».Feiert.

11 37 3 21

1.30 Sonn. u. Feiert. 5 30

1.10 (Werkt.) 7.16

3 40 9 03

618 11.30

8 10

9.25 (Sonn» u. Feiertags.)

Der ausführliche Fahrplan folgt.

— Aus das Lokal- u Central-Witzblatt „Fideler Pforzheimer" welches zufolge feines reichhaltigen illustrierten Inhalts in 152 Städten und Orten verbreitet und das alle drei Wochen einmal erscheint nimmt die Redaktion des Wilbbader Anzeigers Abonne­ments-Bestellung an.

Die Einzelnummcr (12 Seiten stark) kostet 10 frei in's Haus geistseN-