kn der Anstenvokkkkk das weltpolitische Ergebnis des Ver­sailler Fneüens. Der europäische Kontingent ist nicht nur wirtschaitlich über alle Magen geschwächt, auch seine politi­sche Bcdeurung gegenüber der ganzen Welt Hai. wesentlich «bgenommen. Umgekehrt ist die Bedeutung Amerikas ent­sprechend gewachsen. Durch die Entmannung Deutschlands wurde die militärische Herrschaft Frankreichs herbeige­führt. Das alles schasst eine neue politische Weltlage. So­wohl wirtschaftlich als auch politisch ist die Wiederherstel­lung Osteuropas für die gesamte Welt von größter Trag­weite. Deutschland ist bei der Wiederherstellung Osteuro­pas nicht zu entbehren. Endlich ist der deutsche Erfüllungs­wille bis zur Grenze , des Möglichen ein nicht zu unter­schätzender Sachwalter zu unseren Gunsten. Das Zustande­kommen der Konferenz in Cannes ist ein Lichtblick, der auch durch das Obsiegen der Chauvinisten in Frankreich nicht gänzlich verdunkelt wird. Daß in Cannes unsere Repara- tionsoerpslichtunaen aus ein erträgliches Maß zurückge­führt würden, wenn auch für eine bestimmte Frist, war zu erwarten. Das bedeutet aber nur eine vorläufige Erleich­terung. Ein sogenannter Garanticvertrag zwischen Frank­reich und England braucht uns nicht zu beunruhigen, wäre »och auf dem Boden eines solchen Vertrags eine gewisse Entspannung der politischen Nachkriegsatmosphäre in Eu­ropa möglich. Daß Frankreich gerade diesen Vertrag oder die Bedingungen, unter denen er zustande kommen sollte, mit der Regierungskrise beantwortete, kann Deutschland »orbergehend beträchtliche Schwierigkeiten bringen. Auf die Dauer wird sich Frankreich in dieser Haltung selber scha­den. Von uns muß zur Zeit eine Politik der Geduld und der klugen Mäßigung getrieben werden. Wir haben uns gleichwohl nachdrücklich zu wehren gegen offenbares Un­recht und zweifellose Vertragsverletzungen.

Der Minister sprach sodann über innerpolitische Fra­gen. Regierung und Reichstag müßten alles tun. um ein Ueberschichtenabkommen im Steinkohlenbergbau zu ermög­lichen. Wir haben keinen Anlaß, von dem Grundsatz des Achtstundentages abzugehen. Eine feste Richtschnur für die friedliche Verabschiedung der Steuervorlagen haben die Parteien und die Regierung nicht gefunden. Wir hoffen zuversichtlich, nach Verabschiedung der Steuerreform unsere inneren Finanzbcdiirfnisse zu befriedigen und auch noch für die Zwecke der Kriegslasten Mittel zu gewinnen. Aber an eine Ersüllung des Londoner Ultimatums auf dem Wege der Steuerreform allein, kann nicht gedacht werden. Der Staat hat unter Umständen das Recht und die Pflicht, in die Substanz des Vermögens einzugreifen. Aber diese Eingriffe haben ihre Grenzen. Vor allem dürfen Werte nicht in das bodenlose Faß der Reparationszahlungen ge­worfen werben. Der Minister ging sodann zur Sozial- und Kulturpolitik der Zentrumspartei über und betonte die Notwendigkeit, mit den Sozialdemokraten zusammen zu Arbeiten. Dagegen seien die Bestrebungen der extremen Rechten und Linken abzuweisen. Die Versammlung nahm das Referat mit lebhaftem Beifall auf.

Nach längerer Erörterung wurde eine Entschlie­ßung einstimmig angenommen, in der es heißt: Der Reichsxarteitag spricht der Parteileitung und der Fraktion des Reichstags sein vollstes Vertrauen aus. In Anbetracht der schwierigen außenpolitischen Lage erklärt er sich rück- haltslos einverstanden mit der von der Regierung ge­führten Politik der Klugheit und Mäßigung, die. unbeirrt und zielsicher geführt, der wirtfchasrlichen Gesundung der gesamten Welt und der Zusammenarbeit der Völker die Wege ebnen wird. Cr empfindet es mit hoher Genugtu­ung. daß in den schwersten und entscheidenden Augenblicken des politischen Lebens die Führer der Zentrumspartei, frei von verwirrenden Einflüssen, an verantwortungsvollsten Posten ausg.ehalten haben und daß die Partei selbst jeder­zeit bereit war. die gesamte Verantwortung für das Va­terland zu übernehmen. Der Reichsparteitag ist ferner da­von überzeugt, daß unsere Finanzpolitik energisch weiter- gesührt werden muß unter Berücksichtigung der Grundsätze einer gerechten Lastenverteilung und praktischen Durch­führbarkeit. Der Neichsparteitag erblickt in der entschie­denen Abweisung einseitiger politischer Richtungen der Rechten und der Linken, die unser Vaterland nicht zur Ruhe kommen lassen, das Gebot der Stunde. Nur eine weise Politik der Mitte vermag die Au'gabe der Versöh­nung aller Kreise und der Einigung aller Deutschen zu erfüllen.

Aus Stadt und Land.

Die derzeitige Beschaffenheit des Gases.

Auf einen ror kurzem in derWürrtemberger Zeitung" erschienenenCalwer Brief" schreibt uns d'e hiesige Gas­werksverwaltung zur Aufklärung aller Gasabnehmer fol­gendes: Die Beschaffenheit des derzeitigen Gases hängt in erster Linie von der Güte der Easkohlen und den weiter verwendeten Streckmitteln wie Holz, Torf usw. ab. Diese Güte wechselt sehr oft und läßt viel zu wünschen übrig. Während früher nur besonders für Vergasung geeignete Saarkohlen verwendet wurden, muß man heutzutage mit minderwertigen Ruhrkohlen zufrieden sein und dazu noch Holz. Tors u. ä. verwenden. Immerhin weist unser gegen­wärtiges Gas noch 48005000 Wärmeeinheiten auf.

Der Hauptfehler schlechter Leucht- und Heizkraft ist in den weitaus meisten Fällen an den Gaseinrichtungen selbst zu suchen. Solche Störungen können mehrfache Ursache haben: Zu enge Rohrleitungen,

Fehlerhafte Anlage der Rohrleitungen und Apparate. Verstopfte Rohrleitungen. Solche Leitungen werden vom Gaswerk wieder gereinigt.

Undichtigkeiten in den Rohrleitungen und Apparaten. In solchen Fällen benachrichtige man sofort das Gaswerk Bis der Beamte des Gaswerks kommt, öffne man die Fen­ster und Türen. Das Hantieren mit Licht in einem Raum, in dein Gasgeruch wahrnehmbar ist. kann zu Unglücksfällen führen.

Falsche Einstellung und unsachgemäße Behandlung der Lampen, Koch- und Heizapparate. Der Easverbraucher kann mit geringer Mühe seine Beleuchtungsbrenner, Ko­cher. Bratöfen usw. selbst richtig einstellen. Damit er einen Ueberblick hat. was er selbst machen kann und was er ma­chen lasten muß. geben wie noch folgende Uebersicht:

1. Zucken alle brennenden Flammen gleichmäßig und mit langsamer Aufeinanderfolge, so ist das Gaswerk zu be­nachrichtigen, da Master in der Zuleitung vermutet werden muß.

2. Findet das Zucken in schneller Aufeinanderfolge statt, so ist wahrscheinlich Wasser in der Leitung hinter dem Messer. Es kann dies auch ein Privatinstallateur be­seitigen.

3. Verlöschen alle Flammen in der Wohnung gleichzeitig, jo ist die Störung in der Leitung zur Wohnung oder am Gasmesser. Das Gaswerk ist sofort zu benachrichtigen.

4. Verlöschen alle Flammen gleichzeitig im ganzen Hause, so liegt die Störung in der Zuleitung von der Straße, auch hievon ist sofort das Gaswerk zu benachrichtigen.

5. Brennen beim Anzünden weiterer Flammen oder des Kochers die anderen Flammen dunkler, so liegt eine lleberlastung oder Verstopfung der Rohrleitung vor. Ab­hilfe schafft der Installateur oder das Gaswerk durch Ausblasen der Leitung.

Hängendes Gaslicht. Brennt ein Hänaegaslicht nicht hell genug, so schließe man zunächst die Gasdüse etwas. Die mei­sten Brenner leiden an zu großem Gasverbrauch; durch Verringern des Gasverbrauchs wird die Flamme gewöhn­lich Heller.

Brodelt die Flamme, so hat sie zu viel Luft, der Lust­schieber ist etwas zu verstellen, bis das Brodeln gerade auf­gehört hat.

Wird der Glühkörper schwarz, so bekommt der Brenner viel zu viel Gas, die Düse ist entsprechend kleinzustellen.

Leuchtet der Glühkörper nur teilweije, so bekommt der Brenner zu wenig Gas, die Düse ist durch Linksdrehen et­was zu vergrößern.

Vor jedesmaligem Aufsetzen eines neuen Glühkörpers ist die Flamme ohne Glühkörper richtig einzustellen. Die Flamme soll blau brennen und einen schärf begrenzten grü­nen Kern aufweisen. Die Größe der Flamme wird einge­stellt durch die Gasdüse, die Form der Flamme (grüner Kern) durch den Luftschieber. Die Flamme wird im all­gemeinen etwas kleiner sein müssen als der Glühkörper. Nachdem die Flamme so richtig eingestellt worden ist, wird der Glühkörper aufgesetzt und abgebrannt. Nach erfolgtem Abbrennen wird die Flamme wieder angezündet und etwa 3 Minuten brennen gelasten, dann ist der Glühkörper warm und man versuche durch vorsichtiges Regulieren, ob der Brenner sich noch Heller einstellen läßt; er ist richtig regu­liert, wenn am Glühkörper unten kein dunkler Punkt zu sehen ist.

Wenigstens zn Ostern, zu Pfingsten »rrst zu Weihnachten sind auch die Glasglocken des Brenners abzuwaichen.

Seit einiger Zeit kommen verkürzte Glühkörper in den Handel; diese kürzeren Glühkörper geben ein fast gleich Helles Licht bei 2025 Prozent geringerem Gasverbrauch

Stehendes Gasglühlicht. Bei stehendem Easglübücht leuchtet der Glühkörper bei heutigem Gas fast nie-vollstän- dig. Abhilfe läßt sich schaffen durch Verkürzung des Trag­stiftes. auf dem der Glühkörper aufgehängt ist, um etwa 2 Zentimeter und durch Verkürzung des neuen Glühkörpers um dieselbe Länge. Auch für stehendes Licht werden jetzt kürzere Glühkörper geliefert.

Hat der stehende Brenner keine Luftregulierung, so verstopfe man die Luftlöcher mit Watte oder dergleichen bis der Glühkörper die größte Helligkeit gibt.

Hat der stehende Brenner eine Regulierdüse und einen Lustschicber wie das Hängelicht, dann verfahre mat mit dem Einstellen wie bei diesem.

Gaskocher. Schlägt die Flamme beim Anzünden zurück, so tritt zuviel Luft zum Brenner hinzu, die Lustöfsnung ist durch den Luftschieber zu verkleinern. Hat der Brenner keinen solchen Regulierschieber, so kann man sich aus einem Stückchen Blech einen solchen selbst Herstellen. Die Flamme ist mit dem Lustschieber so einzustellen, daß sie einen scharf begrenzten grünen Kern hat. ohne beim Kleinstellen zu­rückzuschlagen.

Hat die Flamme einen grünen Kern und trotzdem eine leuchtende Spitze, so ist der Brenner verschmutzt. Abhilfe schafft Abbürsten in Sodawasser. Hat die Flamme eine leuchtende Spitze und keinen grünen Kern, so hat sie zu wenig Luft, der Luftschieber ist dann weiter zu öffnen.

Das gleiche gilt für Flammen des Gasbrat- und Back­ofens. sowie des Bügeleisenbrenners.

Hat ein älterer Easbratofen keine Oberhitze, so stelle man die Backform durch Einlegen eines Ziegelsteines hö­her. Hat ein Backofen zu viel Unterhitze, so stelle man die Backform auf ein Asbestblech, Drahtblech oder Dachziegel. Hat ein Gasbratosen zu große Oberhitze» so decke man die Kuchen mit Papier ab.

Berlretertag der Deutschen Bolkspartei.

(SCB.) Stuttgart, 15. Jan. Unter überaus zahlreicher Beteili­gung aus allen Teilen des Landes fand am Samstag im Bürger- museum die Vertrctervcrsammlung der Deutschen Bolkspartei in Württemberg statt. In der Eröffnungsansprache gedachte, der Lan- dcSvorsttzende, Abg. BickcS, de? Hinscheidens des Königs und des verstorbenen Vorsitzenden der Bietighnmer Ortsgruppe, Dr. med. Krauß. Hierauf sprach Nicker über die politische Lage im Reich. Bon einem Erfolg der deutschen Bemühungen könne kaum gesprochen werden. Es handle sich um einen kurze» Aufschub, der zweifellos mit einem neuen Diktat enden werde. Wenn eine gewisse Entman­nung der Lage eingetreten sei, so sei dies weniger dem Besuch Ra­thenaus in London zuzujchreiben, als Unterredungen, die diciei» Be­such vorausgingen. Ob bei der Steuergesetzgebung eine Verständigung im Reichstag zustande komme, sei sehr fraglich. Die Mchrheitsioziai- Semokratie sei in den letzten Wochen imitier'mehr nach links geralen und Halle an der Erfassung der Sachwerle fest, was die Steuccgcietze gefährde. Die Deutsche Bolkspartei werde sich einer Zusammenarbeit mit allen aufbauwilligen Kräften niemals entziehen, sofern eine For­mel gesunden werde, die diese Mitarbeit ihr möglich mache. Nur eine Politik der Mitte, des Ausgleichs und der Verständigung sei mög­lich. wenn wir wieder auswärts komme» wollen. Das Parteigezänk müsse immer mehr zurücktrcten und das Einigende obenanstehe» Tie Angriffe bei der letzten Landesversanimiung der württ. Demokraten gegen die Deutsche Volkspartei erschwere das Zusammenarbeircn. (Lcbh Beifall) Dann sprach Abg. Hartmann über Fragen der Lan­despolitik. Ec stellte fest, daß die Deutsche Volkspartei von der Re­gierungsumbildung in Württemberg erst erfahren, nachdem diese be­reits eine beschlossene Sachs war »nd zeigte die Entwicklung der in- nerpolitischcn Verhältnisse wie den Anteil der D. V. an der parla­mentarischen Arbeit Das Referat von Frau Dr. Bernays-Mannheim mußte wegen Erkrankung der Rednerin aussallen. Der Geschäfts­bericht, den Generalsekrelär Kienzle erstattete, zeigt eine Auswärls- bewegung der Partei rm ganzen Land. Prokurist Neuhäuser berich­tete über den Kassenstand An der Aussprache beteiligten sich Lega­tionsrat Freiherr von Ow-Wachendorf, Mittelichullehrer B---fteIs-

^ yau-e äes Kommerzienrates.

Roman von E. Marlitt.

»Lines Schwerkranken?" wiederholte der Kommerzienrat. Och >a. ich weiß schon," sagte er mir einer wegwerfenden Hanb- dewegung.es ist der waghalsige Mensch, der Kaufmann lenz. Av die unvernünftigste Welle ins Blaue hinein spekuliert hat er, und nun möchte er sich mir einem liefen Griff in meinen Sacke! ritten: ich bedanke mim"

Willst ou mir vergleichen nicht lieber drüben ausjprechen?" seagie der Dollar mu srartem Nachdruck.

Nun meinetwegen: ich werde >a hören, inwiefern er dich zum Vermittler gemacht hat, glaube aber schwerlich, dag icr, ihm «ach nur eine Finger pitze reichen werde. Fm übrigen hast du ,w alle,wenigsten Ursache. dich ieiner anzunehmen, auch er hat einen Ltei, aurgehoden, um dich zu bewerfen."

-oll das wirtlich maßgebend lür mich lein?" fragte Druck ernst über sie Schüller, wahrend er sich anichittre. dem Kommer- zleniare in das anfiogenve Zimmer voranzugehen.

Die drei Schwestern blieben allein Flora schellte übelgelaunt »ach ihrer Fungier, damit iie die Geschenke des Kommerzien­rats hinwegraume, und Küthe grift nach ihrem Sonnenschirm »Willst cu »ns Freie. Käthe?" kragte Henriette, die sich wieder in ihren Schaukelstuhl gelauert hatte.

»ce- isr heute Arbeitsstunde bei oer Tante Tiakonus; ich hndr mich icfton verspätet und muß eiten" Das junge Mäd­chen verstummte unwilllürtich, denn Schwester Flora Halle ihren Arm geiatzt und hielt sie zurück. »Nur einen Augenblick Ge- »ulo! Fch mutz dir lagen, oag ou mich durch dein Gebühren in eine Nolle draiugsr. die ich aus die Tauer unmöglich durchfuhren kann bis zun,, Lepiemder ist eine lange Zeit. Was liegt naher, als oaß die Tante von oer Braut ihres Neffen dieselbe h.roiiche Selbjti/.berwindung verlangt, wie sie das Muster von Schwester a» «e» Tag legt? Ich j«lt öle uagewajchenei» Klil-

d-runger zwilchen die meinen nehmen und lammgeduldig Nasche um Masche von den Nadeln heben, bis solch ein vernagelter Tagelöhnerkops die Geheimnisse des Strickens begriffen har Fch Hab s versucht brr! Und wenn ich daraufhin meine Mitwir­kung einstelle, da geschieht es. saß ich durch die Ohrenbläsereien oer guten Tante in Brucks Augen zu einem wahren Ungeheuer grstempelt werde, das die süße Kinderwelt ' nicht liebr. Aus diesem Grunde verbiete ich dir nochmals ein für allemal diese An Verkehr im Hause meines Bräutigams, kraft meines guten Rechtes hörst du?"

Fch höre, werde aber nichtsdestoweniger tun. was mir mein eigenes Gewissen nicht verbietet." versetzte Käthe fest und ruhig und jcdob mit einer energischen Gebärde die Hand der Schwester von ihrem Arm.Deinem guten Recht, das du übrigens selbst mißachtet und in meiner Gegenwart als überiästig ausgeboten hast, trete ich in keiner Weise nahe, dessen bin ich mir bewußt," fuhr Karhe fortSchlimm aber steht es um dich, wenn du in jeder menschenwürdigen Handlung anderer einen feindlichen Umstand siehst, der deine Siellung gefährdet"

Gefährdet?" wiederholte Flora, unter spöttischem Gelächter die Hände zusammenschlagend.Liebste, wei este aller Tugeno- predigerinnen. das ist ein kleiner Frrlum. Eine Liebesieioen- icbakl, die sich alles dielen läßt, was ich inil gutem Vorbedacht als Feuerprobe über Bruck verhängt halte, kann durch nicht» mehr auf Erben erschüttert werden."

Traurig genug!" murmelte Henriette mit heiserer, säst erstickter Stimme und zornig geballten Händen.

Es handelt sich eben nur uckp die Spanne Brautzeit bis zum September," fuhr Flora fort, Henrcellens EiNwurs mit spöttischem Achselzucken einfach übergehend,und es ist nichts anderes als ein höfliches Zugeständnis meinerseits der Alten gegenüber; ich wünsche mich mit ihr zu vertragen. Zn L. g ändert sich freilich alles; da fallen dergleichen Rücksichten von selbst weg. und was Bruck betrifft. >o wirb er in den :rsten Woche« uajerer Ehe einzehen, daß eine Frau, wie jie die Tante

sUl ihn wünscht, Nicht nur eine beschämende Last, sondern gerade­zu eine Unmöglichkeit für ihn lein würde. Tann erst tonn er meinen Wen vollkommen erkennen, wenn bei gesellige Ver­kehr feines Hauses, dem ich oorstehe. Sen rechten Glanz au, se'ne hervorragende Stellung nnrir.

Fa, ja. meine Kleine, so veilchenhast bescheiden wie ;etzr wirst du -ackch nicht immer bleiben." fuhr sie zu Käthe gewendet fort,und die häuslichen Bestrebungen, zu denen dich vre Lulas in jo unvernünftig übertriebener Weise erzogen, sind bei dir ebensowenig am Platze wie bei meiner künftigen Lebensstellung. Moritz wirs dir nie das unschöne Gellingel mit dem wirticbott- liche» Schlüsselbunde gestatten daraus oerlag dich, und wenn er dir galanlerweise sogar zehnmal einen Gejlügelhos in Aus­sicht stellt! Gerade er mit seinem neugebackenen sei wird in bezug aus d:e vorschristsgemäß weißen, geschonten Hände elner Frau peinlich genau sein, wie kaum unser AUerourchlauchllgster."

Das mag Moritz halten, wre er will. Was geht das mich an?" fragte Käthe in halb abgewendeier Stellung, aber rie Äugen groß und verwundert aus das Gesicht oer Schwester richtend.

Ader ich bitte dich, Flora, wie kannst du so tattlos 'ein, Moritz in >o unumwundener Weise oorzugreiien?" ries Men­uette erschreckt; sie musterte mit einem besorgten, verlegenen Seitenblick Käthes Gesichlsausbruck.

Ach was. er kann mir nur dankbar fein, wenn ich chm den Weg ein wenig glatt und eben mache. Und glaubst du oe-rn, ich spräche da etwas aus. das Käthe nicht längst selbst wusste? Wer vorhin Augen gehabt hat, zu sehen, wie unsere Kleine nch vertrauensvoll und hingehend anzufchmiegen weiß, der lann nicht mehr fehlgehen gelt, Käthe, du verstehst mich?'F Fetzt lächelte sie mit iriool blinzelnden Augen die junge Schwester an.

Nein, ich verstehe dich nicht," versetzte das junge Maschen mit stockendem Atem; ein unbestimmte» Gemisch von heftt/m Widerwillen und böser Borahnung stie» 'l"- an! und nacht« sie ängstlich,