welche durch die Serumkebandlung so wirksam bekämpft wird, schafft nicht mehr so viele Ansteckungsherde. Durch das Isolieren, durch sqstematische Desinfektion, durch Hand- habung einer vernünftigen Schulhygiene sind der Scharlach, die Masern und andere Infektionskrankheiten des Kindesalters seltener geworden. Mit der Erkenntnis der schädlichen Wirkung einer unreinen Milch haben sich auch die Kinderdiarrhöen erheblich vermindert. So sei es begreiflich, daß die Medizin ihre Jünger nicht mehr zu ernähren im Stande ist; cS gebe eben viel zu viel Acrzte und viel zu wenig — Kranke.*
— Ein anspruchsvoller Fechtbruder. I»
einem herrschaftlichen Hause an der LaveS- straße in Hannover — so erzählt das dortige „Tagebl." — erschien Freitag Nachmittag ein „armer Reisender", der um eine kleine Gabe ansprach. Die Köchin verweigerte die gewünschte klingende Münze, bot dem Manne aber einen Teller des soeben fertigen Mittagessen an, was dieser bereitwillig annahm. Während die Herrschaften im Speisezimmer aßen und die Köchin vollauf in der Küche zu thun hatte, saß der Fremde draußen aus der Treppe mit seinem Teller voll Gemüse
Die Wemesis.
Novelle von Walter Hogarth.
(Nachdruck verboten.)
1 .
Der junge bayerische Edelmann Freiherr Rupprecht von Eggonsberg war auf einer Studienreise durch die italienischen Alpen auch nach Monaco gelangt, doch hatten ihn nicht die berüchtigten Spielhöllen Monacos, sondern die herrliche Lage dieser Stadt dahin gelockt. Schon zwei Tage weilte Rupprecht von Eggonsberg in Monaco und erfreute sich an der farbenprächtigen südländischen Landschaft, ohne auch nur daran zu denken, an einem der grünen Spieltische sein Glück zu versuchen.
Der sorgfältig erzogene und von Naiur sehr glücklich beanlagte junge Edelmann fand überhaupt an bedenklichem Spiel und Sport keinen Gefallen, sondern er vertrieb sich lieber seine Mußezeit mit Reisen, Jagden und !and- wirtschaftlichen Studien. Wollt er doch nächstes Jahr das väterliche Erbgut aus den Händen eines Pächters i» eigene Verwaltung nehmen und diesen Plan verfolgte er so ernst, daß er für ausschweifende Vergnügungen weder Sinn noch Neigung hatte. Vor seiner Abreise von Monaco wollte der junge Freiherr sich die Spielhöllen von Monaco aber doch einmal ansehen und zögernd und vorsichtig, als wenn er auf einem Unrechten Wege wäre, schritt er am dritten Tage seiner Anwesenheit nach den Spielsälen.
Kaum hatte der junge Edelmann einen Saal betreten, wo die Spieler und Spielerinnen aller Nationen sich um den Tisch des Goulette-SpieleS ro^u et uoirs drängten, da stürzte sich mit freudigem Ausrufe ein in extremer Toilette gekleideter Cavalier mit stechenden grauen Augen und langem, spitzen Schnurrbart auf ihn los.
„Guten Tag, mein lieber Baron I" rief der Cavalier in deutscher Sprache. „Welches Glück, Sie hier zu sehen I DaS heißt, welches Glück werden Sie hier haben, denn daß Sie hier im einzig schönen Tempel der For-
unb Fleisch. Nach einer Weile wollte die Köchin nach dem Gaste sehen und den leeren Teller hereinholen, doch der Fremde war verschwunden , das Essen dagegen noch unberührt vorhanden; neben dem Teller aber lag ein mit Bleistift beschriebenes Notizbuchblatt, das folgenden guten Rat enthielt: „Madamm nämen sie sich ene antre Köchin, dänn sohn Fräs jiebts in die Folkskiche for 10 Fenigs ahle Dage."
— Das Küssen der Kinder durch fremde Personen, zu denen unter allen Umständen auch die nächsten Verwandten zu rechnen sind, ist eine verwerfliche Unsitte. Man ahnt nicht, wie viele Mund- , Nase- oder Rachekrankheiten übertragen werden können, und diese Vermutung ist kein leerer Wahn, sondern schon hundertfach durch drastische Beispiele erwiesen. Es gilt diese Mahnung besonders für jene Eltern, die sorglos ihre Kinder von weltfremden Leuten küssen lassen, ohne dabei zu bedenken, daß auf diese Weise eine der schrecklichsten Krankheiten, die Syphilis, den unschuldigen Geschöpfen eingeimpft werden kann. Der Kuß des Kindes gehört den Eltern und Geschwistern, aber nicht Fremden.
tuna Ihr Glück versuchen wollen, steht doch außer Zweifel."
„Da irren Sie sich allerdings, lieber Rittmeister!" erwiederte Eggonsber lachend! „Ich bin, wie Sie wissen, angehender Landwirt und in Hazardspielen ganz unerfahren, überhaupt nur zufällig gerade nach Monaco gekommen. Ich bereise das nördliche Italien und will noch heute abend weiter reisen."
„Ach, Sie scherzen, lieber Baron, oder reden wie ein unschuldiges Kind, welches das Leben und seine hiesige Reize nicht kennt. Herrliche Natur, schöne Frauen, internationale Gesellschaft und Goldhaufen für jeden glücklichen Spieler giebt es hier, und da wollen Sie heute schon wieder fort. Eggonsberg, treten Sie Ihr Glück nicht mit Füßen. Sie sind jung und müssen den perlenden Champagner des Lebens, der nirgends besser als in Monaco kredenzt wird, genießen, ehe Sie sich auf ihrem einsamen Landgute hinter Ställen und Obstbäumcn begraben."
Der junge Baron sah den weltgewandten Versucher, den er von der Residenz her kannte, verlegen an und sagte dann:
„Entschuldigen Sie eine Frage, Herr Rittmeister I Sind Sie schon lange in Monaco?"
„Schon länger als drei Monate. Ich habe nämlich letzten Winter den Dienst quittiert, weil ich mich von unserem alten Oberst nicht zu Tode chikanieren lassen wollte. Konnte thatsächlich nichts Gescheiteres thun, lieber Baron. Lebe hier wie der Prinz von Arkadien vor seiner Höllenfahrt. Gewinne fast täglich einige tausend Francs und genlerl es mich nicht im Geringsten, wenn ich einmal verliere. Mein Rittergut, welches ohnedies mit Hypotheken belastet war, habe verkauft und den Erlös am grünen Tische angelegt. Aber kommen Sie, lieber Freund, und versuchen Sie Ihr Glück!"
„Spielen will ich nicht," sagte Eggonsberg ruhig, „aber ansehen will ich mir einmal die Spielsäle."
„Aber bester Baron, seien Sie doch kein Narr! W nn Sie einmal nach München ins Casino kommen und erzählen dort, daß
— Eine deutsche Edelsran gab ihrem
Sohne, als er auf Reisen ging, drei Stecknadeln mit. Die erste, sagte sie, stecke vor deinen Geldbeutel, damit du nichts verschwindest ; die zweite vor den Mund, damit du nicht voreilig schwatzest; und die dritte vor deinen Brustlatz, damit du dein Herz bewahrst, denn alle drei dürfen nicht zu weit offen stehen.
Aus der „Glocke".
Sehr frei nach Schiller. Wie sich schon die Braien bräunen I Diese Gabel stich hinein;
Will Dir's weich genug erscheinen, Wird's zum Essen zeitig sein.
Jetzt, o Köchin, frisch,
Prüf' mir das Gemisch,
Ob gelang die tadellose,
Braune, hochpikante Sauce!
Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Saures sich und Süßes paarten, Da gibt es einen feinen Tisch.
Nun gieße dran in aller Kürze Noch etwas Maggi Suppenwürze,
Das kräftigt Suppen, Fleisch u. Fisch.
Rich. Hempel.
Sie in Monaco gewesen seien und hätten nicht gespielt, so werden Sie auf alle Fälle furchtbar ausgelacht"
„Ich ich verstehe nichts von denHazard- spielcn und finde auch keine Freude an denselben."
„Thorheit, lieber Baron, Thorheit! Die Hazardspiele wie rouZs st uoirs sind die leichtesten von allen und der Reiz kommt sofort, wenn man spielt. Was kann Ihnen dabei überhaupt passieren. Schlimmstenfalls verlieren sie dabet ein paar hundert Francs. Sie können als Neuling, wie dies oft der Fall ist, aber auch kolossales Glück haben und ein Rittergut zu den Ihrigen hinzugewinnen. Kommen Sie nur heran an den Tisch I" Mit diese» Worten schob der Rittmeister seinen Arm unter denjenigen des jungen Edel- manneS und führte ihn an den Spieltisch.
Eggonsberg unterlag dort bald dem dämonischen Einflüsse des frivolen Rittmeisters und spielte und spielte, da er meistens gewann, immer weiter.
„Sie haben Goldglück heute, lieber Baron raunte ihm der Rittmeister in das Ohr und Sie müssen das Spiel fo>eieren."
Eggonsberg, blind dem unglückseligen Einflüsse des Rittmeisters folgend, spielte waghalsig weiter, gewann eine große Summe, setzte das Spiel aber auch dann noch tollkühn fort und verlor sein ganz-s Geld.
Verblüfft und ernüchtert wollte Eggonsberg von dem Spieltische eile», als ihn der Rittmeister am Arme festhielt.
„Sie haben wohl ein kleines Malheur gehabt, lieber Baron?" frug der raffinierte Spieler mit dämonischem Lächeln. „Das schadet nichts, bei Ihrem Glücke können Sie in einer Viertelstunde schon Alles wieder gewonnen haben. Darf ich Ihnen auShelfen?"
„Ja, leihen Sie mir fünfhundert Francs, damit ich meine Hotelrechnung bezahlen und nach Hause reisen kann," sagte Eggonsberg verlegen.
(Fortsetzung folgt.)
Sinnspruch.
Ich wag's, Gott vermag'S.
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofma « n in Wildbad.