Reiter ab und erreichte ohne denselben daö Ufer. Der Reiter machte zwar die äußersten Anstrengungen, sich über Wasser zu halten, sank aber doch unter und wäre ohne Zweifel ertrunken, wenn ihm nicht einige Offiziere, welche von den Pferden stiegen und sich ihm schwimmend nahten, zu Hilfe gekommen wären und ihn nach etwa 10 Minuten gerettet hätten.
Ulm, 10. Juli. Vom Schwurgericht wurde der Handwerksbursche und Bäckergeselle Albert Schuh von Reutlingen, welcher am 18. v. M. den Kronenwirl Heß in Ober- dischingen erstochen hatte, zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Pforzheim, 10. Juli. In rechte Unannehmlichkeiten kam eine hiesige Familie durch leichtsinniges Dienstbotengeschwätz. Derselben starb vor etwa 14 Tagen ein Kind, von welchem das Dienstmädchen im Hause und in der Nachbarschaft zu erzählen wußte, es habe sich kurz vorseinem Tode noch gebrochen. Das Gerede verdichtete sich bald zu einer förmlichen Vergiftungsgeschichte und das Mädchen ließ sich schließlich aushetzen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Die Denunziation blieb nicht ohne Erfolg. Gestern abend wurde auf Weisung der Oberstaats- anwaltschaft in Karlsruhe die Ausgrabung der Leiche vorgenommen, wobei durch ärztliche Untersuchung festgestellt wurde, daß die Ver- giflungSgeschichte vollständig aus der Lust gegriffen ist. Die Sache dürste wohl noch ein Nachspiel haben.
Schirrhein, 9. Juli. Trotz aller Warnungen abermals ein Unglück beim Kugelsuchen! Heute Morgen begab sich der Tagner Ludwig Strebe! von hier auf den Artillerieschießplatz bei Kaltenhausen, um Kugeln zu suchen. Er wagte sich mitten in den Kugelregen und wurde von einer explodierenden Granate buchstäblich zerfleischt, jodaß der Tod gleich eintrat. Die Kugelsucher von Schirrhein lassen sich nicht warnen, und es hat noch jedes Jahr einer von ihnen für seine Drefftlakeit ie>» Leben einbüßen müssen.
Frankfurt a. M., 10. Juli. Nach der „Franlnurier Zeitung" ist der Ort Brotterode (3000 Elnwohiier) bei Schmalkalden in 4 Stunden gänzlich abgebrannt. Auch die Kirche, das Amtsgericht und die Post wurden ein Raub der Flammen.
Mannheim, 10. Juli. Eine komische Diebsgefchickle versetzte in der vergangenen Nacht die Bewohner eines Hauses in Bewegung. Ein „möblierter" Herr, der benebelt heimkehrte und fand, daß er seinen Hausschlüssel vergessen, kletterte an einem Geschäftsschild zum zweiten Stock und klopfte seinen Hausleuten. Die hörten das Klopfen wohl, ließen aber aus Angst nichts verlauten. Der Kletterer begab sich nun dem Gesimse entlang ans dritte Fenster des zweiten Stockes, das er offin fand und durch welches er ein- stieg. Zufällig hatte in demselben ein im Nachbarhaufe wohnender Wirt einen Silberschrank stehen. Die erschreckten Mieter benachrichtigten denselben, daß ein Dieb an seinem Silber sei, ein Schutzmann kam und mit vereinten Kräften gings in das bewußte Zimmer. Hier fand die Gesellschaft den Dieb nicht bel der Arbeit, wohl aber den Zimmerherrn langgestreckt am Boden liegend und wie eine Dampssäge schnarchend. Tableau I
Straßburg l. E. In der offenen Maschinenhalle unserer Ausstellung befindet sich «. A, ein höchst sehenswerter Pavillon der
Firma Billing und Zoller in Karlsruhe. Derselbe kann sowohl seinem Aeußern wie dem Inhalt nach als Meisterstück bezeichnet werden. Auf der einen Seile enthält der Pavillon vier Zimmerthüren von verschiedenen durchweg ebenso praktischen wie sinnreichen Konstruktion. Besonders beachtenswert sind auch die Verschlüsse und die Angeln. Aus der anderen Seite befinden sich zwei Fenster und ein Rollladen von gleichfalls vorzüglicher Arbeit und Einrichtung. Außerdem sind noch andere Holzarbeiten, Teile von Thüren und Fenstern ausgestellt. Jeder Bouhandwerker und jeder Unternehmer, namentlich aber auch jeder Hausherr und Jeder, der ein Haus bauen will, sollte diese interessante Ausstellung genau studieren.
Weimar, 6. Juli. Die mikroskopische und chemische Untersuchung der Leiche des Gastwirts Ritter aus Umpferstedt hat das Vorhandensein von Gift nicht ergeben. Da dadurch dem Verdachte, der auf der Frau Ritter lastete, die Hauptgrundlagc entzogen worden ist, mußte heute mittag die Entlassung der Frau aus der Haft erfolgen. Die Untersuchung aber wird weiter fortgeführt.
Dresden, 5 Juli. Ein entsetzlich ländliches Sittenbild entrollte sich vor der heutigen Verhandluugdes hiesigen Geschworenengerichts, der mit der Verurteilung der in Schlesien 1869 geborenen Magd Josephs Wallot zu 12 Jahren Zuchthaus endete. Die Dirne hatte drei uneheliche Kinder; das eine erdrückte sie „im Schlaf", das andere ließ sie verhungern und dem dritten W^sie einen Faustschlag und verscharrte es dann noch lebend.
— Aus Madrid meldet man : Der Stier- fechter Guertia hat in diesem Jahre bereits an 32 Sliergefechten teilgenommen und als Honorar dafür nicht weniger als 40000Duros (160,000 eingestrichen. Ehe die laufende Saison zu Ende geht, wird derselbe wohl noch weitere 40,000 Duros einkassieren, also in einem Sommer 320,000 »Ri verdient haben. Vorigen Sommer verdiente Guerita 72,000 Duros. Da möchte man wirklich — Stierfechter werden!
— Faktums Laune. Aus Brünn wird folgender, — man möchte sogen: grausamer — Giückfall berichtet: Zu Pfingsten töteten sich der Bäckergehilfe Zelesky uns seine Geliebte Anna Roha durch Ertränken im Schwar- zawaflusse. Das Paar war so bettelarm, daß cs an eine Verbindung nicht denken konnte, und aus Verzweiflung darüber beschloß es, gemeinsam zu sterben, Den einzigen Wertgegenstand, den Zelcsky besaß, ein lo-sriv-LoS, das er sich aus—monatelangen Ersparnissen gekauft hatte, vermachte er im AbschicdSbriefe seiner Mutter. Bei der letzten Ziehung ist nun gerade auf dieses Los der Haupttreffer von zwanzigtausend Gulden entfallen.
— Für fleißige Kinder in den Schulen Mexikos ist es eine besondere Vergünstigung, daß sie während des Unterrichts im Schulzimmer eine Cigarre rauchen dürfen. Da kommt es denn auch wohl dann und wann vor, daß der Lehrer der ganzen Klasse seine Zufriedenheit ausdrücken will und sämtlichen Zöglingen das Rauchen gestattet. Der Herr Lehrer behält natürlich als echter Mexikaner während der ganzen Unterrichtsstunde eine seiner Würde angemessene ungemessen große Zigarre im Munde; vor ihm steht auf dem Kattheder ein Krug Pulqne (Agavenwein),
dessen alltäglich erneuerter Inhalt von den Elter» der Schüler bestritten wird. Auch in den mexikanischen Gerichtssälen wird fast stets geraucht, und nicht selten kommt es vor, daß ein schwerer Verbrecher auf der Anklagebank sitzt und, mit echt spanischer Grandezza seine Zigarre rauchend, dem Gerichtshöfe seine Aussagen macht oder das Urteil entgegennimmt.
— Abenteuer eines Gemsbocks. Aus Ischl berichtet das „Wiener Fremdenblatt" : Ein Gemsbock, der sich im Hochsommer bis i» die Straßen Ischls verirrt, ist doch wohl eine ganz außergewöhnliche Erscheinung. Am Dienstag Morgen war dieses seltene Tier in der Salzburgstraße zu sehen, wo es natürlich Sensation machte. Es heißt, daß der Bock von zwei Flejscherhunden gejagt worden sei und schließlich auf seiner verzweifelten Flucht bis in den Garten des Hotels „zur Krone" in Ischl gekommen sei, wo er sich mit den Krickeln verfing. Aus dieser unangenehmen Situation befreiten den Gemsbock zwei Abgesandte der kaiserlichen Jägerei, die den Gefangenen dann mit Stricken fesselten und auf einem Wagen nach der Katrein zu führten, wo sie ihm im Auftrag ihres Vorgesetzten die Freiheit Wiedergaben. Die ganz ungewohnte Behandlung, vielleicht auch das feste Schnüren, hatten das sonst so scheue Wild jedoch ganz verändert, es war absolut nicht zum Fortgehen zu bringen — so gingen denn die Jäger. Inzwischen aber hatte der Kaiser von dem Fang gehört und den Befehl erteilt, den Bock nach Schönbrunn zu bringen. Die Jäger kehrten also noch einmal zurück, kamen auch wirklich bis auf zwanzig Schritte dem scheuen Wild nahe, dann aber zog es der Bock vor, sich mit einem gewaltigen Satz zu salvieren.
Kunst u. Wissenschaft.
— „Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen." Vsn diesem bewährten Grundsatz ausgehend, hat das im Verlage von John Henry Schwerin, Berlin 35, erscheinende Moden- und Familienblatt „Moden.Haus" in den 10 Jahren seines Bestehens die ungeheure Popularität erlangt, deren ein Blatt mit ca. 170 000 zahlenden Abonnenten und einer nachweisbaren Verbreitung über die ganze bewohnte Erde sich wohl rühmen darf. Wenn» man eine Nummer dieser reich illustrierten,Herrlichen, 14tägig erscheinendenZeit- schrift durchblättert, muß man allerdings staunen über den Reichtum an Ideen und Anregungen, welche sich hier, wie in einem geistigen Brennpunkte, vereinigt finden. Ja, man gewinnt dann die Ueberzeugung, daß „Mode und Haus", welches nur 1 Mark vierteljährlich kostet, einen Ersatz für 11 Spezialblätter bietet. Mode, Putz, Wäsche, Handarbeit, Lekiüre, Zuschneidekunst, Humor, Kinderwelt, ärztlicher Ratgeber, Kunst und Wissenschaft, Erziehung, Erwerbsleben der Frau, Schriftdeutungen, Winke für die Hausfrau, Meinungsaustausch, Rätsel, Kunstarbeiten im Hause — das sind nur einige wenige der Unterabteilungen dieses reichhaltigen Blattes, dessen prächtige Stahlstichmodeneolorits, Musterfrisuren u. s. w. den besten derartigen Gaben erster Pariser Modenblätter kühn an die Seite gestellt werden dürfen. Gratis- probenummern des Universalblattcs für die Familie „Mode und Haus" liefert der obengenannte Verlag, sowie jede Buchhandlung.