3 Uhr brannte dir nach amerikanischem System eingerichtete Kunstmühlc von Albrecht u. Wil- dermuth in Farndau nieder. Der Schaden ist bedeutend. Es sind große Vorräte von Frucht und 3000 Zentner Meht zu Grunde gegangen.

Schönwald (A. Triberg), 25. Jan. Der glückliche Besitzer des Loose« der Ulmer Dom- banlotterie, aus das der zweite Gewinn im Betrage von 30 000 Mark fiel, ist ein hies. verheirateter, armer, aber sehr fleißiger und sparsamer Fabrikarbeiter, namens Bcrthold Duffner.Dem ist'« zu gönnen,* hört man allgemein sagen. Das Glück hat also den Rechten erwischt.

Heidelberg, 24. Jan, Die hiesige Stadt prangt anläßlich der Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten BlSmarck in reichem Flaggenschmuck.

Berlin, 24. Jan. In die verwirrenden Zweifel und bangen Sorgen, die die ver­wickelte innere Situation allen bereitet, die die cS nicht mit der Wohlfahrt des nation­alen deutschen Staates gut meinen, ist eine Botschaft gedrungen, die wenigstens auf kurze Weile die Stimmung aufhellen und die Her­zen wärmen wird : Kaiser Wilhelm hat vem alten Kanzler die Hand zur Versöhnung weit entgegengestreckt und die hochaufragende Ge­stalt deS greisen Recken wird im alten Hohen- zollernschloß wieder den Boden betreten, der durch tausend Erinnerungen an große Zeiten geweiht ist. Ein Gefühl der hohen Be­friedigung wird durch unübersehbare Kreise der Nation zucken und man wird dem jungen Monarchen mit aufrichtiger Herzlichkeit Dank Wissen für seine That, die wiederum eigenster Entschließung entsprungen ist. Daß ein Graf Moltke der Vermittler deS kaiserlichen Huld- bewcifi« ist, wird den großen Einsamen, zu dem er gesandt, besonder- aufmerksam dünken die Namen Bismarck und Molke, die wieder einmal zusammen vor das Ohr und Empfinden der Lebenden gebracht werden, vermögen schon an sich einen weilen Hall in die deutsche Seele zu tragen. Natürlich hat das Ereignis nicht blos die menschliche Teilnahme aller Patrioten mächtig anfgerührt, auch die Politik wird, seitdem eS bekannt ward, unter dem Gesichtswinkel jene« erheb­enden Vorganges beobachtet. Wieder einmal werden allerlei melodramatische Zauberwirk- ungen von der Versöhnung des Kaisers mit dem Kanzler erwartet oder besorgt, je nach der Farbe, die auf der Palette der Partei sich befindet. Wer nicht mehr sagen mag, als er verantworten kann, der wird nur der Empfindung des ehrerbietigsten Dante« gegen den Kaiser ungeteilt sich enläußern dürfen; ob der grundsätzliche Wechsel perfönlicher Ge­sinnungen auch eine politische Veränderung bedeutet, das zu beurteilen ist man wenigstens in dem Moment der überraschenden Meld­ung nicht wohl in der Lage.

Berlin, 25. Jan. Die vom Kaiser an Fürst Bismarck gesandte Flasche Wein war Steinbergcr Kabinet 1842er Jahrgang, einer der wertvollsten Weinmarken, welche der kaiserliche Weinkeller birgt.

Berlin, 26. Jan. DieNordd. AUg. Ztg." schreibt: 4 Jahre sind verflossen, seit Kaiser Wilhelm H. und Fürst Bismarck sich gegenüberstanden, in der Zwischenzeit war Fürst Bismarck wiederholt in Berlin, aber nur auf der Durchreise zu kurzem Aufent­halt ; heute kommt er, um sich bei dem Kaiser persönlich zu meldin und als Gast des Kaiser­

in! König!. Schlosse z» verweilen. Er wird erfahren, daß wie bei dem Monarchen, so auch bei der Bevölkerung der Reichshaupt­stadt und der gesamten deutschen Nation die Dankbarkeit für seine unvergleichlichen Ver­dienste um das Vaterland unverändert ge­blieben ist. Jeder gute Patriot blickt dank­erfüllten Herzens zum Kaiser, der ans eigenster hochherziger Initiative es unternahm, Deutsch- land einen solchen Freudentag zu bereiten. Möge dieses F-st der Versöhnlichkeit weitere Früchte tragen für unser ganzes politisches Leben.

Hamburg , 26. Jan. Fürst Bismarck bestieg heute früh um 9'»« Uhr den Salon­wagen, vom Publikum stürmisch begrüßt; 6 weißgekleidete Jungfrauen gingen ihm voraus und streuten Blumen. In der Begleitung des Fürsten befanden sich Graf Herbert Bis­marck , Professor Scbwenninger und Dr. Ehrysander. Die Abfahrt nach Berlin er­folgte um 9 Uhr 35 Minuten unter brau­senden Hochrufen der versammelten Menge.

Berlin, 26. Jan. Fürst BlSmarck ist heute mittag um 1 Uhr auf dem Lehrter Bahnhof eingetroffen; von Spandau ab er­folgte die Fahrt in einem Sonderzuge, dessen Lokomotive und zwei weitere Wagen festlich bekränzt waren. Bei der Einfahrt in den Bahnhof stand der Fürst am Fenster. Zum Empfange auf dem Bahnhofe hatte sich Prinz Heinrich mit den übrigen offiziellen Persön­lichkeiten eingefnnden; die Begrüßung war eine herzliche; der Fürst sah heiler und wohl aus. Vor dem Bahnhefe hatte» sich viele Tausend Personen aufgestellt; beim Erscheinen Bismarcks, der mit dem Prinzen Heinrich fuhr, ertönten brausende Hoch- und Hurra­rufe. Es herrschte eine tiefe Bewegung. Der Fürst war sichtlichjergriffen ; der Wagen wurde von einer Kürasstereskorte geleitet. Beim Vorbeifahren wurden aus allen Fen­stern Blumen geworfen; die brausende» Hochrufe pflanzten sich auf dem ganzen Wege bis zum Schlosse fort. Da« Wetter ist pracht­voll.

Berlin, 26. Jan. Lange vor Ankunft des Zuges, der den Fürsten Bismarck nach Berlin bringen sollte, hatten sich Tausende von Verehrern zur Begrüßung des Altreichs­kanzlers eingefnnden. Der Bahnhof selbst zftgte sein alltägliches Au«sehen. Weder Blumen- noch Flaggenschmuck deutete auf das Kommen des Gastes. Eine halbe Stunde vor Eintreffen des Zuges räumte ein starkes Aufgebot von Polizeimannschafien Bahnsteig und Wartcsäle. Um '/-I Uhr traf Prinz Heinrich zu Wagen ein, vom Publikum aufs lebhafteste begrüßt. Mit ihm erschienen einige Herren in Uniform und Zivil. Pünktlich lief der erwartete Zug ein. Auf« herzlichste begrüßte Prinz Heinrich den Fürsten Alt­reichskanzler, der die Kürassteruniform trug. Der Fürst sah wohl aus, sein Gang war aufrecht und fest, doch zeigen die tiefgefurch- len Gesichiszüge, daß er recht gealtert ist, die Augen aber leuchten in unvermindertem Glanz. In dem geschlossenen Hofwagen, dessen Fenster herabgelassen waren, nahmen links Fürst Bismarck, rechts Prinz Heinrich Platz. Die Versammelten brachen in be­geisterte Hochrufe aus. Der Wagen, den geteilt je eine halbe Eskadron Kürassiere ge­leitete, nahm anfänglich ziemlich schnell den Weg am Siegcsdenkmal vorbei, dem Branden­burger Thore zu. In einem anderen Wagen folgten Graf Herbert Bismarck und Professor

Schwenninger. An der Moltkebrücke bildeten Studenten mit Fahnen Spalier. Freund­lich lächelnd dankte der Fürst für die ihm dargebrachten Ehrenbezeugungen. Als der Wagen zum Brandenburger Thor gelangte, ließ sich die d»rt versammelte ungeheure Men­schenmenge nicht mehr halten, sie durchbrach die Kette der Schutzleute und stürzte gleich einem gewaltigen Strome dem Wagen nach, der nur langsam durch die mit Flaggen und Grün reich ausgefchmückte Straße Unter den Linden fuhr. Die Hochrufe machten die Luft erzittern, die Dam-n schwenkten mit Tüchern, von den Balkon« regnete es Blumen herab, da stimmte man die Wacht am Rhein an im mächtigen Chor, dort das LiedDeutsch­land, Deutschland über alles". Fürst Bis­marck war aufs tiefste gerührt von der Herz­lichkeit des Empfanges. Man sah, wie er wiederholt das Tuch an die Augen führte, um seine Thränen zu trocknen. In sicht­licher Erregung durchwogt die Menge die Straßen. Das einzige Gespräch bildet die Wiederkehr des Altreichskanzlers.

Berlin, 26. Jan. Der Kaiser empfing Bismarck im Schloß an der Treppe mit zweimaliger Umarmung. Er hatte die Uni- iorm des BiSmarck'scheu Kürassier-RegimentS angelegt.

Aus der Schweiz : Wie demBund" aus Dcbe (Kt. Waadt) miigeteilt wird, sind daselbst bereits Störche eingerückt.

Zürich, 22. Jan. lieber die Gefahren beim Tragen künstlicher Gebisse hat Professor Krönlein in Zürich kürzlich in der Schweizer odsnlologischen Gesellschaft beachtenswerte Mitteilungen gemacht. Er hat 4 Fälle be­obachtet von Verschlucken des Gebisses im Schlafe; einer der Fälle endete tötlich. In einem Falle, bei einer Frau von 30 Jahren, gelang die Entfernung mittelst Gräfesche» Münzfängers. Bei zwei anderen Patien­tinnen war der Speiscröhrenschnitt erforder­lich. Professor Krönlein hat aus der medi­zinischen Literatur 37 Fälle festgestellt, in denen jene Operation wegen verschluckten Gebisses gemacht wurde; 29 Personen ge­nasen, 8 starben. Der Gelehrte schließt mit der dringenden Mahnung, die Gebisse beim Schlafen abzulegen und defekt gewordene Stücke sofort reparieren zu lassen.

Allen Dienstboten zur Nachachtung teilt ein schweizerisches Blatt mir, daß zu Münster im Münstcrthal, Kanton Grau­bünden, kürzlich eine 83 Jahre alte Magd gestorben ist, welche siebzig Jahre lang in der nämlichen Familie gedient hatte.

Ein unerhörter kühner Einbruchsdieb­stahl wurde auf dem Nordbahnhof in Brüssel Verübt. Unbekannte Diebe brachen nachts i» die Gepäcksabteilung ein, erbrachen 51 Koffer, darunter eine Kiste voll kostbarer Juwelen und brachten den Raub in Sicherheit. Der Wert der gestohlenen Sachen wird auf 150 000 Franken geschätzt.

Ein achtzehnjähriger Schiffskapitän. In Melbourne ist, wie gemeldet wird, der ViermasterTrafalgar" unter dem Befehl eines achtzehnjährigenKapitäns" eingetroffen. Der junge Bursche, Namens William.Shel­ls», war Mivihipman auf dem Schiffe, des­sen Kapitän nebst den übrigen Offizieren im Malayischen Archipel am Fieber verstärken, während einige Matrosen in Batavia ent­wichen. Die Leitung des Viermasters fiel somit auf Shelton, welcher denselben denn auch trotz der unterzähligcn Mannschaft und