der mancherlei Gefahren dieser Route sicher in den Hafen von Melbourne gebracht hat.
Verschiedenes.
Einen ziemlich derben Schwabenstreich machte dein Sch. B. zufolge jüngst ein Wirt in der Reutlinger Gegend, dem man allerdings sonst, abgesehen davon, daß er ein etwas wunderlicher Kauz ist, nachsagt, daß Feinheit und Höflichkeit gerade nicht seine Fehler seien. Man hatte in der letzten Zeit etwa- von Dynamit gemunkelt, das bei einer Haussuchung in der Oberamtsstadt gefunden worden wäre. Was Wunder, daß der gute Mann in die Seele hinein erschrak, als er eine« schönen Morgens beim Oeffnen der HauSthüre auf der Treppe ein zweifelhaftes Kistchen stehen sah. „Da ist Dynamit drin !" war sofort sein Gedanke. Also ein gefährliche« Ding I Er holte bedächtig eine ziemlich lange Stütze herbei und stieß dann aus der Ferne so lange nach dem Kistchen — natürlich nicht ohne sich nach jedem kühnen Stoße hinter die Thüre zu flüchten —bis cS drunten lag, gottlob ohne Explosion I Nun wurde der Magd befohlen, das gefährliche Möbel auf den Steinhaufen jenseits der Straße zu
Ein Sieg des Herzens.
Novelle von R. Hofmann.
Nachdruck verboten.
5.
„Nun, es kommt alles auf einen Versuch an/' erklärte Lindberg lachend. Du mußt sehen, ob Du der Comtesse gefällst. Ich glaube, daß eS Dir gelingen kann, meine hochgeborene Cousine ist, wie ich schon erwähnte, über die ersten Blüiejahre der Jugend hinaus und dürfte deshalb nicht allzu wählerisch in B-zug auf eine Verheiratung sein. Im Uebrigen bist Du ein stattlicher Cavalier, Eduard, und als Baron Brunner von altadeliger Herkunft,"
„Nun, ich will mein Glück bei der Comtesse versuchen," erklärte Brunner. „Ich habe aber noch nicht die Ehre, sie zu kennen und muß Dich deshalb bitten, mich bei einer geeigneten Gelegenheit der Dame vorzustellen. Du bist ihr Vetter und Dir kann es nicht schwer fallen^ eine Begegnung zwischen uns herbeizuführen."
„Alles kann ich thun, aber diesen Dienst vermag ich Dir nickt zu erweisen, Eduard," cntgegnete mit komischem Ernste Baron Lindberg.
„Wie, Du schlägst mir Deine Cousine Comtesse Lindberg als Partie vor und kannst oder willst mich ihr nicht einmal vorstellen ? Ja, was soll das heißen?"
„DaS heißt aus gut deutsch, daß ich mit meiner Cousine Lindberg seit Jahren verfeindet bin," gab der junge Baron lachend zurück. „Sie hat mich, es war allerdings vor vierzehn Jahren tödlich beleidigt, sic hat mich wegen ihres LieblingshundeS mit der Reitpeitsche geschlagen. DaS vergesse ich ihr nie l"
„DaS ist allerdings eine sehr schlimme Sache, aber Du wie Deine Cousine ward wohl damals noch Kinder und da dürfen dergleichen Assairen nicht als tödliche Beleidigungen aufgefsßt werden."
„Nun Comtesse Bertha ist vier volle Jahre älter als ich und war damals gerade kein Kind mehr."
I tragen, aber ja vorsichtig, weil Dynamit drin Is'i, das leicht losgehen und sie zerreißen könnte. Die Magd vollbrachte, „tollkühn daS entsetzliche Werk." So harrte das Kistchen drüben der weiteren Dinge und zwar eine hübsche Zeit. Im Laufe des Tages nun fehlte es in der Wirtschaft an Käse, und ärgerlich fragte der Sohn, der von jenem Manöver nichts wußte, den Alten, ob denn die längst bestellte Kiste Backsteinkäse noch nicht gekommen sei. „Das nicht," meinte dieser, „aber ein Kistchen Dynamit I" — Und nun wird sich wohl der geneigte Leser das „gefährliche Dynamit" vorstellen können, und was für ein Gesicht unser kluger Schwabe machte, als — zwar nicht mit einem „Pul- vergeruch", aber mit einem „anderen" zum Vorschein kam. Es wird sogar behauptet, daß es während seiner „Aussetzung" gut „gefroren" sei.
OA. Nagold Vom Lande. Zu einem Kaufmann Hits. Oberamts kam unlängst ein biederes Bäuerlein und begehrte eine Zehnpfennig-Marke, indem er ihm zum Aufkleben derselben einen einfachen Brief zuschob. Mit Staunen las der Kaufmann die Adresse: „An Seine Majestät Kaiser Wilhelm in
„Aber, lieber Lindberg, wie kommst Du auf die seltsame Idee, mir zu empfehlen, mich um die Hand Deiner Cousine zu bewerben, wenn Du selbst mit ihr verfeindet bist, sie wohl gar bitter haßt?" srug Baron Brunner.
„Nun, Comtesse, Lindberg-Kronstedt ist sehr reich und wenn es Dir gelingen sollte, sie zu heiraten, so wäre uns Beiden geholfen."
„Uns Beiden« Wie meinst Du da«, Lindberg?" srug Baron Bruner erstaunt weiter. »
„Dir kann ich es ja anvertrauen, Eduard," erwiderte der junge Baron geheimnisvoll. „Der verstocb. Graf Lindberg-Kronstedt hat ein Testament mit der Bestimmung hintcr- lassen, daß mich seine einzige Tochter heiraten und ich Besitzer aller seiner Güter werden und den Grafentitel erhalten soll. Da ich die Comtesse nun nicht heiraten will, so wäre das Testament ohne jedes Interesse für mich, wenn nicht eine Klausel besagte, daß die Hälfte des gräfliche« Vermögens mir zufällt, wenn die Comtesse es ihrerseits ablehnt, mich zu heiraten. Sie wartet nun offenbar auf eine Erklärung meinerseits, die nach dem Testament an meinem nächsten Geburtstage stallfinden soll, aber auf meine Erklärung kann die Comtesse lange warten. Heiraten will ich sie nicht und erkläre ich ihr rundweg, daß ich ans ihre Hand verzichte und den Willen des Onkels auszuführen mich weigere, so erbe ich von der großen gräflichen Erb fchaft gar nichts. Ich hätte also ein großes Interesse daran, daß die Comtesse auf eine Verbindung mit mir verzichtet, daß sie einen Edelmann kennen lernt, der ihr begehrenswerter erscheint als ich, daß ich ein Verschwender, ein toller Lebemann bin, daß sie sich förmlich fürchtet, meine Gemahlin zu werden. Dann leistet die Comtesse ihrerseits Verzicht, sich mit mir zu verheiraten und sie muß mir alsdann die Hälfte der väterlichen Erbschaft herausgeben. Die Erbschaft ist sehr groß, eS bliebe der Comtesse Vermögen genug, um standesgemäß leben z» können. Gelänge es also Dir, lieber Eduard, die
Berlin." Er fragte den Landmann, was denn mit dem Kaiser zu korrespondieren habe? Da erzählte ihm der harmlose Wäldler etw" Folgendes: Ich besaß einen Kiönungsthalcr von den Großeltern des jetzigen KoiserS- Meine Nachbarn und Freunde rieten mir, die Münze Sr. Maj. dem Kaiser Wilhelm II- zu verehren, dann werde ich gewiß wenigstens 100 ^ dafür bekommen. Weil dsS Geld so rar ist, so schickte ich den Thaler vor 4 Wochen ab, habe aber seither keine Antwort erhalten; deswegen schreibe ich dem Kaiser, er soll mir entweder den Thaler wieder schicken oder das Geld dafür.
.. (Brotneid ) „Warum haust Du denn Deinen Caro?" — „Weil er ein Stück Schinken drüben beim Wirt g'stohlen hat!"
— „Nun, das ist doch nichts so Scklimmcs I"
— „Freilich er hat'S selber g'fressen!"
.. (Vaterstolz.) Fremder (in einer dicht besetzten Wirtschaft): „Im ganzen Lokal ist kein leerer Stuhl mehr zu finden ... das kleine Kind hier könnte wohl auf den Schoß genommen werden l" — Einheimischer: „Dös Kind behalt sein Stuhl; wer weiß, ob's net mehr Bier trinkt, wie Sie l"
Gunst der Comtesse zu gewinnen und ihr gleichzeitig einen Schrecken vor mir beizubringen, so wäre un« beiden geholfen. Du würdest die reiche Commtesse zur Frau bekommen und ich würde die Hälfte der gräflichen Erbschaft erhalten."
„Das klingt.ja sehr verlockend," erwiderte Baron Brunner, „aber auf welche Weise soll ich mich der Comtesse nähern, wenn Du die Bekanntschaft nicht ermitteln willst. Ich kenne wahrhaftig keinen Edelmann, der mich bei einer passenden Gelegenheit der Comtesse vorstellen könnte."
„Das ist freilich schlimm," meinte Baron Lindberg. „Aber schließlich wirst Du schon selbst einen plausibel» Grund finden, um die Comtesse kennen zu lernen." Vegieb Dich nur so bald wie möglich nach Schloß Kron- burg, wo die stolze Dame die größte Zeit des JahrcS wohnen soll, und versuche Dein Glück. Oder wenn Du es nicht gleich wagen willst, mutig einen Besuch in Schloß Kron- bnrg unter irgend einem Vorwände zu mache», so kannst Du ja in der Nähe des Schlosses einstweilen Dein Etandtquartier aufschlagen und wartest dann auf eine günstige Gelegenheit, die Comteß kennen zu lernen."
„Ich werde mein Glück »ersuchen," erwiderte Baron Brunner.
„Es ist wirklich sehr freundlich von Dir, daß Du meine» Vorschlag angenommen hast, Eduard. Veraiß nur ja nicht, mich bei meiner Cousine wie einen wahren Unhold zu schildern, ich gebe Dir Vollmacht, mir alle berüchtigten Titel anzuhängen. Die Comteß muß mich in dem Maße verabscheuen lernen» wie sie hoffentlich Dich lieben lernt, dann ist unser Glück gemacht."
„Aber eine seltsame Sache ist diese Werbung doch. Ich soll damit beginnen, den Vetter der Dame, der ich den Hof machen will, zu verleumden. Wirst Du mir die« auch nicht übel nehmen, Lindberg?"
„Gott bewahre, ich gebe Dir ausdrückliche Vollmacht dazu, wenn Du eS verlangst erhältst Du sie sogar schriftlich."
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hof«ann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wichdad.