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Nr. 256.
Amts- und Vuzcigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
98. Jahrgang
Srichrinungtweise: V mal wöchentlich. Itt„z,i<renl»re,L: Die ttemspaitige rjeUe 75Pfg.
Reklamen Ml. L.S8 Auf Canrmeianzeig-n kommt in ufa l'g von 1M">. — .iernlpr.9.
Mittwoch, den 2. November 1921.
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AezugLpreiS: In der Stadr mit Lragerlnhn Mk. 12.9L vrerleljührlich. PcstbezugS- preis Ä.'k. lS.W mir Bestellgeld. — Schlux der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags
Neueste Nachrichten.
I, Preußen ist das Staatsministerium Stegerwald zurückgetreten. Ursache soll das Scheitern der Bemühungen Stegcrwalds sein, durch Verbreiterung eine neue Regierung zu schaffen.
Zn Königsberg wurden 10 litauische Bolschewisten fcst-
genommcii.
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Tie Note der Entente über die Zerstörung der „deutschen Werke" ist bei der deutsche» Regierung noch nicht eingctroffen.
Die Botschafterkonferenz hat an die Regierung in Berlin eine Note zur Aufrechterhaltung der Ruhe in Oberschlesien gerichtetH
»
Die Botschastcrkonfcrrnz hat die Forderung der Absetzung aller Habsburger beschlossen.
«
Die englisch - iris chen Verhandlungen habe» eine ernste Wendung genommen. Ein Abbruch ist noch nicht erfolgt. Lloyd George glaubt, nicht nach Washington reisen zu können.
»
In Berlin sollen dieMördcr des ehemaligen spanischen Minister- prisidcnten Tato verhaftet worden sein.
»
Nach eine» Mitteilung des „Msssaggers" steht die Unterzeichnung eines italienisch-russische,, Abkommens unmittelbar bevor.
WM de; ClmtMiustM« m PmisM
Berlin, 1 . Nov. Das preußische Staaisministerium ist zu- Mgetrsien, nachdem alle Bemühungen des Ministerpräsidenten. durch Umbildung des Kabinetts eine neue Negierung zu schassen, die sich aus möglichst weite Kreise stützt, sehlgeschlagen sind. Es ist anzunehmen, daß der Rücktritt veranlasst wurde durch einen Beschluß der Landtagsfraition der demokratischen Partei, worin es heißt, daß ihre Minister aus der jetzigen Negierung zuriicktreten, um freie Bahn zur Bildung einer trag- lähigen Regierung zu schassen.
Zum Rücktritt des Ministeriums Stegerwald.
Berlin, 1 . Nov. In einer Unterredung mit einem Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts" erklärte der preußische Ministerpräsident Stegerwald zu der Regrerungskri-e in Preußen » a., aus Grund der preußischen Verfassung werde die gegenwärtige Regierung als Eeschästsministerium einstweilen auf ihrem Posten bleiben. Ueber »eine weiteren persönlichen Absichten könne er noch nichts sagen. Am Donnerstag trete der Landtag wieder zusammen. Dann erst würden die Besprechungen mit den Fraktionen eine Klärung der Krise herbeiführen binnen. Tr sei der Ansicht, daß die politische Lage ein Kabi- NiÜ aus breiter Grundlage notwendig mache.
Die preußische Regierungskrise wird von den Blättern auf ^ Krise im Reich zurückgesührt. Die Verhandlungen über die große Koalition in Preußen hätten bereits zu einer weitgehenden Einigung geführt, als der Verlauf der Krise im Reich "we Schwierigkeiten geschaffen habe. Die Sozialdemokratie habe wegen des Verhaltens der Volkspartei bei der Regierungskrise im Reich erklärt, daß sie zur Zeit nicht mit der Volks- pariei Zusammengehen könne. Gleichzeitig habe sie, laut „Verl. Tageblatt" und „Berliner Lokalanzeiger", eine verschärfte Oppo- ßtion gegen das Kabinett Stegerwald angekündigt und durch- ückcn lasten, daß sie darüber hinaus gegebenenfalls zu dem anitiel der Obstruktion greifen würde, um die gegenwärtige Regierung zu stürzen. Aus dieser Situation hätten die Demokra- en gestern die Konsequenzen gezogen und ihre Minister aus em Kabinett abberufen. Hinsichtlich der Neubildung einer groben Koalition von der Deutschen Volkspartei bis zur Sozialdemokratie oder Bildung der sogenannten alten Koalition aus -Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten werden allerdings " Aussichten für die erste Möglichkeit von den Blättern als Ungeist gering bezeichnet.
Berlin, i. Nov. Der amtliche „Preußische Preßdienst" mel- ? ^>as preußische Staatsministerium hat dem Präsidenten es Landtags seinen Rücktritt angezeigt. Das Staatsministerium ^ M djx^m Entschluß gelangt, nachdem alle Bemühungen des "üsterprästdenten, durch Umbildung des Kabinetts eine neue egierung zu schaffen, die sich auf möglichst breite Kreise des eußijlheu Volles stützt, fehlgcschlagen sind. In Anbetracht
der wirtschaftlichen und politischen Anforderungen, die die nächste Zukunft an die Staatsleitung stellen wird, und geleitet von dem Wunsch, stetige und gesicherte Rcgierungsverhälrnissc in Preußen zu schaffen, will das Staatsministerium dem Landtag die völlige Bewegungsfreiheit zurückgeben.
Ministerpräsident Stegerwald erhielt heute Kenntnis von dem folgenden Beschluß der Landtagsfraktion der Deut!ch-demo- kratiichen Partei: Rach der veränderten politischen Lage erscheint uns die jetzige Zwci-Parteien-Regic'rung nicht länger haltbar. Die bisherigen Versuche, zu einer Verbreiterung der Regierungsgrundlaze zu gelangen, müsten wir leider als gescheitert betrachten. Um freie Bahn zur Bildung einer trag- föhigen Negierung zu ickaffen, treten unsere Minister aus der jetzigen Regierung zurück.
Es ist anzunehmen, daß dieser Beschluß maßgebend für die Entscheidung der preußischen Regierung gewesen ist.
Zur oberschlesischen Frage.
Eine Note der Botjchafterkon erenz Z — AttfrechlerhlilLung der Ruye rn Lber,chls^ii.
Eine überflüssige Mahnung an dir deutsch« Regierung.
Berlin, 1. Nov. Dem deutschen Botschafter in Paris wurde gestern folgende Note der Boischafterkonfercnz übermittelt: .Die Aufmerksam??:'. ser Vutichafterkonferenz ist auf die Gefahren hingc- lenkt worden, die der Eintritt iandcssremder Personen nach Ober- schlesicn für die Anfrechtcrhaltung der Ordnung in diesem Lande haben könnle. Die Konferenz ist überzeugt, daß die Ruhe die augenblicklich im Abstimmungsgebiet herrscht, und deren Fortdauer von so großem Wert ist, nicht gestört werden wird, wenn keine von außen hereingclragcne Aufreizung der Bevölkerung dazu treibt, von ihrer Haltung abzugehc». Die Botschasicikonfcrcn; glaubt, daß es die Pflicht Ihrer Regierung ist, auf ihrem Gebiete und ganz be'on- ders in den Teilen, die an das Absttmmungsgcbicl angrcnzcn. für eine tätige Ucberwachung zu sorgen, um das Eindringen von Elementen nach Oberschlesien zu verhindern, die die Ruhe stören könnten. Unter diesen Umständen würde die Konferenz Ihre Regierung als in h heni Maße verantwortlich betrachten, wenn Unruhen in Ober- schlcsicn von Lenken, die a»S dem deutschen Gebiete kommen, gefördert würden. Im Namen der Botschaiterkonfcrenz habe ich die Ehre, Sie zu bitten. Vorstehendes zur Kenntnis Ihrer Regierung zu bringen. Genehmigen Sie usw."
Ob eine Note gleichlautenden Inhalts auch der Warschauer Regierung übermittelt worden ist. 'st hier nicht bekannt.
Beginn der Ausführung des Diktats.
Berlin, 2 . Nov. Nach oem „Berliner Lokalanzc ger" hat eine große Anzahl Werke im oberschlesischen Industriegebiet von dem Wirt- schaflsstab der Interalliierten Kommission den Auftrag erhalten, unverzüglich eine genaue Bestandsaufnahme der Werke und Gruben nach dem Stande vom 20 . Oktober einzuleiten Diese Bestandsaufnahmen sollen als Unterlage für die Ueberleitung der Werke an Polen dienen.
Kundgebung der Breslauer Kauslente
gegen d«e Zerreißung Oberschlefiens.
Berlin, 2. Nov. Einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers' aus Breslau zufolge werden die Breslauer Kaufleute und die Gewerbetreibenden als Protest gegen die Zerreißung Oberschlefiens am nächsten Freitag nachmittag um 4 Uhr ihre Betriebe und Geschäfte schließen. An dem gleichen Tage und an den folgenden wird auch die Veranstaltung von Lustbarkeiten unterbleiben. Die Polizeistunde wird für Freitag auf 9 Uhr abends festgesetzt.
Die ungarische Krise.
Die Absetzung aller Habsburger gefordert Paris, 1 . Nov. Die Votschafterkonserenz 'at beschloß«, daß in Budapest Schritte getan werden sollen, um die schon am 4. Februar v. I. und am 5. April ds. Js. geforderte Absetzung aller Habsburger zu erlangen und daß in den Hauptstädten der Kleinen Entente von dieser Entscheidung Kenntnis gegeben werden soll zugleich mit dem Ratschlag, die Sorge für den Frieden in Mitteleuropa aus Grund der Friedensverträge zu gewährleisten, den Alliierten zu überlassen.
Das Exkönigpaar ans der Fahrt nach Rumänien? Budapest, 1 . Nov. Der Sonderzug, mit dem König Karl zu dem englischen Kanonenboot gebracht wurde, wurde ron zwei Sicherheitszügen begleitet. Die Züge hielten bei der Donau- briicke zwischen Battaszik und Baja. Darauf begab sich der König nach dem englischen Kanonenboot. Die ganze Umgebung war militärisch besetzt. Nach einer Mitteilung des englischen
Gesandten befinden sich König Karl und Königin Zita nun mehr auf der Fahrt nach der unteren Donau.
Nach Blättermeldungen ist der Legationssekreiär Baro., Vorovicz, der den König im Flugzeug begleitete, verhafte! worden.
Kleinere Nachrichten.
Wien, 1 . Nov. Wie die „Deutschen Nachrichten" melden wurde über den tschechischen Bezirk Rokitztcn der Belagerung- zustano ncrhöngt, weil die einberufcnen Tschechen sich weigern dem Mobilisierungsbefehl nachzu kommen.
Graz, 1 . Nov. Die „Tagespost" meldet aus Belgrad: Di: polnische Gesandtschaft ist zu der Erklärung ermächtigt, da: die polnische Regierung bereit ist. die kleine Entente gegen ein Restauration der Habsburger zu unterstützen und der kleine: Entente beizutreten, da deren Interessen eng mit denen Polen: verbunden seien.
Prag, 1 . Nov. Aus Lipto Sgcnt Miklos wird gemeldet daß dort ein Sohn Stephan Rakowskys verhaftet worden sei.
London, 1 . Nov. Reuter glaubt zu misten, daß die Regierungen der kleinen Entente benachrichtigt worden sind, daß dk- Großmächte jede aktive Intervention gegen Ungarn im Augenblick mißbilligen.
Die Mobilmachnnq in Tschechien.
Wien» 1 . Nov. Nach einem Sonüerbericht der „Reichspost" aus Prag vollzieht sich die Mobilisierung der Tschechoslowakei unter einem gewaltigen militärischen Aufgebot. An Straßenkreuzungen stehen Maschinengewehre, und Artillerie ist in der Nähe von Bahnhöfen aufgestellt. Trotzdem begegnet die Mobilisierung den schwersten Hindernisten, nicht nur bei den Deutschen. In zahllosen Versammlungen werden Beschlüsse gegen die Einziehung gefaßt. Die blutigen Zusammenstöße bei diesen Gelegenheiten mehren sich. Aehnlich wie in Graslitz versuchten die tschcchisiben Behörden in Böhmisch-Leipa eine Versammlung mit Waffengewalt zu sprengen. Schließlich schoß das tschechische Militär in die unbewaffnete Menge. 3 Tote und 21 Verwundete blieben am Platze. Auch eine starke kommunistisch,: Agitation gegen die Gestellungspflicht bricht sich in den tschcchi scheu Hüttenrevieren Bahn.
Ausland.
Ernste Wendnnq
i. den englisch-irischen Verhandlungen.
London, 1 . Nov. Die Abendblätter melden, die irischen Ver> Handlungen hätten eine ernste Wendung genommen. Ein Abbruch sei jedoch bisher nicht ersolgt. Heute vormittag wurde eine Sitzung des Ausschusses der irischen Konferenz abgehalten, in der Lloyd George, Chamberlain und Lord Birkenhead sowie auf irischer Seite Grisfith und Collins teilnahmen. Eine weitere Sitzung des Ausschusses wird wahrscheinlich heute abend stcttfinden. Nach der Zusammenkunft am Vormittag wurde ein Kabinettsrat abgeholten. In Regisrungskreisen wird erklärt, daß die englisch-irstchen Verhandlungen während der letzten 21 Stunden ein äußerst ernstes Stadium erreicht hätten, daß wichtige Mitteilungen zwischen den Sinn Feiner-Dekegierten in London und Devalera gewechselt worden seien und daß Devalera den Konferenz-Bevollmächtigten in London sehr genaue Weisungen erteilt habe. Wie weiter gemeldet wird, würden bei einem Abbruch der Verhandlungen Neuwahlen oorgenommen werden. Llond George soll alle Hoffnung, am nächsten Freitag nach Washington reisen zu können, aufgegcbeu und beschlosten haben, das Land nicht zu verkästen, wenn die Gefahr eines neue« Bürgerkrieges in Irland nicht behoben fei.
Die englischen Konteren-Ber-reler
auf ^ Fahrt nach Washington
London, 1. Nov. Balfo fährt morgen Vormittag mit L Cavan, Lordmarschall HigginS, Sir Maurice Hankey und andc M-tglicdern der englischen Delegation nach Washington ab
Marschall Fach
über die Frage der allgemeinen Entwaffnung.
Paris, 1 . Nov. Nach einer Havasmeldung aus Kanjas-Citz erklärre Marschall Fach, die Frage der Entwasfnung sei so verwickelt, dß er keine Meinung darüber äußern könne, bevor nicht die Grundlagen der Erörterungen festgelegt seien. Jede andere Erklärung, die man ihm über diesen Gegenstand zuschreibe uns sie das internationale Programm berührt, entbehre jeder Grundlage.
Konflikt zwischen zwei Bölkerbundskommisstone«.
Gens, 1 . Nov. Der Rücktritt des sranzostjchen Aomiraks La- caze als Mitglied der Rüstungslommistion des Völkerbundes