Wkgenheit. Trotz der sorgfältigsten Sicherheitsmaßregeln wollte cs nicht gelingen, die Kerle abzufassen, ober auch nur deren Spuren genau festzustellen, so daß man endlich mit Bestimmtheit annahm, baß die Diebes- gesellen ihre Helfershelfer unter den eigenen Mitbürgern haben. In der Nacht vom 11. zum 12. Februar vernahm der Gerdcreibe- sttzer Stanhope von seiner Stallung her ein verdächtiges Geräusch. Schnell greift er zur Büchse und stürzt nach dem Hofe, hier sicht er, wie sich eine schwarze Gestalt auf ein Pferd schwingen will. Ein Blitz, ein Knall und der vermeintliche Pferdedieb wälzt sich in seinem Blute, während das Pferd davonsaust. Ja wenigen Augenblicken waren alle Nachbarn zur Stelle, begierig zu erfahren, wer eigentlich der Dieb sei. Dayton, der Gehilfe des Gerbers, ein geborener Kentucky«, war es; die Kugel seines Meisters hatte ihm den Unterkiefer zerschmettert, so daß eS ihm nicht mehr möglich war, zu sprechen oder sich von dem Verbrechen rein zu brennnen. Ohne jede Untersuchung, ohne aus da« gräßliche und ängstliche Gestöhn des armen Burschen etwas zu geben, war sein Urteil bei den Erbitterten schon gesprochen. Der her-
Irrwege.
Novelle von F. v. Pückler.
(Nachdruck verboten.)
20 .
Achtlos ging der herzlose Vater an seiner Tochter vorbei; sie hatte ihm ihr ganzes Glück geopfert, wort- und widerstandslos und nun war« umsonst!
Die kalten Hände hielten das Medaillon des Geliebten und ats sie endtich wieder zu sich kam, da erleichterte ein Strom von Thränen das übervolle Herz.
„Onkel Atsr.d," flüsterte sie sehnsüchtig, „komm> zu mir; nur mit Du «Ue»r kann ich von ihm reden. Dn wüst mich uöst.», denn auch Du mußt-st einst euisagen."
„Fräulein Bella/' rief eie Köchin an der Thür, „es ist ein Stallmeister innen, weich,r trägt, ob Sie heule tte Hindernisse nrhm, n wollen mit dem „Etincelle". Er hat ln der Probe dies-tben wrw-iger:."
„Gewitz," gab ras junge Mädchen zerstreut zur Antwort, ,,'s mutz gehen, ich will eS. Man soll die Hürden recht hoch zurecht machen."
„Welche Thorheit," brummte der Stallmeister, aiS man ihm Donna Bellas Belehl mitleilte; „sie wird noch einmal den Hais brechen, mit dem eigensinnigen Gaul, aber ich wasche meine Hände in Unschuld."
» »
Sausend flog der Schnellzug dahin, der Residenz entgegen; an einem Koupeefenster der zweiten Klasse saß Herr von Waldstein und bleckte sinnend auf das immer deutlicher hervortretende Gewimmel von Häusern, Thürmen und Schornsteinen. Sein Arm war bis auf eine leichte Unbeholfenheit wieder völlig hergestellt, auch sonst sah er wohl au-, wenn schon sehr ernst — so ernst wie niemals in all den Jahren, da er seinen blonden Liebling besessen Nun ihm derselbe genommen, war auch der Lichtblick seiner Existenz erloschen.
„Meine Jsa," dachte er bei sich selbst, „wie ich mich freue, sie zu sehen, mit ihr zu plaudern wie einst im Walde. Aber sie
einbrechende Morgen fand ihn an einem Baume angeknüpft, Kopf und Leib mit 18 bis 20 Gewehrkugeln gespickt, ein gräßlicher Anblick, eine Warnung für andere Pferdediebe. Und doch I Dayton war unschuldig, nicht stehlen hatte er das Pferd wollen, nein, er war von einem heimlichen nächtlichen Rill von einer benachbarten Farm, von seinem Liebchen zurückgekehrt und im Begriffe, das Der abzuzäumen, als ihn die Kugel seines Meisters ereilte.
Vermischte-.
.'. Seltsame ZeitungSleser. Vom Main wird geschrieben: „Von durchaus glaubwürdiger (?) Seite wird folgendes ergötzliche Kuriosum gemeldet. In der Gemeinde Z. bei S. abonnierte jüngst ein junges Ehepaar zur Befriedigung seines Lesebedürfnisse« auf ein Mainzer Blatt. Da ihm dieses nicht zusagte, mackste man den Versuch, mit einem Darmstädter, dann Frankfurter rc. Blatt; aber keine einzige Zeitung konnte den Beifall des leselustigen Pärchens finden und alle wurden unwillig bei Seite geworfen. Und woher diese Entrüstung? Das Lesepärchen hatte einfach sämtliche Spalte» der Zeitungen
ist verändert, nicht mehr wie damals ein fröhliches Kindl Sie fühlt sich nicht glücklich und ich verstehe weshalb., O könnte ich das Kind retten — Alicens Kind — ich gäbe mein Leben dafür! Vielleicht ist jener Mann zu erkaufen I Vielleicht reise ich neben Jsa heim; Aber keine Luftschlösser, Alfred! Da hält der Zug und nun voran!"
Ans dem Bahnhof herrschte ein buntes Gewühl und Waldstein mußte sich Mühe geben, durchzudringen; gerade als er unten vor dem Portal in eine Droschke steigen wollte, ging klirrend ein Kürasfierssfizier vorbei und der Angekommene sprang in die Höbe: „Prinz Arloff! In der Thai, das nenne ich günstig! Freue micb, Sie wieder zulehe», fadren Sie mit mir inS Holet? Ab r wie sehen Sie aus?"
„Wie ein Mann, der soeben seinen Ab- icbiei- eingerejcd, hat und mit einem Fuße in Ast ika sieht."
„Durchlaucht! Wie ist es möglich. Sie, der Solideste, reichste aller Olfiziere! Was in aller Welt sicht dahinter?"
„Wenn Sie es nicht wären, Herr von Waldstein, ich bisse mir die Zunge ab, ehe ich auch nur eine Silbe davo» sagte, aber
— Sie sind Donna Bellas väterlicher Freund
— ich habe sie heute zum letzlenmale gesprochen."
„Kommen Sie mit mir, Prinz, ich kann Sie verstehen. Einstmals mußte ich JsaS Mutter aufgeben, weil sie jenen — Schurken liebte, der nun die Tochter auf die heißen Bretter des Zirkus führt."
„Ja, er ist ein Schurke," knirschte Arloff, „ich habe ihm vorhin einen Fußtritt versetzt!"
Lange saßen die beiden Männer zusammen, endlich trennten sie sich mit einem langen Händedruck.
„Ich will sogleich zu Jsa," sagte Waldstein, „wir sehen uns abends im Zirkus wieder, lieber Prinz, nicht wahr?"
Als Arloff in sein Zimmer trat, fand er Bankier Müller, einen der größten, solideste» Geldmänner der Residenz, seiner wartend.
„Durchlaucht werden gütigst meine An
quer durchlesen und konnte natürlich auf diese Weise dem Inhalte keinen Sinn abgewinnm. Stark, aber wahr!"
(Unüberlegt.) „Geflügel esse ich für mein Leben gern, Fräulein Rosalie, vor allem liebe ich junge Gänse." — Rosalie (schwärmerisch): „Ach, Herr Günther, dann wären Sie ein Mann für mich."
(Beim Wort genommen.) „Ist cS auch wahr, mein Robert, daß Du mich so grenzenlos liebst?" — „O, mit Dir gehe ich bis ans Ende der Welt!" — »Nicht wahr, Robert, dann gehen wir im Sommer auch nach Ost—c nde!"
Mißverstandene Drohung. Lehrer: „Else, nächstens werde ich doch mal mit Ihrer Mama sprechen!" — Else: „Aber, Herr Doktor, ich bin ja noch nicht einmal sechzehn Jahre."
(Motivierung.) Ein wenig beliebter Sänger bittet seinen Direktor um Gage-Erhöhung. „Was — erhöhte Gage wollen Sie ?" fährt der Direktor auf — »Sie werden ja immer ausgelacht I" — „Eben darum," erwiderte der Sänger, „glauben Sie etwa, es ist angenehm, sich immer auslachen lassen zu müssen ? !"
frage entschuldigen," begann er nach höflicher Begrüßung, „ich komme, um zu fragen, ob Sic biesen Wechsel gegengezeichnet haben?"
„Ich unterzeichne niemals einen solchen, mein Herr; aber bitte, zeigen Sie ihn mir."
Der Bankier zog ein Blatt hervor und reichte es dem Prinzen, der erstaunt den Kopf schüttelte.
„E« ist ein Falsum," rief er sogleich, „besonders sieht man eS daran, daß mein Vorname Kurt hier mit „ä" endet, während ich ihn stets mit „t" schreibe."
„Ich ahnte es wohl, Durchlaucht, und werde unverzügliche Schritte thun, jenen Man», der mir den Wechfet prästnlierle, gefänglich einziehen zu lassen."
„Darf ich fragen, wer eS ist?"
„Der ZirkuSdnekler Volke«. Eine sicher auch von Ihnen gekannte Persönlichkeit."
„Ich vermittele. So stehen seine Angelegenheiten schlecht ?" »S>hr lchlecht. Der Mensch spielt und trinkt, sonst könnte er mit den Einnahmen, die ihm seine Tochter verschaff!, wohl auskommen. Doch vergeben Sie mir, Durchlaucht, baß ich Sie so lange auf« hielt; es war mir sehr angenehm —"
Der Bankier war gegangen, in tiefes Sinnen verlöre» stand Arloff am Fenster; so hatte er denn die Gelicvle verloren, sie mußte eines andern Weib werden, der nicht im entferntesten an sie hcranreichle. Arme Jsa! Und sie opfert sich ja doch umlonstl
Wenn der Bankier wegen Wechsetfäsch- ung Volke« Verhaften ließ, half es diesem ja doch nichts, ob ein oder zwei gefälschte Papiere vorgezeigt wurden.
O, aber er kannte das geliebte Mädchen zu gut, um nicht zu wissen, daß sie nun erst recht, als Tochter eines Verbrechers, ihm ihr Wort versagen werde.
Immer wieder mußte er an ihre blauen, süßen Augen denken, an das blasse, liebliche Gesichtchen, welches er zum Abschiede geküßt.
»Jsa, Jsa! Wie soll ich leben ohne Dich! Ich kann nicht!"
Seine bebende Hand riß den Revolver hervor, knackend spannte er den Hahn, doch noch drückte er nicht ab. (Forts, folgt.)
Berautworlticher Redakteur -Bernhard H»s«ann.) Druck und «erlag von B e r » tz ard Ho sin an« in Wildbad.