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Seine Majestät der König Hst den Amtsgerichtsschreiber Deschner in Neuenbürg auf die Amtsgerichtsschreiberstelle in Nagold feinem Ansuchen gemäß versetzt.

Stuttgart, 24. März. Die Kammer der Abgeordneten genehmigle den Posten für die Gesandlschsft in Wien nur für da- erste Jahr der Etatsperiode und beschloß mit 45 gegen 37 Stimmen, die Regierung zu er­suchen, den Posten vom Jahre 1894 ab auf: zuheben. Ferner nahm die Kammer den G>setz-Entwurf über die Steuerbefreiung neu- bestockler Weinberge in der Fassung der er­sten Kammer mit all-n abgegebenen Stimmen nach längerer Debatte an. E- begann nun die Beratung deS JustizetatS.

Altcnsteig, 25. März. In der letzten Woche kam eine Abordnung aus Frankreich, bestehend auS 5 Regicrungstcchnikern, hieher, um den Bau und Betrieb unserer Schmal­spur zu studieren. Dieselben waren begleitet vom Betricbsinspektor in Cal« und dem Direktor der Maschinenfabrik Eßlingen. Be­sonders Interesse erregten die Transporteure, mittels welcher in Nagold die großen Wagen der Hauptbahn ohne viel Kraftaufwand auf die Schmalspurgeleise verladen werden.

Berlin, 24. März. Da- Tagebl. mel­det aus Lemberg, der östreick. Arikgsminister habe eine neue Militärvorlage fertig gestellt. Die Vorlage verlange 30 000 Mann mehr und solle im nächsten Herbst dem Parla­ment ingehen.

Der Sultan hat dem deutschen Reichs- kanzler zum Geburtstage den höchsten Orden, den Osmanjeh-Ordcn in Brillanten, geschickt. Die Brillanten zum Orden las der Sultan selbst aus und wählte so kostbare Steine, daß der Orden einen Wert von 100 000 Franken hat. Als Begründung zu dem Ge­schenk ist in einem Handschreiben des Sul­tans angegeben, er wolle dem ersten Diener seines Freundes und diesen selbst ehren. Diese Auszeichnung wid-rlegt wohl am besten die von französischen Blättern verbreitete Be­hauptung, daß der türkische Herrscher wegen der Haltung verdeutschenR-gierungspresse" in der egyplischen Frage im höchsten Maße unwillig sei. Der Wunsch ist wohl auch in diesem Falle der Vater deS Gedankens.

Mainz, 25. März. Die süddeutsche Land- wirtsversammlung war aus Baden, Hessen, dem Neichslande, Bayern und Württemberg, im ganzen von mehreren Tausenden besucht Angenommen wurde eine Resolution, die den Anschluß Süddeutschlands an denBund deutscher Landwirte" befürwortet, die Handels­verträge bedauert und um Ablehnung des russischen Handelsvertrags verlangt. An den Kaiser wurde ein Huldigungstelcgramm ab­gesandt und die Versammlung mit einem Hoch auf den Fürsten Bismarck, dengrößten deutschen Bauern," geschlossen.

Der Herzog von Bebford ist im Alter von 41 Jahren am Herzschlag gestorben. (Der Herzog von Bedford galt nach dem Herzoge von Westminster für den reichsten Mann in England.)

Zwanzigtausend Mark Belohnung sind, wie die Bank von Schottland der Ber­liner Kriminalpolizei mitteilt, auf die Er­mittelung der Diebe ausgesetzt worden, die am 16. Fcbr. 1891 in einem Bankhause zu London Billete der Englischen Bank im Betrage von 170,000 ^ gestohlen haben. Den Politischen Nachrichten in Berlin

zufolge wurden die Beamten de- Reiche« an­gewiesen, ferner solche Versammlungen zu verlassen, in denen über die Grenzen sach­licher Kritik hinausgehende Angriffe gegen die Reichsregierung laut werden.

Vier Kinder au« TrebskN bei Grimma genossen die Wurzel de- Wasserschierlings, die sie für Kalmus hielten. Ein neunjähr­iger Knabe starb kurz darauf, die anderen drei Kinder hofft man zu retten.

In Wilna hat vor einigen Tagen der Sohn des HauSwächterS der Witwe Noi- kina, der 22jährige Ossig KsSlowski, der der Ansicht war, daß er sür seine Arbeiten zu schlecht bezahlt werde, die Witwe und ihre Tochter in ihrer Wohnung überfallen und ihnen mit einem Beil den Schädel ge­spalten; einem Neffen der Unglücklichen, der erst vor einigen Tagen aus Warschau ein­getroffen war und eben das Zimmer betrat, brachte der Unmensch schwere Wunden bei, ebenso dem Dienstmädchen, das mittlerweile nach Hause zurückgekehrt war. Der Thäter ist Verhaftet. Die 56 Jahre alte Witwe ist gestorben, ihre Tochter und der Neffe liegen ohne Hoffnung auf Rettung darnieder, das Dienstmädchen hofft man am Leben zu er­halten.

Ein erschütterndes Ereignis wird aus Eberswalde gemeldet. Dort betreibt in der Breitenstraße der Schlächtermeister F,, ein reicher und angesehener Mann ein blühendes FleischgeschSft, welches von seiner jungen Gattin geleitet wurde. Seit einiger Zeit jedoch hatte F. unter anonymen Angriffen an seine Ehre zu leiden; der Schlächtermeister wurde verdächtigt, mit einem schulpflichtigen Mäd­chen sträflichen Umgang gehabt zu haben; die Schulbehörde nahm sich der Angelegen­heit an und zeigte F., dessen Schuld übrigen« noch nicht erwiesen, der Staatsanwaltschaft an. Die Frau de« Unglücklichen hatte von der ganzen Angelegenheit keine Ahnung, bi« am vergangenen Donnerstag gefällige Freun­dinnen sic darüber «ufklärten. Jetzt käm c« zwischen Mann und Frau in einer heftigen Scene zur Aussprache, und wiewohl der Gatte seine Unschuld beteuerte erklärte Frau F., daß sie diesen Schimpf nicht zu ertragen vermöge. Bald darauf zog sie sich auf ihr Zimmer zurück, und al« Verlauf nach einer Stunde ein Dienstmädchen das Gemach ihrer Herrin betrat, fand eS dieselbe tot in einer Blutlache ans dem Erdboden liegend. Die Unglückliche halte sich die Pul«adern beider Hände durchschnitten und war verblutet. Am Samslag fand unter großer Teilnahme die Beerdigung der Aermsten statt.

Sierck, 23. März. Im Alter von 93 Jahren ist hier ein Mann namens Pichan- court gestorben, der wohl al« der älteste Kriegsfreiwillige de« Kriege« von 1870/71 angesehen werden konnte. Er trat 1870 mit seinem 70. Lebensjahre als Unterlieutenant in da« II.Arlillerieregiment ein. Erwürbe nach Diedenhofen verschlagen und zeichnete sich dort bei der Belagerung durch Mut und Tapferkeit au«.

Ein Zug von 374 russischen Ge­fangenen wurde auf der sibirischen Poststraße von einem furchtbaren Schneegestöber über­rascht. 280 Personen, unter denen sich 62 politische Gefangene befanden, gingen zu Grunde,

Ein schauriges Beispiel von religiösem FanattSmus wird demDaily Cronicle" au« Rußland gemeldet. In dem Flecken

Latrig im Gouvernement Saratow betrieb ein Wiedertäufer unter den Dorfbewohnern eine eifrige Propaganda. Während einer seiner Predigten im Haufe eines Bauern geriet er in eine derartige Exlase, daß er ausricf: Gott hat mir durch den heiligen Geist soviel Mach! gegeben, daß ich selbst die Toten auf- erstehen lassen kann", und um feinen Zu­hörern die Wahrheit dieser Behauptung zu beweisen, stürzte er sich plötzlich auf da« Belt, in welchem die kleine Tochter des Hau­st- lag und erwürgle dieselbe vor den Augen der vor Schreck gelähmten Mutter. Darauf wandtc sich der Wahnsinnige zu dem toten Kinde mit den Worten:Mädchen, im Na­men Gotte«, ich sage Dir, stehe auf." Al­ba» Kind jnatürlich kein Lebenszeichen von sich gab, blie» er ihm nach der Art des Pro­pheten seinen Atem in Mund und Nase, in­dem er «usrief:Werde lebend I" Bonden Jammerrufen und Verwünschungen der un­glücklichen Mutter verfolgt, wurde er dann den Dorfbehördcn überliefert.

Aufhebung einer Spielhölle. Eine berüchtigte Spielhölle, die von einem gewissen Torricelli geleitet wurde, hat die Polizei am 18. d. Mts. abends in Neapel aufgehoben. Durch ein sehr geschickte« Manöver gelang eS dem Polizeihaupimann Dionesi, nachdem bas Hau-thor und einige im Innern des Haufe« befindliche Thüren einge;chlagen waren, dis zu dem eigentlichen Eprelfaale vorzu- »ringen. Im Saale befanden sich bereit», scheinbar eifrig spielend, »er Sohn de« Haupt­mann«, Polizcilicutcnant Dionesi und der Polizist Mirarchi, die sich auf ein gegebene« Z-ichen der Roulette, der grünen Tischdecke und de« Geldes bemächtigten. Die Verwirr­ung der wirklichen Spieler war unbeschreib­lich und zahllos waren die Proteste. Tor­ricelli und sein Sohn, der die Bank hielt, «urden für verhaftet erklärt; die 16 an­wesenden Spieler, die sämtlich der besten Gesellschaft von Neapel angehören c« be­fanden sich unter ihnen mehrere Offiziere und Staatsbeamte wurden entlassen, nachdem ihre Namen ststgestcllt worden waren. 6000 Lire wurden beschlagnahmt. Die Spiehöllc wurde schon mehrere Male überrumpelt und Torricelli wurde bereit« acht Mal angeklagt und verurteilt.

Ein Berg verschwunden. DerNew- york Herold" berichtet über ein außergewöhn­liche« Naturereignis in Columbien. Dar­nach wäre der in der Nähe der Stadt Po- payana gelegene Berg Cruizlomo plötzlich verschwunden. Nachdem man mehrere Tage lang beunruhigende unterirdische Geräusche gehört habe, hätte sich der Berg plötzlich ge- spalten und sei zusammcngestürzt, während ungeheure Erbmassen in die Luft geschleudert wurden, welche sich über die benachbarte Land­schaft aurbreitcten und dadurch mehrere Flüsse in ihrem Laufe hemmten. Etwa 12 Men­schen wären dabei umgekommcn, auch einige hundert Stück Vieh seien verloren gegangen.

Lynchjustiz an einem Unschuldigen. In einem geharnischten Artikel spricht sich dieMilwaukee Daily Tribüne" über da­in letzter Zeit überhand nehmende Lynchun- wesen in Wisconsin und Indiana aus. Als Beleg dafür, daß häufig Unschuldige dem Richter Lynch zum Opfer fallen, teilt sie ihren Lesern eine der neuen Fällen mit. In Kcnosha am Michigan-See (Wisconsin) und Umgegend trieben in den letzien Monaten Pferdediebe ihr Gewerbe mit geradezu verblüffender Ver-