(Enztalbote)
Amtsblatt für Mldbad. Chronik und Avroi-Mblatt
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Druck der Buchdruckerei Bildbader Laßblatt; Uerlaß^aad Schriftlettnnß: Th. Gack i« Wildbad.
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Nummer 291
Fernruf 173.
^ilädsö, Vien 5 tu^, äen 14. ve^ember 1920 7
Bismarck und der Kaiser.
i.
Tic römische Zeitung „Tempo" und andere ausländische Zeitungen veröffentlichen lange Auszüge aus dem. in Deutschland noch verbotenen dritten Band von Bismarcks ...Gedanken und Erinnerungen". Das erste Kapitel „Prinz Wilhelm" schildert, wie wir der . Württ. Ztg." nach einer Meldung der „Pckst" entnehmen. die anfängliche Verehrung des Kaisers für den Kanzler, sowie den rasch aufsteigenden Zwiespalt nach zu. Lebzeiten Inner beiden Ahnen. In einem Brief -nennt -Prinz Wilhelm im Januar 1887 den Kanzler den Mann, dessen „hohes Werk, das Reich, noch lange vor ihm. dem Schöpfer selbst, beschützt und beschirmt werden müsse". Doch zugleich verteidigt sich der Prinz damals gegen sein Eintreten für den Hof- vredigcr Stöcker. In einem weiteren Brief kündigt der Prinz, ein Jahr vor dem Tod seiner beiden Ahnen dem Kanzler einen Erlast an seine, des Prinzen „Kollegen" an, an die deutschen Fürsten, denen er im Augenblick seiner eigenen Thronbesteigung auszu- drücken wünscht, wie er sich-Amt ihnen beraten wolle, ehe er befehle, denn so fügt Wilhelm an Bismarck hinzu, „pariert must .werden". Tiefen Erlaß wünscht Wilhelm versiegelt an sämtliche Vertretungen Preustens im Reich zu schicken, damit er sofort bei der Thronbesteigung überall bekannt werde. Bismarck erwidert darauf: „Darf ich Ew. königliche Hoheit ergebenst bitten, den mir gütigst übersandten Entwurf unverzüglich den Flammen zu übergeben."
Cs folgt das Kapitel „Ter Kronrat". in dem die s 0 zialen Ideen des nun zur Macht gelangten Kaisers den Gegensatz zu Bismarcks Anschauungen vertiefen. In dieser Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Kanzler meint Bismarck, man müsse die murrenden Arbeiter zu Paaren treiben, während Wilhelm von einer Versöhnung der Klassen träumt, die er durch Schutzgesetze für die Arbeiter erlangen will. Bismarck sagt, der Kaiser wolle den Arbeiter — durch Bestimmungen über Stundenzahl und Ruhe — zum Feiern bringen, wo er selbst arbeiten wolle. Auch betont er gegen den Kaiser in jenem Kronrat und den darauffolgenden Verhandlungen wiederholt, mit Streiks heitren" die Fabrilherren allein fertig zu werden. Das ginge den Staat nichts an. Bismarck gab jedoch nach und Wilhelms Arbeiterschutzgesetz ging durch. Tie Spannung wuchs. Ter Einfluß Böttichers, den Bis- marck selbst ins Amt gebracht hatte, auf den Kaiser nimm; zu. Von nun an hält sich Bismarck nach -seinen eigenen Mitteilungen an tägliche Notizen, die erweisen, daß er die Krisis nahen fühlt- Zum ersten Mal wird von Bismarck der Gedanke erwogen, ob er nickt freiwillig gehen soll. Zwei- oder' dreimal betont er den Gedanken: Hätte er deutlich gewußt, daß man ihn wirklich gehen lassen wollte, so Hütte er es sicher dem Kaiser bequemer gemacht-
Ter entscheidende Augenblick naht heran. Es ist im Januar, im Februar 1890, einige Wochen vor der Entlassung, in einem neuen Konflikt mit seinem Herrn in einer Szene im Berliner Schloß, die er ansckaulich schildert, als Bismarck plötzlich die Frage stellt: „Es scheint, ich biwEw. Majestät im Wege". Ter Kaiser schweigt, bejaht also. Jetzt schlägt die Stimmung des Kanzlers uni, und der alte Trotz wendet sich gegen den Bedrücker, um ihm den Ab-,
schied möglichst schwer zu machen, 1
Tas Kapitel „Meine Entlassung" zeigt einen Rann, der nach allem, was er für den Staat geleistet Hai, nichc still Weggehen, sondern mit einem Krach zm.'i Gehen gezwungen werden soll. Bei mehreren Sitzungen, bei denen der Kaiser den Vorsitz führt, nimmt das' gesamte Kabinett teils durch Abstimmung, teils
durch Stellung gegen den Kanzler für den Kaiser Partei, und als Bismarck nachher fragt, warum?, erwidert
ihm einer: „Es muß etwas geschehen, um
ihm zu gefallen." Bismarck knüpft daran die dmhafte Bemerkung, er freue sich, die Macht des Königs von Preußen so stark gefestigt zu finden, die als er eintrat, sy sehr erschüttert war.
Folgen des Weltrnarktpreissturzes.
Tie Ueberfüllung des Warenmarkts hat bereits in den ^reinigten Staaten, aber in geringerem Umfang auch in
zu einer gefährlichen Geschäftsstok- lrbeitslosigkeit geführt, die einer
anderen wandern
kung und zu Arbeitslos iglest geführt, die euren beträchtlichen Preissturz zur Folge harte. So ist an der Börse von Neuyork der Baumwollpreis von 31 Dollar (Mitte September) auf 16.23 Tollar (3. Dezember) gefallen, der Kaffee von 8 auf 7, Schmalz von 20.80 auf 16, Weizen von 276 aus 202. An der Börse von Chicago fiel in der gleichen Zeit der Weizen von 240.90 auf 169.60, Mais von 132.90 auf 71.50. ' Für Teutschland hat dies? Preisbewegung wenig, oder keinen Einfluß, da der ständige Rückgang unseres Markkurses den Preisrückgang auf dem Weltmarkt mehr als ausgleicht;, die Einmuhr von Lebensmitteln und Rohstoffe wird also nicht erleichtert, sondern viel- rpehr erschwert, weil durch das Ueöerangcbot auf dem Weltmarkt die deutsche Ausfuhr zurückgedrängt wird ünd es daher immer schwieriger wird, die nötigen Auslandswechsel (Devisen), mit denen das Ausland die deutschen Ausfuhrwaren bezahlt, zu des Haffen, um mit ihnen wieder die vom Ausland zu kaufenden Lebensmittel und Rohstoffe zu bezahlen. Wäre dies nicht so, so wäre eher daran zu denken, daß die deutsche Valuta sich in nächster Zeit wieder erholen könnte. Aber das amerikanische Kapital, das allein eine durchgreifende Hilfe für unsere Währung leisten könnte, hat ein noch' größeres Interesse daran, daß der deutsche Wettbewerb bei der Ueberfüllung des amerikanischen Marktes vom Weltmarkt ferngehalten wird, als daß Teutschland für die amerikanischen Waren kaufkräftiger gemach; wird- Tenn bei dem entsetzlichen Warenmangel Teutschland- auf gewissen Gebieten wird es wohl oder übel kaufen müssen, gehe es wie es will, und es wird eben feine letzten Kräfte und Mittel dranzugeben haben, um die nicht zu vermeidende Einfuhr zu bezahlen. Andererseits sucht das ausländische Kapital, und vor allem das amerikanische, die günstige Gelegenheit des tiefen Markkurses wieder so auszubeuten, daß es sich in Teutschland festsetzt. So hat dieser Tage die Deutsche Erdöl-Aktien- Gesellschaft (Teag) ihr Aktienkapital auf 100 Millionen Mark erhöht und die Deutsche Petroleum A.-G. Berlin wird ebenfalls ihr Kapital um 65 Millionen aus IM Millionen Mark erhöhen. Ter Kurs dei" Teag war am Tage des Bekanntwerdens der Kapitalerhlhung auf 2175 vom Hundert gestiegen, der Kurs der Petroleum- A.-G.»hat 2000 v. H. überschritten. Wie es heißt, soll Geld aus Holland in diese Gesellschaften eingeflossen -sein. Ferner aber beabsichtigt der amerikanische Großindustrielle Ford die Massenherstellung von R : r- pflügen in Teutschland, wozu zunächst die Motoren noch von Amerika geliefert, die übrigen Teile aber in Teutschland hergestel'lt werden. Tie Berliner Metallwarenfirma Ehrlich und Gr ätz ist mit Ford in ein festes Vertragsverhältnis getreten. Tie Firma wird außer Motorpflügen später auch KRaftwagen bauen und zwar satten die Erzeugnisse der Fabriken — es dürften wohl da und dort Zweigniederlassungen ausgenommen oder neu errichtet werden — nicht nur dem deutschen Bedarf dienen, sondern es soll auch eine Ausfuhr ins Auge gefaßt sein. Ter deutschen Industrie erwächst somit ein gefährlicher Wettbewerb des fremden Kapitals im eigenen Land, dessen sie sich nur durch die äußerste Kraftanstrengung und die ganze Entfaltung ihrer erprobten Tüchtigkeit und Anpassungsfähigkeit wird erwehren können. Ohne organisatorischen Zusammenschluß der deutschen Industrie würde in dem bevorstehenden Wettkampf Wohl mancher hoffnungsvolle Betrieb dem Untergang geweiht fein.
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Chicago, 13. Tez. Tie Konferenz für Auslandshandel Hai beschlossen, mit einem Aktienkapital von 100 Millionen Tollar eine Ausfuhr-Handelsgesellschaft einzurichten. Tiefe Gesellschaft hat die Ausgabe, die Ausfuhr der Vereinigten Staaten, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen leidet, wieder zu heben.
In zahlreichen Silberbergwerken der Vereinigten Staaten, in Kanada und Mexiko ist wegen des Sinkens des Silberpreises die Arbeit eingestellt worden.
Neues vsm Tage. *
Rücktritte?
Berlin, 13. Tez. Die „Montagspost" meldet, der Staatssekretär in Reichsfinanzministerium Mösle werde demnächst aus dem Amt scheiden und eine Stellung
Ferrrrnf 4St.
S4.1alirgan-
in der Industrie übernehmen. (Mösle, ein Freund ErK- bergers, ist bekanntlich ein Schwabe.) Nach der „Morgenpost" wird auch der „Sparsamkeitskommissar" Tr. Carl zurücktreten, da er im Reichsfinanzministerium nicht die nötige Unterstützung finde.
Bcamtenumzng.
Berlin, 13; Tez. Ans Veranlassung des Deutschen Beamtenbunds veranstaltet"!! aeRrn die Reichs-, Staatsund Gemeindebeamnm von verschiedenen Teilen der Stadt Umzüge nach dem Lnstgarien, an denen sich viele Tausende beteiligten. Im Zug wurden Takeln mit Aufschriften der Beamtenchrd-'rungen getragen. In der Massenverschammlung im Lustgarten wurde eine Entschließung angenommen, - di? gegen die Ablehnung der Teuerungszulage durch Regierung und 'Reichstag scharfen Widerspruch erb-bt? di? bewilligte Erhöhung der Kinderzulaaen komme nur einem kleinen Teil der Beamtenschaft zugute. ES wurde die Beseitigng des Lebensmittelwuchers und die Anpassung der Gehälter an die wirüchaftlicke Lage verlangt. Nach den Vev- sammlungcrednern kamen die Radikalen zum Wort, die gegen die Regierung sprachen und die Einziehung des Vermögens der HobenzoOeni verlangten. Tie Beamten sollen oem Beamtenüund die Gefolgschaft avfsagen. ' Der Verband beharrt auf der Entwaffnung.
Berlin, 13. Tez. Dem Auswärtigen Amt ist schon gestern, bevor die deutsche Note vom 9. Dezember in Paris, Brüssel und London übergeben sein konnte, eine Antwort der Ueberwachungskommission zugestellt worden, daß der Verband die von der Reichsregierung geforderte Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse in Bayern und Ostpreußen bezüglich der Entwaffnung der Einwohnerwehren nicht anerkenne und daß er die Mitteilung erwarte, welche Maßnahmen die Negierung für die Durchführung der Entwaffnung zu ergreifen gedenke. Diese Antwort wap offenbar schon lange vorbereitet. Tie Reichsregierung wird die Verbandsregierungen durch die Botschafter ersuchen, die von ihr erhobenen Vorstellungen nun selbst zu prüwn.
Das Volksbegehren in München.
München, 13. Tez. -Bei der gestrigen Volksabstimmung über die Anückiing von Gemeindeneuwahlen zum Stadtrat, dessen Mehrbcit gegenwärtig sozialistisch ist, wurden 179 418 Stimmen bei 388 758 Wahlberechtig- tigten abgegeben. Ta nach der bisherigen Gesetzesauslegung zur Volksabstimmung mehr als die Hälfte der in den „Abstimmungslisten" (statt „Wählerlisten") eingetragenen Personen erforderlich ist, wozu in diesem Fall 194 380 Stimmen nötig gewesen wären, so werden die bürgerlichen Parteien beantragen, das Erfordernis nach den Wählerlisten als gegeben zu erachten, wofür es auch ausreichen würde. Wenn der ablehnende Standpunkt der Sozialisten von den entscheidenden Stellen angenommen würde, so würde eine neue Abstimmung nötig werden.
Wirtschaftlicher WochenüberbliÄ.
Geldmarkt Es «eht W on wieder rückwärts mit der deutschen Valuta im Ausland, di» Ursachen iieqcn nicht ganz Klar: fl» scheinen zum Teil auck spekulativer Natur ru sein. ,in der Hauptsache aber wo'N do»a>ck zu beruhen, dak die Steuerflucht wieder um jeden Preis fremd- Valuten kauft und die deutsche entwertet. Di» Zwanasgnleibe scheint in dieser Beziehung gewirkt zu haben Am Ich Dezember abends wurden lON-deutsche Mark In Zürich mit 3 82'4. am 4. mit 9.12 Franken bewertet: in Amsterdam mit-4.45 (4.72-4) Gulden: in Wien mit 702 (722) Kronen: in Praa mit 09.75 019.25) Kronen: in London mit 2.56s/, (2.?8s Schilling: .in Neupork mit 134 (1.38) Dollar:- in Varls mit 22zl, (2Zt?r) Franken. Geld scheint immer noch flüvia zu t»in
Vö»f». Seitt-em der D'N'1»nma»kt wieder in« Schwanken g»- raten Nt. ae>'ört säst da* aeta-nte Interesse der Börsenspekulation den Valuw-'auieren. Knlmnalwerti- und ausländische Anleiben werden unIunia drau^o gekauft. Da-wh»,, mukchn snaar die deutschen MouwTimertc ">rücktr»t,n. in denen es »rhkbliche Kurs- abschwächiina-u nab Die Bankaktien liegen ziemlich behauptet. Festnk--in»tw-» Auina-werle waren ober »twas fester: Krieas- anleibe 77.35 Reichsschntzlcheine 93. 4p»o->. Württemberqer 82.50.
P-o'-ukt-umnrKt Da .unsere Valuta sich verschlechterte." zogen die Preise am Produktenmarki wieder an. Dar Geschäft war die aan-e Mache über recht lebhaft.
Warenmarkt D»r Walser» und Svommanael saßt allmäb- Nch nach. Das Weibnach'saesch 8 *t in TeOilarükeln bat kräftige Nachbestellungen ,,,r Folge. Vreisoeränderunaen sind in der letzten Woche nicht bekannt qewarden. Daaeaen hält der Rückgang in den .sgäutevrcilen au. ^ Die letzte Versteiaerunq in Ulm war ganz Vau und eraab Preisermätzigunaen bei Dchsenhäuten