nztalbote)

für Wildbad. Chronik und Anz-igmblatt für das obere Cnztal.

Crlcveint lägliäi, ausgenommen äonn- u. keiertsgs. kerugspreis monvtlicti Mk. 4.30. vierteljäkrlicb 13.50 krei ins Haus gelielerl: ciurck ciie Post bezogen im innercieuilckien Vecketir Mk. 13.50 unc! 90 pkg. post- bestellgels.

Anreigenpreis: sie einspaltige petitreile oäer «irren kaum 50 pfg., auswärts 60 Mg., keklamereiien ILO Mk.. bei grökeren Aufträgen Habatt nacki Carik. äckiiuö 3er Anresgenannakme: täglicb 8 Ulir vor­mittags.

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und' Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Nummer 286

Fernruf 179.

Miläbuä. Mittwocki, äen 8. Dezember 1920.

DieVi«

Tic Verhaudlungeu in

D

Jahr 1913 ein Bestand von »und 4siz Millionen, Jahr 1919 ein solcher von rund 3'/r Millionen; un-

iaris wegen der Viehliefenmgen an Frankreich, Keuchen, Italien und Serbien sind am 3.. Dezember vom Wiederherßeiluugsausschuß zusammen mit ' der deutschen Abordnung zu EuK geführt worden. Der Ausschuß, gibt vor, das; seine Anforderung einvernünf­tiges Maß" darstelle, er fügt aber bei, sich das Recht vorzubehalten, die gesamten Mengen, die in den ursprünglich vorgelegten Listen verzeich­net stehen, zu fordern. Diese Listen waren seiner­zeit der deutschen Regierung so übermittelt worden, wie sie in den einzelnen Regierungen von den früheren wirk­lichen oder angeblichen Besitzern eiugereicht worden wa­ren. Darin waren aufgezählt Pferde, Kühe, Motoren,' landwirtschaftliche Geräja und die kleinsten Gegenstände des täglichen Gebrauchs bis hinab zu den Mausefallen. Eine Zusammenstellung aus diesen Listen ergab, daß an Pferden gefordert wurden von Frankreich 51 664 Stück, von Belgien 40 000, von Italien 5100, von Serbien 53 200, zusammen also 149 964; an Rindern von Frankreich 510 000, von Belgien 210000, von Ita­lien 11150, von Serbien-157 000, zusammen 888150; davon 640 000 Kühe und tragende Färsen; an Schafen von Frankreich 276 835, von Belgien 200'000, von Serbien 420 000, zusammen 896 835; an Ziegen von Frankreich 25165, von Belgien 2000, zusammen 27165; an Schweinen insgesamt 15250; an Geflügel von Frankreich 940 000, von Belgien 800000, zusammen l 740 000; an Kaninche n 200 OOP.

Bei den Verhandlungen trat der feindliche Ausschuß der deutschen' Abordnung sofort mitstatistischem Ma­terial" entgegen, das einen Vergleich des deutschen Vieh­bestands darstellen sollte. Danach ergäbe sich für Pferde

im ' - - - ... .-

sim

ter Berücksichtigung der abgetretenen Gebiete sei eine Verminderung von rund 380000 Pferden festzustellen. Ter Bestand an Klaucnvieh im Jahr 1913 sei rund 21 Millionen gewesen, im Jahr 1919 rund 16sir Millio­nen; in Anbetracht-der losgerissenen Provinzen sei eine Verminderung von 1400000 festzustellen. Schafe hät­ten wir 1913 rund 5pz Millionen besessen, Ende 1919 rund 5 400000, so daß unter Berücksichtigung der Ver­kleinerung des Reichsgebiets eine Vermehrung von rund 600000 festzustellcn sei. Ziegen hätten wir gehabt 1913 rund 3s4, 1919 rund 4 Millionen; der Verband stellt danach eine Vermehrung von 850 090 fest.

Diese Zahlen wurden zwar von einzelnen Herren der ^deutschen Vertretung bestrittwi, dienten dann aber doch als Grundlage der weiteren Verhandlung. In Wirklich- lichkeit ist der deutsche Viehbestand folgender. Die letzte Friedenszählung im Dezember 1912 ergab für Deutsch­land, ohne die verlorenen Gebiete, über 9 Millionen Milchkühe; in demselben Gebiet waren am 1. Juni 1920 nur noch 7 300000 Milchkühe vorhanden. Gleichzeitig ist auch der Milch er trag' ganz beträchtlich zurück- gegängen, d.nn währ^d er für die Zeit vor dem 'Kstieg auf 2700 Liter jährlich für die Kuh geschätzt wurde, kauu kw jetzt nur noch auf 1100 Liter angenommen wer­den. Beides, der Rückgang der Zahl und des Milch- >ertrags zusammengestcllt, ergibt für Deutschland eine Verminderung der Milcherzeugung von rund 24,4 Mil­liarden (1912) auf 8 Milliarden Liter im Jahr 1920.

Es war von vornherein unmöglich, eine Verminderung der Forderungen zu erlangen. Wir stehen also vor der Tatsache, daß Deutschland alles das liefern soll, was. den feindlichen Regierungen von den einzelnen Besitzern ihrer Läuver als angeb­lich a b ha n d en g e k o m m e n eiugereicht wurde, ohne Rücksicht darauf, aus welche Wcise das geschehen war, und ohne Rücksicht daraus, daß erfahrungsgemäß die ehe­maligen Besitzer grundsätzlich mehr anzugeben pflegen, als sie vorher besessen haben.

In Paris wurde nun festgesetzt, daß Deutschland an Geflügel und Ziegen innerhalb 6 Monaten, an Schweine.il innerha.b 3 Jahren die in den Listen aufgeführte Ges amtsumme zu liefern habe. Als vor­läufige Lieferung innerhalb einer Frist von 6 Mo­naten sollen 30 000 Pferde, 125000 Schafe, 60 000 Stiere, Ochsen usw., sowie 30 000 tragende Kühe und Färsen geliefert werden. Ter Wiederh.'rstellungs- ausfchuß kündigte an, daß er vor Ablauf dieser sechs

Monate eine neue Entscheidung zur Lieferung der weiteren, noch aussteh.udeu Mengen treffen werde. Die deutsche Regierung gab die Erklärung ab, daß sie bereit sei, ihr möglichstes zu tun) daß eine June- Haltung der übernommenen Verpflichtungen jedoch nur möglich sei, wenn auf das Alter, Gewicht und die Durch­schnittsbeschaffenheit des derzeitigen' Viehbestands in Deutschland Rücksicht genommen uno dem Vorkommen der einzelnen Gattungen Rechnung getragen werde. Dies war um so notwendiger, als in dieser Beziehung bei den von Deutschland schm geleisteten Abschlagsliefe­rungen, die ofsciwar aus die Gesamtsumme gar nicht in Anrechnung kommen sollen, uns große ungerechtfertigte Schwierigkeiten gemacht worden waren.

Bei den Verhandlungen in Paris ist also für Deutsch­land nichts erreicht worden, nur daß der Aderlaß nicht aus einmal vollzogen wird. Bor allem haben wir Grund, der weiteren Milch Versorgung mit größ­ter Sorge entgegenzusehen, zumal die Beschaffung des Kraftfutters für du" uns noch verbleibenden Kühe auf immer größere Schwierigkeiten stößt und ihre Lei­stungsfähigkeit immer weiter eingeschränkt wird. Wer­den zudem noch Tausende von Milchkühen im nächste» Jahr sortgenommen, dann werden wir uns auf ein« abermalige Einschränkung des Milchverbrauchs einzu- richten haben. Dazu kommt der gewaltige Ausfall' an Fl ei sch und el' w" ' '--en. die das Rind al< Zugtier und als Tüpgererzeuger für die Landwirtschaft, besonders für die mittleren und kleinen Betriebe, liefert. Und endlich: wie oft noch soll die Forderung von 100 000 Stück Vieh im Jahr uns gestellt werden? Das Pariser Abkommen läuft, wie aus der angeführten Bemerkung klar hervorgeht, auf eine ständige, lange Zeit hindurch andauernde Bedrohung der deutschen Landwirtschaft und der dringendsten Lebenshaltung hin­aus, wobei noch sehr fraglich ist, ob es da bei bleibt, und ob nicht die Nichterfüllung der- vertraglichen Bin­dung dazu benutzt wird, Deutschland insgesamt in ähn­licher Weise zu bedrohen, wie es beim Abkommen von Spa geschehen ist. Tie augenblicklicheErleichterüng" kann also in keiner Weise als ein Zugeständnis oder gar Entgegenkommen aufgefaßt werden. Der Krieg gegen die deutsche Zukunft geht Leiter.

Neues vom Tage.

Kundgebung der Eisenbahner.

Berlin, 7. Dez. Ter Vorstand des Deutschen Eisenbahnerverbands erklärt zu der Ablehnung der Lohnforderungen durch den Hauptausschuß des Reichs­tags: Der Verband wird noch einmal versuchen, die Verhandlungen mit der Regierung aufzunehmen. Ist der Erfolg unbefriedigend, so wird der Verband über Mittel und Wege beschließen, die dann zur Anwen­dung zu bringen sind. Gefordert wird ein Teurungs­zuschlag (ohne Rücksicht auf die Höhe des Dienstein­kommens) in den drei Ortsklassen von 8000, 7500 und 7000 Mark für planmäßige und nichtplanmäßige Be­amte. Die Kindcrzulagen sollen verdoppelt werden.

Das Berliner Wachregimcnt.

München, 7. Dez. In Berlin soll, wie schon be­richtet wurde, ein besonderesWachregiment" errichtet werden, zu dessen Aufstellung jedes Land einen gewis­sen Teil aus den bestehenden Reichswehrtruppen abgeben soll. Bayern hätte zwei Kompagnien zu stellen. Die bayerische Regierung hat aber gegen die Truppenforde­rung Widerspruch erhoben, der. in derMünch. Augsb. Abendztg." damit begründet wird: Die Folge der Trup- penauswechslung würde sein, daß nach und nach alle bayerischen Regimenter dem zersetzenden Geist der Ber­liner Wühler ausgesetzt würden. Die Bestrebungen in Berlin, die politische Wühlarbeit auch in die Reichs­wehr hineinzutragen, sind >ja bekannt. Das Reichswehr­ministerium wird durch das Herauziehen von Truppen, die deni Berliner Geist noch nicht ausgesctzt waren, die Sicherheit Berlins nicht bezwecken, sondern das Gegen­teil: die Verseuchung der ganzen Reichswehr.

Die Regierung in Sachsen.

Dresden, 7. Dez. Nach den Blättern ist eine Ei­nigung zwischen den Sozialemokrdaten und den Unab­hängigen über die Bildung der Regierung zustande ge­kommen. Tie Unabhängigen stellen das Ministerium

Fernruf 17S

54.1elki-gkmg

oes Innern, oes Kultus uno oas Arverrsnttnistermm. Tie Sozialdemokraten haben das Präsidium und die übrigen Ministerien. Tie Mehrheit beider Parteien im Landtg beträgt nur zwei Stimmen.

Die schwarze Schande.

Trier, 7. Dez. Ein von einer Abendgesellschaft Heim­kehreudes Brautpaar wurde von farbigen Franzosen über­fallen und das Mädchen im Gebüsch eine Stunde layL mißhandelt.

Die Verwaltung des Freistaats Danzig.

Danzig, 7. Dez. In der gestrigen Sitzung der Verfassunggebenden Versammlung erklärte sich diese ge­gen die Stimmen der Sozialdemykraten, Unabhängigen und Polen zuin Voltsrat. Letztere drei Fraktionen verließen daraus den Saal. Sodann wurden mit allen 68 anwesenden Stimmen Oberbürgermeister Sahin zum Präsidenten des Senats, Oberverwattungsgerichtsdirek- tor"Tr. Zehm zum stellv. Präsidenten auf 12 Jahre gewählt.

Streik.

Köln, 7. Pez. Heute haben 25000 Arbeiter der Tex­tilindustrie des München-Gladbacher Bezirks die Arbeit niedergelegt. Ihre Lohnforderungen waren be­willigt worden, die Einführung der 46stündigen Arbeite« Woche jedoch nicht. ' >

Beamtenstreik in Oesterreich.

Wien, 7. Dez. Gestern sind etwa 20000 Beamte des mittleren Dienstes in den Ausstand getreten. Eine Reihe von Tienstzweigen ist vollständig lahmgelegt, so daS Kassenwesen, die Steuerämter, das Stempel- und Post­amt, das Zollamt. Bundeskanzler Dr. Mayr erklärte, die Lage des Staats mache es unmöglich, die Gehalts- forderungen der Beamten zu erfüllen.

Linz, 7. Dez. Seit gestern Mittag ruht der Straßen- batzuverkehr infolge Streiks der Straßenbahner. Wie die Blätter melden, ist der Streik deshalb ausgebrochen, weil ein, Wagenführer, der vor etwa 6 Monaten einen Geschäftsdiencr überfahren und schwer verletzt hatte, zu 3 Monaten Arrest verurteilt worden war und gestern das Urteil in der Berufungsverhandlung vor dem Land­gericht bestätigt worden war.

Lvsterrcichische Beamte für Holland.

Berlin, 7. Dez. Wie derBert. Lokalanz." aug Wien meldet, hat sich die holländische Regierung be­reit erklärt, 3000 österreichische Staatsbeamte für Esi- senbahuzwecke zu übernehmen. Zahlreiche Beamte haben; sich bereits gemeldet. ' :

Vom Völkerbund.

Genf, 7. Dez. Dem Vertreter von Havas erklärt« Pueyrredon (Argentinien), er habe in Genf nur dir Grundsätze Argentiniens vertreten: niemand habe ei«' Recht.'ihn als Fürsprecher Deutschlands zu bezeichnen.

Die Aufnahmekommission, die bereits die Zulassung Armeniens zum Völkerbund ausgesprochen hatte, be­antragt jetzt (nach dem Wink von der Londoner Konfe­renz), Armenien wegen-der unsicheren Lage nicht auf- zuuehmen. (In Armenien soll nach neueren Meldun­gen eine bolschewistische Herrschaft errichtet worden sein.)

Die Volksabstimmung in Griechenland.

Nom, 7. Dez. Tie römischen Blätter stellen fest, daß >die Volksabstimmung eine gewaltige Mehrheit für die Rückkehr des Königs Konstantin ergeben hat. Kur aus der Insel Kreta, der. Heimat Venizclos, in Klein- asieu uich in Thrazien ergab sich eine kleine Mehrheit gegen den König.

Tic Volksabstimmung in Athen ergab 99 Proz. für und 1 Proz. der Stimmen gegen die Rückkehr König Konstantins. Tie Zahl der Stimmenenthaltungen ist- unbedeutend. Die Straßen der Stadt sind beflaggt. Es herrscht eine festliche Stimmung.

Athen, 7. Dez. Tie griechische Regierung wird die Verbandsregierungen ersuchen, ihre Beschuldigungen der angeblichen Unaufrichtigkeit des Königs Konstantin und der Vcrbaudsseindlichkeit Griechenlands zu begründen. Ministerpräsident Rhqllis erklärte, er begreife die Haltung des Verbands nicht, da Griechenland sich zur Eriülluug aller seiner Verpflichtungen bereit erklärt habe.

Smhrna, 7. Dez. Ter französische KreuzerErnest Renan" ist am 3. Dezember hier eingetroffen. Nach